150114 Wem gehört die Ukraine

Wem gehört die Ukraine?
Eine geschichtliche Betrachtung.
Die Geschichte der Sowjetunion in den ersten Jahren nach dem Sieg der Großen Sozialistischen
Oktoberrevolution liest sich wie ein Krimi. Es ist klar, daß die Errichtung der Sowjetmacht und die Abschaffung
des Privateigentums an Produktionsmitteln nicht nur auf den allergrößten Widerstand der russischen
Großbourgeoisie und der Kulaken stieß, sondern auch die Pläne des internationalen Imperialismus nach einer
Kolonialisierung des zerrütteten Landes durchkreuzte. So hatte die junge Sowjetmacht von Anbeginn ihrer
Staatsgründung mit erheblichen Widerständen zu kämpfen. Die rohstoffreichen und fruchtbaren Gebiete der
Ukraine, das Erdöl von Baku und Grosny hatten auch die Begehrlichkeiten der deutschen Imperialisten geweckt.
Von allen Seiten wurde die UdSSR bedrängt und überfallen, im Westen vor allem von Deutschland und dessen
Verbündeten (Entente) und im Fernen Osten von den USA und Japan. In diesem Zusammenhang muß man auch
die Geschichte der Ukraine betrachten.
Das Ziel der Geschichtsfälschung durch die ukrainischen und deutschen Nazis und deren Hintermänner ist klar:
Man versucht die Gründung der Sowjetunion als einen terroristischen Akt Lenins darzustellen, die Befreiung der
Ukraine von den Weißgardisten und von den Nazis als Invasion, und die Grenzfestlegungen im Osten Europas
als sowjetische Willkür. Der heroische Sieg der Sowjetunion über den deutschen Faschismus wird als
Eroberungsfeldzug dargestellt, und die ukrainischen und deutschen Nazis sind sich darin einig, daß der
faschistische Massenmord in den Konzentrationslagern der Nazis niemals stattgefunden hat. Ebensowenig wie
der heimtückische Überfall Hitlerdeutschlands auf die Sowjetunion, den man als „Vorsichtsmaßnahme“ Hitlers
gegen eine angebliche „bolschewistische Bedrohung“ umfälscht. Mit diesen Lügen, die allesamt aus der
Giftküche der deutschen Nazis stammen, konstruiert man eine Rechtfertigung für neuerliche Verbrechen des
Imperialismus. Das muß man klar erkennen, um all diesen Lügen die historische Wahrheit entgegenzuhalten.
Der Imperialismus ist immer aggressiv, eroberungssüchtig und rücksichtslos, egal wo auf der Welt. In seiner
faschistischen Ausprägung ist er zudem noch außerordentlich menschenverachtend und blutrünstig. Das sollten
wir nie vergessen! Auch wenn der nun folgende Text etwas länger ist, sind hier einige historische
Zusammenhänge dargestellt, die die Schwierigkeiten der jungen Sowjetmacht bei der Schaffung der Grundlagen
für den Aufbau des Sozialismus beschreiben…
I. DIE SOWJETMACHT UND IHRE FEINDE
1. Die Zerschlagung des alten Staatsapparates
Mit der Errichtung und Ausbreitung der Sowjetmacht über das ganze Land ging die Zerschlagung der alten Staatsmaschinerie, des
bürgerlichen Machtapparates, und die Schaffung des neuen Sowjetapparates Hand in Hand. Konterrevolutionäre suchten die Beamten des
alten Apparates zur Sabotage zu bewegen. Zur Schaffung des neuen Staatsapparates, der Volkskommissariate, wurden Arbeiter, Soldaten
und Matrosen herangezogen. Draußen im Lande vollzog sich die Bildung der örtlichen Organe der Sowjetmacht – der Dorfsowjets, der
Wolost-, der Kreis- und Gouvernements-vollzugsausschüsse der Sowjets der Arbeiter-, Soldaten- und Bauerndeputierten.
2. Feinde im eigenen Land
Die Menschewiki und die rechten Sozialrevolutionäre suchten dem Aufbau der Sowjetmacht in jeder Weise Hindernisse in den Weg zu
legen. Die Bolschewiki waren gezwungen, gegen Opportunisten und Feinde in den eigenen Reihen (Kamenew, Sinowjew, Rykow u. a.) zu
kämpfen, ebenso gegen die vom Allrussischen Vollzugsausschuß der Eisenbahner („Wikshel“) gebildete „einheitssozialistische Regierung“
unter Beteiligung der Menschewiki, Sozialrevolutionäre und anderer unter einer „sozialistischen“ Maske getarnter Feinde der Sowjetmacht.
…
Auch im Rat der Volkskommissare tauchten Vertreter der „linken“ Sozialrevolutionäre auf. Aber das währte nicht lange. Während des
Kampfes um den Frieden und infolge der Verschärfung des Klassenkampfes auf dem Lande gingen auch die „linken“ Sozialrevolutionäre,
die in Wirklichkeit den Grundprinzipien der Sozialrevolutionäre treu geblieben waren und die Interessen der Großbauern vertraten, in das
Lager der Feinde der Sowjetmacht über.
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3. Die schrittweise Vernichtung der Konterrevolution im Lande
Ende 1917 und Anfang 1918 ging die Vernichtung der konterrevolutionären Herde im Lande vor
sich. Sie waren hauptsächlich in den Randgebieten anzutreffen, in den nationalen Bezirken und in
den von Kosaken besiedelten Gebieten, wo der proletarische Einfluß schwach, der der
einheimischen Bourgeoisie und der konterrevolutionären Elemente des Kosakentums hingegen
stark war. Einer der gefährlichsten konterrevolutionären Herde war das Hauptquartier des
Oberbefehlshabers in Mogiljow am Dnepr. Dort befanden sich die Militärmissionen der Alliierten
– Englands, der USA und Frankreichs –, die alle antisowjetischen Kräfte unterstützten.
4. Flucht der Kornilowtruppen ins Don-Gebiet
General N. N. Duchonin, der nach der Flucht Kerenskis die Führung des Hauptquartiers als
Stabschef übernommen hatte, lehnte es ab, sich weiterhin dem Rat der Volkskommissare
unterzuordnen, und trat deshalb mit General Kornilow in Verbindung. Sein Hauptquartier wurde
jetzt zum Ausgangspunkt der Konterrevolution. Die Sowjetregierung ernannte einen neuen
Oberbefehlshaber und entsandte Truppen, welche das konterrevolutionäre Hauptquartier am 20.
November aushoben. Die Kornilow-Generäle waren am Vorabend des Eintreffens der
Sowjettruppen in Mogiljow von General Duchonin gewarnt worden. Geführt von Kornilow, flohen
sie aus Bychow zu ihrem Gesinnungsgenossen, General A. M. Kaledin, ins Don-Gebiet.
Kosakengeneral Kaledin
5. Zarengeneral flieht in das von Deutschen besetzte Gebiet
In Belorußland befand sich ein weiterer Herd der Konterrevolution, und zwar das polnische Korps unter Führung des ehemaligen
Zarengenerals I. P. Dowbor-Musnizki. Dieses von der Provisorischen Regierung aufgestellte Korps machte sich zum Verteidiger der
Interessen der belorussischen Konterrevolutionäre und erhob sich gegen die Sowjetmacht. Im bewaffneten Kampf geschlagen, flohen die
Reste des Korps in das von den Deutschen besetzte Gebiet.
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III. DIE UKRAINE
1. Die Ukraine – ein weiteres Zentrum der Konterrevolution
Die stärkste Basis der Konterrevolution befand sich im Süden und Südosten des Landes. In der Ukraine war die Zentrale Rada an der Macht.
Diese bürgerlich-nationalistische Regierung der Ukraine hatte sich zwar in dem Kampf, der sich in Rußland abspielte, für „neutral“ erklärt,
war jedoch in Wirklichkeit ein Bündnis mit der konterrevolutionären Oberschicht des Kosakentums in seinem Kampf gegen die Sowjetmacht
eingegangen. Am Don, Kuban und Terek hatten konterrevolutionäre Kosakenoffiziere die Macht an sich gerissen. Die Seele der
Konterrevolution war hier der Ataman der Don-Kosaken, General Kaledin. Noch vor dem Siege der Großen Sozialistischen
Oktoberrevolution war auf seine Initiative hin der „Südöstliche Bund“ der Kosakengebiete und der Völker Nordkaukasiens geschaffen
worden. Dieser Bund der kosakischen und der bürgerlich-nationalistischen Konterrevolution in Nordkaukasien sollte den Sieg der
proletarischen Revolution im Südosten des Landes verhindern. Ihm schlossen sich auch noch andere Kosakengebiete des Südostens an, und
zwar die konterrevolutionären Elemente der Kosakengebiete von Astrachan, Orenburg und des Ural.
2. Eine neue konterrevolutionäre Armee mit englischer Unterstützung
Nach dem Sieg der proletarischen Revolution im Zentrum des Landes wurden von Kaledin alle konterrevolutionären Kräfte zum Kampf
gegen die Sowjetmacht zusammengefaßt. In Nowotscherkassk traf der ehemalige Chef des Stabes im Oberkommando und spätere (1917)
Oberkommandierende, General M. W. Alexejew, ein. An den Don waren auch die Generäle Kornilow, Denikin und andere geflohen. Dort
wurde im Dezember 1917 eine Freiwilligenarmee aus Offizieren gebildet, die den Grundstock zu einer antisowjetischen Armee abgeben
sollte. Unter Beteiligung der Vertreter aller antisowjetischen Parteien wurde hier eine Art allrussische konterrevolutionäre Regierung unter
Führung der drei Generäle Alexejew, Kornilow und Kaledin geschaffen. Die Mittel zur Schaffung ihrer konterrevolutionären Armee waren
von der englischen Militärmission zur Verfügung gestellt worden.
3. Die englische Militärmission flüchtet nach Kiew
Vor der Besetzung des Hauptquartiers in Mogiljow durch die Sowjettruppen hatte die englische Militärmission die Stadt noch rechtzeitig
verlassen können und war von Mogiljow nach Kiew übergesiedelt, wo die konterrevolutionäre Ukrainische Zentrale Rada an der Macht war.
Die konterrevolutionären Generäle hatten große Hoffnungen darauf gesetzt, daß die Kosaken am Kampf gegen die Sowjetmacht teilnehmen
würden. Die Sowjetregierung maß der Vernichtung der Truppen Kaledins und der Zentralen Rada, die den Sowjettruppen den Durchzug zum
Don verweigert hatte, große Bedeutung bei.
4. Der Sturz und die Flucht der sowjetfeindlichen Kiewer Rada und die Errichtung des Sowjetmacht in der Ukraine
Die Zentrale Rada in der Ukraine und die Truppen Kaledins in den Kosakengebieten des Südostens waren die stärksten Stützen der
Konterrevolution. Aus diesem Grunde wurden gegen sie starke Kräfte eingesetzt. Bei ihrem Durchbruch zum Don halfen die Abteilungen der
Rotgardisten den ukrainischen Werktätigen, die konterrevolutionäre Zentrale Rada zu stürzen und in der Ukraine die Sowjetmacht zu
errichten. Der am 11. Dezember 1917 in Charkow eröffnete 1. Ukrainische Sowjetkongreß proklamierte den Sturz der Zentralen Rada und
erklärte die Ukraine zur Sowjetrepublik. Am 26. Januar wurde Kiew befreit. Die Zentrale Rada floh nach dem Westen. Die Ukraine erhielt
nunmehr ein Sowjetregime.
5. Die Zerschlagung der weißgardistischen Freiwilligenarmee
Die sowjetischen Truppen kämpften sich bis Nowotscherkassk und Rostow durch. Die werktätigen Kosaken folgten dem Aufruf des Rates
der Volkskommissare und erhoben sich für die Sowjetmacht gegen ihre konterrevolutionären Führer. Nur die kleine Freiwilligenarmee
kämpfte noch gegen die Sowjettruppen, General Kaledin erschoß sich. Am 26.Februar 1918 wurde Nowotscherkassk und am 24. Februar
Rostow am Don genommen. Die Freiwilligenarmee ging auf den Kuban zurück und wurde bei dem Versuch, die Sowjetmacht am Kuban zu
stürzen, bei Jekaterinodar zerschlagen.
Die sowjetischen Truppen im Kuban (Gemälde vom M.B.Grekow)
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In diesen Kämpfen fiel General Kornilow. Die Reste der Armee stellten sich unter das Kommando von General Denikin. Dieser führte sie
zum Don zurück, wo sie im Sommer 1918 mit Hilfe der deutschen Interventen verstärkt und bewaffnet wurden. Sodann begann in
Nordkaukasien ein neuer Feldzug gegen die Sowjetrepubliken. …
III. DAS SOZIALISTISCHE VATERLAND IST IN GEFAHR
1. Eine äußerst schwierige Lage für die junge Sowjetunion
Rußland befand sich zur Zeit der Brest-Litowsker Verhandlungen in einer äußerst schwierigen Lage. Das Land erlebte einen beispiellosen
Verfall. Als Erbe der zaristischen und der Provisorischen Regierung übernahm die Republik eine zerstörte Industrie, ein
zusammengebrochenes Verkehrswesen und eine ruinierte Landwirtschaft. Die alte Armee fiel auseinander, begann sich zu demobilisieren.
Angesichts dieser Lage wäre bei einer Fortführung des Krieges die Existenz der jungen Sowjetrepublik in Frage gestellt gewesen. Dabei
waren die von den Deutschen gestellten Friedensbedingungen sehr hart. Polen, Litauen, ein Teil Lettlands und Belorußlands sollten in
deutscher Hand bleiben. Die Besetzung der Rigaer Bucht hätte eine ständige Bedrohung Petrograds bedeutet. Gleichwohl trat W. I. Lenin um
des Weiterbestehens der Sowjetmacht willen entschieden für den Abschluß eines Friedens mit Deutschland ein. Eine Atempause war
notwendig geworden.
2. Die geflüchtete ukrainische Rada verbündet sich mit den Deutschen
Alle Feinde der Sowjetmacht, von den eingefleischten Monarchisten bis zu Trotzki und Bucharin, die sich in die Partei eingeschlichen
hatten, vereinigten sich in der Frage des Friedensabschlusses gegen Lenin. Sie verlangten die Fortführung des Krieges gegen die Deutschen,
in der Erwartung, dieser Krieg werde den Untergang der Sowjetordnung bedeuten. Unterdessen war in Brest-Litowsk auch eine Delegation
der konterrevolutionären Ukrainischen Zentralen Rada erschienen, die vom ukrainischen Volk aus dem Lande vertrieben worden war. Sie
trat in Verhandlungen mit den Deutschen und bot ihnen für die Besetzung der Ukraine und die Beseitigung der ukrainischen Sowjetregierung
Millionen Tonnen von Getreide, Zucker und Vieh. Die deutschen Imperialisten nahmen das Angebot der Zentralen Rada mit Freuden an.
3. Die Gründung der Roten Arbeiter- und Bauern-Armee
Sowjetregierung und Bolschewistische Partei setzten die Friedensverhandlungen fort und drängten
weiterhin auf den Abschluß eines Friedens, trafen jedoch gleichzeitig alle Maßnahmen gegen einen
eventuellen Überfall seitens der deutschen Truppen. Da die alte russische Armee nicht mehr kampffähig
war. entschloß man sich zwecks Verteidigung der Sowjetrepublik zur Aufstellung einer neuen Armee. Am
15. Januar 1918 erging das Dekret über die Errichtung einer Arbeiter- und Bauernarmee. am 14. Februar
die Verordnung des Rates der Volkskommissare über die Schaffung einer Roten Flotte. Die ersten Korps
der Roten Armee wurden aufgestellt.
4. Brest-Litowsk: Trotzki verrät die junge Sowjetmacht
Nach der Verhandlung mit den Vertretern der Zentralen Rada stellten die Deutschen ein Ultimatum mit
erheblich härteren Friedensbedingungen. Im Namen des Zentralkomitees wurde nunmehr Trotzki, der
Vorsitzende der sowjetischen Delegation. von Lenin und Stalin mit der Unterzeichnung der
Friedensbedingungen beauftragt. Trotzki ignorierte jedoch in verräterischer Weise die Direktiven der
Partei, indem er erklärte, die Sowjetrepublik werde zwar keinen Krieg mehr führen, aber auch keinen
Friedensvertrag unterzeichnen. Den deutschen Imperialisten kam das sehr gelegen.
L.Trotzki im Zug nach
Brest-Litowsk
5. Der heimtückische Überfall der deutschen Reichswehr
Unter Verletzung der Waffenstillstandsbedingungen begannen sie am 18. Februar 1918 ihren Vormarsch an der ganzen Front, von der Ostsee
bis zum Schwarzen Meer. Ihr Ziel ging dahin, die Sowjets zu stürzen, Rußland zu ihrerKolonie zu mac en, as Baltikum, Belorußland, ie
Ukraine, die Krim und Kaukasien hingegen dem deutschen Staat einzuverleiben. 30 deutsche Divisionen rückten jetzt auf sowjetisches
Gebiet vor, davon 15 über Narwa und Pskow in Richtung auf die sowjetische Hauptstadt Petrograd. Die Reste der alten Armee, die im
Begriff war, sich zu demobilisieren, hielten nicht stand. In drei Tagen des Vormarsches besetzten die Deutschen ein riesiges Gebiet, und
zwar mehr als das Dreifache des Territoriums, das sie in 3 ½ Kriegsjahren zu erobern vermocht hatten. Riesige Vorräte des für die Rote
Armee bestimmten Kriegsmaterials fielen in Feindeshand. Später stellten die Deutschen diese Waffen- und Munitionsvorräte den
weißgardistischen Armeen der Generäle Krasnow und Denikin sowie den Haidamaken Skoropadskis zur Verfügung.
6. Der Aufruf Lenins: „Das sozialistische Vaterland ist in Gefahr“
Am 21. Februar 1918 wandte sich der Rat der Volkskommissare mit dem von W.I. Lenin unterzeichneten Aufruf „Das sozialistische
Vaterland ist in Gefahr“ an das dieser Aufruf appellierte an das Sowjetvolk, unter Einsatz des Lebens die sozialistische Heimat gegen die
deutschen Okkupanten zu verteidigen. Am gleichen Tage wandte sich J. W. Stalin an das ukrainische Volk mit der Aufforderung, dem
Beispiel der russischen Arbeiter und Bauern zu folgen und sich zum Kampf gegen die deutschen Eroberer zu erheben. Der Überfall der
deutschen Imperialisten führte zu einem gewaltigen revolutionären Aufschwung im ganzen Lande. In kurzer Zeit wurden
Truppenformationen der Roten Armee aufgestellt. Hinter der Front der vorrückenden Deutschen entstanden Partisanentrupps. Petrograd
rüstete zur Verteidigung. Die jungen Formationen der Roten Armee brachten am 23. Februar in den ersten Kämpfen bei Pskow und Narva
den Vormarsch der Deutschen zum Stehen.
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IV. DER RAUBFRIEDEN VON BREST-LITOWSK
1. Die deutschen Invasoren stellen noch härtere Forderungen
Da es diesen offenbar klar geworden war, daß sie mit der Einnahme von Petrograd kein leichtes Spiel haben würden, bequemten sie sich zur
Fortführung der Friedens-verhandlungen. Jetzt stellten sie jedoch noch härtere Friedensbedingungen. Sie verlangten zusätzlich, daß die
russischen Truppen und die Rote Armee ganz Lettland, Estland, Finnland und die Ukraine räumten und diese Gebiete von deutscher Polizei
besetzt würden, daß auch die Ukrainische Zentrale Rada in den Friedensvertrag einbezogen würde und daß es bei dem für das Land äußerst
ungünstigen Handelsvertrag bleiben sollte, der von der zaristischen Regierung im Jahre 1904 abgeschlossen worden war.
2. Zähneknirschend stimmte die Sowjetunion dem Raubfrieden zu
Das
Allrussische
Zentralexekutivkomitee
nahm
mit
erdrückender
Stimmenmehrheit alle Friedensbedingungen an und entsandte eine neue
Delegation nach Brest-Litowsk mit G.I.Petrowski an der Spitze. Am 3. März 1918
unterzeichnete die sowjetische Delegation den Friedensvertrag mit Deutschland,
ohne die räuberischen Friedensbedingungen zum Gegenstand einer nochmaligen
Erörterung zu machen, jedoch mit dem besonderen Hinweis auf ihren
gewalttätigen Charakter. Der VII. Parteitag der Bolschewiki billigte den
Friedensschluß mit den Deutschen, und der danach einberufene IV.
Sowjetkongreß bestätigte ihn.
Österreichisch-ungarische Truppen bei der
Besetzung von Kamenez-Podolskij
3. Eine Atempause für die junge Sowjetunion
Der Friede von Brest-Litowsk war zwar ein schwerer Frieden, ein „schamloser“ Frieden, wie ihn Lenin nannte, er war jedoch von gewaltiger
Bedeutung, denn er gab der Sowjetrepublik die dringend erforderliche Atempause für die Schaffung einer neuen, der Roten Armee. Der
Brester Frieden bedeutete einen Zeitgewinn. Die Sowjets vermochten sich zu festigen, die Wirtschaft des Landes in Ordnung zu bringen und
Kräfte für den weiteren Kampf zu sammeln. Nach Abschluß des Brester Friedens galt es für die Sowjetrepublik vor allem, das Fundament
der sozialistischen Wirtschaft zu errichten. In seinem Aufsatz „Die nächsten Aufgaben der Sowjetmacht“ stellte W. I. Lenin die Forderung,
in der Industrie den sozialistischen Wettbewerb zu entfalten, den Stücklohn einzuführen und kleinbürgerliche Gleichmacherei,
Bummelantentum und Spekulation zu bekämpfen. Aus der alltäglichen praktischen Arbeit der Millionenmassen der Werktätigen. sagte
Lenin, erwächst eine neue Disziplin. die Disziplin der Arbeit und der Kameradschaft, eine sowjetische Disziplin.
4. Ein heftiger Kampf gegen das konterrevolutionäre Großbauerntum
Ein heftiger Kampf spielte sich im Frühjahr und Herbst 1918 auf dem Lande ab. Es galt, das konterrevolutionäre Großbauerntum zu
beseitigen. das eine antisowjetische Haltung eingenommen hatte. Am 11. Juni 1918 erging das Dekret über die Schaffung von Komitees der
Dorfarmut. Im Kampf gegen die Großbauern wurden diesen etwa 50 Mill. ha Land genommen und der Dorfarmut und den Mittelbauern
übergeben. Die Komitees der Dorfarmut verteilten das bei den Gutsbesitzern konfiszierte Inventar und beschlagnahmten einen Teil der
Produktionsmittel der Großbauern, um sie gleichfalls der Dorfarmut zu übergeben.
V. DIE MILITÄRISCHE INTERVENTION DES AUSLANDES UND DER BÜRGERKRIEG IN DER UdSSR (1918-1920)
1. Ein Geheimabkommen der imperialistischen Mächte
Bereits seit dem ersten Tage des Bestehens der Sowjetrepublik zog die gesamte kapitalistische Welt gegen sie zu Felde. Als erstes
imperialistisches Land begann Deutschland die Intervention und den bewaffneten Kampf. Die ehemaligen Verbündeten Rußlands, England,
Frankreich und die USA schreckten im Kampf gegen die Sowjetrepublik vor keinem Mittel zurück. Am 10. Dezember 1917 schlossen die
Regierungen Englands und Frankreichs ein Geheimabkommen über die Abgrenzung ihrer Aktionssphären gegen die Sowjetrepublik: die
englischen Truppen sollten in Kaukasien, am Kuban und am Don operieren, die französischen Truppen in der Ukraine, auf der Krim und in
Bessarabien.
2. Eine zweite Front im fernen Osten der Sowjetunion
Die Regierungen der Entente brachen zwar ihre Beziehungen zu Sowjetrußland nicht ab, ihre Botschaften folgten jedoch gleichwohl der
Sowjetregierung nicht nach Moskau, das zur Hauptstadt der Sowjetrepublik erklärt worden war, sondern begaben sich von Petrograd nach
Wologda, von wo sie auch den antisowjetischen Kampf leiteten. Die Bildung des tschechoslowakischen Korps und sein Einsatz gegen die
Sowjetrepublik war ihr Werk. Die Folge war die Entstehung einer Front im Osten. Die Entente rechnete immer noch damit. daß Deutschland.
dessen Truppen sich auf russischem Gebiet befanden. unter Ausnutzung der schwierigen Lage der Sowjetrepublik die Sowjets stürzen würde.
3. Die großangelegte deutsche Invasion
Und Deutschland benutzte in der Tat den Brester Frieden als Deckmantel, um auf breiter
Front gegen die Sowjetrepublik vorzugehen. mit dem Ziel ihrer Beseitigung. Zwei
Wochen nach Unterzeichnung des Friedensvertrags versuchten die deutschen Militärs,
sich der in Helsingfors überwinternden Ostseeflotte zu bemächtigen. Auf Befehl des
Rates der Volkskommissare unternahm diese Ende März/Anfang April 1918 vor den
Augen des deutschen Geschwaders, das sich auf Helsingfors zu bewegte, eine heroische
Überfahrt durch das Eis von Helsingfors nach Kronstadt.
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Die Landung deutscher Truppen in Finnland unter dem Kommando des Generals von der Goltz ermöglichte es der finnischen Bourgeoisie,
der Revolution in Finnland ein Ende zu bereiten. Deutschland bewaffnete die finnische Armee und trieb sie in den Kampf gegen
Sowjetrußland. Deutsche Truppen besetzten Estland, Lettland, Litauen, Belorußland und die Ukraine. Die Demarkationslinie verlief über die
Eisenbahnstation Orscha und weiter den Dnepr entlang.
4. Die deutsche Okkupation der Ukraine und die Besetzung der Krim
Nach der Besetzung der Ukraine begannen die deutschen Truppen auf Befehl Wilhelms II. mit der Inbesitznahme des Don-Gebietes und der
Krim. Gleichzeitig versuchten sie auch, das Gebiet am Kuban und am Terek zu besetzen. Das bedeutete einen offenen Verstoß gegen den
Frieden von Brest-Litowsk, da diese Gebiete zur RSFSR gehörten und nicht der deutschen Okkupation unterlagen. In allen besetzten
Gebieten bewaffneten die Deutschen sofort die örtlichen weißgardistischen Kräfte. Unter Führung der deutschen Okkupanten suchten die
Generäle Krasnow und Denikin in Nordkaukasien sowie General Sulkewitsch auf der Krim den deutschen Plan einer Zertrümmerung
Sowjetrußlands und seiner Verwandlung in eine deutsche Kolonie zu verwirklichen.
5. Die Türkei mischt sich in die Kämpfe ein
Nach der Besetzung einiger Gebietsteile der RSFSR bemächtigte sich Deutschland im Sommer 1918, gestützt auf ein Übereinkommen mit
den Volksverrätern in Transkaukasien – den grusinischen Menschewiki. Daschnaken und Mussawatisten –, auch Grusiniens, wo zu jener
Zeit die grusinischen Menschewiki an der Macht waren. Der Bundesgenosse des imperialistischen Deutschland, die Türkei, begann mit Hilfe
Deutschlands und unter seiner Leitung den Angriff aufArmenien und Aserbaidshan, in jenen Tagen die einzigen Stützpunkte der
Sowjetmacht in Transkaukasien. Türkische Divisionen unter dem Kommando deutscher Offiziere bewaffneten die konterrevolutionären
mussawatistischen Banden in Aserbaidshan und veranstalteten eine Metzelei unter den Aserbaidshanern und Armeniern.
6. Das Erdöl von Baku und Grosny
Deutschland gedachte auch, mit Hilfe der Türkei die Erdölgebiete von Baku und Grosny an sich zu reißen. Türkische Offiziere drangen, als
Mullas verkleidet, in das Innere Nordkaukasiens und Dagestans ein und versuchten mit Unterstützung ihrer Helfershelfer aus den bürgerlichnationalistischen Kreisen der Bergvölker und in der mohammedanischen Geistlichkeit, einen „Bergstaat“ unter der Ägide des türkischen
Sultans zu errichten. Die deutsche Intervention in Transkaukasien war gleichfalls ein glatter Bruch des Brester Friedens, der die
Nichteinmischung Deutschlands in die Beziehungen Sowjetrußlands zu den in Transkaukasien geschaffenen Staatenbildungen vorsah.
VI. DER WEITERE VORMARSCH DER DEUTSCHEN TRUPPEN UND DER VATERLÄNDISCHE KRIEG DER
SOWJETUNION GEGEN DIE INVASOREN
1. Die deutsche Besetzung Grusiniens
Um die Mitte des Jahres 1918 drangen die deutschen Truppen bis an den
Kuban vor, stießen aber im Gebiet von Kustschewka auf Widerstand und
mußten den weiteren Vormarsch einstellen. Sie besetzten jedoch die
Krim, setzten über die Enge von Kertsch und begannen nach der
Landung auf der Taman-Halbinsel ihren Vormarsch auf Jekaterinodar.
Dieser mißlang zwar, aber ein beträchtlicher Teil der Taman-Halbinsel
blieb in ihrer Hand. Nach der Besetzung Grusiniens und – mit türkischer
Hilfe – auch Armeniens und Aserbaidshans suchten sie über die
Grusinische Heerstraße nach Nordkaukasien vorzudringen, wurden aber
von den sowjetischen Truppen 30 km vor Wladikawkas aufgehalten.
Reguläre Divisionen der türkischen Armee unter dem Kommando des
Generals IzzetPascha bedrohten Dagestan.
2. Ausplünderung und Kolonialisierung der besetzten Gebiete
Den deutschen Truppen folgten deutsche Gutsherren und Kapitalisten. Zur Ausplünderung der besetzten Gebiete wurden Sonderstäbe
geschaffen. Alle Unternehmen, die Eisenbahnen, Gruben und Häfen wurden den deutschen Interventen unterstellt. Alle Lebensmittel wurden
requiriert und nach Deutschland gebracht. Die besetzten Gebietewurden zu regelrechten deutschen Kolonien. Wer sich den deutschen
Räubern entgegenstellte, wurde erschossen oder gehenkt. Aber der Krieg gegen die Deutschen hörte nicht auf. Im Rücken der deutschen
Front wüteten überall Aufstände. Das war ein wahrhaft vaterländischer Krieg des sowjetischen Volkes gegen die deutschen Eroberer.
3. Der Widerstand des Volkes in den besetzten Gebieten
Die deutsche Führung sah sich gezwungen, ihre Garnisonen in den Städten und Dörfern der besetzten Gebiete zu verstärken. Es gelang ihr
nicht, die Ostfront zu liquidieren, vielmehr sah sie sich gezwungen, im Osten Truppen in Stärke von etwa 1 Million Mann zu belassen und
auf deren Verlegung an die Westfront zu verzichten. Auch die Ernährungspläne brachen zusammen. Der Widerstand des Volkes
durchkreuzte die deutschen Ausfuhrpläne für Getreide, Fleisch und sonstige Lebensmittel. Weder die Ablösung der Zentralen Rada in der
Ukraine durch den Hetman Skoropadski, einen Söldling des deutschen Militarismus, noch die von den Deutschen in den anderen von ihnen
besetzten Gebieten gebildeten Marionettenregierungen konnten hier Abhilfe schaffen. Der Krieg gegen die Deutschen ging weiter. …
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4. Weitere Angriffe
Das Scheitern des Versuches der Entente, mit eigenen Kräften das Sowjetland zu vernichten. Zu Beginn des Jahres 1919 operierten Truppen
der Entente, zumeist englische, im Norden, in Murmansk und Archangelsk. Im Fernen Osten landeten japanische und amerikanische
Truppen; die Hauptmacht bildeten die Japaner. Im Süden, in Odessa und auf der Krim, landeten französische und griechische, in
Transkaukasien englische Truppen. Insgesamt standen mehr als 300.000 Soldaten der Entente auf sowjetischem Boden. Inspirator und
Organisator der Intervention war der englische Minister Winston Churchill, der 1919 zum Kriegsminister ernannt worden war. Die
Ententemächte führten in den eroberten Gebieten eine konsequente Kolonialpolitik durch.
5. Ukraine: englisch-französisches „Direktorium“ kolonisiert das Land
In der Ukraine wurde nach der Flucht des Schützlings der Deutschen, des Hetmans Skoropadski, eine neue Regierung aus ehemaligen
Politikern der konterrevolutionären Zentralen Rada gebildet, die sich „Direktorium“ nannte. Um der Werktätigen der Ukraine, die die
Sowjetmacht wiederhergestellt hatten, Herr werden zu können, traf das „Direktorium“ ein Abkommen mit den englisch-französischen
Interventen, das die Ukraine in eine Kolonie des französischen Imperialismus verwandelt hätte. So sollten sämtliche Eisenbahnlinien für 50
Jahre in die Hände der französischen Kapitalisten übergehen, und französische Sachverständige sollten in der Ukraine das Finanz-, Handelsund Militärwesen leiten. Der eigentliche Herr der Ukraine wurde der französische General d’Anselme, der die Truppen der Interventen
befehligte. Im Verein mit diesen und unter ihrem Befehl kämpften auch die Denikinschen Truppen gegen die Rote Armee.
6. Die Befreiung der Ukraine von Interventen und Kollaborateuren 1919
Die Werktätigen der Ukraine, unterstützt von der Roten Armee Rußlands, wehrten sich jedoch gegen die neuen Interventen und gegen die
Verräter des ukrainischen Volkes. Ein großer Teil der Ukraine war im Frühjahr 1919 von den Interventen und Weißgardisten befreit. Im
Frühjahr 1919 begannen erbitterte Kämpfe gegen die Truppen der Interventen im Süden der Ukraine. Die Rote Armee rückte erfolgreich in
Richtung Odessa, Cherson, Nikolajew und auf die Krim vor. Unter den Soldaten und Matrosen im Rücken der Interventen kam es zu
Unruhen. In der französischen Flotte brach unter der Führung Andre Martys, eines Mechanikers auf einem vor Sewastopol liegenden
französischen Schiffe, ein Aufstand aus.
7. Das haben die Imperialisten der Sowjetunion niemals verziehen!
Unter den Schlägen der Roten Armee mußten die
Interventen ihre Truppen aus Odessa und anderen
Bezirken der Ukraine sowie aus der Krim
zurücknehmen. Das „Direktorium“ flüchtete nach dem
Westen. Im April 1919 waren die Ukraine und die Krim
wieder völlig in sowjetischer Hand. Auch aus dem
Norden mußten sich die Interventen zurückziehen.
Quelle:
Große Sowjet-Enzyklopädie (2 Bd.), Verlag Kultur und
Fortschritt, Berlin, 1952, Bd.1, S.665-686. (gekürzt und
mit Zwischenüberschriften versehen, N.G.)
Die Rote Armee befreit Kiew (5.Februar 1919)
Zusammenfassung: (ebenfalls aus der o.g.Sowjet-Enzyklopädie, S.1891f.) Die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik war bis 1991 eine
im Südwesten der UdSSR gelegene Unionsrepublik; ihre Gründung erfolgte im Dezember 1917. Am 1. November 1939 entsprach die 5.
Außerordentliche Tagung des Obersten Sowjets der UdSSR dem Ersuchen der Nationalversammlung der West-Ukraine um Aufnahme in die
UdSSR und Wiedervereinigung mit der Ukrainischen SSR. Nach der Unterzeichnung des Vertrages vom 28. Juni 1940 über die Rückgabe
des im Jahre 1918 von den Rumänen besetzten Bessarabiens an die Sowjetunion wurden ein Teil Bessarabiens sowie die auf Grund des
genannten Vertrages von Rumänien abgetrennte Nordbukowina der Ukrainischen SSR angegliedert. Auf Grund eines Abkommens zwischen
der UdSSR und der Tschechoslowakei wurde am 29. Juni 1945 die Transkarpaten-Ukraine (jetzt Transkarpaten-Gebiet) ein Teil der
Ukrainischen SSR. Hauptstadt der Ukraine: Kiew. Während des Großen Vaterländischen Krieges war die Ukraine von der deutschen Armee
besetzt. Die endgültige Befreiung der Ukraine erfolgte in der ersten Oktoberhälfte 1944.
Hinzufügen muß man heute noch, daß durch die kriminelle Beloweshsker Vereinbarung von 1991 das Ende der Sowjetunion besiegelt
worden war, und damit die Ukraine entgegen dem Willen der Völker aus dem Bündnis der Sowjetunion herausgelöst wurde. Der
faschistische Putsch in der Ukraine von 2014 brachte ein Terror-Regime an die Macht, das mit Hilfe Galizischer Neonazis und massiver
Einmischung durch die USA, die BRD und die NATO zu einer gefährlichen Bedrohung des Weltfriedens wurde. Dabei ist die Übernahme
der Krim durch Rußland (nach einem klaren Votum der dort lebenden Bevölkerung) und der antifaschistische Widerstand der Bewohner des
Donbass gegen die Kiewer Machthaber der Vorwand für massive Sanktionen westlicher imperialistischer Staaten, insbesondere der USA,
gegenüber Rußland und der Vorwand für einen brutalen Krieg des Kiewer Regimes gegen die im Donbass lebende Bevölkerung.
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