Südostschweiz | Mittwoch, 4. März 2015 Warum die SVP de Kompromiss wollte Die wählerstärkste Partei könnte den Streit um die Zweitwohnungsinitiative mit ihrem Vorschlag endgültig entschärfen. Was bewog die SVP zum Umdenken? Welche Rolle spielten ihre eigenen, noch nicht umgesetzten Volksinitiativen? REGION Meine Gemeinde von Lorenz Honegger Mehr unter suedostschweiz.ch/ meineGemeinde Bild Kantonspolizei Graubündene U DAVOS Zwei Totalschäden und eine leicht verletzte Person In Davos sind am Montagabend bei der Salezergalerie zwei Personenwagen zusammengestossen. Wie die Kantonspolizei Graubünden mitteilt, geriet eine 24-jährige Lenkerin auf der schneebedeckten Fahrbahn ins Schleudern und kollidierte mit einem entgegenkommenden Auto. Die Frau zog sich leichte Verletzungen zu und erlitt einen Schock. Beide Fahrzeuge wurden total beschädigt und mussten abgeschleppt werden. (so) LANDQUART DOMAT/EMS Bagno Sasso Mobili gewinnt Trophy Drei einstimmige Entscheide Die Firma Bagno Sasso Mobili mit Hauptsitz in Landquart hat vor Kurzem den Sonderpreis der Schweizer Marketing-Trophy 2015 gewonnen. Wie es in einer Medienmitteilung heisst, wurde die weltweit wasser- und energiesparendste Armatur «Swiss Eco Tap» ausgezeichnet. (so) Der Domat/Emser Gemeinderat hat am Montagabend einstimmig den Nachtragskredit von 59 000 Franken für eine bessere Akustik in den Musikräumen der Freizeitanlage Vial genehmigt. Wie die Gemeinde mitteilt, wurde auch der Planungskredit von 90 000 Franken für die Sanierung Hallenbad und Turnhalle Schulhaus Tuma Platta ohne Gegenstimme angenommen. Die Anpassung der Leistungsvereinbarung mit dem Verein Kinderbetreuung Domat/Ems wurde auch einstimmig angenommen. (so) CHUR Alphütte, Skibar und Schlittelbahn in Chur Der Verein Khur.ch stellt Ende Jahr eine «Khurer Alphütta» auf dem Theaterplatz in Chur auf. Wie die Organisatoren schreiben, werden neben der Alphütte während zwei Monaten eine Skibar sowie eine Schlittelbahn aufgestellt. In der Alphütte werden zum Beispiel Firmen ihr Weihnachtsessen durchführen können. (so) CHUR Tag der offenen Tür am neuen Standort Am Samstag, 7.März, besteht die Möglichkeit, zwischen 10 und 16 Uhr den zweiten Standort der Marketingagentur Communicaziun.ch in Chur zu besuchen. Die neue Niederlassung befinde sich an der Oberen Gasse 53, teilt die Firma mit. (so) CHUR National Winter Games in einem Jahr In genau einem Jahr werden in der Bündner Hauptstadt die National Winter Games durchgeführt. Die Vorbereitungen der Games seien bereits weit fortgeschritten, heisst es in einer Medienmitteilung. Zwischen dem 3. und 6. März 2016 werden sich rund 600 geistig behinderte Athletinnen und Athleten in den vier Sportarten Langlauf, Ski Alpin, Snowboard und Unihockey messen. Zudem werden 200 Betreuer und über 500 Freiwillige an diesem Anlass mithelfen. (so) nnachgiebig, wenn nötig auch mal mit dem Kopf durch die Wand – so kennt man die SVP in der Schweizer Bundespolitik. Die wählerstärkste Partei als kompromissbereite Brückenbauerin? Unvorstellbar. Doch genau das ist eingetreten. Völlig überraschend hat die SVP am Montagabend unter der Führung von Fraktionschef Adrian Amstutz mit den Initianten der Zweitwohnungsinitiative einen Kompromiss ausgehandelt. Monatelang am Pranger Der Deal ist simpel: SVP und FDP verzichten auf drei der vielen Schlupflöcher im Ausführungsgesetz, dafür ergreifen die Initianten kein Referendum. Der Nationalrat stimmte dem Vorschlag gestern in einer ersten Lesung deutlich zu. Eine Frage blieb aber unbeantwortet: Was hat die SVP zu diesem Kompromiss bewogen? Böse Zungen in der Wandelhalle behaupten, Fraktionschef Amstutz habe sich bei den Verhandlungen mit Initiantin Vera Weber von egoistischen Motiven leiten lassen. Als Inhaber eines Architektur- und Bauleitungsunternehmens im Berner Oberland profitiert er unmittelbar, wenn das Ausführungsgesetz möglichst bald in Kraft tritt und der Baustopp in Gemeinden mit einem Zweitwohnungs-Anteil von über 20 Prozent gelockert wird. Ein Referendum verzögert das Inkrafttreten unnötig. Fakt ist auch: Die gut zweiwöchigen Gespräche mit Weber führte Amstutz nach eigenen Aussagen im Alleingang. Die Fraktion und die für Raumplanungsfragen zuständigen SVP-Parlamentarier wurden erst vor einer Woche in den Kompromiss eingeweiht. Dennoch ist die These Amstutz unwahrscheinlich. Eindeutig plausibler ist die Erklärung des Walliser Nationalrats und Staatsrats Oskar Freysinger: Die SVP glaubt selber nicht, dass das Stimmvolk ein stark verwässertes Ausführungsgesetz annehmen würde. «In der Parteileitung ist man mehrheitlich zur Überzeugung gelangt, ein Referendum sei nicht zu gewinnen. Man fürchtet, bei einer Niederlage könnte für die Gebirgskantone alles noch viel schlimmer kommen.» Freysinger selber wollte das Risiko einer Abstimmung in Kauf nehmen, konnte sich nicht durchsetzen. Klar ist: Die SVP kann bei einem Referendum nicht auf die Schlagkraft der eigenen Basis zählen. Bei der Vox-Befragung nach der Abstimmung zur Zweitwohnungsinitiative gaben 48 Prozent der SVP-Sympathisanten an, der Initiative zugestimmt zu haben. Die dritte Erklärung für die plötzliche Kompromissbereitschaft der SVP ist die wahrscheinlichste: Die Partei kann es sich nicht leisten, in einem monatelangen Abstimmungskampf als Totengräberin der direkten Demokratie am Pranger zu stehen. Genau damit müsste sie im Fall eines Referendums rechnen: Ohne die von SVP- und anderen bürgerlichen Parlamentariern ermöglichten Schlupflöcher im Ausführungsgesetz hätten die Initianten keinen Grund, überhaupt eine Abstimmung zu erzwingen. Als Konsequenz könnte die SVP ihren politischen Gegnern nur noch mit Mühe unterstellen, bei der Umsetzung der Masseneinwanderungs- und der Ausschaffungsinitiative den Volkswillen zu hintertreiben. Manche SVP-Fraktionsmitglieder liessen am Wochenende durchblicken, dass sie genau darum für eine strikte Umsetzung sind. Berner Politik Zweitwohnungen und Familien Martin Candinas über das, was ihn in dieser Session beschäftigt G estern und heute beraten wir im Nationalrat das Zweitwohnungsgesetz. Die Ausgestaltung dieses Gesetzes, welches die Entwicklungsmöglichkeiten im Berggebiet stark einschränken und Tausende Arbeitsplätze kosten wird, ist zentral. Neue reine Zweitwohnungen, wie sie in den letzten Jahren vorwiegend gebaut wurden, sind nicht mehr möglich. Bei den altrechtlichen Wohnungen werden massvolle Erweiterungen aller Wohnungen, aber auch der freie Verkauf möglich bleiben. Alles andere würde gegen die Eigentumsgarantie, die ebenfalls in der Verfassung veran- kert ist, verstossen. Meines Erachtens geht die Gesetzesvorlage trotzdem nicht weit genug. Die grosse Mehrheit wird sich wohl zu schnell zufriedengeben. Darum verstehe ich nicht, dass die SVP und die FDP vor der Helvetia Nostra kapituliert und die Interessen der Bergregionen zurückgestellt haben, in der Hoffnung ein Referendum verhindern zu können. Am Wochenende ist Abstimmungswochenende. Mich interessiert vor allem das Ergebnis zur CVP-Familieninitiative. Ich habe mich bei der Unterschriftensammlung und im Abstimmungskampf stark für die Initiative eingesetzt. Die Initiative würde alle Familien entlasten. Die Mittelstandsfamilien würden die Entlastung sogar doppelt spüren, auf der einen Seite würden sie weniger Steuern bezahlen, auf der anderen Seite vermehrten oder neuen Zugang zur individuellen Prämienverbilligung, zu Stipendien oder zu günstigeren Tarifen für die Kindertagesstätten erhalten. Bis zuletzt kämpfe ich für ein Ja für unsere Familien! Nächste Woche befasst sich der Nationalrat mit einer allgemeinen Verfassungsbestimmung zur Grundversorgung. Der Vorschlag für einen solchen Artikel geht auf eine parlamentarische Initiative des Bünder alt Ständerats Theo Maissen zurück. Der Ständerat hat einer Bestimmung zugestimmt, die Mehrheit der nationalrätlichen Kommission will dies ebenfalls, ein bisschen ausführlicher. Als Kommissionssprecher werde ich die Argumente der Mehrheit darlegen. Auch wenn ein Verfassungsartikel per se noch nicht viel ändert, so könnte damit ein positives Zeichen für lebendige Bergregionen gesetzt werden. Dies wäre Balsam für die Seele der Berggebiete. * Martin Candinas ist Bündner CVP-Nationalrat. REGION Südostschweiz | Mittwoch, 4. März 2015 en e 3 Initianten erreichen den Kompromiss Zweitwohnungsinitiantin Vera Weber hat im Nationalrat erreicht, was sie wollte: Einen Kompromiss. Die mit SVP und FDP vereinbarten Punkte sind durch. von Rinaldo Tibolla E ine unheilige Allianz aus SVP, FDP, Grünliberale, Grüne und Linke hat einen Richtungswechsel beim Gesetz durchgebracht. In einem Last-minute-Deal hatte die SVPund die FDP-Fraktion mit Initiantin und Präsidentin der Fondation Franz Weber, Vera Weber, am Montagabend drei Punkte festgehalten, die es abzuändern galt. Im Gegenzug erklärte sich Weber bereit, dass die Initianten auf die Lancierung und Unterstützung eines Referendums verzichten. In erster Linie betrifft es die Ausnahmeregelung für Plattformwohnungen, das aus Sicht der Fondation das eigentliche «pièce de résistance» war (Artikel vom 20. Februar). Der Nationalrat hat dies mit 146:42 Stimmen aus der Vorlage gestrichen. Den Deal vervollständigte die grosse Kammer gestern, indem sie auch bei der Umnutzung von unrentablen Hotels einen Umbau in Zweitwohnungen auf die Hälfte der Fläche des Hotels guthiess und den Bau von Zweitwohnungen in schützenswerten Bauten einschränkte (siehe Kasten). CVP und BDP gegen den Rest Unklare Situation beendet: Die Besitzer von Zweitwohnungen wie hier in Davos haben jetzt Bild Keystone Gewissheit. Die Eintretensdebatte war denn auch geprägt von Voten zum Kompromiss. BDP-Nationalrat Hans Grunder (Bern) fand «das Ganze in einer ersten Betrachtung doch sehr bemerkenswert» Offenbar könne man mit der SVP wieder Kompromisse finden und damit Lösungen. «Wenn dem so ist, freue ich mich herzhaft, mit Ihnen zusammen rasch einen guteidgenössischen Kompromiss für die Umsetzung der Masseneinwanderungs-Initiative unter Beibehaltung der bilateralen Verträge zu finden», sagte Grunder. Es könne sich aber auch lediglich um «ein Manöver» handeln – was wahrscheinlich sei. Die BDP werde nicht mitmachen und «auf dem Buckel der Bergregionen taktische Spiele» austragen. Zusammen mit der CVP stimmte die Fraktion deshalb auch gegen die Kompromiss-Vorschläge von SVP und FDP. Als SVP-Fraktionschef Adrian Amstutz (Bern), der zusammen mit FDPFraktionschefin Gabi Huber (Uri) die Kompromiss-Anträge eingereicht hatte, aufs Podest trat und erklärte, dass es jetzt gelte den Volkswillen umzusetzen, konnten sich viele Nationalratskollegen ein Schmunzeln nicht verwehren. «Wir wollen Rechtssicherheit herstellen, und das ist matchentscheidend für die Bergregionen. Es nützt nichts, wenn wir jetzt noch zwei, drei Jahre herumeiern, Herr Grunder» sagte Amstutz angriffig. Es folgte ein Verhör mit dem Ziel einer Erklärung für den kurzfristigen «Umschwung» der Partei. Der Bündner CVP-Nationalrat Martin Candinas etwa wollte wissen, wieso sich die SVP denn in der Vernehmlassung zum Gesetz noch viel grosszügiger zeigte als der Bundesrat. Antwort Amstutz: «Selbstverständlich hat man manchmal etwas gesagt, selbstverständlich hat man manchmal auch etwas geschrieben. Aber, Herr Candinas, ich für meine Person muss Ihnen sa- gen: Ich kann mir nicht verbieten, gescheiter zu werden.» Leuthard hinterfragt Logik Bundesrätin Doris Leuthard hätte es zwar lieber gesehen, dass die vorberatende Kommission einen Kompromiss gefunden hätte. Sie sei aber froh, wenn es am Schluss der parlamentarischen Debatte Kompromisse gebe. Wenn dies der Start für eine neue Politkultur im Nationalrat sei, dass im Plenum Lösungen gefunden würden, sei der Bundesrat über diese Entwicklung sicher nicht traurig. Zu hoffen sei, dass diese «Politkultur des Konsenses und Dialoges» auch bei anderen wichtigen Geschäften zum Tragen komme. Gegenüber dem SVP-FDP-Kompromiss zeigte sich Leuthard aber kritisch: «Ich verstehe nach wie vor nicht die Logik, die er verfolgt.» Einerseits würden Neubauten übermässig befürwortet, andererseits aber eine restriktive Haltung bei bestehenden Bauten ohne zusätzlichen Landverschleiss eingenommen. Zweitwohnungsgesetz: Was bisher beschlossen wurde Der Nationalrat hat gestern zwei von drei Blöcken zum Zweitwohnungsgesetz durchberaten. Die Diskussion wird heute fortgesetzt. Ausstehend sind noch die Entscheide zur freien Umnutzung von Erstwohnungen, zur Erweiterung bestehender Gebäude sowie zum Antrag der Kommission, die Vorlage dringlich in Kraft zu setzen. Beschlossen hat die grosse Kammer folgende Punkte: ●Gemeinden, welche den Zweitwohnungsanteil von 20 Prozent klar unterschreiten, müssen kein Wohnungsinven tar erstellen. Der Nationalrat verspricht sich davon weniger Bürokratie. ●Gemeinden mit einem Zweitwohnungsanteil von über 20 Prozent dürfen keine Wohnungen bauen, die danach auf kommerziell bewirtschafteten Vertriebsplattformen angeboten werden. Die Plattformwohnun gen sind also nicht mehr im Gesetz. ●Im Rahmen von hotelähnlichen Anlagen dürfen Wohnungen gebaut werden. Wenn dann eine so neu ge baute Ferienwoh nung vermietet wird, darf sie sogar 33 Prozent der Hauptnutzfläche übersteigen. ●Bei der Umnutzung unrentabler Hotels (welche mindestens 25 Jahre betrieben wurden) gilt Folgendes: Sie dürfen auf der Hälfte der Fläche Zweitwohnungen bauen. Der Bundesrat hätte die ganze Fläche dafür vorgesehen. Der Ständerat hatte dies gestrichen. ●Neu sollen Wohnungen nicht nur in ge schützten, sondern auch in ortsbild prägenden Bauten möglich sein. Der Ständerat hatte den Begriff «erhaltenswert» verwendet. Auf Bundesebene gibt es laut Leuthard für diesen Begriff keine Definition. «Ortsbildprägend» kenne man eher. (rit) «Wir werden im Ständerat weiterkämpfen» Die CVP will sich dem Kompromiss zwischen FDP, SVP und Zweitwohnungsinitianten nicht beugen. Wenn der Deal auch im Ständerat hält, dürfte der Widerstand allerdings umsonst sein. von Gion-Mattias Durband «Wir sind unserer Linie treu geblieben – und haben nicht Hand geboten für einen unnötigen und zu schnell gesuchten Kompromiss», sagt ein hörbar enervierter Martin Candinas. Der Preis für den Kompromiss zwischen FDP, SVP und den Zweitwohnungsinitianten (siehe Artikel oben) sei zu hoch, so der Bündner CVP-Nationalrat. Stein des Anstosses ist die Streichung der sogenannten Plattform-Wohnungen aus der Gesetzesvorlage zur Umsetzung der Zweitwohnungsinitiative. «Die Initianten hatten erst gesagt, es gehe ihnen nicht um bewirtschaftete Wohnungen – und genau diese wurden nun geopfert.» Schon der Baustopp für Zweitwohnungen ohne Nutzungsbeschränkungen habe starke Auswirkungen auf das Bauvolumen in Graubün- den, so Candinas. Nun fielen auch noch die bewirtschafteten Plattform-Wohnungen weg. Die SVP habe sich bisher für eine liberale Umsetzung starkgemacht und habe nun – mit Blick auf die von ihr geforderte strikte Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative – eine Kehrtwende hingelegt. Alles in allem sei der Kompromiss «ein unsauberes Spiel zulasten der Bergkantone», so Candinas. FRAGE DES TAGES Nationalrat: Entspricht der Zweitwohnungs-Kompromiss dem Volkswillen Stimmen Sie heute bis 18 Uhr ab: suedostschweiz.ch Beim Kompromiss handle es sich um die «für die Bergkantone positivste Variante», entgegnet der Bündner FDP- Ständerat Martin Schmid. «Die Plattform-Wohnungen mussten hergegeben werden, damit das Thema bald erledigt werden kann. Nur so kann Rechtssicherheit geschaffen werden.» Ähnlich sieht es – «unter Vorbehalt einer genaueren Prüfung» – Schmids Glarner Partei- und Ständeratskollege Thomas Hefti: «Wenn durch diesen Kompromiss das Gesetz verabschiedet, in Kraft gesetzt und ein Referendum verhindert werden kann», könne er damit gut leben. «Eine bittere Pille» Auch der Bündner SVP-Nationalrat Heinz Brand stellt das geminderte Referendumsrisiko in den Vordergrund. Ins gleiche Horn bläst der Direktor der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete, Thomas Egger. Die Streichung der Plattform-Wohnungen sei zwar «sehr schmerzlich». Wenn damit aber Rechtssicherheit und ein geringeres Referendumsrisiko erreicht werden könnten, sei dies «eine bittere Pille, die geschluckt werden muss». Erst muss die bittere Pille aber noch vom Ständerat abgesegnet werden. Schmid zeigt sich angesichts der klaren Entscheidung im Nationalrat «verhal- «Eine Revision des Gesetzes würde noch in den nächsten fünf Jahren anstehen.» Martin Candinas Bündner CVP-Nationalrat ten positiv», dass der Ständerat auf den nationalrätlichen Kurs einlenkt. «An mir wird es jedenfalls nicht liegen.» «Schwer abzuschätzen», meint hingegen Nationalrat Brand, zumal die Mehrheiten in der kleinen Kammer anders gelagert sind – und gerade die CVP einen stärkeren Stand hat. «Gesetzesrevision wird kommen» CVP-Nationalrat Candinas gibt sich entschlossen. «Wir werden im Ständerat weiterkämpfen – wenn auch auf verlorenem Posten.» Aber selbst wenn der Ständerat den nationalrätlichen Kurs bestätigen sollte: Candinas glaubt nicht, dass die Angelegenheit mit den Plattform-Wohnungen damit erledigt sein würde. «Eine Revision des Gesetzes würde noch in den nächsten fünf Jahren anstehen. Davon bin ich felsenfest überzeugt», so Candinas. REGION Südostschweiz | Mittwoch, 4. März 2015 «Wenn nicht, müssen wir über ein Referendum nachdenken» Regierungsrat Jon Domenic Parolini kann mit den bislang in Bern ausgehandelten Kompromissen bei der Umsetzung der Zweitwohnungsinitiative leben. Mehr Gewicht gibt er den noch offenen Punkten. mit Jon Domenic Parolini sprach Anja Conzett J on Domenic Parolini, Vorsteher des Departements für Volkswirtschaft und Soziales, hat die gestrige Debatte im Nationalrat zur Umsetzung der Zweitwohnungsinitiative wegen anderweitiger Verpflichtungen kaum verfolgen können. Auf den ersten Blick befindet der Regierungsrat den bisherigen Verlauf als annehmbar. Herr Parolini, lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach, scheint die Devise der nationalrätlichen Debatte zum Zweitwohnungsgesetz zu sein. Nicht ganz in Ihrem Interesse, oder? JON DOMENIC PAROLINI: Doch. In dieser Phase ist es im Interesse aller Beteiligten, dass Kompromisse gefunden werden. Das Wichtigste ist, dass das Gesetz so schnell wie möglich unter Dach und Fach gebracht werden kann, damit bezüglich der Gesetzeslage in Sachen Zweitwohnungen endlich Rechtssicherheit herrscht. Einige ihrer BDP-Parteimitglieder in Bern haben das anders gesehen. Ist dem so? Nun, ich werde die Kompromisse, die erarbeitet wurden, nicht aufgrund ihrer Urheber negieren. Wenn dadurch verhindert werden kann, dass ein Referendum ergriffen wird, kann ich hinter dem Inhalt der drei Kompromisse grösstenteils stehen, seine Autoren sind Nebensache. Ihr Regierungsratskollege Mario Cavigelli hat sich gestern daran gestört, dass nicht rentable Hotels nur zu 50 statt zu 100 Prozent zu Zweitwohnungen umgenutzt werden können. Als die Regierung das letzte Mal zu diesem Thema tagte, waren wir tendenziell der Meinung, dass dieser Artikel nicht so erstrebenswert ist wie andere. Ich persönlich habe durchaus Verständnis für das Anliegen der Hotellerie, die sich Nutzungsfreiheit wünscht. So könnte auch eine gewisse gewünschte Strukturbereinigung stattfinden. Aus Sicht einer Gemeinde, der Destination und auch des Kantons könnte es aber sehr problematisch werden, wenn früher oder später auch wichtige Hotels unrentabel werden und dann zu Zweitwohnungen umgewandelt werden können. Es klingt so, als wären Sie ganz zufrieden mit dem bisherigen Stand. Die wohl bedeutendste Änderung der Ständeratsvorlage betrifft die Bewilligung von touristisch bewirtschafteten Wohnungen, welche über kommerzielle Plattformen zur Vermietung ausgeschrieben werden müssten. Dass diese Zweitwohnungen nun doch unter das Gesetz fallen sollen, ist für Graubünden nicht so problematisch wie beispielsweise für das Wallis. Dass die Sonderregelung für die Umnutzung von Bauten von «erhaltenswert» auf «ortsbildprägend» verschärft wurde, finde ich nicht schlecht. Alles in allem würde ich sagen, bin ich nicht unzufrieden mit den Ergebnissen des heutigen Tages, aber es ist noch nicht aller Tage Abend. Die freie Umnutzung von altbaurechtlichen Erstwohnungen, über die heute im Nationalrat entschieden wird, muss auf jeden Fall bestehen bleiben. Wenn nicht, müssen wir Bergkantone über ein Referendum nachdenken – der Wertverlust der Eigenheime wäre zu massiv. Am 9. März stimmt der Ständerat noch einmal über die Fassung des Nationalrates ab. Was geben Sie Ihren beiden Amtsvorgängern Martin Schmid und Stefan Engler für Instruktionen? Die Ständeräte Schmid und Engler wissen, welche Interessen sie vertreten, da muss ich gar nichts auf den Weg geben. Ich wünsche mir einfach, dass noch in dieser Session eine mehrheitsfähige Lösung gefunden wird. 5 IMPRESSUM Unabhängige schweizerische Tageszeitung mit Regionalausgaben in den Kantonen Graubünden, Glarus, St. Gallen und Schwyz. Herausgeberin Somedia (Südostschweiz Presse und Print AG) Verleger: Hanspeter Lebrument CEO: Andrea Masüger Redaktionsleitung David Sieber (Chefredaktor), Pieder Caminada, René Mehrmann (Stv. 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Animationsfilm. In 3D (erhöhte Eintrittspreise) 14.15 Deutsch ab 6 empf 8 J. Fünf Freunde 4 – Ein sagenumwobenes Pharaonengrab mitten in der Wüste und ein geldgieriger Geheimbund die fünf Freunde erleben ein neues turbulentes Abenteuer. 16.15 Deutsch ab 6 J. Fifty Shades of Grey – Verfilmung des weltweit erfolg reichen gleichnamigen Bestsellers um die Studentin Anasta sia Steele und ihre Beziehung zum Milliardär Christian Grey, der ihr eine ungeahnte Welt eröffnet. 18.30, 21.00 Deutsch ab 16 J. VORANZEIGE Lunchkino von Donnerstag 05.03.2015 «Nicht unzufrieden»: Für Jon Domenic Parolini haben bei der Zweitwohnungsgesetzgebung Konsens und eine rasche Rechtssicherheit Priorität. Bild Olivia Item Florinett fürchtet den Kommissär nicht Der frühere Geschäftsprüfer Heinz Kündig hofft im Bergüner «Holzschnitzel-Fall» auf den Rechtsstaat. Lieferant Rico Florinett findet, bis jetzt seien nur «unqualifizierte Äusserungen» auf dem Tisch. von Jano Felice Pajarola «Eigentlich hatten wir ja immer ein gutes Einvernehmen mit dem Gemeindevorstand», sagt Heinz Kündig. Bis Ende Jahr war der Pensionär, seit sechs Jahren in Latsch ansässig, Präsident jener Geschäftsprüfungskommission, deren Intervention in Sachen Holzschnitzel-Preis inzwischen zur Einsetzung eines Regierungskommissärs für Bergün geführt hat (Ausgabe vom 27. Februar). Und das mit dem guten Einvernehmen hatte im Juni 2014 ein Ende. Lieferant wollte Preis erhöhen Die Kommission stiess auf einen Brief, der die Holzschnitzel-Lieferungen der einheimischen Firma Florinett an die kommunale Fernwärmeanlage zum Thema hatte. Absender war die Florinett AG selbst, und laut Kündig ging es in dem Schreiben um eine Erhöhung des Holzschnitzel-Preises von 5,6 auf 6,3 Rappen pro Kilowattstunde, gefordert von der Lieferfirma. «Wir waren erstaunt darüber und verlangten Einsicht in den dazugehörigen Beschluss des Gemeindevorstandes», so Kündig. Doch an diese Akten zu kommen sei «sehr mühsam» gewesen. «Das blieb neun Monate lang hängig.» «Stillschweigend akzeptiert» Letztlich habe die Geschäftsprüfungskommission einen Bericht geschrieben, parallel dazu das kantonale Amt für Gemeinden orientiert und dieses gebeten, die Angelegenheit zu untersuchen. Was den Geschäftsprüfern in erster Linie ein Dorn im Auge war: Die Firma Florinett soll sich bei der Preiserhöhung auf einen rückwirkend angewandten Preisindex abgestützt ha- ben, «das ist im Vertrag mit der Gemeinde nicht vorgesehen.» Trotzdem habe der Vorstand den Preisaufschlag «stillschweigend akzeptiert.» preis von 6,3 Rappen sei man notabene noch unter der empfohlenen Preisspanne von 6,8 bis 7,5 Rappen geblieben. Preis sogar tiefer als empfohlen «Stimmung nicht so gut» Was meint Geschäftsführer Rico Florinett zu den Vorwürfen der Geschäftsprüfungskommission? «Es sind bloss unqualifizierte Äusserungen auf dem Tisch», ist er überzeugt. «Wir wissen gar nicht, was die Kommission genau will.» Und zu einem Gespräch sei das Gremium nicht bereit gewesen. «Im Liefervertrag für die Holzschnitzel steht, in Verhandlungen mit der Gemeinde könne man den Preis anpassen.» Genau das habe man getan. Als Basis für die Erhöhung habe man den Index der Branchenorganisation Holzenergie Schweiz herangezogen, «nach diesem Index mussten wir uns ja richten», so Florinett. Mit einem Wärme- Die aktuellen Diskussionen um die sanierungsbedürftige Fernwärmeanlage der Gemeinde – inzwischen verkauft an das Stadtzürcher Energieunternehmen EWZ – gehen nicht spurlos an Bergün vorbei. Auch Florinett gibt zu: «Im Moment ist die Stimmung im Dorf nicht so gut.» Der Arbeit von Regierungskommissär Thomas Nievergelt sehe er aber gelassen entgegen. Er ist der gleichen Meinung wie Gemeindepräsident Peter Nicolay: «Wir haben alles rechtens gemacht.» Ex-Geschäftsprüfer Kündig erklärt: «Wir warten jetzt ab, was Herr Nievergelt herausfindet. Wir hoffen, dass der Rechtsstaat sich durchsetzt.» Streif – ONE HELL OF A RIDE. Packender Dokumentarfilm über das Kitzbühler HahnenkammRennen, die schwierigste Abfahrt der Welt. 12.00 Deutsch ab 8 J. Still Alice – Als sich Gedächtnisaussetzer häufen, sucht Alice Howland (Julianne Moore) einen Spezialisten auf und er fährt, dass sie an einer Frühform der AlzheimerKrankheit leidet. 1 Oscar 2015 für beste Hauptdarstellerin. 12.00 E/d/f ab 12 J. Homo Faber – Radikal und poetisch: eine faszinierende neuartige Form von Literaturverfilmung und eine Liebeser klärung an die Frauen. 12.15 Deutsch ab 12 J. Spongebob Schwammkopf – Bikini Bottom steht vor der Apokalypse: Ein mysteriöser Bösewicht hat es auf das schöne UnterwasserStädtchen abgesehen. In 3D (erhöhte Eintrittspreise) 14.00 Deutsch ab 6 J. Die Pinguine aus Madagascar – Skipper Kowalski, Rico und Privat müssen die Welt vor dem Superschurken Octavi us Brine retten. In 2D (normale Eintrittspreise) 14.00 Letzter Tag Deutsch ab 6 empf ab 10 J. Bibi und Tina - Voll verhext – Das Team im nächsten Abenteuer. Es wird geritten und gesungen, es wird gehext und Bibi wird von der ersten Liebe erwischt. 14.15 Deutsch ab 6 J. Baymax - Riesiges Robowabohu – Der Junge Hiro und sein Freund der Roboter Baymax müssen die Stadt San Fransokyo retten. 1 Oscar 2015 für bester Animationsfilm. In 3D (erhöhte Eintrittspreise) 16.00 Deutsch ab 6 empf 10 J. Asterix im Land der Götter – Caesar und seine Be rater haben eine neue Idee, mit der sie den widerspengsti gen Galliern endlich beikommen wollen.Animationsfilm. In 2D (normale Eintrittspreise) 16.00 Deutsch ab 6 empf 8 J. Paddington – Wundervolle Verfilmung der beliebten Buchreihe um einen lebenden Stoffbären. 16.30 Letzter Tag Deutsch ab 6 J. Honig im Kopf – Bewegender Film um ein Mädchen, das ihren an Alzheimer erkrankten Opa (Dieter Hallervor den) nach Venedig entführt.Von und mit Til Schweiger. 18.00 Deutsch ab 6 empf ab 10 J. American Sniper – Actionthriller von Clint Eastwood um den präzisesten Scharfschützen der USArmy der sich u.a. im IrakKrieg profilierte. Mit Bradley Cooper. 1 Oscar 2015. 18.15, 21.00 Deutsch ab 16 J. Traumfrauen – Drei Freundinnen in Beziehungswirren. Ausgelassene Komödie mit Hannah Herzsprung, Iris Berben und Elyas M’Barek. 18.30, 20.45 Deutsch ab 12 J. Samba – Liebenswerte Komödie um einen Senegalesen, der sich in Paris mühsam über Wasser hält, und eine Sozial arbeiterin die sich verliebt. 20.45 F/d ab 12 J. Jugendschutz: Unbegleitet dürfen Jugendliche unter 16 Jah ren und Kinder im Rahmen des festgelegten Zutrittsalters Film vorführungen besuchen, die bis spätestens 21.00 Uhr beendet sind. In Begleitung Erwachsener dürfen sie alle Filmvorfüh rungen besuchen, falls sie das festgelegte Zutrittsalter nicht um mehr als 2 Jahre unterschreiten. Die Verantwortung für die Ein haltung der Altersbestimmungen liegt bei der Begleitperson.
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