4/2014 · 15.01.2015 Vorwort Sehr geehrte Damen und Herren, die Pensionskassen ziehen die Bilanz 2014 und können für das abgelaufene Jahr ein erfolgreiches und überdurchschnittliches Veranlagungsergebnis vorweisen. Die dafür ausschlaggebenden Faktoren werden in einem Kommentar analysiert und ebenso Perspektiven für das Jahr 2015 skizziert. Bei der gerade in Verhandlung stehenden Steuerreform setzen sich die österreichischen Pensionskassen dafür ein, dass zukünftig auch die Arbeitnehmerbeiträge zur betrieblichen Altersvorsorge steuerlich absetzbar werden. Damit würden Pensionserhöhungen für alle Arbeitnehmer möglich werden. Mit freundlichen Grüßen und den besten Wünschen für das neue Jahr, V.Dir. Mag. Andreas Zakostelsky Dr. Fritz Janda Obmann Geschäftsführer 1 PENSIONSKASSENBRIEF 4/2014 Inhaltsverzeichnis Vorwort 1 Veranlagungsergebnis 2014 3 Märkte und Einflussfaktoren 2014 7 Wirtschaftlicher Rückblick und Perspektiven für 2015 8 Enquete im Parlament 12 Über den Fachverband der Pensionskassen 18 2 PENSIONSKASSENBRIEF 4/2014 Österreichische Pensionskassen veranlagen 2014 sehr erfolgreich: Plus von 7,85 Prozent erwirtschaftet Zakostelsky: „Für unsere Kunden ist dieser Ertrag des Gesamtjahres 2014 eine sehr gute Nachricht, besonders auch im Vergleich zu anderen Anlageformen. Es ist an der Zeit, die Möglichkeit für solche Pensionserhöhungen mit der Steuerreform für alle Arbeitnehmer zu öffnen!“ Die österreichischen Pensionskassen haben mit 31. Dezember 2014 für das Vorjahr ein Veranlagungsergebnis von durchschnittlich plus 7,85 Prozent für ihre Kunden erwirtschaftet. Der langjährige Durchschnitt (seit 1991) liegt damit aktuell bei plus 5,71 Prozent, im Durchschnitt der letzten fünf Jahre sind es plus 4,95 Prozent pro Jahr. Derzeit haben rund 856.000 Österreicher oder 22 Prozent der österreichischen Arbeitnehmer Anspruch auf eine Firmenpension. Insgesamt veranlagen die 14 Pensionskassen ein Vermögen von über 19,5 Mrd. Euro – sie sind der größte private Pensionszahler Österreichs. „Die Pensionskassen haben eine weitere deutliche Steigerung nach dem guten Jahr 2013 erreicht“, freut sich Mag. Andreas Zakostelsky, Obmann des Fachverbandes der Pensionskassen. Im Jahr 2013 erwirtschafteten die Pensionskassen ein Plus von 5,01 Prozent. „Das Veranlagungsergebnis 2014 von plus 7,85 Prozent wird noch beeindruckender, wenn man es im Kontext mit den derzeit aktuellen Tiefst-Zinsen und den Erträgen anderer Veranlagungsformen sieht“, verdeutlicht Zakostelsky. Dieser Veranlagungserfolg konnte vor allem durch die positive Entwicklung an den Kapitalmärkten erzielt werden. Sowohl die Aktienmärkte als auch die Anleihenmärkte haben große Kursgewinne erzielt. Stark wirksam sind bei den Pensionskassen auch die diversifizierte Veranlagungsstruktur und das aktive Veranlagungsmanagement, mit dem auf Veränderungen rasch und professionell reagiert wird. Denn Pensionskassen veranlagen zum einen ertragsorientiert für ihre Kunden, achten aber gleichzeitig äußerst sorgfältig auf das Risikomanagement. 3 PENSIONSKASSENBRIEF 4/2014 Vorsichtig optimistische Erwartungen für 2015 Die Rahmenbedingungen geben zur Zeit Anlass für vorsichtigen Optimismus. Das Zinsniveau bleibt zunächst äußert niedrig, die Aktien- und Anleihenmärkte befinden sich aktuell weiter in einem Aufwärtstrend. Für 2015 wird das Wirtschaftswachstum für Österreich auf zwischen plus 0,5 Prozent (Quelle: WIFO 18.12.2014) und plus 0,7 Prozent (Quelle: OeNB 5.12.2014) geschätzt. „Trotz eines weiterhin schwierigen Umfelds und zu erwartenden Schwankungen durch übergeordnete Faktoren – Stichwort „Ölpreis“ – erwarten wir auch 2015 eine Performance im langjährigen Durchschnitt“, fasst Zakostelsky zusammen. Steuerreform: „Den Weg für Pensionserhöhungen für alle Arbeitnehmer öffnen“ Derzeit werden die einzelnen Säulen der Altersvorsorge (staatliche, betriebliche und private) unterschiedlich besteuert. Die österreichischen Pensionskassen fordern, dass bei der kommenden Steuerreform auch die Arbeitnehmerbeiträge zur Altersvorsorge steuerlich absetzbar werden. Es sollte jetzt die Chance genutzt werden, eine klare und durchgängige steuerliche Struktur für Beiträge zur Altersvorsorge zu schaffen. Damit könnten bis zu weitere 78 Prozent der Arbeitnehmer, die noch keine Firmenpension erhalten, von einer Zusatzpension profitieren. Konkret schlagen die Pensionskassen vor, dass im Zuge der derzeitigen Steuerreform die zu fördernden Produkte eindeutig definiert werden und diese Zuordnung auch langfristig beibehalten wird. Im Gegensatz dazu erschwert ein ständiger Wechsel der förderungswürdigen Produkte, der Rahmenbedingungen und der Förderungshöhe den Überblick für die Betroffenen. Das führt auch zu höherem Verwaltungsaufwand und entspricht nicht dem langfristigen Charakter einer Altersvorsorge. Absetzbarkeit der Arbeitnehmerbeiträge Die Pensionskassen fordern vorrangig die Einführung des international üblichen Prinzips der aufgeschobenen Besteuerung für Arbeitnehmerbeiträge. Dabei wird erst 4 PENSIONSKASSENBRIEF 4/2014 die Auszahlung der Pension besteuert, derzeit müssen die Eigenbeiträge der Arbeitnehmer vom Netto-Einkommen bezahlt werden. So wird die steuerliche Absetzbarkeit der Eigenbeiträge zu Firmenpensionen auch für Arbeitnehmer und in der Eigenvorsorge der Arbeitgeber möglich. „Laut einer aktuellen IHS-Studie würde die aufgeschobene Besteuerung der Eigenbeiträge für Anspruchsberechtigte eine um mehrere hundert Euro höhere Jahrespension ergeben“, erläutert Zakostelsky. Aus Sicht der Volkswirtschaft würde auch der Konsum der Pensionisten steigen und zu einer höheren Wertschöpfung sowie zu einer steigenden Beschäftigung führen. Zudem muss der Staat an diejenigen Personen, die mehr vorsorgen, weniger Sozialleistungen zahlen – auch das entlastet den Staatshaushalt. Übertragung der Ansprüche aus der Prämienbegünstigten Zukunftsvorsorge in eine Pensionskasse Es wurde nun rechtlich klargestellt, dass bei der Übertragung der Ansprüche aus der Prämienbegünstigten Zukunftsvorsorge in eine Pensionskasse weder zusätzliche Kosten noch steuerliche Belastungen anfallen. Diese Rechtssicherheit ist ein weiterer wichtiger Schritt, um die Ansprüche des "Privaten Pensionskontos" an einer Stelle zu bündeln. 5 PENSIONSKASSENBRIEF 4/2014 6 PENSIONSKASSENBRIEF 4/2014 Märkte und Einflussfaktoren 2014 7 PENSIONSKASSENBRIEF 4/2014 Wirtschaftlicher Rückblick und Perspektiven für 2015 Kommentar von Dir. Andreas Csurda, Vorstand der Allianz Pensionskassen AG 4. Quartal 2014: Spekulationen über Anleihekäufe der EZB, Ankündigungen der Fed zu einer behutsamen Zinswende, hohe Volatilität Die Aktienmärkte erlebten ein turbulentes viertes Quartal. Rezessionsängste im Euroraum, das sich anbahnende Ende der Anleihekäufe der Fed und die ersten Diagnosen von Ebola in den USA sorgten für eine scharfe Korrektur in der ersten Oktoberhälfte. Ab Mitte Oktober sorgten Spekulationen über Anleihekäufe der EZB, Ankündigungen der Fed zu einer behutsamen Zinswende, robuste USKonjunkturdaten, die überraschende Senkung der Leitzinsen in China und die nochmalige Ausweitung der expansiven Geldpolitik der Bank of Japan für eine fulminante Kurserholung. Der stark fallende Ölpreis, die Abwertung des Rubels, anstehende Neuwahlen in Griechenland und enttäuschende Konjunkturdaten in China sorgten jedoch auch im Dezember für eine anhaltend hohe Volatilität. Die Aktienmärkte reagierten entsprechend. In Europa zeigten abgesehen vom DAX (+3,5 Prozent) die meisten Indizes eine enttäuschende Quartalsperformance (Euro Stoxx 50 -2,5 Prozent). In den USA fiel der S&P 500 im Oktober erstmals seit November 2012 wieder unter die 200-Tage-Linie und der VIX sprang auf über 30. Mitte Oktober starteten die US-Aktienmärkte einen neuen, starken Aufwärtstrend und im Dezember stieg der Dow Jones Index erstmals über die Marke von 18.000. Der S&P 500 schloss am 29. Dezember auf einem neuen Hoch von 2.091 – dem 53. Allzeithoch im Jahr 2014. Der S&P 500 gewann insgesamt 4,4 Prozent im vierten Quartal, während der Dow Jones und der Nasdaq 100 jeweils 4,6 Prozent zulegten. Der japanische Nikkei profitierte von weiteren expansiven Maßnahmen der Bank of Japan und stieg um 7,9 Prozent. Und der MSCI World (Preisindex, in US$) gewann 0,7 Prozent, so dass sich seine bisherige Performance im Jahr 2014 auf plus 2,9 Prozent verbesserte. 8 PENSIONSKASSENBRIEF 4/2014 Die fallende Inflation im Euroraum, Spekulationen über kommende breit angelegte Anleihekäufe der EZB und die sich abzeichnenden Neuwahlen in Griechenland gaben deutschen Staatsanleihen Rückenwind. Die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen fiel nochmals deutlich von 0,95 Prozent auf 0,54 Prozent im vierten Quartal. Die entsprechende Rendite für US-Anleihen sank von 2,50 Prozent auf 2,17 Prozent. Der US-Dollar blieb im vierten Quartal stark und wertete gegenüber dem Euro von 1,263 US$ auf 1,210 US$ und gegenüber der japanischen Währung von 109,7 Yen auf 119,7 Yen auf. Die Ölpreise kamen nach dem OPEC-Treffen Ende November massiv unter Druck. Die anhaltenden Signale der OPEC, trotz des Preisverfalls an den Ölmärkten nicht an Förderkürzungen zu denken, sorgten für einen heftigen Preisrutsch beim Brent-Ölpreis von 95 US$ auf 56 US$ je Barrel. Der Goldpreis blieb dagegen relativ stabil mit einem leichten Rückgang von 1.213 US$ auf 1.186 US$ je Feinunze. Die Politik der EZB blieb im vierten Quartal ein entscheidender positiver Faktor für Aktien- und Anleihenmärkte. Die EZB begann im Oktober, Pfandbriefe zu kaufen, und es wurde spekuliert, die EZB könnte bald auch Unternehmensanleihen erwerben. Auf der EZB-Sitzung Anfang November stellte EZB-Chef Draghi eine deutliche Ausweitung der EZB-Bilanz auf das Niveau wie zu Beginn des Jahres 2012 in Aussicht. Mitte November bekräftigte Draghi, alles zu tun, um die sehr niedrige Inflation („excessively low inflation“) wieder zu erhöhen. Bundesbankchef Weidmann wendete ein, dass weitere Maßnahmen der EZB an rechtliche Grenzen stoßen würden. Doch EZB-Mitglieder wiesen mehrfach darauf hin, dass, falls notwendig, ein breiter Konsens für weitere Maßnahmen vorhanden sei. Im Dezember nahmen in der zweiten Runde der gezielten langfristigen Kredite der EZB (TLTRO) die Banken 130 Mrd. Euro auf. Die Inflation im Euroraum fiel auf ein Fünfjahrestief von 0,3 Prozent. In Frankreich fiel die Kerninflation mit minus 0,2 Prozent erstmals in den negativen Bereich. Die Rendite für zehnjährige italienische Anleihen fiel erstmals unter die Marke von 2 Prozent. Die Schweizer Notenbank führte negative Einlagenzinsen von minus 0,25 Prozent ab einem Guthaben von 10 Mio. Franken ein, um die Flucht in den Schweizer Franken zu stoppen. 9 PENSIONSKASSENBRIEF 4/2014 1. Quartal 2015: Geldpolitik weiterhin der bestimmende Faktor an den Finanzmärkten Die neuerliche Lockerung der Geldpolitik in der Eurozone sollte das Renditeniveau für Euro denominierte Anleihen niedrig halten bzw. weiter nach unten drücken. Doch bereits jetzt scheint das Renditepotenzial weitgehend ausgeschöpft, ein großer Teil des Nachfrageeffektes dieser geldpolitischen Maßnahme ist bereits eingepreist. Viele Aktienmärkte weisen weiterhin attraktive Dividendenrenditen und faire Bewertungen auf. Die Aussicht auf eine weltweite Verbesserung der Konjunktur lässt zudem ein Ansteigen der Unternehmensgewinne erwarten. Die Liquiditätsschwemme aus Europa und Japan unterstützt nicht nur Anleihen, sondern auch Aktien. Der Fokus liegt weiterhin auf entwickelten Märkten. Bereits 2014 zeigten die USA und die Schweiz die stärkste Performance auf der Aktienseite. Mit fortschreitender Konjunkturerholung sollten Unternehmensgewinne weiterhin ansteigen. Der USD sollte gegenüber dem EUR weiter aufwerten. Japanische Aktien hingegen sollten währungsgesichert investiert werden, da der JPY durch die expansive japanische Geldpolitik weiterhin unter Druck stehen dürfte. 10 PENSIONSKASSENBRIEF 4/2014 Das Gewinnwachstum sieht vor allem für europäische Unternehmen sehr vielversprechend aus. Für die Emerging Markets empfiehlt sich eine vorsichtige Positionierung, da vor allem die großen Länder mit niedrigen Rohstoffpreisen und zähem Wachstum kämpfen. Die wesentlichen politischen Risikofaktoren für 2015 sind die Entwicklungen in Russland/Ukraine und die „Grexit“-Diskussion bzw. schleppendes globales Wirtschaftswachstum und Deflationstendenzen in Europa und Japan. 11 PENSIONSKASSENBRIEF 4/2014 Enquete im Parlament „Pensionssystem 2.0“: Wie kann die Pensionslücke geschlossen werden? Der Fachverband der Pensionskassen, der Verband der Versicherungsunternehmen Österreichs, die Plattform der betrieblichen Vorsorgekassen und die Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften gaben am 17. Oktober 2014 richtungsweisende Impulse für die Sicherung der Lebensqualität im Alter. Die ganz persönliche Pensionslücke ist seit dem Sommer 2014 im Bewusstsein der Österreicher angekommen: Durch den Versand der Kontoerstgutschrift an die österreichischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer entsteht Klarheit über die zu erwartende staatliche Pension – und darüber, um wie viel diese kleiner sein wird als das gewohnte Arbeitseinkommen. Um zu dieser Problematik Lösungsansätze für eine Reform der Altersvorsorge aufzuzeigen, fand am 17. Oktober 2014 eine Enquete im Parlament statt. Mögliche Wege zur Optimierung des Zusammenwirkens aller drei Säulen der Altersvorsorge standen im Mittelpunkt der Gespräche. Die ganzheitliche Betrachtung aller drei Säulen der Altersvorsorge wird als unabdingbare Voraussetzung für eine nachhaltige Altersvorsorge gesehen. Diese wurde auch im aktuellen Regierungsprogramm erstmals so festgeschrieben – eine Ergänzung der 1. Säule, der staatlichen Pension, wurde von allen Experten als notwendig erachtet. Unter den gesamtwirtschaftlichen Einflussfaktoren wurde vor allem die demographische Entwicklung im Zusammenhang mit den gleichzeitig steigenden Staatsschulden erörtert sowie der wichtige Effekt der Erhaltung der Kaufkraft auch im Alter – für den einzelnen ebenso wie für die Volkswirtschaft. Prominente Teilnehmer und Sprecher waren Dr. Winfried Pinggera, Generaldirektor der Pensionsversicherungsanstalt, Dr. Klaus Wiedner, Leiter der Abteilung Versicherungen und Pensionen in der Generaldirektion Binnenmarkt in der EUKommission, sowie der ehemalige schwedische Sozialminister und Architekt der 12 PENSIONSKASSENBRIEF 4/2014 schwedischen Pensionsreform, Bo Könberg. Eingeladen hatten erstmals gemeinsam der Fachverband der Pensionskassen, der Verband der Versicherungsunternehmen Österreichs, die Plattform der betrieblichen Vorsorgekassen und die Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften. Forderungen an die Politik zur Stärkung der 2. und 3. Säulen der Altersvorsorge Als konkrete Forderungen an die Politik wurden seitens der Initiatoren der Enquete formuliert: • Die Einführung der steuerlichen Absetzbarkeit von Arbeitnehmerbeiträgen zur Pensionskasse (EET-Prinzip) • Die Verlängerung der Liegedauer der Beiträge zur Erhöhung von Veranlagungserträgen in betrieblichen Vorsorgekassen • Eine garantiefreie prämienbegünstigte Zukunftsvorsorge als Basis für höhere Erträge • Die Ermöglichung der Pflegevorsorge innerhalb der prämienbegünstigten Zukunftsvorsorge 13 PENSIONSKASSENBRIEF 4/2014 Neues Pensionskonto schafft Transparenz Dr. Winfried Pinggera fasste die neue Situation zusammen: „Ein frühzeitiges Auseinandersetzen mit dem Thema Pension ist der erste Schritt, um finanzielle Nachteile in der Pension zu vermeiden. Hier wurde mit dem neuen Pensionskonto das entscheidende Instrument zur Umsetzung geschaffen. Während es bisher nahezu unmöglich war, für nicht pensionsnahe Jahrgänge die zu erwartende Pension zu errechnen, kann man im neuen Pensionskonto jederzeit online die derzeit aktuelle Pensionshöhe abrufen. In dieser neuen Darstellungsmethode wurden somit Transparenz und Einfachheit vereint.“ Zur ergänzenden privaten Vorsorge erklärte Pinggera: „Man kann sich zunächst umfassend beim staatlichen Pensionsversicherungsträger beraten lassen, bevor man in Richtung private Vorsorge weiter denkt.“ 14 PENSIONSKASSENBRIEF 4/2014 Bevölkerungsalterung als Herausforderung der Pensionssysteme aller EUMitgliedstaaten Für Dr. Klaus Wiedner bedeutet insbesondere die Bevölkerungsalterung die große Herausforderung für die Renten- und Pensionssysteme in allen EU-Mitgliedstaaten. „Es ist deshalb eine Priorität für die Europäische Union, ein angemessenes und nachhaltiges Ruhestandseinkommen für EU-Bürger/innen jetzt und in Zukunft zu gewährleisten“, machte Wiedner deutlich. Die jüngste Finanz- und Wirtschaftskrise habe die Auswirkungen der massiven demographischen Alterung noch verstärkt. Rückschläge in den Bereichen Wirtschaftswachstum, Staatsfinanzen, Stabilität der Finanzmärkte und Beschäftigung machten eine Anpassung und Erneuerung der Pensions- bzw. Rentenpraxis sowie der Art, wie Menschen ihre Pensions- und Rentenansprüche erwerben, noch dringlicher. „Die Krise hat gezeigt, dass mehr getan werden muss, um die Effizienz und Sicherheit der Pensions- und Rentensysteme zu verbessern,“ erklärte Wiedner. Im Bereich des EU-Binnenmarkts für Finanzmärkte würden zurzeit zwei wichtige Initiativen verfolgt: 1. So hat die Kommission letzten März einen Gesetzesvorschlag vorgelegt, um die EU-Richtlinie zu Einrichtungen der betrieblichen Altersversorgung zu verbessern (EbAV 2 Vorschlag). Betriebspensionen sind demnach ein wesentlicher Bestandteil der Vergütung, die es den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ermöglicht, wirtschaftliche Vorteile aus Solidaritäts- und Kollektivvereinbarungen zu erzielen. Betriebspensionen leisten deshalb einen effektiven und effizienten Beitrag zur Altersversorgung. Aus europäischer Sicht soll der EbAV 2 Vorschlag ebenfalls dazu beitragen, Betriebspensionen in allen Mitgliedstaaten zu entwickeln, um den Druck auf die öffentlichen Haushalte zu entlasten. 2. Diesen Sommer hat die EU-Kommission eine Initiative ergriffen, um auch den EUBinnenmarkt für individuelle Altersversorgungsprodukte – die sogenannte 15 PENSIONSKASSENBRIEF 4/2014 3. Pensionssäule – zu entwickeln. Bis zum 1. Februar 2016 sollte die Europäische Versicherungs- und Pensionsbehörde (EIOPA) eine technische Empfehlung vorlegen, im Hinblick auf eine mögliche Initiative der EU-Kommission für individuelle Altersvorsorgeprodukte. Das „schwedische Modell“ Besondere Beachtung fanden die Ausführungen von Bo Könberg. Der ehemalige schwedische Sozialminister und Architekt der schwedischen Pensionsreform schilderte das vielzitierte „schwedischen Modell“ im Detail: Dieses 1994 beschlossene System besteht vor allem aus einem leistungsorientierten UmlageSystem; ein kleinerer Teil beinhaltet ein kapitalgedecktes System (Premium Pension). Das schwedische Modell basiert auf einem Lebenseinkommensprinzip. Jedes Jahr werden die Pensionen nach einem Lohnindex angehoben – in manchen Jahren aber auch gesenkt. Die künftige jährliche Pension wird neu berechnet, wenn sich die 16 PENSIONSKASSENBRIEF 4/2014 Lebenserwartung ändert. Beim kapitalgedeckten Teil besteht für die Veranlagung eine Wahl zwischen rund 800 Fonds. Der größte Vorteil des schwedischen Modells ist, dass das Pensionsantrittsalter automatisch an die demographische Entwicklung angepasst wird. Steigt die Lebenserwartung, steigt auch das Pensionsantrittsalter. In Schweden gibt es für jeden ein individuelles Beitragskonto auf Umlagebasis, bei dem das eingezahlte Kapital verzinst wird. Beim Pensionsantritt wird die Summe auf dem Konto durch die zu erwartenden Lebensjahre (laut Statistik) dividiert. Gleichzeitig garantiert der Staat eine Mindestpension. Der Pensionsantritt ist in einem bestimmten Rahmen flexibel, allerdings besteht ein Bonus/Malus-System. Wer vor 67 Jahren in Pension geht, muss Abschläge in Kauf nehmen. Die kapitalgedeckte Firmenpension macht einen viel höheren Anteil der Gesamtpension aus. 17 PENSIONSKASSENBRIEF 4/2014 Über den Fachverband der Pensionskassen Der 1992 gegründete Fachverband der Pensionskassen ist die Vertretung aller betrieblichen und überbetrieblichen Pensionskassen Österreichs und gehört zur Bundessparte Bank und Versicherung der Wirtschaftskammer Österreich. Derzeit sind 6 überbetriebliche und 8 betriebliche Pensionskassen Mitglied im Fachverband. Bei Pensionskassenverträgen zahlen Arbeitgeber und Arbeitnehmer in Pensionskassen monatlich Beiträge ein, die später in der Pension verzinst ausbezahlt werden. Derzeit haben rund 856.000 Österreicher oder 22 Prozent der österreichischen Arbeitnehmer Anspruch auf eine Firmenpension. Insgesamt veranlagen die 14 Pensionskassen ein Vermögen von über 19,5 Mrd. Euro – sie sind der größte private Pensionszahler Österreichs. Rückfragehinweis Fachverband der Pensionskassen Tel.: +43 (0)5 90 900-4108 E-Mail: [email protected] Web: http://www.pensionskassen.at Rechtlicher Hinweis Alle Angaben wurden sorgfältig erhoben und recherchiert, trotzdem sind Fehler nicht ausgeschlossen. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit sowie für das Eintreten von Prognosen wird keine Gewähr übernommen und jede Haftung ist ausgeschlossen. Der Inhalt dieser Unterlage zielt nicht auf die Bedürfnisse einzelner Pensionskassen oder Pensionskassen-Berechtigten ab, sondern ist genereller Natur und basiert auf dem neuesten Wissensstand der mit der Erstellung betrauten Personen zu Redaktionsschluss. Die Informationen sind sowohl für die persönliche Verwendung bestimmt, als auch zur redaktionellen Verwendung freigegeben. Die erforderlichen Angaben zur Offenlegungspflicht gemäß § 25 Mediengesetz sind unter folgendem Link verfügbar: http://portal.wko.at/wk/offenlegung_dst.wk?dstid=293&back=0 18
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