FOTO: GETTYIMAGES / GARY WATERS PERSONALENT WICKLUNG ERFOLGSFAKTOR MENSCH Der Zusammenhang zwischen Personal und Unternehmenserfolg ist offenkundig. Eigentlich selbstverständlich – und doch wird in der Praxis die Personalentwicklung oft durch eine zahlengetriebene, kausale Denkweise behindert. E rfolge werden durch Menschen gemacht. Beispiel: Was haben der FC Barcelona und das alte Preußen gemeinsam? Oder was verbindet einen römischen Zenturio mit dem heutigen Google? Ein Erklärungsversuch: Der katalanische Fußballclub wurde erst richtig erfolgreich mit der Schaffung von La Masia, der Fußball-Jugendakademie des FC Barcelona. Aus ihr gingen zahlreiche Talente hervor. Zudem wird in allen Altersklassen dasselbe Spielsystem praktiziert. Bei den Preußen denkt der Volksmund auch heute noch an den Begriff von den langen Kerls, womit das 1675 gegründete altpreußische Infanterieregiment No. 6 gemeint war. Bereits 1765 errichtete Friedrich II. in Berlin sein preußisches La Masia, die Académie des nobles. Auch wenn erste historische Hinweise aus dem alten China belegen, dass die frühe Form des Fußballs militärischer Leibesertüchtigung galt, so darf vermutet werden, dass es dem alten Fritz dabei nicht um Fußball (dessen moderne Form ohnehin erst dem Jahr 1863 zugeschrieben wird) ging, sondern um die Kriegskunst. Gleichwohl interessierten ihn System und Wertevermittlung, denn er lud die besten zwölf Absolventen seiner Akademie zu sich nach Potsdam ein, um diesen persönlich den letzten Schliff zu geben. 10 Als Architekt des Erfolgsystems des FC Barcelona gilt Johan Cruyff, der in seinen acht Jahren als Barça-Coach 29 Nachwuchsspieler in die erste Mannschaft holte. Bis zu seiner Ankunft hatten es nur wenige Ausnahmen in die erste Mannschaft geschafft. Die damit errungenen sportlichen Erfolge sind Legende. Was den Preußen die langen Kerls oder dem FC Barcelona die Artisten des Tiki-Taka, das war den Römern der Zenturio. Unter Kaiser Augustus wurde das Militärsystem reformiert und verfeinert. Dabei spielte der Zenturio eine entscheidende Rolle, nicht nur auf dem Schlachtfeld, sondern als Rückgrat der römischen Armee für Disziplin und Ordnung innerhalb der Truppen. Entsprechende Sorgfalt galt der Rekrutierung und Ausbildung dieser Führungskräfte. Das Alter römischer Rekruten lag zwischen 20 und 24 Jahren. Wenn man sich im Vergleich dazu morgens in der Cafeteria von Google umschaut, dann scheint die Mehrheit der dort mit großer Gelassenheit Frühstückenden in vergleichbarem Alter zu sein. Nun sind diese nicht nach den Kriterien des Altertums für junge Soldaten ausgewählt. Das Senior Management von Google IHK WirtschaftsForum 06.16 Unternehmenssicherung meint, sich fast entschuldigen zu müssen, wenn es dort heißt: „Wir rekrutieren nur die Besten.“ Taugen diese und andere ähnlich gelagerte Beispiele für heutige Personalentwicklung und Unternehmenssicherung? Eindeutig ja. Der Zusammenhang zwischen Personal und Erfolg ist offenkundig. Drei wesentliche Elemente fallen dabei auf: Erstens, egal wie das jeweilige unternehmerische Gemeinwesen aussieht, für den Erfolg braucht es ein System, ein System der Personalentwicklung. Dabei ist konkret das Vorhandensein eines konsequent gelebten Systems gemeint. Nicht ein idealisiertes System, sondern schlichte, verlässliche und stabile Handwerksarbeit, mit deren Hilfe Talente identifiziert, rekrutiert, eingeführt, motiviert, weiterentwickelt und im Unternehmen gehalten werden. Dieser erste Teil, sozusagen das Handwerk, ist noch vergleichsweise einfach. Schwieriger scheint das zweite Element, nämlich der Glaube daran, dass die Menschen den Unterschied machen. Es geht um das Bekenntnis zum Erfolgsfaktor Mensch. Eigentlich selbstverständlich, und doch wird in der Praxis die Personalentwicklung behindert durch eine zahlengetriebene, kausale Denkweise, in der nur bemessen wird, was Maßnahme x an Ergebnis y bringt. Nun wollten auch Augustus und Friedrich der Große ihre Kriege gewinnen, ebenso wie Google und der FC Barcelona gewinnen wollen. Aber alle haben oder hatten ein System und glauben an den Menschen als Erfolgsfaktor. Es wird wohl auch nicht anders gehen, wenn mehrere Hundertschaften junger Nerds an unterschiedlichen Standorten an der Entwicklung eines Internet-Browsers arbeiten. Das dritte Element ist das schwierigste: das Vorhandensein einer vorausschauenden Unternehmerpersönlichkeit. Jemand, der von der Unternehmensspitze gute Personalentwicklung vorlebt und für deren verlässliche Umsetzung sorgt. Es ist der Unternehmer, der kraft seiner Leadership-Qualitäten die Dinge ins Rollen bringt. Ohne Leadership wird Personalentwicklung und damit Unternehmenssicherung nicht gehen. An dieser Stelle wird aufseiten des Mittelstands oft argumentiert, man sei ja nicht das Römische Reich, Google oder General Electric, sondern ein kleines, mittelständisches Unternehmen. Doch die Vorteile liegen auf der Hand. Im Mittelstand gibt es immer einen Unternehmer an der Spitze. Er ist von weniger politischem Ränkespiel umgeben, hat kurze Entscheidungswege. Für diesen mittelständischen Zenturio dürfte die Personalentwicklung seiner Hundertschaft deutlich einfacher sein als für einen General George C. Marshall bei dessen Entwicklung von 95 Divisionen der amerikanischen Armee. Denn wenn der Mittelstand eine natürliche Stärke hat, dann kann er diese an der Stelle konzertierter Personalentwicklung ausspielen: klare Vision, schlanke Kommunikation, schnelle Entscheidungen. Es braucht den Mut zum Machen. Die Botschaft lautet: Es lohnt sich. ❙ AUTOR Dr. Wolfgang H. Koch Partner, Capitalent, Frankfurt wolfgang.koch@ capitalent.de Mit Sprachen schneller am Ziel Übersetzen Dolmetschen Terminologiemanagement Desktop-Publishing Sprachentraining KERN AG, Sprachendienste Kurfürstenstraße 1 60486 Frankfurt am Main Telefon (069) 75 60 73 -0 E-Mail: [email protected] Weltweit über 50 Filialen z. B. in Amsterdam · Berlin · Bremen · Dortmund · Dresden Düsseldorf · Essen · Frankfurt am Main · Graz · Hamburg Hongkong · Kaiserslautern · Köln · Leipzig · Linz · London Lyon · München · New York · Nürnberg · Paris · Salzburg San Francisco · Stuttgart · Warschau · Wien www.e-kern.com IHK WirtschaftsForum 06.16 11
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