Makro Research Volkswirtschaft Aktuell Dienstag, 8. November 2016 Deutschland: Konjunktur im dritten Quartal – Haken dran und nach vorne schauen! ‡ Das dritte Quartal endet für die deutsche Industrie, wie es begonnen hatte: schwach! Der September brachte ein kräftiges Minus in der Produktion und im Umsatz sowie bescheidene Auftragseingänge. ‡ Auch die Bauproduktion zeigte sich verhalten. Doch trotz des schwachen Ausklangs konnte über das gesamte Quartal hinweg die Produktionstätigkeit ausgeweitet werden. Starke Bauinvestitionen dürften daher schwachen Ausrüstungsinvestitionen gegenüberstehen. ‡ Enttäuschend sind auch die Außenhandelsbilanz und die Entwicklung des Einzelhandels. ‡ Das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal dürfte daher mit einer schwachen konjunkturellen Dynamik enttäuschen. Der Ausblick ist aber durchaus ermutigend, denn globale und nationale Frühindikatoren ziehen wieder merklich an. 1. So schnell kann aus einem schönen Spätsommer ein trauriger Herbst werden. Nach den guten Augustdaten stürzten im September die Konjunkturindikatoren am laufenden Band ab. Fangen wir mit den heutigen Daten an: Die Produktion im produzierenden Gewerbe sank um 1,8 % gegenüber dem Vormonat (Bloomberg-Median und DekaBank: -0,5 % mom). Alle Hauptgruppen wiesen negative Vorzeichen auf: Die Bauproduktion sank um 1,5 % mom, die Industrieproduktion um 1,7 % mom und die Energieerzeugung sogar um 3,1 % mom. 2. Die Schwäche der industriellen Erzeugung resultierte aus schlechteren Geschäften im Inland, mehr noch aber aus einem enttäuschenden Auslandsgeschäft. Das deuten die gestern veröffentlichten Umsätze der Industrie an. Das ist jedoch eher eine Momentaufnahme, denn im gesamten dritten Quartal nahm der Auslandsumsatz zu, während der Inlandsumsatz leicht zurückging. 3. Ein ähnliches Bild zeichnen die Auftragseingänge der Industrie. Diese sanken im September um 0,6 % mom, was aber in erster Linie aus schwachen Großaufträgen resultierte. Rechnet man diese heraus, so konnte die Industrie sich sogar über eine Zunahme der Bestellungen um 1 % mom freuen. Doch egal wie man rechnet – mit oder ohne Großaufträge, September oder ganzes drittes Quartal – die Inlandsbestellungen waren immer der schwächere Part. 4. Nimmt man die Inlandsumsätze und -bestellungen der Investitionsgüterproduzenten, dann kann man auf die deutsche Investitionstätigkeit im dritten Quartal schließen. Die Bilanz fällt ernüchternd aus: Im Inland wurden 1,6 % qoq weniger Investitionsgüter umgesetzt und 2,2 % qoq weniger Investitionsgüter bestellt. Damit setzt sich die schwache Investitionstätigkeit in Ausrüstungen auch im dritten Quartal fort. Immerhin deutet die im Quartalsdurchschnitt gestiegene Bauproduktion an, dass die Bauinvestitionen zugelegt haben. 0.0 0.3 110 105 Einzelhandelsumsatz -1.0 -1.4 -0.5 0.2 0.6 1.4 Indexpunkte 120 115 Einfuhr -1.2 Auftragseingang Ausland Industrieumsatz Sep -0.7 -0.3 -0.3 -1.1 Auftragseingang Inland -2.1 Bauproduktion -1.0 -1.5 Über-/Unterhang für Q3 Ausfuhr 0.2 0.6 0.9 0.0 0.0 0.1 -1.7 Industrieproduktion 3.0 2.5 2.0 1.5 1.0 0.5 0.0 -0.5 -1.0 -1.5 -2.0 -2.5 Ifo Geschäftsklima 2.4 Übersicht über die Indikatoren im September derzeitiger Stand Q3 100 95 90 85 80 07 Quellen: Destatis, DekaBank 08 09 Quellen: ifo, DekaBank 10 11 12 13 14 15 16 Makro Research Volkswirtschaft Aktuell Dienstag, 8. November 2016 5. Die deutsche Ausfuhr war im September ebenfalls kein Quell der Freude: Sie ging um 0,7 % mom zurück, nachdem sie aber zuvor um 3,4 % mom zugelegt hatte. Letztlich rettete der starke August das gesamte Quartal, in dem die Ausfuhr um 0,2 % qoq geringfügig zulegte. Da aber die Einfuhren im September und auch im gesamten Quartal stärker waren, dürfte der Außenbeitrag das Wachstum gebremst haben. 6. Eine echte Enttäuschung – im September und im gesamten dritten Quartal – waren die Einzelhandelsumsätze. Im letzten Monat des Quartals sanken sie um 1,4 % mom. Damit gelang es den Einzelhändlern im dritten Quartal trotz der größten Rentenerhöhung seit über 20 Jahren nicht, ihre Umsätze zu steigern. 7. Liest man den September-Konjunkturbericht und zieht für das dritte Quartal Bilanz, so fällt diese auf den ersten Blick sehr ernüchternd aus: Ein negativer Wachstumsbeitrag vom Außenhandel, Stagnation in der Industrieproduktion, Stagnation im Einzelhandel, lediglich im Bau gab es ein deutliches Plus. Das dritte Quartal dürfte daher eine Abschwächung der konjunkturellen Dynamik gebracht haben. 8. An dieser Stelle muss man aber einiges ins rechte Licht rücken: Erstens gab es in diesem Sommer durch die Lage der Schul- und Werksferien starke Verwerfungen mit kräftigen Aufs und Abs in den Konjunkturindikatoren, die das Gesamtbild verzerrten. Zweitens zeigen die nach vorne gewandten globalen und nationalen Konjunkturindikatoren eine Belebung der Konjunktur an. Das verspricht schon für das vierte Quartal wieder ein Anziehen des gesamtwirtschaftlichen Wachstums. Autor: Dr. Andreas Scheuerle Tel.: 069/7147-2736, E-Mail: [email protected] Disclaimer: Diese Informationen inklusive Einschätzungen wurden von der DekaBank nur zum Zwecke der Information des jeweiligen Empfängers erstellt. Die Informationen stellen weder ein Angebot, eine Einladung zur Zeichnung oder zum Erwerb von Finanzinstrumenten noch eine Empfehlung zum Erwerb dar. Die Informationen oder Dokumente sind nicht als Grundlage für eine vertragliche oder anderweitige Verpflichtung gedacht. 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