18.07.16 Wirtschaftsnews Im Fokus: Der Zins hat seine Steuerungsfunktion verloren Das Ja zum Brexit hat den Renditen der Obligationen sicherer Schuldner zu einem erneuten Schub nach unten verholfen. Die Rendite der Anleihe der Eidgenossenschaft mit Verfall in 48 Jahren am 25. Juni 2064 ist in den negativen Bereich gefallen. Im Schweizer Obligationenmarkt weisen nun 80% der ausstehenden Anleihen negative Renditen auf. Um noch etwas zu verdienen, muss man über eine sehr lange Zeit ein grosses und unberechenbares Kreditrisiko eingehen, beispielsweise mit Obligationen der unter den Kosten und tiefen Strompreisen ächzenden Stromkonzerne. Am Obligationenmarkt lassen sich zwei Tendenzen erkennen, die beide nicht vertrauenserweckend sind. Der Zins hat seine Steuerungsfunktion verloren. Es spielt keine Rolle mehr, ob die Rendite einer Obligation die ökonomischen Grundlagen und das eingegangen Kreditrisiko widerspiegelt, Obligationen mit langen Laufzeiten werden gekauft, unabhängig vom Renditeniveau. Dieses ist nicht wichtig, solange die Erwartung auf noch tiefere Renditen besteht. Es geht bei der Anlage nicht mehr um die Verzinsung des Geldes, sondern nur noch um die Aussicht auf Spekulationsgewinne, wenn der Preis der Obligation bei noch weiter sinkenden Renditen steigt. Solange die Zinsen immer weiter sinken, geht dieses Spiel auch bei Negativrenditen auf. Auch bei längerfristig orientierten Anlegern wird das Risikomanagement zunehmend ausser Kraft gesetzt. Auf der Suche nach ein paar Basispunkten Rendite kaufen die Anleger Anleihen von Schuldnern, die noch vor ein paar Jahren ein absolutes „no go“ gewesen wären. Es spielt keine Rolle mehr, ob man den Schuldner kennt und ob sein Geschäftsmodell mit einiger Wahrscheinlichkeit die nächsten zehn Jahre übersteht. Hauptsache heute stimmt die Rendite. Die Folge ist eine deutliche Verschlechterung der Schuldnerqualität im Schweizer Obligationenmarkt. Da gleichzeitig trotz qualitativ bedenklichen Schuldnern eine möglichst lange Restlaufzeit gewählt wird, multipliziert sich das eingegangene Kreditrisiko. Dass die Entschädigung für dieses Risiko lächerlich tief ist, ist egal. Solange die Rendite positiv ist, reissen sich die Anleger, allen voran die Pensionskassen, um diese Obligationen. Beide Tendenzen sind alarmierend und werden den Schweizer Obligationenmarkt einholen. So schnell wie sie kommen, so schnell verlassen die Spekulanten den Markt für die langen Obligationen wieder, wenn die Aussicht auf immer noch tiefere Zinsen an Glanz verliert. Sie werden ihre Papiere auf einen Markt werfen, der diese nicht wird aufnehmen wollen. Ein Renditesprung nach oben wird die Folge sein. Die Duration der Eidgenossen-Anleihe mit Verfall 2064 beträgt 37 Jahre. Steigt die Rendite um 1%, verlieren die Halter dieser Obligation 37% an Wert, deutlich mehr als man in einer starken Börsenbaisse auf den meisten Aktien verliert. Wenn der Zinswind dreht, werden die Obligationen der schlechten Schuldner von heute auf morgen unverkäuflich sein. Es bleibt dann nur noch die Hoffnung, dass der Schuldner in zehn oder mehr Jahren die Anleihe zurückzahlen kann. Nicht alle werden dazu in der Lage sein. Die Kreditverluste bei den Schweizer Obligationen werden in den nächsten Jahren zunehmen. Je länger das aktuelle Tiefstzinsumfeld dauert, umso grösser werden die Verzerrungen und Irrungen der unter starkem Renditedruck stehenden Anleger werden. Desto stärker und schädlicher wird leider auch das reinigende Gewitter ausfallen. USA: Retail Sales (Juni) letzte: 0.2%; erwartet: 0.1%; aktuell: 0.6% Die amerikanischen Detailhandelszahlen für den Juni zeigen einen anhaltend starken Privatkonsum im zweiten Quartal Der Konsum ist dabei breit abgestützt und umfasst viele Gütersegmente. Die starken Konsumzahlen dürften zu einem Anstieg des US-BIP für das zweite Quartal zwischen 2.5% und 3.0% führen, was einer deutlichen Beschleunigung der Wirtschaftsleistung entspricht. Dies Die Angaben in diesem Dokument und insbesondere die Beschreibung zu einzelnen Wertpapieren stellen weder eine Offerte zum Kauf der Produkte noch eine Aufforderung zu einer andern Transaktion dar. Sämtliche in diesem Dokument enthaltenen Informationen sind sorgfältig ausgewählt und stammen aus Quellen, die vom Investment Center der St.Galler Kantonalbank AG grundsätzlich als verlässlich betrachtet werden. Meinungsäusserungen oder Darstellungen in diesem Dokument können jederzeit und ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Es wird keine Garantie oder Verantwortung bezüglich der Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen übernommen. Die St.Galler Kantonalbank AG ist von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA (Einsteinstrasse 2, 3003 Bern, Schweiz, www.finma.ch) reguliert und beaufsichtigt. 18.07.16 dürfte die Fed zum Nachdenken zwingen, ob in diesem Jahr wirklich keine Zinserhöhungen mehr notwendig sind. Vorschau auf diese Woche Für die Ökonominnen und Ökonomen herrscht in dieser Woche Sommerflaute. Einzig die EZB wird am Donnerstag für etwas Aufregung sorgen. Veränderungen in der Geldpolitik werden keine erwartet. Aber vielleicht präsentiert ja Mario Draghi in der Medienveranstaltung etwas Besonderes. Wochenstart-Audiocast Seit der Brexit-Abstimmung am 23. Juni ist fast ein Monat vergangen. Wie unser Chief Investment Officer Thomas Stucki die Reaktionen auf den Brexit an den Finanzmärkten beurteilt und wie es aus seiner Sicht weitergeht, präsentiert er im "Wochenstart-Audiocast". Der „Wochenstart-Audiocast“ kann unter www.sgkb.ch/audiocasts gehört werden. Unsere Audiocast können über den folgenden Link abonniert werden: https://www.sgkb.ch/de/ueberuns/newsletter. Aktienmärkte US-Aktienmärkte: DowJones: +0.05%, S&P500: -0.09%, Nasdaq: -0.09% Europäische Aktienmärkte: EuroStoxx50: -0.15%, DAX: -0.01%, SMI: -0.22% Asiatische Märkte: Nikkei 225: geschlossen, HangSeng: +0.16%, S&P/ASX 200: +0.49% Die Aktienmärkte haben den Brexit weiter in den Hintergrund geschoben. Die Europäischen Börsen haben ihren Rückschlag unmittelbar nach der Brexit-Abstimmung zu einem grossen Teil wieder aufgeholt. Die US-Aktien haben gar ihren histori- schen Höchststand übertroffen. Die Anleger zeigen sich entspannt und erfreuen sich an positiven Überraschungen bei den Unternehmensergebnissen, auch wenn es nur ein kleiner als erwarteter Gewinnrückgang ist. Der S&P500 legte in der letzten Woche 1.49% zu. Die Europäischen Aktien stiegen um 4.25% während der Swiss Performance Index 1.71 höher notierte als in der Vorwoche. Die Aktienmärkte haben den Blick weg von Grossbritannien wieder hin zu den USA gewendet. Die nächsten Wochen werden im Zeichen der Unternehmensgewinne für das zweite Quartal stehen. Die Erwartungen sind dabei so tief, dass die Möglichkeit positiver Überraschungen gegeben ist. Insgesamt wird der Markt durch Einzelbewegungen in den betroffenen Aktien dominiert werden. Enttäuschungen werden mit Kursverlusten abgestraft werden und positive Überraschungen dürften zu Kursgewinnen führen. Wie stark die guten Meldungen honoriert werden, wird ein wichtiger Indikator für die Stabilität der aktuellen Hausse sein. Wer längerfristig denkt, orientiert sich vor allem am Zustand der US-Wirtschaft. Diesbezüglich sind keine Alarmzeichen für den Aktienmarkt erkennbar. Die Daten für das zweite Quartal und auch die vorausschauenden Indikatoren deuten auf ein solides US-Wachstum hin. Auch der Brexit hat bisher in den USA keine nennenswerten Spuren hinterlassen. Eine solide Aktienallokation bleibt ein wichtiger Bestandteil des Portfolios. Rohstoffmärkte Ölpreis WTI: USD 46.01 pro Fass Goldpreis: USD 1327.03 pro Unze Die Brexit-Euphorie für das gelbe Metall ist am Abklingen und der Goldpreis hat sich von seinem Hoch von 1364 Dollar pro Unze verabschiedet. Solange die Erwartungen an anhaltend tiefe Zinsen in den USA im Markt gewahrt bleiben, solange wird der Goldpreis aber eine gute Unterstützung haben. Das Problem ist: Wir gehen nicht Die Angaben in diesem Dokument und insbesondere die Beschreibung zu einzelnen Wertpapieren stellen weder eine Offerte zum Kauf der Produkte noch eine Aufforderung zu einer andern Transaktion dar. Sämtliche in diesem Dokument enthaltenen Informationen sind sorgfältig ausgewählt und stammen aus Quellen, die vom Investment Center der St.Galler Kantonalbank AG grundsätzlich als verlässlich betrachtet werden. Meinungsäusserungen oder Darstellungen in diesem Dokument können jederzeit und ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Es wird keine Garantie oder Verantwortung bezüglich der Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen übernommen. Die St.Galler Kantonalbank AG ist von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA (Einsteinstrasse 2, 3003 Bern, Schweiz, www.finma.ch) reguliert und beaufsichtigt. 18.07.16 davon aus, dass die Fed ihren angefangenen Zinserhöhungszyklus schon beendet hat. Kapitalmärkte Renditen 10 J: USA: 1.55%; DE: 0.01%; CH: -0.54% Zu den Zinsen gibt es nicht viel zu sagen, wenn man davon absieht, dass für eine 10-jährige Bundesanleihe in Deutschland nun nicht mehr eine negative Rendite in Kauf genommen werden muss. Die Bewegungen im Zinsmarkt werden sich auch in den nächsten Tagen in engen Grenzen halten. Währungen US-Dollar in Franken: 0.9832 Euro in US-Dollar: 1.1065 Euro in Franken: 1.0879 Die Rohstoffwährungen wie der Australische Dollar, der Kanadische Dollar oder die Norwegische Krone finden wieder ihren Tritt. Unterstützend wirkt die Beruhigung an den Rohwarenmärkten. Auch das momentane Stillhalten der Fed hilft. Auf der anderen Seite tendieren die lokalen Zentralbanken in diesen Ländern zu weiteren Lockerungen ihrer Geldpolitik. Eine detailliertere Analyse zu den Rohstoffwährungen können Sie unserem „Currency Focus“ entnehmen, welcher unter www.sgkb.ch erhältlich ist. Thomas Stucki Investment Center Die Angaben in diesem Dokument und insbesondere die Beschreibung zu einzelnen Wertpapieren stellen weder eine Offerte zum Kauf der Produkte noch eine Aufforderung zu einer andern Transaktion dar. Sämtliche in diesem Dokument enthaltenen Informationen sind sorgfältig ausgewählt und stammen aus Quellen, die vom Investment Center der St.Galler Kantonalbank AG grundsätzlich als verlässlich betrachtet werden. Meinungsäusserungen oder Darstellungen in diesem Dokument können jederzeit und ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Es wird keine Garantie oder Verantwortung bezüglich der Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen übernommen. Die St.Galler Kantonalbank AG ist von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA (Einsteinstrasse 2, 3003 Bern, Schweiz, www.finma.ch) reguliert und beaufsichtigt.
© Copyright 2024 ExpyDoc