FOKUSNIEDERSACHSEN JANUAR 2015 Außenhandel Umfrage „Going International“ NIHK: Niedersächsische Unternehmen insgesamt mit Auslandgeschäft zufrieden Ukraine-Konflikt macht der Exportwirtschaft zu schaffen Die niedersächsischen Unternehmen mit Außenhandelsbeziehungen blicken trotz vieler Krisenherde insgesamt zufrieden auf das Jahr 2014 zurück. Das zeigt die regionale Auswertung der bundesweiten Umfrage „Going International“ des Deutschen Industrieund Handelskammertages (DIHK). Für 2015 erwarten die niedersächsischen Unternehmen – abgesehen von der Entwicklung in Russland – keine Verschlechterung. Die aus dem Ukraine-Konflikt resultierenden Sanktionen belasten die Exportwirtschaft allerdings sehr wohl. Jedes dritte Unternehmen ist davon betroffen. Für mehr als 40 Prozent der Befragten ist das Russland-Geschäft wichtig oder sehr wichtig. Insgesamt machen immer mehr Handelshemmnisse den Betrieben zu schaffen, umfangreiche Zertifizierungs- und Sicherheitsanforderungen erschweren laut NIHK vielerorts den Markteinstieg. Lesen Sie mehr zum Thema auf den folgenden Seiten im aktuellen „Fokus Niedersachsen“ des Niedersächsischen Industrie- und Handelskammertages (NIHK). Seite 1 FOKUS NIEDERSACHSEN Außenhandel JANUAR 2015 FOKUSNIEDERSACHSEN Sorge um Russlandgeschäft Neben Europa und Asien gaben die befragten Unternehmen Osteuropa / Russland als wichtigsten Absatzmarkt an. Trotz des vorherrschenden Russland-Ukraine-Konfliktes und zunehmender Handelshemmnisse ist dort jeder zweite niedersächsische Außenhandelsbetrieb tätig. Mehr als 40 Prozent der befragten Unternehmen bezeichnen das Russlandgeschäft als wichtig oder sehr wichtig. Etwa jedes dritte Unternehmen mit Außenwirtschaftsbeziehungen aus Niedersachsen ist von den Wirtschaftssanktionen der EU oder den Gegenmaßnahmen der russischen Regierung betroffen. In einzelnen Fällen werden Umsatzeinbrüche im Export von über 50 Prozent erwartet. Insgesamt sind die Exporte aus Niedersachsen nach Russland laut Landesamt für Statistik Niedersachsen von Januar bis September 2014 mit 2,1 Milliarden zu beziffern, rund 500 Millionen weniger als im Zeitraum des Vorjahres. In der KfzBranche hat es einen Rückgang um 255 Millionen Euro auf 451 Millionen Euro gegeben, im Maschinen- und AnlagenBau sind es mit 333 Millionen Euro 92 Millionen Euro weniger als in 2013 und in der Ernährungswirtschaft sind die Exporte auf 99 Millionen Euro (minus 76 Millionen Euro) gesunken. Viele Unternehmen befürchten durch das Ausbleiben neuer Aufträge langfristig einen Umsatzrückgang und Schädigungen ihrer Geschäftsbeziehungen mit russischen Unternehmen. Europa bleibt wichtigster Markt Wichtigster Absatzmarkt bleibt nach wie vor die EU, insbesondere die Länder der Eurozone. Gut 90 Prozent der niedersächsischen Außenhandelsunternehmen agieren dort. Vor allem die Niederlande und Frankreich sind, aufgrund ihrer räumlichen Nähe, für die niedersächsischen Unternehmen die wichtigsten Partner in der Eurozone. Durch die kurze Distanz eignen sich diese Märkte vor allem auch für junge, auslandsunerfahrene Unternehmen als Einstiegsmarkt. Neben Europa sind niedersächsische Unternehmen vornehmlich in Russland und Asien tätig, hier ist China der wichtigste Partner. Aber auch Nordamerika rückt vermehrt in den Fokus der Niedersachsen. Die geplanten Handels- und Investitionsabkommen mit den USA und Kanada betonen die Bedeutung des nordamerikanischen Marktes auch für hiesige Unternehmen. Auslandsaktivitäten niedersächsischer Unternehmen nach Weltregionen (Mehrfachnennungen möglich) Eurozone 90 Restliche EU-Mitgliedsstaaten 51,9 Osteuropa / Russland / GUS 51,5 Asien / Pazifik 41,5 Nordamerika 34 Südost-Asien 28,2 Lateinamerika 27,4 Nah- und Mittelost 27 Nordafrika 16,6 Subsahara-Afrika 0 Seite 2 FOKUS NIEDERSACHSEN in Prozent 10 Außenhandel 20 40 60 80 100 JANUAR 2015 FOKUSNIEDERSACHSEN Mit einer breiten und internationalen Ausrichtung konnten die Betriebe in der Vergangenheit weit auf die aufstrebenden Weltmärkte vordringen. Durch diese Aufstellung machen sich die Unternehmen unabhängiger von einem Markt und können so Marktschwankungen besser abfangen. Der Export von Deutschland bleibt dabei der wichtigste Vertriebsweg. Etwa 90 Prozent der befragten Unternehmen sind auf diese Weise im Ausland aktiv. Gut ein Drittel der Befragten arbeitet mit Tochterunternehmen, Niederlassungen oder selbstständigen Kooperationspartnern im Ausland. Für gut ein Viertel der Unternehmen ist dagegen der Import von Produkten und Rohstoffen aus dem Ausland nach Deutschland die wichtigste Aktivität. Unternehmen kämpfen noch immer mit Handelshemmnissen Gut jedes dritte befragte Unternehmen beklagt erneut eine Zunahme von Handelshemmnissen. Die klassischen Hemmnisse wie Zölle oder Importabgaben sind dabei längst nicht mehr die einzigen Instrumente, um Unternehmen die Einfuhr ihrer Produkte zu erschweren. Vielmehr versuchen die Staaten über erhöhte Produktanforderungen ihre heimische Wirtschaft zu schützen. Die Unternehmen sind am häufigsten lokalen Zertifizierungsanforderungen (56 Prozent) und verstärkten Sicherheitsan- forderungen (50 Prozent) ausgesetzt. Beide Instrumente dienen vornehmlich der Erhöhung der Kosten für den Markteinstieg ausländischer Wettbewerber. Vor allem innerhalb der Eurasischen Zollunion zwischen Russland, Belarus und Kasachstan, aber auch in der Ukraine und China erschweren diese Handelshemmnisse die Aktivitäten niedersächsischer Unternehmen. Freihandelsabkommen könnten Unternehmen vor diesen Hemmnissen schützen. Positive Effekte durch TTIP Abbau von Zöllen 58,6 Anpassung/gegenseitige Anerkennung von Normen, Standards und Zertifizierungen 55,6 wir erwarten keine positiven Effekte 27,3 Beispielsgebend für weitere Freihandelsbestrebungen (z.B. WTOEbene) 23,2 Erleichterungen im Dienstleistungsverkehr 15,2 Zugang zu öffentlichen Aufträgen 3 0 Seite 3 FOKUS NIEDERSACHSEN Außenhandel in Prozent 20 40 60 80 FOKUSNIEDERSACHSEN JANUAR 2015 Chance TTIP Mehr als die Hälfte der niedersächsischen Unternehmen haben die Verhandlungen über ein Investitions- und Handelsabkommen mit den USA (TTIP – Transatlantic Trade and Investment Partnership) bereits 2013 als wichtig bzw. sehr wichtig bewertet. Auch eine NIHK-Umfrage zum geplanten Abkommen im Sommer 2014 bestätigte diesen Trend. In der aktuellen Umfrage „Going International“ bewerten knapp 80 Unternehmen vor allem die Vereinheitlichung von Normen, Standards und Zertifi- zierungen sowie den Abbau von Zöllen und die Vereinfachung der Zollabwicklung als wichtig, bzw. sehr wichtig. Durch diese Vereinfachungen versprechen sich fast die Hälfte der befragten Betriebe zukünftig gleichbleibend gute oder bessere Geschäftsperspektiven in den USA. Sie fordern die Verhandlungen um das Abkommen und das Abkommen selbst so transparent und einfach verständlich wie möglich zu gestalten. Ansprechpartner für den Fokus Niedersachsen NIHK-Sprecher für International Felix Jahn, Tel. 0441 2220-400, E-Mail: [email protected] NIHK-Geschäftsstelle Hinüberstr. 16-18, 30175 Hannover Tel. 0511 33708-75 E-Mail: [email protected] Der NIHK vertritt rund 270.000 Unternehmen in Niedersachsen. Mitglieder sind die die IHK Lüneburg-Wolfsburg, die Oldenburgische IHK, die IHK Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim, die IHK für Ostfriesland und Papenburg sowie die IHK Stade für den Elbe-Weser-Raum. Der Fokus Niedersachsen erscheint in regelmäßigen Abständen zu aktuellen Themen aus Wirtschaft und Politik und steht unter www.n-ihk.de/Publikationen auch zum Download zur Verfügung. Seite 4 FOKUS NIEDERSACHSEN Außenhandel
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