UNABHÄNGIGE TAGESZEITUNG FÜR MEMMINGEN UND DAS UNTERALLGÄU | ALLGÄUER ZEITUNG ... Memminger Zeitung Natur Das Pfaffenhütchen trägt eine Mitra Bayern MONTAG, 18. JULI 2016 Tänzelfest Kaufbeuren Seit nunmehr 60 Jahren ist Helmut Knall aktiv dabei Allgäu-Rundschau Viel Sonne Sommerlich, bis zu 24 Grad Wetter www.all-in.de NR. 164 PREIS ¤ 1,70 Blickpunkt Lokales Voigt offiziell nominiert Als „Memminger unter den Bewerbern“ wurde Gottfried Voigt (Freie Wähler) jetzt offiziell für die Oberbürgermeister-Wahl am 23. Oktober nominiert. »Seite 25 Kommentar VON SIMON KAMINSKI » [email protected] Der Egomane von Ankara E Der Putsch ist gescheitert und das Volk schart sich um den Präsidenten: Recep Tayyip Erdogan zeigte sich gestern in Istanbul. Millionen Türken gingen auf die Straße, um das Staatsoberhaupt zu feiern. Währenddessen läuft die Suche nach den Hintermännern des versuchten Staatsstreiches. Foto: Gurkan Ozturk, afp Erdogan schlägt nach Putschversuch zurück Türkei Der Umsturz ist gescheitert, fast 300 Menschen sind tot. Und der Präsident kündigt mit martialischen Worten Vergeltung an. Nutzt er die Gelegenheit, um seine Macht noch weiter auszubauen? VON MICHAEL STIFTER Augsburg Die türkische Regierung hat den Umsturzversuch niedergeschlagen. Nun geht Recep Tayyip Erdogan hart gegen die Putschisten und deren vermeintliche Hintermänner vor. Der Präsident will sie drakonisch bestrafen und bringt in diesem Zusammenhang sogar die Einführung der Todesstrafe ins Spiel. Darüber könne im Parlament gesprochen werden, sagte Erdogan und fügte hinzu: „Es ist auch nicht nötig, sich dafür von irgendwoher eine Erlaubnis einzuholen.“ Allein am Wochenende nahm die türkische Polizei mehr als 6000 Menschen fest, darunter den Militärberater Erdogans, Ali Yazici. Und fast jeder fünfte Richter wurde suspendiert. Sie alle werden offiziell verdächtigt, in den gescheiterten Staatsstreich verwickelt zu sein. Soldaten hatten in der Nacht von Freitag auf Samstag versucht, die politische Führung der Türkei zu stürzen. Dabei kamen fast 300 Menschen ums Leben. Erdogan vermutet die Drahtzieher des Komplotts aber nicht nur in den Reihen des Militärs. Mit martialischen Worten kündigte er gestern Vergeltung an: „In allen Behörden des Staates wird der Säuberungsprozess von diesen Viren fortgesetzt. Denn dieser Körper, meine Brüder, hat Metastasen produziert. Leider haben sie wie ein Krebsvirus den ganzen Staat befallen.“ Den missglückten Staatsstreich nannte der Politiker einen „Segen Gottes“. Angesichts solcher Aussagen wächst die Sorge, Erdogan werde Die Rolle des türkischen Militärs ● Das türkische Militär mit seinen knapp 640 000 Mitgliedern gilt als eines der größten der Welt. Im Verteidigungsbündnis Nato stellen die Türken nach den USA die zweitgrößte Streitmacht. Im Innern des Landes sehen sich die Soldaten als Hüter der türkischen Verfassung und wurden immer wieder wegen ihrer Macht als Staat im Staate bezeichnet. ● Allein seit 1960 putschte das Militär Attentäter von Nizza soll Islamist gewesen sein Terror Mann wird als gewaltbereit beschrieben Nizza Wenige Tage nach dem Anschlag in Nizza wird das Profil des Attentäters klarer. Entgegen ersten Erkenntnissen war der 31-jährige Mohamed Lahouaiej Bouhlel doch ein Islamist. Laut Ermittlerkreisen soll der Tunesier seinem näheren Umfeld seine Radikalisierung gestanden haben. Ob er im Auftrag der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) handelte, bleibt noch ein Rätsel. Nach Angaben einer dem IS nahestehenden Nachrichtenagentur war er ein „Soldat“ des IS. Auf einer Gefährderliste stand er nicht. Lahouaiej Bouhlel wurde 1985 in Msaken bei Sousse in Tunesien geboren. In Nizza war er mit einer Franko-Tunesierin verheiratet und hatte drei Kinder. Doch seine Ehe die dramatische Situation ausnutzen, um seine Macht noch weiter auszubauen – auf Kosten demokratischer Grundrechte. Zumindest große Teile der Bevölkerung scheint er auf seiner Seite zu haben. Am Wochenende gingen mehrere Millionen Menschen in der Türkei auf die Straßen, um den Sieg über die Putschisten zu feiern und eine „Wache für die Demokratie“ zu halten. Auch in deutschen Städten demonstrierten türkische Bürger ihre Solidarität mit Erdogan. ging in die Brüche, er hatte Justizund Finanzprobleme. Derweil ist der Gang über die Promenade des Anglais in Nizza zur Trauerprozession geworden. Viele hinterlassen Botschaften auf Zetteln. (dpa) »Politik Eine junge Frau drückt ihre Trauer in Foto: Ian Langsdon, dpa Nizza aus. drei Mal, weil es etwa das von Staatsgründer Kemal Atatürk festgelegte Prinzip der Trennung von Religion und Staat durch die Politik türkischer Politiker gefährdet sah. ● 1952 trat die Türkei der Nato bei. Das türkische Militär wird durch Truppen von Nato-Partnern im Land verstärkt. Es sollen auch Atombomben auf dem türkischen Militärstützpunkt Incirlik stationiert sein. (dpa) Erneut Todesschüsse auf US-Polizisten Baton Rouge In Baton Rouge (Louisiana/USA) sind gestern drei Polizisten im Alter von 32, 41 und 45 Jahren erschossen worden. Drei weitere Beamte seien durch Schüsse verletzt worden, teilte die Polizei mit. Den Medien zufolge schwebt mindestens einer der Verletzten in Lebensgefahr. Weiter wurde bekannt, die Schüsse seien offenbar von einem mit einem Sturmgewehr bewaffneten Täter abgegeben worden, möglicherweise aus dem Hinterhalt. Ob der Mann dabei getötet wurde, blieb zunächst unklar. Am 5. Juli war ein 37-jähriger Schwarzer in Baton Rouge von Polizisten erschossen worden, während er am Boden lag. Dies und ein Fall tödlicher Polizeischüsse auf einen Schwarzen hatten in den USA landesweit Proteste ausgelöst, bei denen in Dallas fünf Polizisten ermordet worden waren. (dpa, afp) In Istanbul und Ankara hatten sich schon in der Nacht zum Samstag viele Anhänger des Staatsoberhauptes dem Militär entgegengestellt. Der Präsident selbst hatte sie aufgefordert, als er live auf Sendung via Telefon mit einer Fernsehmoderatorin sprach. Nachdem der Umsturz niedergeschlagen war, kam es zu brutalen Racheaktionen an Soldaten, die sich ergeben hatten. Wird sich die Führung in Ankara bei der Verfolgung der tatsächlichen oder vermeintlichen Putschisten nun an Recht und Gesetz halten? Das ist eine der entscheidenden Fragen und es gibt Zweifel daran. Angela Merkel verurteilte den Umsturzversuch „aufs Schärfste“, zugleich mahnte die Kanzlerin: „Gerade im Umgang mit den Verantwortlichen für die tragischen Ereignisse der letzten Nacht kann und sollte sich der Rechtsstaat beweisen.“ Österreichs Außenminister Kurz warnte, der gescheiterte Umsturz dürfe kein Freibrief für Willkür sein. Und US-Präsident Obama rief alle Parteien in der Türkei zu „gesetzmäßigem Handeln“ auf. Erdogan kündigte ein gnadenloses Vorgehen gegen Anhänger seines Erzfeindes Fethullah Gülen an, den er als Drahtzieher des Komplotts vermutet. Der im US-Exil lebende Prediger wies die Anschuldigungen zurück. „Meine Botschaft an das türkische Volk ist, eine militärische Intervention niemals positiv zu sehen“, sagte der 75-Jährige. Die türkische Führung fordert von den USA die Auslieferung Gülens. Jedes Land, das ihn unterstütze, befinde sich im Krieg mit der Türkei, sagte Ministerpräsident Binali Yildirim – also allen voran die USA. Damit droht eine Eiszeit zwischen den beiden Nato-Partnern. (mit dpa) »Kommentar Simon Kaminski über den schwierigen Partner Erdogan »Leitartikel Susanne Güsten über die Türkei auf dem Weg zum „Ein-MannStaat“ »Die Dritte Seite Die dramatische Nacht in Istanbul und Ankara »Das aktuelle Thema Michael Stifter über die Suche nach den Drahtziehern. Martin Ferber über die Folgen für das deutsch-türkische Verhältnis Stuttgarter Häuser sind Weltkulturerbe Unesco Auszeichnung für Corbusier-Architektur Stuttgart Zwei Häuser der Stuttgarter Weissenhofsiedlung des Stararchitekten Le Corbusier gehören nach zwei vergeblichen Anläufen jetzt zum Weltkulturerbe. Die Unesco zeichnete am Sonntag in Istanbul Bauwerke Le Corbusiers auf diese Weise aus. Die Kulturorganisation der Vereinten Nationen wollte die Entscheidung ursprünglich bereits am Samstag fällen. Das Welterbekomitee hatte seine Sitzung aber wegen des Putschversuchs in der Türkei unterbrochen. Die Zahl der Welterbestätten in Deutschland stieg mit der Neuaufnahme in Stuttgart auf 41. Das Welterbekomitee hatte am Sonntag in Istanbul insgesamt 17 Arbeiten Le Corbusiers in die Liste schützenswerter Kulturgüter aufgenommen. Es geht dabei um Bauwerke in sieben Ländern auf drei Kontinenten. Der schweizerisch-französische Architekt und Stadtplaner Le Corbusier (1887–1965) habe die Architektursprache international revolutioniert, hieß es bei der Sitzung des Welterbe-Komitees in Istanbul. Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) bewertete die Weissenhofsiedlung auch nach fast 100 Jahren noch vorbildhaft: „Le Corbusiers Impuls, günstige Wohnungen mit innovativen Grundrissen und neuen Materialien zu bauen, ist noch immer wegweisend und muss daher Ansporn für unsere Architekten und Stadtplaner sein.“ (dpa) »Feuilleton s ist noch gar nicht so lange her, dass der Westen voller Hoffnung auf die Türkei blickte. Als Symbol dafür, dass auch in einer islamisch geprägten Gesellschaft Demokratie und eine moderne Wirtschaft blühen können. Mag sein, dass diese Vision eines Tages irgendwo auf der Welt Wirklichkeit wird – am Bosporus scheint dieser Traum auf lange Sicht ausgeträumt. Schlimmer noch. In Ankara wird vor den Augen der Weltöffentlichkeit ein ernüchterndes Schauspiel aufgeführt: Staatschef Erdogan übersteht einen Putsch der Armee und nutzt diesen Erfolg entschlossen, seinen eigenen schleichenden Staatsstreich gegen Demokratie und Pressefreiheit zu beschleunigen. Der gewählte Präsident schert sich längst nicht mehr um die Grenzen seiner von der Verfassung garantierten – eher repräsentativen – Befugnisse. Ein Fanal ist die Absetzung tausender Richter. Nach diesem Wochenende wird es für den Westen noch schwieriger werden, mit der Türkei konstruktiv zu kooperieren. Und dennoch ist es sinnvoll, weiter mit dem Egomanen von Ankara zu reden. Denn auch Erdogan kann sein instabiles Land nicht völlig ohne Rücksicht auf seine Partner und Widersacher führen. Heute in Ihrer Zeitung Weltrekord im Triathlon Ironman-Weltmeister Jan Frodeno hat einen Weltrekord aufgestellt. Der 34-Jährige benötigte für 3,86 Kilometer Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,195 km Laufen 7:35:39 Stunden. (AZ) »Sport Letzte Chance für Ferien-Jobber Schüler, die sich noch nicht um ihren Ferien-Job gekümmert haben, können aufatmen. Für eine Bewerbung ist es nicht zu spät, so die Bundesagentur für Arbeit sowie die IHK. »Geld & Leben Kontakt Redaktionsleitung Allgäu (0831) 206-439 [email protected], Fax (0831) 206-123 Lokales Tel. (08331) 109-170, Fax-188 [email protected] Anzeigen Tel. (08331) 109-0, Fax -105, -106 [email protected] Abo-Service Tel. (08331) 109-126, Fax -109 [email protected] MZ Service-Center Donaustraße 14, Memmingen . 10029 4 190469 501708 Ihre Heimatzeitung 2 Wochen gratis ! Gehen Sie bestens informiert in den Tag – mit Ihrer Heimatzeitung Zwei Wochen kostenlos und völlig unverbindlich. Sie genießen jeden Morgen interessante Informationen und aktuelle Nachrichten aus Ihrer Umgebung, dem Allgäu und der ganzen Welt. Gleich anfordern! Anrufen: Faxen: Mailen: Internet: 08 31/2 06-4 98 08 31/2 06-3 99 [email protected] www.all-in.de/probe
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