Pensionskassenbrief 04/2014 - Fachverband der Pensionskassen

4/2014 · 15.01.2015
Vorwort
Sehr geehrte Damen und Herren,
die Pensionskassen ziehen die Bilanz 2014 und können für das abgelaufene Jahr ein
erfolgreiches und überdurchschnittliches Veranlagungsergebnis vorweisen. Die dafür
ausschlaggebenden Faktoren werden in einem Kommentar analysiert und ebenso
Perspektiven für das Jahr 2015 skizziert.
Bei der gerade in Verhandlung stehenden Steuerreform setzen sich die
österreichischen Pensionskassen dafür ein, dass zukünftig auch die
Arbeitnehmerbeiträge zur betrieblichen Altersvorsorge steuerlich absetzbar
werden. Damit würden Pensionserhöhungen für alle Arbeitnehmer möglich werden.
Mit freundlichen Grüßen und den besten Wünschen für das neue Jahr,
V.Dir. Mag. Andreas Zakostelsky
Dr. Fritz Janda
Obmann
Geschäftsführer
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PENSIONSKASSENBRIEF 4/2014
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
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Veranlagungsergebnis 2014
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Märkte und Einflussfaktoren 2014
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Wirtschaftlicher Rückblick und Perspektiven für 2015
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Enquete im Parlament
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Über den Fachverband der Pensionskassen
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PENSIONSKASSENBRIEF 4/2014
Österreichische Pensionskassen veranlagen 2014 sehr
erfolgreich: Plus von 7,85 Prozent erwirtschaftet
Zakostelsky: „Für unsere Kunden ist dieser Ertrag des Gesamtjahres 2014 eine
sehr gute Nachricht, besonders auch im Vergleich zu anderen Anlageformen. Es
ist an der Zeit, die Möglichkeit für solche Pensionserhöhungen mit der
Steuerreform für alle Arbeitnehmer zu öffnen!“
Die österreichischen Pensionskassen haben mit 31. Dezember 2014 für das Vorjahr
ein Veranlagungsergebnis von durchschnittlich plus 7,85 Prozent für ihre Kunden
erwirtschaftet. Der langjährige Durchschnitt (seit 1991) liegt damit aktuell bei plus
5,71 Prozent, im Durchschnitt der letzten fünf Jahre sind es plus 4,95 Prozent pro
Jahr. Derzeit haben rund 856.000 Österreicher oder 22 Prozent der österreichischen
Arbeitnehmer Anspruch auf eine Firmenpension. Insgesamt veranlagen die
14 Pensionskassen ein Vermögen von über 19,5 Mrd. Euro – sie sind der größte
private Pensionszahler Österreichs.
„Die Pensionskassen haben eine weitere deutliche Steigerung nach dem guten Jahr
2013 erreicht“, freut sich Mag. Andreas Zakostelsky, Obmann des Fachverbandes
der Pensionskassen. Im Jahr 2013 erwirtschafteten die Pensionskassen ein Plus von
5,01 Prozent. „Das Veranlagungsergebnis 2014 von plus 7,85 Prozent wird noch
beeindruckender, wenn man es im Kontext mit den derzeit aktuellen Tiefst-Zinsen
und den Erträgen anderer Veranlagungsformen sieht“, verdeutlicht Zakostelsky.
Dieser Veranlagungserfolg konnte vor allem durch die positive Entwicklung an den
Kapitalmärkten erzielt werden. Sowohl die Aktienmärkte als auch die
Anleihenmärkte haben große Kursgewinne erzielt. Stark wirksam sind bei den
Pensionskassen auch die diversifizierte Veranlagungsstruktur und das aktive
Veranlagungsmanagement, mit dem auf Veränderungen rasch und professionell
reagiert wird. Denn Pensionskassen veranlagen zum einen ertragsorientiert für ihre
Kunden, achten aber gleichzeitig äußerst sorgfältig auf das Risikomanagement.
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PENSIONSKASSENBRIEF 4/2014
Vorsichtig optimistische Erwartungen für 2015
Die Rahmenbedingungen geben zur Zeit Anlass für vorsichtigen Optimismus. Das
Zinsniveau bleibt zunächst äußert niedrig, die Aktien- und Anleihenmärkte befinden
sich aktuell weiter in einem Aufwärtstrend. Für 2015 wird das Wirtschaftswachstum
für Österreich auf zwischen plus 0,5 Prozent (Quelle: WIFO 18.12.2014) und
plus 0,7 Prozent (Quelle: OeNB 5.12.2014) geschätzt. „Trotz eines weiterhin
schwierigen Umfelds und zu erwartenden Schwankungen durch übergeordnete
Faktoren – Stichwort „Ölpreis“ – erwarten wir auch 2015 eine Performance im
langjährigen Durchschnitt“, fasst Zakostelsky zusammen.
Steuerreform: „Den Weg für Pensionserhöhungen für alle Arbeitnehmer öffnen“
Derzeit werden die einzelnen Säulen der Altersvorsorge (staatliche, betriebliche
und private) unterschiedlich besteuert. Die österreichischen Pensionskassen
fordern, dass bei der kommenden Steuerreform auch die Arbeitnehmerbeiträge zur
Altersvorsorge steuerlich absetzbar werden. Es sollte jetzt die Chance genutzt
werden, eine klare und durchgängige steuerliche Struktur für Beiträge zur
Altersvorsorge zu schaffen. Damit könnten bis zu weitere 78 Prozent der
Arbeitnehmer, die noch keine Firmenpension erhalten, von einer Zusatzpension
profitieren.
Konkret schlagen die Pensionskassen vor, dass im Zuge der derzeitigen Steuerreform
die zu fördernden Produkte eindeutig definiert werden und diese Zuordnung auch
langfristig beibehalten wird. Im Gegensatz dazu erschwert ein ständiger Wechsel
der förderungswürdigen Produkte, der Rahmenbedingungen und der Förderungshöhe
den Überblick für die Betroffenen. Das führt auch zu höherem Verwaltungsaufwand
und entspricht nicht dem langfristigen Charakter einer Altersvorsorge.
Absetzbarkeit der Arbeitnehmerbeiträge
Die Pensionskassen fordern vorrangig die Einführung des international üblichen
Prinzips der aufgeschobenen Besteuerung für Arbeitnehmerbeiträge. Dabei wird erst
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PENSIONSKASSENBRIEF 4/2014
die Auszahlung der Pension besteuert, derzeit müssen die Eigenbeiträge der
Arbeitnehmer vom Netto-Einkommen bezahlt werden. So wird die steuerliche
Absetzbarkeit der Eigenbeiträge zu Firmenpensionen auch für Arbeitnehmer und in
der Eigenvorsorge der Arbeitgeber möglich.
„Laut einer aktuellen IHS-Studie würde die aufgeschobene Besteuerung der
Eigenbeiträge für Anspruchsberechtigte eine um mehrere hundert Euro höhere
Jahrespension ergeben“, erläutert Zakostelsky. Aus Sicht der Volkswirtschaft würde
auch der Konsum der Pensionisten steigen und zu einer höheren Wertschöpfung
sowie zu einer steigenden Beschäftigung führen. Zudem muss der Staat an
diejenigen Personen, die mehr vorsorgen, weniger Sozialleistungen zahlen – auch
das entlastet den Staatshaushalt.
Übertragung der Ansprüche aus der Prämienbegünstigten Zukunftsvorsorge in
eine Pensionskasse
Es wurde nun rechtlich klargestellt, dass bei der Übertragung der Ansprüche aus der
Prämienbegünstigten Zukunftsvorsorge in eine Pensionskasse weder zusätzliche
Kosten noch steuerliche Belastungen anfallen. Diese Rechtssicherheit ist ein
weiterer wichtiger Schritt, um die Ansprüche des "Privaten Pensionskontos" an einer
Stelle zu bündeln.
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PENSIONSKASSENBRIEF 4/2014
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PENSIONSKASSENBRIEF 4/2014
Märkte und Einflussfaktoren 2014
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PENSIONSKASSENBRIEF 4/2014
Wirtschaftlicher Rückblick und Perspektiven für 2015
Kommentar von Dir. Andreas Csurda, Vorstand der Allianz Pensionskassen AG
4. Quartal 2014: Spekulationen über Anleihekäufe der EZB, Ankündigungen der
Fed zu einer behutsamen Zinswende, hohe Volatilität
Die Aktienmärkte erlebten ein turbulentes viertes Quartal. Rezessionsängste im
Euroraum, das sich anbahnende Ende der Anleihekäufe der Fed und die ersten
Diagnosen von Ebola in den USA sorgten für eine scharfe Korrektur in der ersten
Oktoberhälfte. Ab Mitte Oktober sorgten Spekulationen über Anleihekäufe der EZB,
Ankündigungen der Fed zu einer behutsamen Zinswende, robuste USKonjunkturdaten, die überraschende Senkung der Leitzinsen in China und die
nochmalige Ausweitung der expansiven Geldpolitik der Bank of Japan für eine
fulminante Kurserholung. Der stark fallende Ölpreis, die Abwertung des Rubels,
anstehende Neuwahlen in Griechenland und enttäuschende Konjunkturdaten in
China sorgten jedoch auch im Dezember für eine anhaltend hohe Volatilität.
Die Aktienmärkte reagierten entsprechend. In Europa zeigten abgesehen vom DAX
(+3,5 Prozent) die meisten Indizes eine enttäuschende Quartalsperformance (Euro
Stoxx 50 -2,5 Prozent). In den USA fiel der S&P 500 im Oktober erstmals seit
November 2012 wieder unter die 200-Tage-Linie und der VIX sprang auf über 30.
Mitte Oktober starteten die US-Aktienmärkte einen neuen, starken Aufwärtstrend
und im Dezember stieg der Dow Jones Index erstmals über die Marke von 18.000.
Der S&P 500 schloss am 29. Dezember auf einem neuen Hoch von 2.091 – dem 53.
Allzeithoch im Jahr 2014. Der S&P 500 gewann insgesamt 4,4 Prozent im vierten
Quartal, während der Dow Jones und der Nasdaq 100 jeweils 4,6 Prozent zulegten.
Der japanische Nikkei profitierte von weiteren expansiven Maßnahmen der Bank of
Japan und stieg um 7,9 Prozent. Und der MSCI World (Preisindex, in US$) gewann
0,7 Prozent, so dass sich seine bisherige Performance im Jahr 2014 auf plus
2,9 Prozent verbesserte.
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PENSIONSKASSENBRIEF 4/2014
Die fallende Inflation im Euroraum, Spekulationen über kommende breit angelegte
Anleihekäufe der EZB und die sich abzeichnenden Neuwahlen in Griechenland gaben
deutschen Staatsanleihen Rückenwind. Die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen
fiel nochmals deutlich von 0,95 Prozent auf 0,54 Prozent im vierten Quartal. Die
entsprechende Rendite für US-Anleihen sank von 2,50 Prozent auf 2,17 Prozent.
Der US-Dollar blieb im vierten Quartal stark und wertete gegenüber dem Euro von
1,263 US$ auf 1,210 US$ und gegenüber der japanischen Währung von 109,7 Yen auf
119,7 Yen auf. Die Ölpreise kamen nach dem OPEC-Treffen Ende November massiv
unter Druck. Die anhaltenden Signale der OPEC, trotz des Preisverfalls an den
Ölmärkten nicht an Förderkürzungen zu denken, sorgten für einen heftigen
Preisrutsch beim Brent-Ölpreis von 95 US$ auf 56 US$ je Barrel. Der Goldpreis blieb
dagegen relativ stabil mit einem leichten Rückgang von 1.213 US$ auf 1.186 US$ je
Feinunze.
Die Politik der EZB blieb im vierten Quartal ein entscheidender positiver Faktor für
Aktien- und Anleihenmärkte. Die EZB begann im Oktober, Pfandbriefe zu kaufen,
und es wurde spekuliert, die EZB könnte bald auch Unternehmensanleihen
erwerben. Auf der EZB-Sitzung Anfang November stellte EZB-Chef Draghi eine
deutliche Ausweitung der EZB-Bilanz auf das Niveau wie zu Beginn des Jahres 2012
in Aussicht. Mitte November bekräftigte Draghi, alles zu tun, um die sehr niedrige
Inflation („excessively low inflation“) wieder zu erhöhen. Bundesbankchef
Weidmann wendete ein, dass weitere Maßnahmen der EZB an rechtliche Grenzen
stoßen würden. Doch EZB-Mitglieder wiesen mehrfach darauf hin, dass, falls
notwendig, ein breiter Konsens für weitere Maßnahmen vorhanden sei. Im
Dezember nahmen in der zweiten Runde der gezielten langfristigen Kredite der EZB
(TLTRO) die Banken 130 Mrd. Euro auf. Die Inflation im Euroraum fiel auf ein
Fünfjahrestief von 0,3 Prozent. In Frankreich fiel die Kerninflation mit
minus 0,2 Prozent erstmals in den negativen Bereich. Die Rendite für zehnjährige
italienische Anleihen fiel erstmals unter die Marke von 2 Prozent. Die Schweizer
Notenbank führte negative Einlagenzinsen von minus 0,25 Prozent ab einem
Guthaben von 10 Mio. Franken ein, um die Flucht in den Schweizer Franken zu
stoppen.
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1. Quartal 2015: Geldpolitik weiterhin der bestimmende Faktor an den
Finanzmärkten
Die neuerliche Lockerung der Geldpolitik in der Eurozone sollte das Renditeniveau
für Euro denominierte Anleihen niedrig halten bzw. weiter nach unten drücken.
Doch bereits jetzt scheint das Renditepotenzial weitgehend ausgeschöpft, ein
großer Teil des Nachfrageeffektes dieser geldpolitischen Maßnahme ist bereits
eingepreist. Viele Aktienmärkte weisen weiterhin attraktive Dividendenrenditen
und faire Bewertungen auf. Die Aussicht auf eine weltweite Verbesserung der
Konjunktur lässt zudem ein Ansteigen der Unternehmensgewinne erwarten. Die
Liquiditätsschwemme aus Europa und Japan unterstützt nicht nur Anleihen, sondern
auch Aktien. Der Fokus liegt weiterhin auf entwickelten Märkten.
Bereits 2014 zeigten die USA und die Schweiz die stärkste Performance auf der
Aktienseite. Mit fortschreitender Konjunkturerholung sollten Unternehmensgewinne
weiterhin ansteigen. Der USD sollte gegenüber dem EUR weiter aufwerten.
Japanische Aktien hingegen sollten währungsgesichert investiert werden, da der JPY
durch die expansive japanische Geldpolitik weiterhin unter Druck stehen dürfte.
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Das Gewinnwachstum sieht vor allem für europäische Unternehmen sehr
vielversprechend aus. Für die Emerging Markets empfiehlt sich eine vorsichtige
Positionierung, da vor allem die großen Länder mit niedrigen Rohstoffpreisen und
zähem Wachstum kämpfen.
Die wesentlichen politischen Risikofaktoren für 2015 sind die Entwicklungen in
Russland/Ukraine und die „Grexit“-Diskussion bzw. schleppendes globales
Wirtschaftswachstum und Deflationstendenzen in Europa und Japan.
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Enquete im Parlament „Pensionssystem 2.0“:
Wie kann die Pensionslücke geschlossen werden?
Der Fachverband der Pensionskassen, der Verband der
Versicherungsunternehmen Österreichs, die Plattform der betrieblichen
Vorsorgekassen und die Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften
gaben am 17. Oktober 2014 richtungsweisende Impulse für die Sicherung der
Lebensqualität im Alter.
Die ganz persönliche Pensionslücke ist seit dem Sommer 2014 im Bewusstsein der
Österreicher angekommen: Durch den Versand der Kontoerstgutschrift an die
österreichischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer entsteht Klarheit über die zu
erwartende staatliche Pension – und darüber, um wie viel diese kleiner sein wird als
das gewohnte Arbeitseinkommen. Um zu dieser Problematik Lösungsansätze für eine
Reform der Altersvorsorge aufzuzeigen, fand am 17. Oktober 2014 eine Enquete im
Parlament statt.
Mögliche Wege zur Optimierung des Zusammenwirkens aller drei Säulen der
Altersvorsorge standen im Mittelpunkt der Gespräche. Die ganzheitliche
Betrachtung aller drei Säulen der Altersvorsorge wird als unabdingbare
Voraussetzung für eine nachhaltige Altersvorsorge gesehen. Diese wurde auch im
aktuellen Regierungsprogramm erstmals so festgeschrieben – eine Ergänzung der
1. Säule, der staatlichen Pension, wurde von allen Experten als notwendig erachtet.
Unter den gesamtwirtschaftlichen Einflussfaktoren wurde vor allem die
demographische Entwicklung im Zusammenhang mit den gleichzeitig steigenden
Staatsschulden erörtert sowie der wichtige Effekt der Erhaltung der Kaufkraft auch
im Alter – für den einzelnen ebenso wie für die Volkswirtschaft.
Prominente Teilnehmer und Sprecher waren Dr. Winfried Pinggera, Generaldirektor
der Pensionsversicherungsanstalt, Dr. Klaus Wiedner, Leiter der Abteilung
Versicherungen und Pensionen in der Generaldirektion Binnenmarkt in der EUKommission, sowie der ehemalige schwedische Sozialminister und Architekt der
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PENSIONSKASSENBRIEF 4/2014
schwedischen Pensionsreform, Bo Könberg. Eingeladen hatten erstmals gemeinsam
der Fachverband der Pensionskassen, der Verband der Versicherungsunternehmen
Österreichs, die Plattform der betrieblichen Vorsorgekassen und die Vereinigung
Österreichischer Investmentgesellschaften.
Forderungen an die Politik zur Stärkung der 2. und 3. Säulen der Altersvorsorge
Als konkrete Forderungen an die Politik wurden seitens der Initiatoren der Enquete
formuliert:
• Die Einführung der steuerlichen Absetzbarkeit von Arbeitnehmerbeiträgen zur
Pensionskasse (EET-Prinzip)
• Die Verlängerung der Liegedauer der Beiträge zur Erhöhung von
Veranlagungserträgen in betrieblichen Vorsorgekassen
• Eine garantiefreie prämienbegünstigte Zukunftsvorsorge als Basis für höhere
Erträge
• Die Ermöglichung der Pflegevorsorge innerhalb der prämienbegünstigten
Zukunftsvorsorge
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PENSIONSKASSENBRIEF 4/2014
Neues Pensionskonto schafft Transparenz
Dr. Winfried Pinggera fasste die neue Situation zusammen: „Ein frühzeitiges
Auseinandersetzen mit dem Thema Pension ist der erste Schritt, um finanzielle
Nachteile in der Pension zu vermeiden. Hier wurde mit dem neuen Pensionskonto
das entscheidende Instrument zur Umsetzung geschaffen. Während es bisher nahezu
unmöglich war, für nicht pensionsnahe Jahrgänge die zu erwartende Pension zu
errechnen, kann man im neuen Pensionskonto jederzeit online die derzeit aktuelle
Pensionshöhe abrufen. In dieser neuen Darstellungsmethode wurden somit
Transparenz und Einfachheit vereint.“ Zur ergänzenden privaten Vorsorge erklärte
Pinggera: „Man kann sich zunächst umfassend beim staatlichen
Pensionsversicherungsträger beraten lassen, bevor man in Richtung private Vorsorge
weiter denkt.“
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Bevölkerungsalterung als Herausforderung der Pensionssysteme aller EUMitgliedstaaten
Für Dr. Klaus Wiedner bedeutet insbesondere die Bevölkerungsalterung die große
Herausforderung für die Renten- und Pensionssysteme in allen EU-Mitgliedstaaten.
„Es ist deshalb eine Priorität für die Europäische Union, ein angemessenes und
nachhaltiges Ruhestandseinkommen für EU-Bürger/innen jetzt und in Zukunft zu
gewährleisten“, machte Wiedner deutlich.
Die jüngste Finanz- und Wirtschaftskrise habe die Auswirkungen der massiven
demographischen Alterung noch verstärkt. Rückschläge in den Bereichen
Wirtschaftswachstum, Staatsfinanzen, Stabilität der Finanzmärkte und
Beschäftigung machten eine Anpassung und Erneuerung der Pensions- bzw.
Rentenpraxis sowie der Art, wie Menschen ihre Pensions- und Rentenansprüche
erwerben, noch dringlicher. „Die Krise hat gezeigt, dass mehr getan werden muss,
um die Effizienz und Sicherheit der Pensions- und Rentensysteme zu verbessern,“
erklärte Wiedner.
Im Bereich des EU-Binnenmarkts für Finanzmärkte würden zurzeit zwei wichtige
Initiativen verfolgt:
1. So hat die Kommission letzten März einen Gesetzesvorschlag vorgelegt, um die
EU-Richtlinie zu Einrichtungen der betrieblichen Altersversorgung zu verbessern
(EbAV 2 Vorschlag). Betriebspensionen sind demnach ein wesentlicher Bestandteil
der Vergütung, die es den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ermöglicht,
wirtschaftliche Vorteile aus Solidaritäts- und Kollektivvereinbarungen zu erzielen.
Betriebspensionen leisten deshalb einen effektiven und effizienten Beitrag zur
Altersversorgung. Aus europäischer Sicht soll der EbAV 2 Vorschlag ebenfalls dazu
beitragen, Betriebspensionen in allen Mitgliedstaaten zu entwickeln, um den Druck
auf die öffentlichen Haushalte zu entlasten.
2. Diesen Sommer hat die EU-Kommission eine Initiative ergriffen, um auch den EUBinnenmarkt für individuelle Altersversorgungsprodukte – die sogenannte
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3. Pensionssäule – zu entwickeln. Bis zum 1. Februar 2016 sollte die Europäische
Versicherungs- und Pensionsbehörde (EIOPA) eine technische Empfehlung vorlegen,
im Hinblick auf eine mögliche Initiative der EU-Kommission für individuelle
Altersvorsorgeprodukte.
Das „schwedische Modell“
Besondere Beachtung fanden die Ausführungen von Bo Könberg. Der ehemalige
schwedische Sozialminister und Architekt der schwedischen Pensionsreform
schilderte das vielzitierte „schwedischen Modell“ im Detail: Dieses 1994
beschlossene System besteht vor allem aus einem leistungsorientierten UmlageSystem; ein kleinerer Teil beinhaltet ein kapitalgedecktes System (Premium
Pension).
Das schwedische Modell basiert auf einem Lebenseinkommensprinzip. Jedes Jahr
werden die Pensionen nach einem Lohnindex angehoben – in manchen Jahren aber
auch gesenkt. Die künftige jährliche Pension wird neu berechnet, wenn sich die
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PENSIONSKASSENBRIEF 4/2014
Lebenserwartung ändert. Beim kapitalgedeckten Teil besteht für die Veranlagung
eine Wahl zwischen rund 800 Fonds.
Der größte Vorteil des schwedischen Modells ist, dass das Pensionsantrittsalter
automatisch an die demographische Entwicklung angepasst wird. Steigt die
Lebenserwartung, steigt auch das Pensionsantrittsalter. In Schweden gibt es für
jeden ein individuelles Beitragskonto auf Umlagebasis, bei dem das eingezahlte
Kapital verzinst wird. Beim Pensionsantritt wird die Summe auf dem Konto durch
die zu erwartenden Lebensjahre (laut Statistik) dividiert. Gleichzeitig garantiert der
Staat eine Mindestpension. Der Pensionsantritt ist in einem bestimmten Rahmen
flexibel, allerdings besteht ein Bonus/Malus-System. Wer vor 67 Jahren in Pension
geht, muss Abschläge in Kauf nehmen. Die kapitalgedeckte Firmenpension macht
einen viel höheren Anteil der Gesamtpension aus.
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Über den Fachverband der Pensionskassen
Der 1992 gegründete Fachverband der Pensionskassen ist die Vertretung aller
betrieblichen und überbetrieblichen Pensionskassen Österreichs und gehört zur
Bundessparte Bank und Versicherung der Wirtschaftskammer Österreich. Derzeit
sind 6 überbetriebliche und 8 betriebliche Pensionskassen Mitglied im Fachverband.
Bei Pensionskassenverträgen zahlen Arbeitgeber und Arbeitnehmer in
Pensionskassen monatlich Beiträge ein, die später in der Pension verzinst
ausbezahlt werden. Derzeit haben rund 856.000 Österreicher oder 22 Prozent der
österreichischen Arbeitnehmer Anspruch auf eine Firmenpension. Insgesamt
veranlagen die 14 Pensionskassen ein Vermögen von über 19,5 Mrd. Euro – sie sind
der größte private Pensionszahler Österreichs.
Rückfragehinweis
Fachverband der Pensionskassen
Tel.: +43 (0)5 90 900-4108
E-Mail: [email protected]
Web: http://www.pensionskassen.at
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und jede Haftung ist ausgeschlossen. Der Inhalt dieser Unterlage zielt nicht auf die Bedürfnisse einzelner
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