04.07.16 Wirtschaftsnews Im Fokus: Janet Yellen wird durch den Brexit auf dem falschen Fuss erwischt Das Ja zum Brexit hat weiteren Zinserhöhungen der Fed den Todesstoss versetzt, zumindest in den Augen und Erwartungen der Finanzmärkte. Zinserhöhungen noch in diesem Jahr gelten als ausgeschlossen und solchen bis im Herbst des nächsten Jahres werden nur noch eine Wahrscheinlichkeit von 35% zugeordnet. Die Fed wird angesichts der Unsicherheit über die Folgen des britischen EUAustritts noch vorsichtiger vorgehen als schon bisher und abwarten, wie sich die Dinge entwickeln. In der einen oder anderen Minute dürften sich Janet Yellen und ihre Kolleginnen und Kollegen auch etwas ärgern, dass sie nicht forscher vorgegangen sind. Sie haben ein gutes Zeitfenster verpasst, die Zinsen in den USA anzuheben und sich damit wieder mehr geldpolitischen Spielraum zu verschaffen. Zudem zeigt die Gefahr, dass die Fed plötzlich in ein geldpolitisches Dilemma geraten könnte, wenn der Inflationsdruck in den USA zunehmen sollte. Verschiedene Anzeichen dafür wie eine steigende Kernrate bei der Inflation sind bereits erkennbar. Eine unkontrollierte "behind the curve"-Diskussion würde zu eine rasanten Anstieg der Kapitalmarktzinsen in den USA führen und wäre für die Wirtschaft weitaus belastender als ein durch die Fed geführter und geordneter Zinserhöhungszyklus. Seit 2010 wächst die US-Wirtschaft Jahr für Jahr mit 2.5% oder mehr. Nur 2012, als die Verwaltung durch den Budgetstreit lahmgelegt wurde, betrug das BIP-Wachstum nur 1.3%. Mit dem Hinweis auf die zu tiefe Inflation und den fehlenden Lohndruck hat die Fed dennoch an ihrer Nullzinspolitik festgehalten. Später war der Dollar zu teuer oder die Angst um das Wachstum in China zu gross, um die Zinsen anzuheben. Das Wachstum in den USA war aber solide, produzierte neue Stellen in einem historisch grossen Ausmass und hätte deutlich höhere Zinsen verkraften können. Mittlerweile befindet sich der Konjunkturzyklus im sechsten Jahr des Aufschwungs und zeigt Ermü- dungserscheinungen. Die Fed hat die Gelegenheit verpasst, die Zinsen in den guten Jahren wieder auf ein vernünftiges Niveau anzuheben. Die Finanzmärkte trauen der Fed wie erwähnt keine Zinserhöhung mehr zu. Die Finanzmärkte werden in den nächsten Monaten immer einen Grund finden, warum die Fed auf eine Zinserhöhung verzichten soll. Mal werden es der Brexit oder schlechte Wirtschaftszahlen sein, dann ein Rückgang der Devisenreserven in China und spätestens ab September die Vorsicht vor den Präsidentschaftswahlen. Janet Yellen wird riskieren müssen, an den Finanzmärkten Turbulenzen zu entfachen, um sich den zins-politischen Takt nicht von den Märkten vorgeben zu lassen. Wir gehen davon aus, dass die Fed dies tun wird und bis Ende Jahr die Zinsen noch einmal um 0.25% anhebt. USA: ISM Manufacturing (Juni) letzter: 51.3; erwartet: 51.3; aktuell: 53.2 Der stabilere Dollar und höhere Rohstoffpreise helfen der US-Industrie. Der Einkaufsmanagerindex ist auf den höchsten Stand seit dem letzten Sommer gestiegen. Die Daten wurden jedoch vor der Brexit-Abstimmung erhoben, weshalb sie von den Finanzmärkten kaum beachtet werden. Da hilft es auch nicht, dass 80% der befragten Firmen angeben, von einem möglichen Brexit nicht oder nur geringfügig negativ betroffen zu sein. China: Caixin PMI Manufacturing (Juni) letzter: 49.3; erwartet: 49.2; aktuell: 48.6 Die Probleme in der chinesischen Industrie halten an und haben sich im letzten Monat wieder etwas verschärft. Im letzten Sommer und zu Beginn dieses Jahres, als die Angst um China die Finanzmärkte trieb, hätte diese Veröffentlichung die Aktienkurse purzeln lassen. Nun verhallt sie im Brexit-Getöse ohne Beachtung. Vorschau auf diese Woche Über den Brexit ist nun alles und noch viel mehr gesagt worden. Die Ökonominnen und Ökono- Die Angaben in diesem Dokument und insbesondere die Beschreibung zu einzelnen Wertpapieren stellen weder eine Offerte zum Kauf der Produkte noch eine Aufforderung zu einer andern Transaktion dar. Sämtliche in diesem Dokument enthaltenen Informationen sind sorgfältig ausgewählt und stammen aus Quellen, die vom Investment Center der St.Galler Kantonalbank AG grundsätzlich als verlässlich betrachtet werden. Meinungsäusserungen oder Darstellungen in diesem Dokument können jederzeit und ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Es wird keine Garantie oder Verantwortung bezüglich der Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen übernommen. Die St.Galler Kantonalbank AG ist von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA (Einsteinstrasse 2, 3003 Bern, Schweiz, www.finma.ch) reguliert und beaufsichtigt. 04.07.16 men werden sich in dieser Woche wieder der aktuellen Konjunktur zuwenden. Am Freitag werden die Arbeitsmarktzahlen in den USA veröffentlicht und 175'000 neue Stellen für den Juni erwartet. Nachdem Zinserhöhungen durch die Fed an den Märkten kein Thema mehr sind, verlieren die Zahlen an Glamour und Brisanz. Aus Schweizer Sicht dürften am Donnerstag die Devisenreserven der SNB per Ende Juni interessieren. Diese geben eine Indikation, wie viel die SNB im Brexit-Umfeld für die Stabilisierung des Frankens aufwenden musste. Wochenstart-Audiocast Die Aktienmärkte, das Pfund und der Franken standen nach der Brexit-Abstimmung im Scheinwerferlicht. Was der Brexit für die Schwellenländer bedeutet, präsentiert unser Strategieanalyst Beat Schiffhauer im "Wochenstart-Audiocast". Der „Wochenstart-Audiocast“ kann unter http://www.sgkb.ch/audiocasts gehört werden. Unsere Audiocast können über den folgenden Link abonniert werden: https://www.sgkb.ch/de/ueber-uns/newsletter. Aktienmärkte US-Aktienmärkte: DowJones: +0.11%, S&P500: +0.19%, Nasdaq: +0.41% Europäische Aktienmärkte: EuroStoxx50: +0.64%, DAX: +0.99%, SMI: +0.81% Asiatische Märkte: Nikkei 225: +0.60%, HangSeng: +1.52%, S&P/ASX 200: +0.67% Die Aktienmärkte haben den ersten Schock des Brexits rasch verdaut. Die Kurse in den USA und in der Schweiz haben die "Vor-Brexit"-Niveaus schon wieder erreicht. Die Europäischen Aktienindizes liegen noch darunter, was angesichts der politischen Unsicherheit in der EU durch das Ergebnis in Grossbritannien vernünftig ist. Der S&P500 legte in der letzten Woche 3.22%. Die zuvor arg gebeutelten europäischen Aktien stiegen um 3.85% während der Swiss Performance Index 4.06% an Wert gewann. Die Aktienmärkte haben nach dem Brexit rasch wieder zu Stabilität und einem normalen Handel zurückgefunden. Die Erfahrung aus der Vergangenheit zeigt, dass die Aktienmärkte bei unerwarteten Ereignissen mit grossen Auswirkungen zu Übertreibungen nach unten neigen. Dies war auch beim Brexit der Fall, wobei sich die Übertreibungen auf die europäischen Aktienmärkte und einzelne Sektoren wie die Banken beschränkten. Der Brexit ist für die Märkte aber noch nicht ausgestanden. In den nächsten Wochen und Monaten wird das Thema immer wieder für Schlagzeilen sorgen, beispielsweise beim offiziellen Einreichen des Austrittgesuches oder bei allfälligen Neuwahlen in Grossbritannien. Kommen die Anleger aber zum Schluss, dass die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft doch nicht so stark sind wie befürchtet, sehen sie in tieferen Kursen auch Kaufgelegenheiten. Eine solide Aktienallokation bleibt deshalb ein wichtiger Bestandteil des Portfolios. Rohstoffmärkte Ölpreis WTI: USD 49.30 pro Fass Goldpreis: USD 1351.65 pro Unze Die Rohstoffmärkte haben sich in der "Woche nach dem Brexit" von der ruhigen Seite gezeigt. Das Gold konnte seinen Schwung zumindest in Ansätzen mitnehmen und notiert noch einmal etwas höher. Das gelbe Metall profitierte vor allem vom wieder schwächeren Dollar und der Erwartung, dass die Zinsen in den USA nicht mehr angehoben werden. Kapitalmärkte Renditen 10 J: USA: 1.444%; DE: -0.115%; CH: -0.558% Die Angaben in diesem Dokument und insbesondere die Beschreibung zu einzelnen Wertpapieren stellen weder eine Offerte zum Kauf der Produkte noch eine Aufforderung zu einer andern Transaktion dar. Sämtliche in diesem Dokument enthaltenen Informationen sind sorgfältig ausgewählt und stammen aus Quellen, die vom Investment Center der St.Galler Kantonalbank AG grundsätzlich als verlässlich betrachtet werden. Meinungsäusserungen oder Darstellungen in diesem Dokument können jederzeit und ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Es wird keine Garantie oder Verantwortung bezüglich der Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen übernommen. Die St.Galler Kantonalbank AG ist von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA (Einsteinstrasse 2, 3003 Bern, Schweiz, www.finma.ch) reguliert und beaufsichtigt. 04.07.16 Wenn sich die meisten Finanzmärkte nach dem Brexit rasch beruhigt haben, so gilt das für die Zinsen nur beschränkt. Die Reaktionen der Zentralbanken auf den Brexit haben die Phantasie auf noch tiefere Renditen geweckt. Davon profitierten vor allem die Obligationen mit langen Laufzeiten. Von der ökonomischen Wahrheit haben sich die Zinsen schon lange abgekoppelt. Währungen US-Dollar in Franken: 0.9734 Euro in US-Dollar: 1.1141 Euro in Franken: 1.0844 Auch bei den Devisenhändlern ist wieder Ruhe eingekehrt. Der Franken handelt zum Euro stabil. Im Brennpunkt steht weiterhin das Pfund. Dieses wird in den nächsten Monaten unter Abwertungsdruck bleiben, insbesondere wenn die negativen wirtschaftlichen Folgen des Brexits zu Tage treten. Der Franken wird gesucht bleiben und die SNB weiter fordern. Thomas Stucki Investment Center Die Angaben in diesem Dokument und insbesondere die Beschreibung zu einzelnen Wertpapieren stellen weder eine Offerte zum Kauf der Produkte noch eine Aufforderung zu einer andern Transaktion dar. Sämtliche in diesem Dokument enthaltenen Informationen sind sorgfältig ausgewählt und stammen aus Quellen, die vom Investment Center der St.Galler Kantonalbank AG grundsätzlich als verlässlich betrachtet werden. Meinungsäusserungen oder Darstellungen in diesem Dokument können jederzeit und ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Es wird keine Garantie oder Verantwortung bezüglich der Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen übernommen. Die St.Galler Kantonalbank AG ist von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA (Einsteinstrasse 2, 3003 Bern, Schweiz, www.finma.ch) reguliert und beaufsichtigt.
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