Krankenkassen fordern Nullzinskonto für Rücklagen

Ausgabe | 28
22. Juli 2016
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Wirtschaft
Krankenkassen fordern Nullzinskonto für Rücklagen
Die gesetzlichen Krankenkassen fordern ein Eingreifen der Regierung, damit ihre Rücklagen durch die niedrigen Zinsen nicht schrumpfen
D
ie Chefin des Spitzenverbands der
gesetzlichen Krankenversicherung
(GKV), Doris Pfeiffer, sprach sich für ein
Nullzinskonto bei der Bundesbank aus.
Gespräche dazu seien geführt worden. Die
Bereitschaft der Regierung zu einer entsprechenden Änderung des Bundesbankgesetzes sei aber gering.
Laut Pfeiffer überlegen die Sozialversicherungsträger, nun gemeinsam an die
Bundesregierung heranzutreten. Konkret
geht es in der Krankenversicherung um
die Rücklagen im Gesundheitsfonds, die
Ende 2015 bei rund zehn Milliarden Euro
liegen. Ende 2016 werden es dem Verband
zufolge etwa 9,3 Milliarden Euro sein. Auch
die Kassen zusammen verfügen über hohe
Rücklagen, die laut Pfeiffer ebenfalls in
einem solchen Konto deponiert werden
könnten.
Allein 2015 wurden im Gesundheitsfonds, in den Beitragseinnahmen und Zuschüsse des Bundes fließen, 1,8 Millionen
Euro an Strafzinsen fällig. In diesem Jahr
könnten es deutlich mehr werden: Allein
im Januar und Februar gingen der gesetz-
Die wichtigen Rücklagen der Krankenkasse werden von den Strafzinsen aufgezehrt.
Foto: Flickr/Techniker Krankenkasse/ CC by nc nd 2.0
lichen Krankenversicherung wegen der
negativen Einlagezinsen bereits 800.000
Euro verloren.
Bei den Geldern handele es sich um
Beiträge, die die Mitglieder Monat für Monat abführten. Für die Akzeptanz der Sozialversicherung sei es nicht gut, wenn das
Geld aufgrund der Negativzinsen immer
weniger werde, sagte Pfeiffer. Die Chancen
auf die geforderte Änderung sehe sie aber
als gering an.
Die Gelder im Gesundheitsfonds wer-
den nur nach festen monatlichen Pauschalen an die Kassen ausgezahlt, mehr geht
ohne Weiteres nicht. Gesundheitsminister Hermann Gröhe plant ein Gesetz, um
den Kassen im Wahljahr 2017 einmalig 1,5
Milliarden Euro daraus zur Verfügung zu
stellen. Pfeiffer mahnte allerdings, statt der
Einmaleffekte müsse es klare Regeln geben,
unter welchen Bedingungen in Zukunft
Geld aus dem Finanzpool entnommen
werden dürfe.
Bereits im Juni forderte der Chef des
AOK-Bundesverbands, Martin Litsch den
Sozialversicherungen zur Hilfe zu kommen und wenigstens einen Nullzins für
die Fonds-Gelder zu garantieren. Um den
Versicherten Verluste zu ersparen, sei ein
„staatliches Auffangnetz“ sinnvoll: „Schließlich handelt es sich um eine solidarisch
verfasste Pflichtversicherung, in die auch
Steuermittel fließen.“ Nach Angaben aus
Versicherungskreisen wird zumindest eine
Rechtsänderung erwogen, um einen Teil
des Geldes aus dem Gesundheitsfonds
langfristig anlegen zu können.
Die gesetzlich Krankenversicherten
Analyse
HIV: Zugang zu Medikamenten ist mangelhaft
In dieser Woche hat in Durban die 21.
Internationale AIDS-Konferenz begonnen.
Zwar ist weltweit gesehen die Zahl der
Neuinfektionen seit 2005 um 0,7 Prozent
zurückgegangen, in den fünf Jahren zuvor
war der Rückgang aber deutlich stärker gewesen. Und in immerhin 74 Ländern ist die
Zahl der Neuinfektionen gestiegen. Neben
Ägypten und Kenia zählt auch Russland zu
diesen Ländern. In Russland ist die Zahl
der Neuinfektionen um 57 Prozent pro
Jahr gestiegen.
Die Studie zeige, dass die Aids-Epidemie keineswegs überstanden sei, sagte
der Leiter der London School of Hygiene
and Tropical Medicine, Peter Piot. HIV/
Aids bleibe eine der größten Bedrohungen
der öffentlichen Gesundheit unserer Zeit.
Zwar hatten sich die Forschungsgelder für
Medikamente, die HIV-Infektionen ausheilen könnten auf etwa 200 Millionen Dollar
verdoppelt, doch entscheidend bleibt die
Präventionsarbeit.
Wichtig sei jedoch auch, dass die
Menschen überall auf der Welt einen
gerechten Zugang zu den vorhandenen
Behandlungsmöglichkeiten erhalten, erklärte Silke Klumb, Geschäftsführerin der
Deutschen AIDS-Hilfe. Auch in Deutschland haben nicht alle Menschen Zugang
zu HIV-Medikamenten und bewährten
Möglichkeiten, sich vor HIV und anderen
Infektionen zu schützen.
„Wir dürfen niemanden von Schutz
und Therapie ausschließen“, so Klumb.
„Politische Hürden gilt es, endlich aus
dem Weg zu räumen, um die Gesundheit
und das Leben der betroffenen Menschen
zu schützen. Das ist eine Frage der Menschenrechte.“
Insgesamt sind derzeit 38,8 Millionen Menschen weltweit mit dem Virus
infiziert. Mehr als die Hälfte der Betroffenen hat jedoch keinen Zugang zu den
lebensrettenden Medikamenten, so
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. „Als
internationale Gemeinschaft müssen wir
schnell und entschlossen handeln, um
die Ziele zu erreichen, die uns helfen werden, diese Epidemie endlich zu beenden“,
sagte Ban.
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müssen sich in den kommenden Jahren auf
spürbar höhere Beiträge gefasst machen.
Der Zusatzbeitrag der Arbeitnehmer werde
im Jahr 2019 voraussichtlich im Schnitt bei
1,8 Prozent liegen, sagte Pfeiffer.
Für dieses Jahr rechnet die Bundesbank
jedoch dank des bereits einmal angehobenen Zusatzbeitrags damit, dass die Kassen
weitgehend mit ihren Finanzmitteln aus-
kommen. „Alles in allem erscheint für die
Krankenkassen im Gesamtjahr ein in etwa
ausgeglichenes Ergebnis möglich“, schreibt
die Notenbank in ihrem Monatsbericht. Sie
verweist darauf, dass auch aufgrund der um
0,25 Prozentpunkte gestiegenen Zusatzbeiträge die Einnahmen im ersten Quartal
stärker gestiegen seien als die Ausgaben.
Im gesamten Jahr dürfte sich bei
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den Kassen das Ausgabenwachstum beschleunigen, schreibt die Bundesbank. Ein
Grund seien die Mehrausgaben durch die
Krankenhausreform. Die beschlossenen
Leistungsausweitungen – etwa in der ambulanten Versorgung und im Kliniksektor
– seien bislang nur teilweise umgesetzt
und würden erst im weiteren Jahresverlauf
finanzwirksam.
Wirtschaft
Bosch verschreibt sich dem Kampf gegen Krebs
Krebs gehört neben Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Depressionen zu den häufigsten Todesursachen in der EU
Prof. Dr. Joachim Rogall, Geschäftsführer Robert Bosch Stiftung; Ullrich Hipp, Geschäftsführer RBK;
Prof. Dr. Mark Dominik Alscher, Geschäftsführender Ärztlicher Direktor RBK; Prof. Dr. Michael Boutros, komm. Wissenschaftlicher Vorstand DKFZ; Prof. Dr. Josef Puchta, kaufmännischer Vorstand DKFZ;
Dr. Volkmar Denner, Vorsitzender der Geschäftsführung Robert Bosch GmbH (v.l.n.r.).
Foto: KD Busch, Bosch
E
tliche Krebsfälle sind dabei auch auf die
Arbeit der Erkrankten zurückzuführen.
Die Pharmaindustrie hat ihre Investitionen im Bereich der Krebsforschung erhöht.
Bosch will sich nun ebenfalls auf dem Gebiet
engagieren.
Die steigende Zahl der Krebsfälle ist alarmierend und zeigt, wie dringend notwendig
weitere Forschungen auf diesem Gebiet sind.
Die Weltgesundheitsorganisation rechnet mit
einem Anstieg der jährlichen Neuerkrankungen
auf rund 20 Millionen bis 2025. In Deutschland
sterben pro Jahr rund 224.000 Menschen an
Krebs. Chemotherapie, Tabletten, OPs, Immuntherapie und Ernährungsumstellung – das sind
nur wenige der diversen Behandlungsansätze,
die im Fall einer Krebserkrankung erwogen
werden. Je nach Krebsart werden davon aber
meist sehr schnell einige ausgeschlossen. Mit
dem Älterwerden der westlichen Gesellschaften
steigt auch die Zahl der an Krebs Erkrankten.
Es ist davon auszugehen, dass die Onkologie auch in den kommenden Jahren weiterhin
ein Wachstumsmarkt bleiben wird. Die IMS
Health Study rechnet mit einem Wachstum
zwischen 7,5 und 10,5 Prozent bis 2010 und
einem Marktvolumen von schätzungsweise
150 Milliarden Dollar.
Nun haben auch die Robert Bosch Stiftung,
das Robert-Bosch-Krankenhaus (RBK) und die
Bosch-Gruppe erklärt, im Bereich der Krebsbekämpfung zu agieren. „Zentraler Baustein des
Bündnisses gegen Krebs ist das neue Robert
Bosch Zentrum für Tumorerkrankungen sowie
die geplante Kooperation mit dem Deutschen
Krebsforschungszentrum (DKFZ)“, so die Bosch-
Stiftung. Das Zentrum werde Teil des RBK und
verstärkt den Bereich der Krebsforschung, um
Patienten durch moderne Präzisionsonkologie
eine individualisierte Therapie zu ermöglichen.
Insgesamt sollen 24 Millionen Euro bis
2020 gezielt in die Krebsforschung fließen.
„Unsere Hoffnung ist, dass durch das Umfeld mit starken technischen Fakultäten
und der Expertise der ansässigen Firmen in
Kombination mit der neuen Studieneinheit,
individualisierter Arzneimitteltherapie und
Einsatz neuester Informationstechnologien
vorbildliche Therapien angeboten werden
können“, sagt Dominik Alscher, der geschäftsführende Ärztliche Direktor des Robert-BoschKrankenhauses.
„Als das Unternehmen, das sich der ‚Technik fürs Leben‘ verschrieben hat, sagen wir
gemeinsam mit unseren Partnern dem Krebs
den Kampf an“, sagte Bosch-Chef Volkmar
Denner. Ab sofort erhielten Mitarbeiter, die an
einem Tumor erkrankt sind, auf Firmenkosten
Zugang zur neuesten Krebsdiagnostik im RBK.
“Unser Ziel ist klar: Mit Hilfe der Präzisionsdiagnostik wollen wir die Chance für eine
erfolgreiche Krebstherapie verbessern – das
hilft betroffenen Mitarbeitern, ihren Familien
und Freunden – und nicht zuletzt ihren Kollegen am Arbeitsplatz. Wir sehen uns hierbei
in der sozialen Tradition unseres Gründers
Robert Bosch.“
Google hat sich ebenfalls mit dem Thema
Krebs beschäftigt. Das Unternehmen arbeitet
an Nanopartikeln, die Krebs im Körper aufspüren können. Ein magnetisches Armband
soll die Partikel an das Handgelenk rufen,
hier sollen dann diejenigen, die Krebszellen
geortet haben, aufleuchten. Das Lichtsignal
wird dann durch die Haut hindurch ausgelesen.
Die Nanomedizin funktioniert nach einem
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Bericht des Business Insider folgendermaßen:
Ein Patient schluckt eine Pille, die Millionen
Nanopartikel enthält. Diese sind so klein, dass
mehr als tausend davon in ein einziges Blutkörperchen passen.
Derzeit steht der Mainzer Wissenschaftler Ugur Sahin zusammen mit seiner Firma
BioNTech AG und dem Partnerinstitut für
transatlantische Forschung (TRON) kurz vor
einem Durchbruch in der Krebsforschung. Im
Wissensmagazin Nature veröffentlichte Sahin
eine Studie mit dem „weltweit ersten Beispiel
einer klinisch relevanten und systemischen
mRNA-Krebsimmuntherapie“ („Systemische
RNA-Zuführung zu dendritischen Zellen nutzt
antivirale Abwehr für Krebsimmuntherapie”).
Hintergrund der Studie ist eine Methode, mit der die körpereigenen Abwehrkräfte
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aktiviert werden, um Krebszellen zu zerstören. Zwar wäre das eigene Immunsystem
theoretisch in der Lage, die Krebszellen zu
vernichten, doch meist erkennt der Körper
die Krebszellen nicht als Feinde an. Hier haben
die Wissenschaftler angesetzt. Dabei werden
Nanopartikel mit einem mRNA-Impfstoff auf
dendritische Zellen in den Lymphknoten, im
Knochenmark und in der Milz gerichtet.
Wissenschaft
Forscher heilen Sehnerv
Wissenschaftlern der Stanford University ist es nun das erste Mal gelungen, tatsächlich den Sehnerv einer Maus zu heilen
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ine Erblindung kann viele Ursachen rückgegeben.
haben. Die Schädigung des SehSo konnte die Maus den simulierten
nervs gehört dazu. Bei der Suche nach Schatten eines Greifvogels wahrnehmen,
Möglichkeiten, Blinden die Sehkraft und duckte sich. Komplexere Tests bewiederzugeben, wurde ein möglicher- stand sie jedoch nicht. Die Wissenschaftler
weise geschädigter Sehnerv bisher im- vermuten, dass eine noch bessere Verbinmer außen vorgelassen. Zu komplex ist dung des Sehnervs mit dem Auge und
der Sehnerv, zu heikel die direkte Ver- dem Gehirn zu noch besseren Ergebnissen
bindung des Nervs mit dem Auge und führen könnte.
Eine Schädigung des Sehnervs tritt
dem Gehirn.
Das könnte sich aber bald ändern. beispielsweise beim grünen Star auf.
Forschern der Stanford University ist es „Charakteristisch ist ein kontinuierlicher
tatsächlich an einer Maus gelungen, den Verlust von Nervenfasern, was am SehSehnerv zu heilen und ihn auch wieder nervenkopf (Papille) bei fortgeschritterichtig mit dem Auge und dem Gehirn nem Krankheitsverlauf als zunehmende
zu verbinden. Die Erblindung war auf Aushöhlung (Exkavation) sichtbar wird“,
ein Zusammenziehen
des Sehnervs zurückzuführen. Dadurch
wurde der Kontakt mit
dem Auge und dem
Gehirn getrennt. Und
so versuchten die Wissenschaftler, den Nerv
mit einer Kombination aus dem Einsatz
von Chemikalien und
visueller Stimulation
des Nervs wieder zu
reparieren.
Es war tatsächlich
möglich, den Sehnerv
mit dieser Herangehensweise wieder zu
verlängern und ihn
erneut an das Gehirn
und das Auge anwachsen zu lassen. Damit
wurde der Maus ein
Teil ihrer Sehkraft zuDer Sehnerv ist mit dem Auge und dem Gehirn verbunden.
heißt es von Seiten der Augenklinik Dr.
Hoffman. Als Folge entstünden charakteristische Gesichtsfeldausfälle (Skotome)
und im Extremfall eine Erblindung des
Auges. „Als wichtigster Risikofaktor wird
ein zu hoher Augeninnendruck angesehen.“
In Deutschland leiden etwa 500.000
an einem erhöhten Augeninnendruck,
zehn Prozent davon droht die Erblindung.
Der Berufsverband der Augenärzte schätzt
die Dunkelziffer in diesem Bereich jedoch
deutlich höher ein. Er rechnet damit,
dass in Deutschland insgesamt etwa 1
Million Menschen von einem Glaukom
betroffen sind.
Foto: Flickr/National Eye Institute/CC by 2.0
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Wissenschaft
Licht bringt Miniroboter zur Wunde
Die präzise Gabe von Medikamenten wird immer häufiger von Ärzten versucht
Modulare Festkörper-Technologien
(EMFT) in München. Letztere haben
ebenfalls Nano-Partikel entwickelt,
die sich vielseitig einsetzen lassen.
Bei den Nano-Sensoren handelt es
sich um künstlich hergestellte Partikel
aus organischen und anorganischen
Stoffen, in die fluoreszierende Indikatorfarbstoffe eingebaut sind. Je nach
Bauweise können sie unterschiedliche
Ionen und Gase aufspüren und dabei
ihre Farbe verändern.
Um ein neues Medikament beispielsweise zur Chemotherapie zu
testen, werden Nano-Sensoren in die
lebenden Krebszellen eingeschleust.
Die Nano-Partikel selbst haben dabei
Blaues Licht löst bei dem Roboter Bewegungen aus, im Wasser dem Schwimmen ähneln.
keine Auswirkungen auf die Zellge
Foto: Hokkaido University
sundheit. Anschließend werden die
Zellen mit dem Arzneimittel behananoroboter erfreuen sich auch in der bewegt er sich fort, als würde er schwimmen. delt und ihre Vitalität gemessen. Schlägt das
Medizin immer größerer Beliebt- Je nach Intensität des Lichts lässt sich auch Medikament an, werden die Tumorzellen
geschädigt und ihr Stoffwechsel eingeheit. Die Vorteile liegen auf der Hand: Sie die Bewegung beschleunigen.
„Die Fähigkeit, selbst rhythmische Be- schränkt. Die Zellen produzieren weniger
können Wirkstoffe an entlegene Regionen des Körpers transportieren und die- wegungen hervorzurufen, wie zum Beispiel ATP und die Nano-Sensoren leuchten wese nach Vorgabe in regelmäßigen Dosen die sich wiederholende wendige Bewegung, niger stark.
verabreichen. Wissenschaftler der Hok- ist eine Grundeigenschaft von Lebewesen“,
Wissenschaftler der University of
kaido University haben nun einen Nano- sagt Yoshiyuki Kageyama. „Dieser Mecha- Queensland hingegen arbeiten an einem
roboter vorgestellt, der aus organischen nismus kann zukünftig verwendet werden, Nanopflaster. Dieses soll ohne Nadel den
Verbindungen besteht: aus Ölsäure und um von der Natur inspirierte Motoren und Impfstoff in den Körper transportieren könAzobenzol.
Roboter zu entwickeln, die in vielen Be- nen. Das Pflaster besitzt tausende, winzige
Der Roboter besticht durch seinen reichen, einschließlich der Medizin, zur Silikon-Projektile. Und jedes dieser Projektile
kristallinen Aufbau. Unter dem Mikroskop Anwendung kommen können.“
enthält winzige Mengen des Impfstoffes
stellten die Forscher fest, dass blaues Licht
Wie wichtig die Nanotechnologie für und bringt diese nach dem Aufkleben unter
bei den Kristallen oszillierende Bewegungen die Medizin ist, zeigen auch Arbeiten von die Haut. Ist das Pflaster aufgeklebt, kann es
auslöste. Liegt der Roboter in einer Flüssig- Wissenschaftlern der University of Queens- bereits nach zwei Minuten wieder entfernt
keit und wird mit blauen Licht bestrahlt, land und der Fraunhofer-Einrichtung für werden.
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Pharma
Übernahme: Monsanto erhöht Druck auf Bayer
Der US-Saatgutriese Monsanto zeigt dem Bayer-Konzern trotz der neuen Übernahmeofferte die kalte Schulter
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er US-Konzern bleibe aber offen für
konstruktive Gespräche mit Bayer
über die Machbarkeit einer Übernahme.
Dies gelte aber auch für andere Interessenten, hieß es in der knappen Mitteilung am Dienstag weiter. Bayer will die
Antwort aus den USA nun prüfen, sagte
ein Sprecher.
Die Leverkusener hatten in der vergangenen Woche ihre Offerte auf 125 von 122
Dollar je Aktie aufgestockt und Monsanto
zudem eine Aufhebungszahlung von 1,5
Milliarden Dollar zugesagt, sollten die
Kartellbehörden die nötigen Freigaben
nicht erteilen. Damit will der Konzern die
Amerikaner zum Einlenken bewegen –
doch diese wiesen auch die neue Offerte
zurück. Diese summiert sich auf rund 64
Milliarden Dollar.
Bayer muss nun aber wohl erneut
nachlegen, um Monsanto zu überzeugen.
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Mit Monsanto würde sich Bayer definitiv keine positive PR bescheren.
Immerhin – einem Insider zufolge verhandeln beide Seiten über die Bedingungen
einer Verschwiegenheitsvereinbarung,
die den Weg für eine umfassende Buchprüfung freimachen solle. Zugang zu
vertraulichen Informationen war einer
der Knackpunkte seit Beginn der Verhandlungen der beiden Unternehmen.
Monsanto hatte im Mai bereits das
frühere Angebot der Rheinländer zurückgewiesen, aber ebenfalls weitere
Gesprächsbereitschaft bekundet. Insider
hatten bereits gesagt, auch mit der erhöhten Offerte sei Monsanto nicht zufrieden.
Bevor der Konzern einem Verkauf zustimme, müsse Bayer das Angebot weiter
erhöhen.
Bei Bayer-Investoren stoßen die Zukaufspläne wegen des hohen Preises und
des schlechten Images von Monsanto auf
Skepsis. Das britische Investmenthaus
Henderson Global Investors, das ReutersDaten zufolge 16.-größter Anteilseigner
von Bayer ist, forderte eine Abstimmung
der Aktionäre über den Deal. „Wir können
die Entscheidung des Vorstands, den Akti-
onären die Gelegenheit zu einer Abstimmung zu verweigern, nicht akzeptieren“,
heißt es in einem Brief von Henderson
an Bayer. Zwar bedürfe die Transaktion
nicht der Zustimmung der Anteilseigner,
aber eine Billigung durch diese könnte
helfen, das Vertrauen am Markt wiederherzustellen.
Insidern zufolge hat der Investmentfonds Corvex, der von einem früheren
Schützling des aktivistischen Investors
Carl Icahn geführt wird, kleinere Anteile
an beiden Unternehmen zusammengetragen. Er favorisiere eine MonsantoÜbernahme durch Bayer, sollte der Preis
stimmen, sagten mit der Angelegenheit
vertraute Personen. Zu den größten
Monsanto-Aktionären gehört bereits der
Hedgefonds Glenview, der ein Paket von
2,5 Prozent hält.
Monsanto ist bei der Herstellung
von Saatgut weltweit die Nummer eins,
Bayer ist nach der Schweizer Syngenta
die Nummer zwei unter den Anbietern
von Pflanzenschutzmitteln. Gemeinsam
würden die beiden Unternehmen einen
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Foto: Flickr/Joe Brusky/CC by nc 2.0
weltweit führenden Anbieter für Saatgut und Pflanzenschutzmittel schaffen.
Umweltschützer warnen, dass durch die
wachsende Konzentration unter den
Agrarchemie-Anbietern die Macht der
Konzerne weiter zunähme. Die Branche
ist in Bewegung: In den USA tun sich Dow
Chemical und DuPont in der größten
Chemie-Fusion aller Zeiten zusammen.
Zudem peilt ChemChina für 43 Milliarden
Dollar den Kauf von Syngenta an.
Auch BASF ist an Monsanto interessiert. Der Nachrichtenagentur Bloomberg
zufolge prüft Monsanto eine Offerte für
das BASF-Agrargeschäft. Der US-Konzern
selbst steht vor einer Übernahme durch
Bayer. „Dieser Deal ist eindeutig als ‚Giftpille‘ für Bayer gedacht“, sagte ein Aktienhändler. Damit wolle sich Monsanto als
Kaufobjekt unattraktiver machen.
Für BASF berge der Verkauf des Agrargeschäfts Risiken, wenn die Ludwigshafener wie geplant mit neuen MonsantoAktien bezahlt würden, hieß es. Schließlich
seien diese derzeit recht teuer. Bayer
notierte vorbörslich 0,4 Prozent fester.
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Wirtschaft
Rückruf: Gentechnik im Fruchtsaft gefunden
Mit TTIP fürchten viele Bürger den massiven Einzug von Gentechnik in unsere Nahrungsmittel
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ie Hamburger Firma Schroeder KG
importiert einen „Tropischen Fruchtcocktail mit Maracujasaft“ in 425g schweren Dosen. Doch das Getränk musste nun
zurückgerufen werden. Das Bundesamt
für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit fand einen gentechnisch veränderten Organismus in dem Getränk. Der
Fruchtsaft stammt aus Thailand.
Das Etikett spricht von einer Fruchtmischung aus Ananas, roter Papaya, Guave,
Wasser, Zucker, Maracujasaft, Bananenpüree, Säuerungsmittel und Zitronensäure.
Möglicherweise ist der festgestellte gentechnisch veränderte Organismus auf die
Papaya zurückzuführen. In Thailand gab
es Freilandversuche mit gentechnisch veränderte Pflanzen dieser Art, schreibt der
Informationsdienst Gentechnik.
Zwar dürfen gentechnisch veränderte
Nahrungs- und Lebensmittel in der EU
verkauft werden, doch diese müssen extra
gekennzeichnet werden. Das war bei dem
Fruchtcocktail nicht der Fall. Die Regeln
zu gentechnisch veränderten Lebens- und
Nahrungsmitteln sind auch im Zuge der
TTIP- und CETA-Verhandlungen umstritten.
So müssen hierzulande Fleischprodukte aus
Tieren, die mit Genfutter versorgt wurden,
nicht extra gekennzeichnet werden.
Für die USA ist einer der zentralen
Punkte für TTIP der bessere Zugang von
landwirtschaftlichen Produkten aus den
USA in die EU. Bisher wurden vor allem
gentechnisch veränderte Produkte nicht
zugelassen. Und die EU-Kommission betonte, dass dies auch mit TTIP nicht geschehe.
Doch das soll sich, so wünschen es die USA,
bald ändern. Im Kapitel Landwirtschaft
werden dafür die Grundlagen gelegt:
„Die Parteien sollten daran arbeiten,
die internationale, landwirtschaftliche
Entwicklung zu fördern und die globale
Ernährungssicherheit zu verbessern:
- (…) indem sie ungerechtfertigte
Handelsmaßnahmen vermeiden, die die
Die für den Verkauf in Deutschland zuständige Firma hat den Saft zurückgerufen.
weltweiten Lebensmittelpreise in die Höhe
treiben oder Preisschwankungen erhöhen,
insbesondere durch die Vermeidung von
Ausfuhr-Steuern. (…)
- durch die Förderung und Unterstützung der Forschung und Bildung, um neue,
innovative landwirtschaftliche Produkte
und Strategien zu entwickeln (…) (Article
X.2)“
Auch im Kapitel Sanitary and Phytosanitary Measures geht es um bestimmte
landwirtschaftliche Produkte, die importiert werden könnten. Trotzdem es der EUKommission zufolge also keine GentechnikProdukte mit TTIP geben soll, haben die
USA mehrere Passagen zum Thema Import
von „Produkten moderner, landwirtschaftlicher Technologie“ in den Dokumenten
festgehalten. Dort, „wo eine Zulassung eines
Produktes moderner, landwirtschaftlicher
Technologie für den Import notwendig ist
(…), soll auch jederzeit durch jeden eine
Zulassung beantragt werden können“.
Foto: BLV
Impressum Geschäftsführer: Christoph Hermann, Karmo Kaas-Lutsberg. Herausgeber: Dr. Michael Maier (V.i.S.d. §§ 55 II RStV).
Redaktion: Anika Schwalbe, Gloria Veeser, Julia Jurrmann, Cüneyt Yilmaz. Sales Director: Philipp Schmidt. Layout: Nora Lorz. Copyright:
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