Ausgabe | 23 17. Juni 2016 powered by Pharma Deutschland bei klinischen Studien auf Platz Zwei Mit 599 klinischen Studien jedes Jahr liegt Deutschland auf Platz Zwei. Nur in den USA gib es mehr Studien I Fischer sagte, die forschenden n keinem anderen Land außerPharmaunternehmen in Deutschhalb der USA werden so viele neue Arzneimittel in Kliniken land investierten pro Jahr 5,8 Milund Arztpraxen erprobt wie in liarden Euro in Forschung und Deutschland. Die Bundesrepublik Entwicklung. Herzstück seien die sei mit 599 solch klinischer Studiklinischen Studien, die nicht nur dem therapeutischen Fortschritt en im Jahr 2015 weltweit erneut sondern auch dem Wirtschaftsdie Nummer Zwei gewesen, teilte der Verband forschender Pharmastandort dienten. Bis zum Jahr 2019 Unternehmen (vfa) in Berlin mit. seien Medikamente für 120 KrankIn den Vereinigten Staaten als heiten in Entwicklung. „Möglich ist größtem Pharmamarkt wurden die Erprobung von Medikamenten Klinische Studien der forschenden Pharmaunternehmen, interrund 2400 solcher Studien angein Studien nur, weil Unternehmen nationaler Vergleich. Grafik: vfa eng mit behandelnden Ärzten in fertigt, mit deutlichem Abstand medizinischen Einrichtungen zudahinter folgen Deutschland und (153), München (142) und Frankfurt (117). sammenarbeiten können; und weil einige Großbritannien (547 Studien). In Deutschland beteiligen sich den „In den meisten Studien ging es um die Er- von deren Patienten nach umfassender Angaben zufolge Kliniken und Praxen vor probung neuer Behandlungen gegen Krebs Aufklärung interessiert sind, an den Studien allem an der Erprobung von Medikamen- (136) oder Entzündungskrankheiten wie mitzuwirken“, so Fischer. Die meisten Studien wurden im verten unmittelbar vor der Zulassung, den Asthma, Multipler Sklerose oder Morbus sogenannten Phase-III-Studien (41 Prozent). Crohn (111)“, so der Verband. Insgesamt seien gangenen Jahr zu Krebs (136), EntzündungsVorn liegt die Stadt Berlin, deren medizini- Studien zu 204 verschiedenen Krankheiten erkrankungen (111), Infektionskrankheiten (48) und Herz-Kreislauf-Krankheiten (29) sche Einrichtungen sich an 226 klinischen durchgeführt worden. Vfa-Hauptgeschäftsführerin Birgit durchgeführt. Theoretisch könnten in Tests beteiligten, gefolgt von Hamburg Analyse Kassen könnten bei Arzneimitteln Milliarden sparen Die Krankenkassen konnten sich im vergangenen Jahr über einen Rückgang der Arzneimittelpreise um 2,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr freuen. Tatsächlich könnten die Gesetzlichen Krankenkassen aber noch mehr sparen. Dem Arzneimittelreport der Barmer GEK zufolge stecken große Einsparpotentiale vor allem bei den Biosimilars, den Kopien der biotechnologisch hergestellten Medikamente. Damit ließen sich „überflüssige Mehrausgaben verhindern“. „Allein bei der BARMER GEK lässt sich in den nächsten fünf Jahren durch eine konsequente Verschreibung von Biosimilars eine halbe Milliarde Euro an unnötigen Ausgaben verhindern“, sagte der Vorstandsvorsitzende Christoph Straub bei der Vorstellung des Reports. Biosimilars sind durchschnittlich etwa 25 Prozent günstiger als die Originale. Und biotechnologisch hergestellte Medikamente machen immerhin 21,3 Prozent der gesamten Arzneimittelkosten der BARMER GEK aus. Je nach Bundesland sind interessanterweise sehr unterschiedliche Umgangsmethoden mit den Biosimilars zu entdecken. Während beispielsweise Ärzte in Bremen in mehr als der Hälfte der Fälle Biosimilars verordnen, werden in Mecklenburg-Vorpommern gar keine verschrieben. Medizinisch lassen sich die unterschiedlichen Quoten der Biosimilars in den Bundesländern allerdings nicht erklären, sagt Daniel Grandt, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin I des Klinikums Saarbrücken. Dass viele Ärzte Biosimilars nur selten verordnen, werde daher eher an der Informationspolitik der Pharmahersteller liegen, die schwindende Umsätze bei ihren teureren Originalpräparaten befürchten. Allein für den Markt der Biosimilars rechnet die Pharma-Branche mit einem weltweiten Umsatz von 25 bis 35 Milliarden Dollar bis 2020. Seit der ersten BiosimilarZulassung in der EU im Jahr 2006 wächst der Markt stetig. Derzeit gibt es mehr als 700 Medikamente dieses Typs mit Zulassung bzw. laufendem Verfahren. Die Pharmaunternehmen rechnen mit einem Rückgang des Medikamentenumsatzes um 2,7 Prozent. „Als Folge erwartet die Branche bis 2019 ein geringeres Wachstum als vor Beginn der Rezession 2009“, so eine Studie des Beratungsunternehmens Deloitte. 1 powered by Ausgabe | 23/16 Deutschland noch einige Studien mehr stattfinden, denn bei Studien mit Röntgenaufnahmen oder einem PET-Scan ist Deutschland gegenüber anderen Ländern im Nachteil, so der vfa. Hier und beim Einsatz von Medikamenten mit radioaktiven Wirkstoffen in Studien wird zusätzlich eine strahlenschutzrechtliche Genehmigung durch das Bundesamt für Strahlenschutz notwendig. Das kann den Studienprozess erheblich beeinflussen. 2014 musste auf eine derartige Genehmigung im Schnitt fast sieben Monate lang gewartet werden. 2015 verkürzte sich die Wartezeit, doch sie ist dem vfa zufolge immer noch zu lang. „Unternehmen, die multinationale Studien durchführen, können unter diesen Gegebenheiten auf die deutsche Strahlenschutzgenehmigung nicht warten und verzichten daher oft ganz auf deutsche Beteiligung.“ Viele Firmen hätten sogar die Konsequenz gezogen, dass sie für entsprechende Studien hierzulande überhaupt keine Anträge mehr stellen, sondern sich gleich auf UK, Frankreich und andere Länder konzentrieren. Die EU selbst hat eine Frist von 60 Tagen für eine solche Genehmigung festgelegt. Würde sich Deutschland daran halten, könnten in Deutschland zwischen 10 und 15 Prozent mehr Studien durchgeführt werden. 17 Juni 2016 Nachdem solche Studien jahrelang weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattgefunden hätten, setze die Industrie seit einigen Jahren auf Transparenz, sagte Fischer. Ende des Monats wollen die Pharmaunternehmen auch offenlegen, welche Leistungen sie an Ärzte und medizinische Institutionen zahlen. Dazu gehören klinische Studien ebenso wie Fortbildungen. Bis Ende 2019 wollen die Pharmafirmen 328 neue Arzneimittel zulassen. Knapp 34 Prozent dieser Arzneimittel beziehen sich auf eine Verbesserung der Krebstherapie und beispielsweise 18 Prozent auf Entzündungskrankheiten wie Lupus, Multiple Sklerose oder Rheuma. Gesundheitssystem Erster Roboter in Krankenhäusern eingesetzt Er empfängt die Patienten in den Kliniken und begleitet diese bei Bedarf auch auf ihr Zimmer Über 2.000 Pepper wurden allein in Japan verkauft. Foto: Softbank E r gilt als smarter und freundlicher Roboter. Pepper ist in Europa angekommen. Gefertigt in Asien und in Frankreich zusammengesetzt, hat Pepper nun seine Arbeit in zwei belgischen Krankenhäusern aufgenommen: in Lüttich der menschenähnliche, 1,20 Meter große Pepper in der Klinik Centre Hospitalier Regional La Citadelle. In Ostende wird er im Kran- kenhaus AZ Damien eingesetzt. In beiden bereits in etwa 300 Kliniken unterwegs. Kliniken dient er momentan vor allem Hier halfen sie bisher vor allem den Pflebeim Empfang. In Ostende darf er die Pa- gekräften. Bisher war Pepper nur in Asien zum Einsatz gekommen. Erst seit Februar tienten auch auf ihr Zimmer geleiten. Pepper erkennt menschliche Stimmen dieses Jahres ist er auch in Europa erhältlich. in etwa 20 Sprachen und kann zwischen Bisher spricht er Englisch, Französisch, dem Geschlecht sowie Erwachsenen und Japanisch und Spanisch. In den ersten Minuten nach der BeKindern unterscheiden. Zudem ist er in der Lage, Gefühle zu erkennen. Die belgi- kanntgabe wurden Ende 2015 mehr als sche Firma Zora Bots ist für die Software 1.000 Exemplare des sprechenden Robodes Roboters verantwortlich. Mimik und ters verkauft. Mittlerweile haben mehr Gestik des Gegenübers helfen Pepper bei als 2.000 Pepper in Japan einen neuen der Einschätzung der Emotionen. Bei in- Eigentümer gefunden. Das Tablet, das tensiverem Kontakt mit einer Person ist er Pepper um seinen Hals trägt, soll Bilder in der Lage, auf diesen noch spezifischer oder andere Informationen zeigen, um „Peppers Innenleben“ darzustellen, so das einzugehen. Entwickelt wurde Pepper von dem Unternehmen. französischen Unternehmen Aldebaran, das zur französisch-japanischen Softbank-Gruppe gehört. Mittlerweile besitzen der chinesische E-Commerce Riese Alibaba und der taiwanische Hersteller Foxconn Anteile an Softbank. Außerdem gibt es eine Partnerschaft mit IBM. Neben Pepper stellt das Unternehmen auch andere Roboter her. Eine kleinere Variante von RoPepper ist in aller erster Linie ein Dienstleister, der Mimik und Gestik zu botern, Nao, ist weltweit verstehen weiß. Foto: Softbank 2 powered by Ausgabe | 23/16 17 Juni 2016 Forschung Computer-App macht Ärzten bei Diagnose Konkurrenz Bei Tests konnte der App-Doktor genauso gute Ergebnisse bei der Diagnose erreichen wie ein Arzt Check ist die Weiterentwicklung der bisher erfolgreichen App von Babylon. C heck heißt eine Software des britischen Unternehmens Babylon, die entwickelt wurde, um Krankheiten möglichst genau zu diagnostizieren bzw. den Patienten erste Hilfestellungen zu geben. Um die Fähigkeiten der App im realen Leben zu testen, musste diese gegen eine Krankenschwester und einen jungen Arzt antreten. Im Test ging es darum, wer die richtige Diagnose und auch die richtige Anweisung für den Patienten stellte. Dabei ging es um die sogenannte Triage, bei der über die nächsten Schritte für einen neu eintreffenden Patienten entschieden wird. Dies kann beispielsweise die Ausstel- Foto: Babylon lung eines entsprechenden Rezepts für die Apotheke sein, aber auch die sofortige Einweisung ins Krankenhaus bedeuten. Das Ergebnis der Tests ist verblüffend. Ein Patient mit Ohrenschmerzen wurde von einer Krankenschwester in eine Apotheke geschickt, die App empfahl dem Patienten, einen Allgemeinmediziner aufzusuchen. „Beide lagen richtig, aber Check hat sich für die vorsichtige Variante entscheiden“, sagt Irwin Nazareth von der UCL. Der junge Arzt hatte sich ebenfalls für einen Besuch beim Allgemeinarzt ausgesprochen. Am Ende hatte die App in keinem der Fälle falsch entschieden, 90,2 Prozent der App-Entscheidung wurden sogar als akkurat eingestuft. Bei den Entscheidungen der am Test beteiligten Krankenschwestern und Doktoren waren 73,5 bzw. 77.5 Prozent akkurat. „Es gibt keinen Zweifel, dass künstliche Intelligenz letztlich besser diagnostizieren wird als ein Arzt“, sagt Ali Parser, der Gründer des britischen Unternehmens. „Das bedeutet nicht, dass die Ärzte ihre Arbeit verlieren. Aber es heißt, dass sie mittelfristig wenige dieser langweiligen Dinge tun werden.“ Die Krankenschwestern und Ärzte sehen die Entwicklung aber etwas skeptischer. „Es wird Widerstand von denen geben, die jahrelang gearbeitet und gelernt haben, um sich so viel Wissen und Erfahrung anzueignen“, sagt eine der Krankenschwestern, die an dem Test teilgenommen hatte. „Es ist etwas Neues und wir sind wirklich kurz davor, dass künstliche Intelligenz ihren Weg in das Gesundheitswesen findet.“ Die Software, auf der Check basiert, wird derzeit bereits von 250.000 Menschen in Großbritannien und Irland genutzt. Ruanda soll die App auch bald nutzen können, so das Unternehmen. Bisher bietet sie die Möglichkeit, über das Smartphone mit Ärzten direkt via Internettelefonie zu kommunizieren, Arzttermine zu organisieren, Apotheken etc. zu finden und die eigenen Vitaldaten zu kontrollieren. Die Kosten für die App liegen derzeit zwischen 4,99 Pfund und 7,99 Euro. Forschung Medizintechnik: Herzinfarkt mit nur einem Blutstropfen erkennen Bei einem Herzinfarkt zählt oft jede Sekunde. Nicht selten wird nicht immer gleich ein Herzinfarkt diagnostiziert D as Minicare I-20 sieht aus wie ein gewöhnliches, mobiles Zuckermessgerät und ist auch ähnlich zu handhaben. Ein kleiner Pieks in den Finger und der Blutstropfen wird auf ein Blättchen, das im Gerät festgesteckt ist, geträufelt. Das Gerät misst dann den Pegel des kardialen Troponin I (cTnI). Die Rede ist von einem speziellen Protein, das nach einem Herzinfarkt durch den Herzmuskel ins Blut gelangt. Was sonst bis zu drei Stunden dauert, ist mit dem Minicare I-20 in zehn Minuten Gewissheit. Bei Hausärzten kann eine Diagnose nach den bisherigen Verfahren bis zu sechs Stunden benötigen. Minicare funktioniert denkbar einfach: „Basierend auf der Magnotech-Biosensorik von Philips misst das Minicare I-20 die Zielmoleküle in sehr niedrigen Konzentrationen (picomolar) im Blut. In der Einwegkassette sind alle Assay-Reagenzien enthalten. Sobald die Probe auf die Kassette aufgetragen wird, wird sie durch Kapillarkräfte automatisch in die Messkammer gezogen. Der gesamte AssayProzess wird durch die kontrollierte Bewegung der magnetischen Nanopartikel in der Kassette mithilfe von Magnetfeldern ausgeführt. Der Prozess erfasst nur solche Moleküle, die an die spezifischen Antikörper an den Partikeln binden. Die aktive Ablaufsteuerung des Assays 3 powered by Ausgabe | 23/16 mithilfe von Magnetkräften ermöglicht eine Genauigkeit, die ansonsten nur mit großen Laboranalysegeräten erreicht wird.“ Der Biomarker Troponin ist besonders wichtig bei Patienten, die mit Brustschmerzen in die Notaufnahme kommen, aber keine typischen Auffälligkeiten im Elektrokardiogramm (EKG) zeigen. Hierbei spricht man von einem nicht-ST-StreckenHebungsinfarkt (NSTEMI). Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind deutschlandweit die Nummer Eins unter den Todesursachen. Jedes Jahr erleiden 285.000 Bürger in Deutschland einen Herzinfarkt. Tatsächlich sterben in den ersten Wochen nach dem Herzinfarkt doppelt so viele Frauen wie Männer. Untersuchungen eines internationalen Forschungsteams an der Technischen Universität München haben kürzlich gezeigt, dass ein mutiertes Gen vor Herzinfarkten schützen kann. Würde man dieses Gen medikamentös behandeln, würde das Risiko eines Herzinfarktes um 50 Prozent gesenkt werden: das ANGPTL4 Gen. Die aktuelle Studie zeigt nun, dass die Konzentration von Triglyceriden im Blut nicht nur durch Ernährung und Veranlagung, sondern auch durch das Gen ANGPTL4 beeinflusst wird, so das Team. „Im Zentrum unserer Daten steht dabei das Enzym Lipoproteinlipase (LPL). Es bewirkt den Abbau von Triglyzeriden im Blut“ sagt Jeanette Erdmann. Eigentlich zügelt ANGPTL4 das LPL-Enzym und infolge dessen steigen die Fettwerte im Blut an. Die von den Forschern identifizierten Mutationen schalten die Funktion dieses Gens aus und sorgen so dafür, dass der Triglycerid-Spiegel deutlich abnimmt. „Gleichzeitig haben wir entdeckt“, so Jeanette Erdmann, „dass der Körper das ANGPTL4-Gen gar nicht benötigt und auch 17 Juni 2016 Bei einem Herzinfarkt muss schnell reagiert werden. Das neue Gerät soll eine schnellere Diagnose ermöglichen. Foto: Philips ohne bestens zurechtkommt. Es scheint überflüssig zu sein.“ Das Gen auszuschalten oder auf andere Weise das LPL-Enzym auszubremsen, könnte daher letztendlich vor Herzinfarkt schützen. Ebenfalls an der Technischen Universität wird ein anderes Messverfahren entwickelt, um Prognosen für Infarkt-Patienten zuverlässiger zu machen. Ziel ist es, die Überlebensaussichten des Patienten zu messen. Mithilfe von Unregelmäßigkeiten im Herzschlag beim Ein- und Ausatmen funktioniert die Messung: „Bei jedem Einatmen schlägt das Herz eines gesunden Menschen geringfügig schneller, beim Ausatmen wird es wieder langsamer. Grund dafür ist, dass beim Einatmen ein Effekt abgeschwächt wird, der das Herz normalerweise auf ungefähr 60 Schläge pro Minute im Ruhezustand herunterregelt. Dieses Phänomen ist unter der Bezeichnung respiratorische Sinusarrhythmie bekannt, übersetzt etwa durch Atmen ausgelöste Unregelmäßigkeit im Sinusknoten, dem Nervenbündel, das dem Herz den Takt vorgibt.“ Ist der Körper geschwächt, fallen die Unterschiede beim Ein- und Ausatmen deutlich geringer aus. Die Wissenschaftler der TU konzentrieren sich für ihre Messung auf das Ausatmen, also den Moment, in dem die Herzfrequenz gesenkt wird. Durch unsere Methode wird unser Bild vom Funktionszustand des Körpers viel schärfer“, sagt Daniel Sinnecker, Erstautor der Studie. „Es gibt bisher keine andere Methode, die so spezifisch die vagale Funktion herausarbeitet.“ Die vagale Funktion, also die Aktivität des Vagusnerves, sei unter anderem dafür verantwortlich, dass die Herzfrequenz bei gesunden Menschen wie oben erwähnt heruntergeregelt werde. Wirtschaft Stillstand bei Gesprächen zwischen Bayer und Monsanto Angeblich kritisiere Bayer fehlendes Engagement, während Monsanto mehr Geld verlange D ie Verhandlungen zwischen Bayer und Monsanto befinden sich nach Reuters-Informationen derzeit im Stillstand. Der US-Saatgutriese habe rund zwei Wochen nach der Ablehnung der 62 Milliarden Dollar schweren Bayer-Offerte noch nicht seine Bücher für die Leverkusener geöffnet, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen. Monsanto hatte am 24. Mai erklärt, das aktuelle Bayer-Angebot sei finanziell unangemessen und bewerte Monsanto deutlich zu niedrig. Zudem berücksichtige es nicht ausreichend die finanziellen und regulatorischen Risiken. Monsanto sei aber bereit für Gespräche über Möglichkeiten, einen angemessen Wert für die Aktionäre zu schaffen. Bayer habe jedoch keine Pläne für eine höhere Offerte, wenn das Unternehmen nicht im Gegenzug weitere vertrauliche Informationen von Monsanto erhalte, hieß es weiter. Der Leverkusener Konzern benötige Einblick in die Bücher, bevor er über eine Anhebung des Gebots entscheiden könne. 4 powered by Ausgabe | 23/16 Bayer habe derzeit nicht vor, ein neues Gebot für Monsanto abzugeben. Monsantos fehlendes Engagement zeige nicht nur, dass der amerikanische Saatgutriese Bayers Angebot für zu niedrig erachte, sondern auch, dass er es nicht einmal als eine Basis für Gespräche betrachte. Bayer wollte sich nicht dazu äußern. Bei Monsanto war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Das Wall Street schutzmitteln. Der weltweite Markt für Mittel zur Bekämpfung von Unkraut und Schädlingen und Saatgut wird mit Syngenta, Monsanto, Bayer, DuPont Pioneer, Dow Chemical und BASF nur von wenigen Firmen kontrolliert. Monsanto war im Sommer mit seinen Übernahmeavancen bei Syngenta abgeblitzt. Die Branche ist stark in Bewegung: Syngenta wird vom chinesischen Bevor Bayer ein höheres Angebot macht, soll Monsanto mehr Daten preisgeben. Foto: Flickr/ Peter Daniel/CC by 2.0/Crops Journal hatte zuvor berichtet, dass Bayer eine neue Offerte zum gleichen Preis unterbreitet habe. Monsanto habe aber abgewunken. Monsanto ist bei der Herstellung von Saatgut weltweit die Nummer Eins, Bayer ist nach der Schweizer Syngenta die Nummer Zwei unter den Anbietern von Pflanzen- Staatskonzern ChemChina geschluckt; in den USA haben DuPont und Dow Chemical eine milliardenschwere Fusion angekündigt und wollen das Agrarchemiegeschäft als eigenständiges Unternehmen ausgliedern. Der Chemiekonzern BASF sieht sich indes von der geplanten Übernahme seines 17 Juni 2016 Kooperationspartners Monsanto durch Bayer nicht beeinflusst. „Wir gehen davon aus, dass Verträge natürlich eingehalten werden, wenn es da einen neuen Eigentümer gibt“, sagte der stellvertretende BASF-Vorstandsvorsitzende Martin Brudermüller auf einer Pressekonferenz zum Thema Forschung in Ludwigshafen. Das Geschäftsmodell von BASF sei davon nicht berührt. „Wir sind nicht in die Ecke getrieben.“ BASF habe ein sehr profitables, innovatives Pflanzenschutzgeschäft mit einer vollen Pipeline. „Wir lassen uns nicht ins Bockshorn jagen von dem, was um uns herum im Agrosektor passiert.“ Zudem sei das Pflanzenschutzgeschäft von BASF „auch nicht ganz klein“. Der Konzern hatte kürzlich das Spitzenumsatzpotenzial seiner Pipeline im Pflanzenschutzgeschäft auf drei Milliarden Euro beziffert. Brudermüller kündigte an, der Konzern wolle seine Forschung fokussieren und effizienter gestalten. Ziel sei es, mehr Forschung zu machen mit dem gleichen Geld. „Es kann nicht ein Automatismus sein, dass immer nur automatisch die Forschungsausgaben erhöht werden“, sagte er. „Wir haben auch Effizienzpotenziale in der Forschung.“ BASF strebe an, die Erhöhung der Forschungskosten künftig etwas herunterzufahren. Gleichwohl soll auch in Zukunft „kräftig“ in Forschung und Entwicklung investiert werden. Wenn aber „eine Idee interessant ist, aber nicht Zukunftspotenzial zeigt, dann stoppen wir das Projekt auch nach maximal einem Jahr.“ Kooperationen würden künftig noch konsequenter ausgebaut. 2015 gaben die Ludwigshafener 1,95 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung aus. Aktuell umfasst die Forschungspipeline etwa 3000 Projekte. Politik Schockbild auf Zigaretten zeigt angeblich Nichtraucher Eine Frau aus Österreich will auf einem Zigaretten-Schockfoto ihren verstorbenen Ehemann erkannt haben D ie EU schreibt für Zigarettenverpackungen neuerdings abschreckende Fotos vor. Seit diesen Mai müssen sie verpflichtend auf allen Packungen in der Europäischen Union abgedruckt werden. Eine Witwe aus Wien will auf einem dieser Fotos ihren vor zwei Jahren verstorbenen Ehemann wiedererkannt haben. Der Mann war allerdings Nichtraucher. Die Frau schaltet einen Anwalt ein und will nun vor Gericht, berichtet der ORF. Der Anwalt verschickte bereits an einige Medien Unterlassungsverpflichtungen. Der Niederösterreicher Franz W. war Anfang 2014 wegen eines Gehirntumors zur Behandlung im AKH Wien. Zur gleichen Zeit sieht seine Frau Johanna ein Schockfoto in einem TV-Beitrag, das groß eingeblendet wird. Sie will darauf ihren Ehemann erkannt haben und ist sich „zu 1.000 Prozent“ sicher, wie sie dem ORF sagt. Auch über hundert Freunde und Bekannte aus der kleinen Gemeinde, aus der der Mann stammte, wollen ihn erkannt haben – „zweifelsfrei“, berichtet der ORF. Ihr Anwalt wendet sich schließlich an die EU-Kommission. Es folgt ein wochen- 5 powered by Ausgabe | 23/16 EU-Kommissar Tonio Borg bei der Vorstellung der neuen Tabak-Regelungen. langer Briefwechsel. Die EU-Kommission erklärt, dass das nicht Franz W. sei. Für die Fotos sollen Schauspieler eingesetzt worden sein, berichtet das österreichische Magazin ZIB2. Auf die Bitte um Belege habe die Niederösterreicherin lediglich eine Kopie der Einverständniserklärung eines Mannes aus Deutschland erhalten, dass seine Fotos verwendet werden dürfen. Allerdings bleibt seine Identität aufgrund von Schwärzungen ungeklärt. Aus Datenschutzgrünen wolle man die Identität des Mannes nicht preisgeben, so die Kommission. „Wir haben nicht den Eindruck, dass die EU-Kommission sich bemüht, das aufzuklären“, beklagt die Wiener Anwaltskanzlei. Ein Sprecher der EU-Kommission beruft sich wiederum auf den Datenschutz. Für die Witwe steht fest. „Ich glaube, dass die EU-Kommission etwas zu verbergen hat.“ Auch das AKH Wien nimmt dem Sender zufolge schriftlich Stellung. Das Krankenhaus schließt darin aus, dass die besagten Bilder in ihrem Haus aufgenommen worden seien. Keine der dargestellten Utensilien werde im AKH verwendet. Gemeinsam mit 130 Mitbürgern aus Waidmannsfeld will sie weiter gegen die Verwendung des Bildes vorgehen. Der Europäische Gerichtshof soll klären, ob die Verletzung von Grundrechten vorliegt. Die EU-Kommission sieht keinen Handlungsbedarf. Ein Sprecher sagte dem ORF, es komme eben vor, dass sich Menschen ähnlich sehen – da könne auch die Kommission nichts dagegen machen. Der ORF empfiehlt der EU-Kommission eine bessere Kommunikationsstrategie in dem bizarren Fall. Etwa 700.000 vermeidbare Todesfälle in der EU seien jährlich auf Tabakkonsum zurückzuführen, so die EU-Kommission. Der wirtschaftliche Schaden liegt bei rund 80 Milliarden Euro. 70 Prozent der Raucher beginnen damit vor dem 18. Lebensjahr, 94 Prozent vor dem 25. Lebensjahr. Die Schockbilder sollen dafür sorgen, Tabak für Jugendliche und junge Erwachsene weniger attraktiv zu machen. Seit Mai 2016 gelten die 17 Juni 2016 Foto: EU-Kommission verschärften Regelungen. Seitdem müssen die Warnhinweise auf Vorder- und Rückseite 65 Prozent der Verpackungen einnehmen. Auch nikotinfreie, elektronische Zigaretten und Nachfüllbehälter werden durch die neue Regelung mit nikotinhaltigen Zigaretten gleichgestellt. Diese haben in den vergangenen zwei Jahren gerade bei den Jugendlichen den Status eines Lifestyle-Produktes erhalten. „E-Zigaretten enthalten zumeist Nikotin; E-Shishas sind zwar häufig nikotinfrei, jedoch auch mit Nikotin erhältlich“, so das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ). Diese können als Einstiegsprodukt zum Rauchen dienen. Bis zu 20 Prozent der jungen E-Zigarettenkonsumenten sind Nichtraucher, wobei der Nichtraucheranteil unter jüngeren E-Zigarettenkonsumenten deutlich höher ist als unter älteren. Und E-Shishas werden dem DKFZ zufolge insbesondere von sehr jungen Schülerinnen und Schülern, die Nichtraucher sind, benutzt. Die meist süßen Aromen machen die Produkte besonders attraktiv für junge Menschen. Impressum Geschäftsführer: Christoph Hermann, Karmo Kaas-Lutsberg. Herausgeber: Dr. Michael Maier (V.i.S.d. §§ 55 II RStV). Redaktion: Anika Schwalbe, Gloria Veeser, Julia Jurrmann, Cüneyt Yilmaz. Sales Director: Philipp Schmidt. Layout: Nora Lorz. Copyright: Blogform Social Media GmbH, Kurfürstendamm 206, D-10719 Berlin. HR B 105467 B. Telefon: +49 (0) 30 / 81016030, Fax +49 (0) 30 / 81016033. Email: [email protected]. Erscheinungsweise wöchentliches Summary: 52 Mal pro Jahr. Bezug: [email protected]. Mediadaten: [email protected]. www.deutsche-gesundheits-nachrichten.de 6
© Copyright 2024 ExpyDoc