Artikelinhalt in der MAZ - DIE LINKE. Zossen

Quelle: Märkische Allgemeine, Zossener Rundschau, 04.12.2010
„Was machen wir jetzt mit dem Drama?“
Nordumfahrung Hauptausschussmitglieder uneins über Kriterien der selbst beschlossenen
Bürgerbefragung
Von Fred Hasselmann
ZOSSEN Und es gibt ihn doch, den kleinsten gemeinsamen Nenner, auf den sich die Vertreter der
verschiedenen Fraktionen im Hauptausschuss am Donnerstagabend verständigt haben. Einig war
man sich von Plan B bis Linke, von CDU bis SPD, von VUB bis Bündnis 90/Die Grünen und FDP, die
geforderte Bürgerbefragung zum Thema Nordumfahrung Dabendorf im Zeitraum vom 7. bis 22. März
2011 durchzuführen. Einigkeit herrschte auch darüber, dass die Unterlagen – farblich unterschiedlich
für Dabendorfer und „Rest-Zossener“ – 14 Tage vorher bis spätstens 4. März 2011 an die Bürger
verschickt werden. Und dass die öffentliche Auszählung am 23. März ab 10 Uhr im Zossener Rathaus
erfolgt.
Aber das war’s dann auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Oder? Nein! Halt! Auch darüber, dass
nur all jene an der Bürgerbefragung teilnehmen dürfen, die mit Stichtag 21. Januar 2011 in Zossen
gemeldet sind, herrschte Konsens. Laut Rechtamtsleiter Raimund Kramer geht die Stadtverwaltung
von gegenwärtig 14 700 Wahlberechtigten (ab 18 Jahre) aus. Doch da gibt’s schon das erste, wenn
auch noch kleine Problem. Die Fraktion von SPD/Linke/VUB möchte gern, dass auch 16- und 17Jährige bei der Bürgerbefragung mitmachen dürfen. Ein Vorschlag, der am Donnerstag bei einer Art
Probeabstimmung im Hauptausschuss klar durchfiel.
Doch erst dann wurde es richtig knifflig und kontrovers. Ein Quorum muss her, soll heißen: Bei
wieviel Prozent Beteiligung macht die Befragung Sinn, um wirklich repräsentativ und aussagekräftig
zu sein? 10 Prozent, wie es einem Teil der Nordumfahrungsgegner offenbar genügt? Oder
mindestens 30 Prozent, wie von Peter Hummer (Plan B) gefordert? Als man sich schließlich bei etwa
20 Prozent näherkam, stand schon die nächste Frage im Raum: 20 Prozent aller Befragten oder soll es
ein unterschiedliches Quorum zwischen Dabendorf – von der Sache her natürlich mehr betroffen als
Wünsdorfer oder Schöneicher – und dem Rest der Großgemeinde geben? Gudrun Timm (VUB)
plädierte für ein einheitliches Quorum. „Wir sind doch eine Gemeinde.“ Das sahen auch noch einige
andere, aber längst nicht alle Abgeordneten so. Deren Argument in der Pause: Was interessiert’s den
Neuhofer oder Kallinchener, wenn in Dabendorf ein Sack Reis umfällt?
Dann kam die Gretchenfrage des Abends: Müssen und werden sich die Stadtverordneten überhaupt
an das Ergebnis der Befragung – egal, wie es ausfällt – halten? Fazit: Sie müssen und werden es nicht
tun. Für Olaf Manthey (Plan B) Grund genug, nach einer kurzen Verschnaufpause die Anwesenden
mit dem Vorschlag zu verblüffen, auf die Bürgerbefragung – wenn sie denn ohnehin ohne
Verpflichtung bleibt – ganz zu verzichten und das gesparte Geld – mehr als 30 000 Euro – fürs Haus
der Demokratie oder einen Spielplatz in Schünow zu verwenden. Zeit für die Frage von Hermann
Kühnapfel (CDU): „Was machen wir nun mit dem Drama?“ Die Antwort gab die Uhr. Es war schon
nach 22 Uhr, als Bürgermeisterin Michaela Schreiber (Plan B) die Sitzung des Hauptausschusses für
diesen Abend schloss und einen Fortsetzungstermin vorschlug. Ihr zwischenzeitlicher
Kompromissvorschlag, die Befragung nur in Dabendorf durchführen zu lassen und das gesparte Geld
anderweitig sinnvoll zu verwenden, stieß bei Ausschussmitgliedern wie Carsten Preuß,
Fraktionsvorsitzender von SPD/Linken/VUB, auf wenig Gegenliebe. Und so blieb es bei dem kleinsten
gemeinsamen Nenner, dem geplanten Termin. Doch über das Wie und den wahren Wert einer
solchen kostspieligen Befragung herrscht weiter Unklarheit.