enzlerh-tec-desinfektion

fachartikel
Manuelle versus automatische
Desinfektion
Manuelle Desinfektion ist in Reinräumen ein notwendiger, wenn auch schwer zu
validierbarer Prozess. Dies liegt vor allem an der Unberechenbarkeit des Faktors Mensch.
Automatische Desinfektion von Räumen kann eine sinnvolle Alternative sein.
Die Desinfektion von Oberflächen zur
Verhinderung von Kreuzkontaminationen
und zur Erhaltung des entsprechenden
Hygienestatus in Reinräumen ist ein
wichtiger Faktor bei der Prozess- und
Qualitätssicherung. Der GMP Leitfaden
verlangt, dass «auf jeder Verfahrensstufe
Produkte und Materialien vor mikrobieller
und anderer Verunreinigung geschützt
werden» sollen und dass «schriftliche
Verfahrensanweisungen für diese Prozesse formuliert werden sollen.» Zudem sollen «Reinigungs- und Dekontaminationsverfahren mit bekannter Wirksamkeit
verwendet werden, da die ungenügende
Reinigung der Ausrüstung eine häufige
Ursache der Kreuzkontamination» sei.
Dies kann der Grund sein, warum an Desinfektions- und Reinigungsmitteln, sofern einmal validiert, festgehalten wird,
obwohl über die Zeit bessere, sichere
und wirksamere Mittel verfügbar sind.
Manuelle Desinfektion
Die Wirksamkeit von manueller Desinfektion hängt stark von dem verwendeten
Neben manueller Reinigung (links) gibt es automatische Verfahren zur Desinfektion (rechts).
Verfahren und Equipment ab. Grundsätzlich lässt sich jedoch sagen, dass auf
Grund von ökonomischen Betrachtungen
selten alle vorhandenen Oberflächen in
einem Raum manuell desinfiziert werden
können, da vor allem Reinräume, aber
auch Räume in Spitälern, Lebensmittelproduktion oder Produktionsstätten
meist eine hohe Komplexität aufweisen.
Viele Oberflächen in diesen Räumen sind
nur schwer zugänglich für solche Massnahmen. Daher werden in Produktionssystemen vermehrt sogenannte CiP Systeme (Cleaning-in-Place) eingesetzt, welche die gesamte Anlage automatisch reinigen und desinfizieren. Zudem werden
bei der manuellen Reinigung oft die Dosierangaben nicht exakt eingehalten, zu
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Seit über 75 Jahren stehen wir für hochwertige Hygiene und Reinigung. Mit Enzlerh-tec erweitern wir
unser Angebot und entwickeln individuelle Kunden lösungen für hygienisch anspruchsvolle Bereiche.
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contamination control report
2/2014
hohe Wassertemperaturen bei der Dosierung verwendet oder die notwendigen
Einwirkzeiten nicht eingehalten. Oft werden auch die genauen Vorgaben in den
im Betrieb vorhandenen SOPs (Standard
Operating Procedures) nicht korrekt eingehalten. Dies betrifft vor allem zu
schnelles und damit unkorrektes Reinigen, das Auslassen von Teilen der zu behandelnden Oberflächen und der falschen Reinigungstechnik. Diese Fehler
führen zu einem mangelndem Dosiererfolg oder unerwünschten Rückständen
auf der Oberfläche. Byers et al [1] konnten zeigen, dass die Desinfektion selbst
dann nicht erfolgreich war, als das Personal über die Probenahmestellen und die
Durchführung einer Desinfektionskontrolle informiert war.
Oberflächen spielen als Ursache für die
Übertragung von mikrobiologischen, chemischen oder physikalischen Kontaminationen jedoch eine wichtige Rolle. Diese
Kontaminationsübertragungen können
sowohl über die Hände von Betriebspersonal, über verwendete Geräte und Einbauten als auch über die Luft stattfinden.
Verschiedene Studien konnten zudem
zeigen, dass Sporen sogar Desinfektionen mit Chlorbleiche überleben können
(z.B. [2] oder dass Bakterien von «gereinigten Oberflächen» auf Hände übertragen werden können [3].
Eine mögliche Lösung für diese Problematik ist eine verbesserte Schulung der
Mitarbeiter. Eine Studie von Hayden et al.
[4] konnte zeigen, dass bei den Mitarbeitern nach der erfolgten Schulungsintervention nicht nur weniger Keime auf ihren
Händen nachweisbar waren, sondern
auch die behandelten Oberflächen über
einen längeren Zeitraum weniger kontaminiert waren, ohne dass das Personal
erneut instruiert wurde. Auch ist es möglich, durch Verwendung von Dosieranlagen, Systemboxen zur Vorbefeuchtung
(siehe z.B. die validierbaren Systemlösungen von PPS Pfennig) oder der Verwendung von Hygienemonitoring sowie Kontrollen mittels UV-Markern die Compliance bei der manuellen Desinfektion zu erhöhen.
Da aber auch diese Massnahmen ihre
Grenzen haben, ist es sinnvoll, automatisierte Dekontaminationen als Alternative
oder Ergänzung zu prüfen.
Begasung mit Wasserstoffperoxid
(H2O2)
Ein Beispiel für ein automatisiertes Verfahren ist die Dekontamination mit H2O2.
Der generelle Ablauf einer solchen Dekontamination startet mit einer ausführlichen Aufnahme der Vor-Ort-Situation.
Dies dient zur Abklärung der Machbarkeit
und Sicherheit der Dekontamination, da
die Materialien, Grundrisse und Einbauten sowie die verwendeten Lüftungssysteme von Kunde zu Kunde sehr unterschiedlich sein können. Auf Basis der
dort erhaltenen Informationen wird ein
Ablaufplan erstellt und mit dem Reinraumbetreiber abgestimmt. Danach werden die Messpunkte des Hygienemonitorings festgelegt. Neben den üblichen
Abklatschtests und Luftkeimsammlungen kommen sogenannte biologische Indikatoren (BI) und chemische Indikatoren
(CI) zum Einsatz. Die BIs bestehen aus 1
Mio. Sporen des Geobacillus stearothermophilus, welche auf einem Edelstahlplättchen aufgetragen und von einer Hülle aus Tyvek umschlossen sind. Diese
werden zusammen mit den CIs, welche
auf die BIs validiert sind, an den Stellen
im Raum platziert, die das Gas nur
schwer erreichen kann oder die für das
Produkt kritisch sind. Diese Stellen müssen mit Hilfe einer Risikobewertung festgelegt werden und bedürfen eines hohen
Masses an Erfahrung. Diese Bewertung
dient ebenfalls einer Validierung des Pro-
Reinraumsysteme
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contamination control report
2/2014
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Fazit
Manuelle Reinigung und Desinfektion hat
gerade in sensiblen und regulierten Bereichen deutliche Schwächen bezüglich Validierbarkeit, Compliance in der Durchführung und Desinfektionserfolg. Diese Lücken können durch automatische Verfahren zu einem grossen Teil geschlossen
werden. Die Studienlage zu Begasungen
mit Wasserstoffperoxid ist recht umfangreich und zeigt eine deutlich erhöhte
Wirksamkeit gegenüber den klassischen
Verfahren. Zudem sind diese Prozesse
deutlich weniger fehleranfällig, sehr sicher und können sehr gut validiert werden.
Nachgefragt auf den Lounges
Wofür steht Enzler h-tec?
Das ist unsere Marke für Hygienedienstleistungen. Dazu gehören Reinraumreinigungen, Raumdekontaminationen, Hygieneberatung und Spitalreinigungen. Wir arbeiten mit eigenem
Personal beim Kunden vor Ort. Meine
Abteilung ist das Kompetenzzentrum
Hygiene und beschäftigt sich mit
Raumdekontamination. Wenn es bei
einem Kunden eine Kontamination gibt,
können wir innerhalb von 24 Stunden
vor Ort sein. Einen Standardraum von
100 m3 können wir innerhalb von vier
Stunden dekontaminieren.
Christoph Rockel, Enzler Hygiene AG
Literatur
Was für Geräte verwenden Sie?
Wir verwenden ein Gerät von der Firma
Bioquell (Q-10), welches Sie hier auf
unserem Messestand sehen. Wir haben es als das beste Gerät für unsere
Bedürfnisse evaluiert und dekontaminieren damit Räume bis 250 m3. Damit
können wir jede Art von mikrobiologischer Kontamination und teilweise
auch chemische Kontamination beseitigen, z.B. bei Antibiotika.
Kann eine manuelle Desinfektion
mit einer Begasung mithalten?
Der Aufwand für manuelle Desinfektion ist recht gross und der Effekt (z.B.
bei der Beseitigung von Sporen) eher
zesses, welche vor einem Einsatz in regulierten Bereichen durchgeführt werden
sollte.
Danach werden alle Zugänge von oder
nach aussen aus Sicherheitsgründen verschlossen. Der Raum oder das entsprechende Areal werden anschliessend so
lange begast, bis eine Sättigung des H2O2
im Raum stattgefunden hat und sich eine
Mikrokondensation ausbildet. Nach einer
Einwirkphase wird in die Belüftung übergegangen und das H2O2 in H2O und O2
abgebaut. Der Prozess ist somit
rückstandsfrei. Die CIs zeigen nach dem
Prozess sofort an, ob dieser eine entsprechende 6-log Reduktion erreicht hat. Die
BIs müssen bebrütet werden, um ein
Wachstum dieser Sporen auszuschliessen. Mit Hilfe der Sporen wird ein
Worst-Case Szenario im Raum simuliert,
da die Sporen nur sehr schwer abzutöten
sind. Man kann also davon ausgehen,
dass bei einem fehlenden Wachstum der
Sporen auch die evtl. vorhandene Kontamination im Raum eliminiert wurde.
Die Begasung mit Hilfe von H2O2 reduziert somit nachweisbar die Risiken der
manuellen Desinfektion. Gerade in komplexen Räumen führt diese Technologie
zu einem signifikant besseren Desinfekti-
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gering. Das liegt nicht daran, dass nicht
ordentlich gereinigt wird, sondern dass
man manuell nicht in jede Ritze reinkommt. Und die Validierung einer manuellen Reinigung ist schwierig. Die
Begasung läuft immer genau gleich ab
und bietet dadurch wesentlich mehr
Prozesssicherheit.
Wie ist Ihre Meinung von den
Lounges?
Es ist sehr attraktiv für uns, dass wir
Vorträge halten können, so können wir
viele Leute erreichen. Als Dienstleister
haben wir keine Produkte, die wir zeigen können, darum ist diese Form der
Firmenpräsentation sehr hilfreich.
onserfolg, da alle vorhandenen und sichtbaren Oberflächen dekontaminiert werden [5].
UV Licht
In einigen wenigen Einsatzgebieten werden inzwischen auch UV-Licht-Generatoren eingesetzt, bisher vor allem im Gesundheitswesen. Das Prinzip basiert auf
pulsierendem Xenon UV-Licht, welches
bei einer Wellenlänge von 200 bis 280
nm emittiert wird. Die Wirkung wird
durch eine Inaktivierung von DNA und
RNA Molekülen in Zellen erreicht. Der
Prozess ist selbst für ungeübtes Personal
einfach durchführbar, es müssen nur 2-4
Positionen pro Raum vorab festgelegt
werden, welche dann jeweils 5 min bestrahlt werden. Zudem haben die meisten Geräte einen eingebauten Bewegungsmelder, welcher eine Abschaltung
des Geräts aus Sicherheitsgründen auslöst. Unklar bei dieser Methode ist bisher
die Materialverträglichkeit über einen längerfristigen Zeitraum sowie die Wirksamkeit in Schattenarealen wie Schubladen,
Einbauten, unter Tischen und Stühlen
etc. Erreicht wird in vielen Fällen eine 2-4
log Reduzierung von Bakterien und Sporen (z.B. [6]).
[1] Byers, K.E. et al. (1998). Disinfection of Hospital Rooms Contaminated with Vancomycin-Resistant Enterococcus faecium. Infection
Control and Hospital Epidemiology, 19 (4), 261264.
[2] Boyce, J.M. et al. (2008). Impact of Hydrogen Peroxide Vapor Room Decontamination on
Clostridium difficile Environmental Contamination and Transmission in a Healthcare Setting.
Infection Control and Hospital Epidemiology, 29
(8), 723-729.
[3] Bhalla, A. et al. (2004). Acquisition of Nosocomial Pathogens on Hand After Contact With
Environmental Surfaces Near Hospitalized Patients. Infection Control and Hospital Epidemiology, 25 (2), 164-167.
[4] Hayden, M.K. et al. (2006). Reduction in Acquisition of Vancomycin –Resistant Enterococcus after Enforcement of Routine Environmental Cleaning Measures. Clinical Infectious Diseases, 42, 1552-1560.
[5] French, G.L. et al. (2004). Tackling contamination of the hospital environment by methicillin-resistant Staphylococcus aureus (MRSA): a
comparison between conventional terminal cleaning and hydrogen peroxide vapour decontamination. Journal of Hospital Infection, 57, 3137.
[6] M M Nerandzic et al. (2010). Evaluation of an
automated ultraviolet radiation device for decontamination of Clostridium difficile and other
healthcare-associated pathogens in hospital
rooms. BMC Infectious Diseases 2010, 10:197
Weitere Informationen
Christoph Rockel
Enzler Hygiene AG
Edenstrasse 20
Postfach 1692
CH-8027 Zürich
Telefon +41 44 455 55 44
[email protected]
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contamination control report
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