Lösungen zu den Aufgaben in Phoenix 1, Kapitel 4

Lösungen zu den Aufgaben in Kapitel
7771-04
Karl der Große
Kaiser des Abendlandes
S. 63
S. 64
1. Religionem Christianam sanctissime et cum summa pietate coluit – Ecclesiam impigre frequentabat – curabat, ut omnia ... cum maxima fierent honestate. Der Leitbegriff ist pietas.
2. Die symbolische Bedeutung für den Antransport des Marmors aus Italien (Rom
und Ravenna) liegt wohl darin, dass Karl damit auch im Bauwesen an die antike
Tradition anknüpfen wollte. Aachen sollte so schön wie das ewige Rom werden.
3. Die Diskussion sollte folgende Gedanken erwägen: Die Verbindung von christlichem Glauben und Herrschaft ist für die damalige Zeit bereits problematisch, da
den eroberten Völkern durch Ausübung von Macht der Glaube aufgezwungen
werden konnte, was unter Karl tatsächlich der Fall war. Zudem wurde dadurch
der Konflikt zwischen dem kirchlichen und weltlichen Machtträger, zwischen
Papst und Kaiser, vorprogrammiert.
1. Karl will die Sachsen christianisieren, d.h. ihnen den alten Götzenkult (cultus
daemonum) und die hergebrachten Glaubensriten (caerimoniae patriae) nehmen,
ihnen beibringen, die göttlichen Rechte und Gesetze (divina iura) zu achten, die
nach der christlichen Religion (nostra religio) gelten; dahinter steht das für ihn
wohl höhere Ziel, sein Reich im Osten zu erweitern und zwischen Franken und
Sachsen eine politische Einheit herzustellen (adunati unus cum eis populus efficerentur).
2. Die Härte des Vorgehens lässt sich im Text nur aus der langen Dauer des Krieges
(30 Jahre) erschließen und aus der Tatsache, dass die Sachsen am Ende gezwungenermaßen ihren Dämonenkult und die überkommenen Bräuche aufgegeben
haben.
3. Die Sachsen werden mit beinahe allen Germanen gleichgesetzt hinsichtlich ihrer
Wildheit, ihres Götzenkultes und ihrer Feindschaft gegen das Christentum. Es ist
anzunehmen, dass Karl alle Germanen wie die Sachsen gewaltsam christianisieren und in sein Großreich integrieren wollte.
4. Eine Christianisierung von Völkern durch Krieg ist aus heutiger Sicht zu verurteilen. Damals herrschte die Einstellung vor – von Roms Herrschaftsideologie
übernommen –, dass wilde und ungesittete Völker unterworfen werden sollten,
damit sie auf eine höhere Zivilisationsstufe gebracht würden. Dieses Prinzip wurde im Prozess der Christianisierung und ihrer Begründung zum Tragen gebracht.
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Phoenix 1 Lehrerkommentar
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1. corona hatte ursprünglich die Bedeutung „Kranz“, etwa der Lorbeerkranz, der
einem Sieger auf das Haupt gelegt wurde. Von da leitete sich die Bedeutung
„Diadem“ ab, schließlich auch „Krone“, die der König als Zeichen seiner Würde
trug. coronare heißt demnach „bekränzen“, dann „krönen“ (d.h. mit einer Krone
versehen).
2. Bedeutung der Kaiserkrönung für Karl: corona capiti eius imposuit: Krönung; a
cuncto Romanorum populo adclamatum est: Carolus Augustus: Nachfahre des Kaiser Augustus; more antiquorum principum adoratus est: Fortsetzung der römischen
Tradition der principes.
3. Verbindung des fränkischen Kaisers mit dem römischen: imperator, Augustus,
more antiquorum principum.
4. Die Diskussion sollte darauf eingehen, dass diese Krönungszereomnie dem Herrschaftsstil der damaligen Zeit entsprach, ein König wird mit religiösen Ehren
zum Kaiser gekrönt; Ähnliches geschieht bei der Krönung von Häuptern in den
heutigen Monarchien, etwa in England. Ein solches Verhalten entspricht im
Grunde nicht einer Demokratie, doch kann es sich durchaus auch in demokratisch regierten Staaten manifestieren.
1. Karl hat den Krieg gegen die heidnischen Avaren deshalb mit größerem Einsatz
geführt, weil er dieses Volk aus dem Osten als eine besondere Bedrohung des
Reiches und der Christenheit empfand. Er ließ sich von der uralten Ideologie leiten, dass der Westen, also Europa, vom Osten her bedroht wird (die Griechen
von den Persern 490/480 v.Chr., Frankreich von den Arabern 732 n.Chr.). Der
„Kaiser des Abendlandes“ sah seine Hauptaufgabe darin, den Raum der Christenheit nicht durch kriegerische Bedrohung oder gar Angriffe gefährden zu lassen.
2. Der Text macht die Kriegsführung Karls und seiner Vertreter deutlich: Sie zielte
hier auf Unterwerfung des feindlichen Volkes ab unter Vernichtung ihrer Führungsschicht. Die brutale Härte des Krieges ließ das Volk der Hunnen aus der
Geschichte verschwinden. Ein sehr bedenkliches Vorgehen der Christen und ihres weltlichen Vertreters.
1. Europa in der Antike: Das Gebiet zwischen Don, Hellespont, Griechenland (mit
Kreta) im Osten, mit Spanien (Straße von Gibraltar) im Westen, mit Gallien,
Britannien, Germanien, Pannonien (Balkan) im Norden (wobei dort die Grenzen unklar blieben). Unter Karl dem Großen: Etwa Gebiet der Franken (Gallien), Germanen bis Sachsen, Bayern, im Süden bis Norditalien, Pyräneen. Unter
Karl dem Großen ist der Europa-Begriff sehr stark eingeengt worden, er hat sich
über die Alpen hinweg verlagert. Vor allem bleibt das Ursprungsland Griechenland mit Kreta (auch weite Teile Italiens) ausgeschlossen. Unter Karl dem Großen ist der Europa-Begriff voll politisiert worden, während er bei den Griechen
diese Dimension nur in Ansätzen hatte, bei den Römern gar nicht.
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2. Eine Universalreichsidee ist unter einem bestimmten Motto gerichtet auf die
möglichst umfassende Beherrschung der Welt, bei den Römern auf die sog. Ökumene (die bewohnte Erde, totus orbis terrarum), mit dem Ziel, dieses Gebiet unter die Pax Romana zu stellen, bei Karl dem Großen auf die möglichst große Erweiterung des Frankenreiches zu einem regnum Europae mit dem Ziel der Christianisierung.
3. Die Argumente in der Diskussion lassen sich unschwer aus dem lat. Text t4,5
und z 4,2 entnehmen.
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Der Bericht sollte auf Karls Leistungen eingehen, die er in der Erweiterung und Festigung des als Europa verstandenen Reiches vollbracht hat, er muss jedoch auch die
bedenklichen Mittel zur Sprache bringen, mit denen er die Sachsen sowie die Avaren und Hunnen unter seine Herrschaft gebracht hat („Sachsenschlächter“ – „Ausrotter des ganzen ungarischen Adels“). Es sollte also der Eindruck vermittelt werden,
dass nicht geringe Schatten auf den Glanz der Kaiserkrönung gefallen sind. Die
Christianisierung des Ostens wurde blutig erkämpft.
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