Wortlaut Diözesanadministrator des Bistums Mainz, Dietmar Giebelmann 31. Oktober 2016 Grußwort zum Reformationsgottesdienst 2016 ES GILT DAS GESPROCHENE WORT Liebe Schwestern und Brüder im gemeinsamen Glauben an Jesus Christus, mit einigem Recht können wir von einem geistlichen Prozess sprechen, der in den letzten Jahren zwischen der EKD und der katholischen Kirche mit Blick auf die Feiergestalt des Jahrs 2017 stattgefunden hat. Nach anfänglicher Unsicherheit bzgl. der Frage, ob überhaupt solch ein Jubiläum in ökumenischer Verbundenheit begangen werden soll und hernach dann die Suche nach einer konkreten Kontur eines gemeinsamen Begehens, kristallisierte sich die Idee eines gemeinsamen Christusfestes heraus. Diese Entscheidung wird sich gewiss als ein Segen für unsere Kirchen herausstellen und zeigt sich als nur folgerichtig im Bezug auf die letzten hunderte Jahre, die mit Fug und Recht als ökumenisches Jahrhundert angesehen werden können, auch wenn am Beginn einige andere Einsprechungen hierzu erfolgten . Aber auch die weltweit wachsende Christenverfolgung und die gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen unserer Tage mahnen uns, das Trennende zu überwinden und das Miteinander, wo immer es möglich ist, zu gestalten und darüber hinaus auch zu wagen. So sind wir als katholische Kirche, liebe evangelische Brüder und Schwestern, dankbar, dass wir hier mit Ihnen über ein ganzes Jahr hinweg eines Ereignisses gedenken können, das nicht nur die Kirchen, sondern auch die Geschichte unseres Kontinentes nachhaltig verändert hat. Der Geist der Einheit, der Vater und Sohn in personaler Tiefe zusammenbindet, möge in uns durch die vielfältigen Veranstaltungen des kommenden Jahres, seien sie geistlicher, theologischer, sozialer oder caritativer Natur, ein Herz finden, das sich neu für den Weg einer weiter wachsenden Einheit bereithält. Mit dem Ausrufen der Feier eines gemeinsamen Christusjahres richten beide Kirchen ihr Augenmerk auf die einende Mitte: Christus. Was mit dem Jahr 1517 begann, war, wenn es recht betrachtet wird, nicht das Gründen einer neuen Kirche, sondern die Erneuerung der Kirche an Haupt und Gliedern, damit die Kirche tiefer Kirche Jesu Christi wird. Sich erneuern lassen von Christus her, durch die Begegnung mit ihm - im gemeinsamen Gebet und dem Gebet füreinander, in der Meditation des Wortes, durch den Empfang des Sakramentes, durch theologisches Forschen und gemeinsamen Liebesdienst – das wollen wir alle an uns geschehen lassen. So vermögen wir, tiefer in die eine Wahrheit in ihren vielen Facetten uns weiter vorzutasten – in die Wahrheit, die uns frei macht und uns zueinanderträgt. 1
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