Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne) - Österreichisches

Nationalrat, XXIV. GP
30. November 2010
86. Sitzung / 1
12.19
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Herr Präsident! (Abg. Neubauer: ...
erklären, was eine runde Sache ist!) Sehr geehrte Staatssekretäre! Werte Damen und
Herren! Wenn Kollege Glaser vorhin betont hat, dass die ÖVP eine Partei sei, der die
Armutsbekämpfung wichtig ist, dann stellt sich natürlich schon die Frage, wie sich das
damit vereinbaren lässt, dass Sie das Budget für die Entwicklungszusammenarbeit um
ein Viertel kürzen. – Das ist doch etwas Unwürdiges! Das ist ein Schritt, der für ein
Land, das so wohlhabend ist wie Österreich, wirklich eine Schande ist! (Beifall bei den
Grünen.)
Werte Kolleginnen und Kollegen von ÖVP und SPÖ, Sie haben heute mehrmals
erwähnt, dass diese Transparenzdatenbank dazu beitragen soll, Doppelgleisigkeiten
zu vermeiden, das Controlling zu verbessern und mehr Effizienz zu erreichen. In
diesem Zusammenhang möchte ich den Blick auf das Thema
Unternehmensförderungen richten, die in Österreich sehr satt fließen. Es sind rund
15,3 Milliarden €, wovon der Großteil, nämlich 9 Milliarden, vom Bund und der Rest
von den Ländern und Kommunen und Sozialversicherungen kommen. Also was liegt
näher, als endlich auch ein System einzuführen, um die Mittel gut und effizient
einsetzen zu können – im Sinne einer modernen, einer innovativen, einer
zukunftsfähigen ökologischen Wirtschaft!
Jetzt stellt sich aber die Frage: Was passiert tatsächlich? – Dass Wirtschaftsförderung
nicht immer effizient ist, das zeigen viele Studien und Evaluierungen, und eines der
unsinnigsten Projekte, die wir in den letzten Monaten erleben durften, war mit
Sicherheit die Schrottprämie, in die zig Millionen geflossen sind. Dieses Projekt wurde
nachweislich von allen Expertinnen und Experten als völliger Unsinn bezeichnet. Die
Käufe sind vorgezogen worden, das Geld wurde verschleudert – all das sollte
letztendlich in einer guten Förderstruktur nicht geschehen. Um diesen Förderdschungel
zu lichten, wäre es dringend notwendig, für die unternehmensbezogenen Förderungen
eine Förderbank einzurichten, aber das wird in dieser Form nicht einmal annähernd
geleistet. (Beifall bei den Grünen.)
Genauer angesehen hat sich dieses Projekt nicht nur die Opposition – wie wir in der
laufenden Debatte bisher gemerkt haben, scheint sie es sich viel genauer angesehen
zu haben als die Kolleginnen und Kollegen Abgeordneten von den
Regierungsparteien –, sondern es gibt auch berechtigte Kritik aus dem
Wirtschaftsministerium oder auch vom Rechnungshof.
Version vom 10. Dezember 2010, 16:16
nach § 52(2) GOG autorisiert
Nationalrat, XXIV. GP
30. November 2010
86. Sitzung / 2
In Bezug auf den Förderdschungel und die Subventionen im Unternehmensbereich in
Österreich und die Möglichkeit, jetzt tatsächlich ein effizientes Controlling einzuführen,
stellt das Wirtschaftsministerium in seiner Stellungnahme ganz klar fest: „Es ist aus
dem Entwurf des Gesetzestextes jedoch nicht klar ersichtlich, wie das Controlling
betreffend Doppelförderungen funktionieren kann.“ – Das sagt selbst das
Wirtschaftsministerium. Ein Armutszeugnis für die Gesetzesvorlage, die Sie heute
unter dem Gesichtspunkt der Kontrolle und der Effizienz beschließen lassen wollen!
(Beifall bei den Grünen.)
Auch der Rechnungshof weist in seiner Stellungnahme darauf hin, dass mit diesem
Entwurf nicht wirklich etwas vorliegt, das uns weiterbringt in dem Bereich, den Sie
heute laufend zitiert haben, weil Sie meinen, das sei der Weg, wie wir zu einem
effizienten Förderwesen kommen. In umfassender Art und Weise stellt der
Rechnungshof fest, dass es ein schwerer Fehler ist, dass nicht schon in der
Gesetzesvorlage festgeschrieben wird, dass beispielsweise auch Länder und
Gemeinden die Daten zur Verfügung stellen müssen, um die Effizienz zu erhöhen,
sondern nur auf eine 15a-Vereinbarung vertraut wird. Ebenso stellt der Rechnungshof
fest, dass die Mehrfachförderungen in dieser Form nicht erkannt und vermieden
werden können.
Summa summarum: Es ist eine lange Debatte zu diesem Thema, besonders intensiv
auch im Ausschuss, geführt worden, es ist von Ihnen immer das Credo herangezogen
worden: Offenheit, Transparenz, Controlling und Effizienz. – Das Ministerium selbst,
viele andere Institutionen und der Rechnungshof bescheinigen Ihnen, dass das mit
dieser Regierungsvorlage nicht einmal annähernd erreicht wird. (Beifall bei den
Grünen.)
12.24
Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Kräuter. –
Bitte.
Version vom 10. Dezember 2010, 16:16
nach § 52(2) GOG autorisiert