Swissleaks: Politiker nehmen sich Finma vor

Die unabhängige Schweizer Tageszeitung
Mittwoch
11. Februar 2015
123. Jahrgang Nr. 34
Fr. 3.60, Ausland: € 3.00 / AZ 8021 Zürich
Kino
«Fifty Shades of
Grey»: Filmkritik
ab 10 Uhr.
Dani Levy
Der Cineast schrieb
für die Bühne – und
inszeniert selbst.
Solar Impulse 2
Bertrand Piccard
hat nicht nur den
Rekord im Sinn.
Piktogramme
An den bunten
Emojis scheiden
sich die Geister.
tagesanzeiger.ch
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Swissleaks: Politiker nehmen sich Finma vor
Nach Auswertung der HSBC-Kundendaten fordern Nationalräte eine Überprüfung der Finanzmarktaufsicht.
Philipp Loser, Zürich, und
Walter Niederberger, San Francisco
Hätte die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) merken müssen, dass die
Privatbank HSBC in Genf über Jahre Vermögen von kriminellen Kunden verwaltete? Ja, meinen vorab linke Politiker und
bereiten nach den Swissleaks-Enthüllungen Vorstösse im Parlament vor. Doch
auch aus dem bürgerlichen Lager wird
Kritik laut. Die Vorwürfe gegen die Finma
seien wenig hilfreich für den Bankenplatz
Schweiz, sagt der Zürcher Banker und
FDP-Nationalrat Hans-Peter Portmann.
«Die Öffentlichkeit hat ein Recht auf die
sorgfältige Abklärung dieser Vorwürfe.»
Portmann wünscht sich deshalb eine
Untersuchung der Aufsichtsbehörde
durch die Geschäftsprüfungskommission
(GPK). Deren Präsident, SVP-Nationalrat
Rudolf Joder (BE), zeigt sich offen: Schon
früher habe man festgestellt, dass die
Kontrolle der Finma durch die Politik ein-
geschränkt sei. «Der Fall HSBC bestätigt
diesen Befund. Darum muss die Finma
jetzt ein Thema für die GPK werden.»
Strafverfahren in den USA?
Derweil warnte die designierte US-Justizministerin Loretta Lynch, dass gegen
die Bank und deren Verantwortliche
ein Strafverfahren eröffnet werden
könnte. Der von ihr abgesegnete Vergleich mit HSBC von 2012 würde sie nicht
daran hindern, die Schrauben erneut an-
zuziehen. In einem Brief an die Rechtskommission des Senats präzisierte
Lynch, dass mit dem Vergleich die Beihilfe zu Sanktionsumgehungen geahndet
wurde, doch «dies gibt der Bank keinen
Swissleaks
Kommentar: Unser sauberer
Finanzplatz. – Seite 2
Politik will die Finma
unter die Lupe nehmen. – Seite 33
Im Osten nichts Neues
Schutz gegen andere» illegale Aktivitäten. Eine Vertreterin der Notenbank doppelte bei einem Hearing im Senat nach.
Beide Behörden schliessen nicht aus,
dass die HSBC diesmal nicht mit einem
Vergleich davonkommen könnte.
Mitten im Wahlkampf hat die HSBCAffäre den britischen Premierminister
David Cameron empfindlich getroffen.
Was hat Cameron gewusst? Die oppositionelle Labour Party verlangt eine umfassende Klärung dieser Frage.
Bund mit erstem
Defizit seit 2005
Die Steuereinnahmen sind
eingebrochen und
die Aussichten nicht besser.
Foto: Fred Dufour (AFP)
Chinas Kommunistische Partei (KP) verteufelt den Westen wie eh und je. Statt westlicher Ideale müsse man mit aller Kraft
die Ideen des Marxismus und jene von KP-Chef Xi Jinping in die Köpfe der Kinder und Studenten treiben. (TA) – Seite 6
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SVP nominiert
einen Professor
Flüchtlingswelle
hält weiter an
Die Zürcher SVP hat ihren Kandidaten für
den Ständeratswahlkampf im Herbst nominiert: Es ist der 45-jährige Professor
für Wirtschaftsrecht, Hans-Ueli Vogt. Er
ist Urheber der jüngsten SVP-Initiative,
die Schweizer Recht vor internationales
Recht stellen will. Vogt ist erst seit 2008
bei der SVP und seit vier Jahren im Kantonsparlament. Mit ihm will die SVP nach
acht Jahren «unbedingt wieder» einen
Zürcher Sitz im Stöckli erobern. Dies ist
zuletzt Christoph Blocher und Ueli Maurer nicht gelungen. Neben der SVP haben
bis jetzt auch FDP und GLP ihre Kandidaten vorgestellt. Es sind die Nationalräte
Ruedi Noser und Martin Bäumle. (sch)
Analyse Seite 9, Berichte Seite 13
Das UNO-Flüchtlingshochkommissariat
(UNHCR) hat die EU aufgerufen, Italien
im Einsatz zur Rettung von Flüchtlingen
im Mittelmeer aktiver zu unterstützen.
Die jüngste Tragödie mit mindestens 29
erfrorenen Flüchtlingen vor Lampedusa
legt die Debatte darüber neu auf, wie die
Europäer mit dem Druck der Migration
an ihren südlichen Aussenposten umgehen. Vergangenes Jahr kamen 3000 Menschen ums Leben, als sie versuchten, das
Mittelmeer zu überqueren. Im laufenden
Jahren sind gemäss UNHCR-Angaben bereits 50 Todesopfer zu zählen. Seit Januar seien bereits 3528 Migranten in Italien eingetroffen, im Vergleichszeitraum
2014 waren es noch 2171. (SDA) – Seite 7
Der Bundesrat wird heute an seiner Sitzung voraussichtlich die Rechnung 2014
genehmigen und eine finanzielle Standortbestimmung vornehmen. Bereits
übers Wochenende ist durchgesickert,
dass die Einnahmen tiefer ausfallen als
budgetiert. Leo Müller (CVP LU), Präsident der Finanzkommission des Nationalrats, bestätigte diese Nachricht gestern. Bundesrätin Eveline WidmerSchlumpf hatte die Finanzkommission
Anfang Woche über die Jahresrechnung
informiert. Müller beziffert gegenüber
dem «Tages-Anzeiger» die Mindereinnahmen mit 2,1 Milliarden Franken. Verantwortlich dafür ist der Rückgang bei
der Gewinn- und Einkommenssteuer.
Gemäss Müller schliesst die Rechnung
des Bundes mit einem Defizit von ungefähr 120 Millionen Franken ab. Es sind
die ersten roten Zahlen seit 2005.
Der Bund kämpft mit zwei Problemen: Einerseits wird sich der Einbruch
bei den Steuereinnahmen in den nächsten Jahren in einem strukturellen Defizit
niederschlagen. Dabei möchte der Bundesrat allein für die Finanzierung der
Unternehmenssteuerreform III einen
Überschuss von einer Milliarde Franken
aufbauen. Anderseits wirkt sich das
Ende des Euro-Franken-Mindestkurses
und die damit erwartet Konjunkturabschwächung auf die Einnahmen aus. Im
Finanzplan geht der Bundesrat noch von
einem durchschnittlichen Wirtschaftswachstum von 2 Prozent aus. (dk)
Berichte Seite 3
Heute
Kommentare & Analysen
Ostukraine: Unterschiedliche
Signale vor dem Krisengipfel
Einen Tag vor dem geplanten Ukrainegipfel in Minsk haben ukrainische Truppen
nahe Mariupol im Süden des Landes eine
Offensive gegen prorussische Separatisten begonnen. Auf politischer Ebene gab
es am Abend das Gerücht, dass sich die
Konfliktparteien auf eine Waffenruhe
verständigt hätten. – Berichte Seite 7
«Die Schweiz ist
bisher ordentlich
damit gefahren,
auf Heroengehabe
zu verzichten.»
Veroljub Salatic wechselt
nun doch zum FC Sion
Nur Tage nachdem die Verhandlungen
als gescheitert bezeichnet wurden, kam
der Wechsel doch noch zustande: Veroljub Salatic (29) verlässt GC in Richtung
Sitten. Er unterschrieb beim FC Sion für
dreieinhalb Jahre. Salatic wird bereits
heute erstmals im Wallis trainieren.
Kommentar und Bericht Seite 40
Fabian Renz über die Art, mit
der EU zu verhandeln. – Seite 9
Mit dem Eishockey-Cup-Final
wird ein Produkt präsentiert,
das niemand vermisste. – Seite 37
Karin Keller-Sutter spielte
in den Wirren um die NZZ
eine der Hauptrollen. – Seite 5