42 Drehungen und Spiegelungen 42 183 Drehungen und Spiegelungen 42.1 Orthogonale Matrizen. a) Eine Matrix O ∈ Rn×n heißt orthogonal, Notation: O ∈ On (R) , falls O ⊤ O = I gilt, d. h. falls die Spalten von O orthonormal sind. Aufgrund von Folgerung 11.7 gilt dann auch OO ⊤ = I , d. h. auch O ⊤ = O −1 ist orthogonal, und auch die Zeilen von O sind orthonormal. b) Wegen Ox • Oy = O ⊤ Ox • y für x, y ∈ Rn ist O ∈ Rn×n genau dann orthogonal, wenn Ox • Oy = x • y für alle x, y ∈ Rn (1) gilt, und aufgrund der Polarformel ist dies äquivalent zu | Ox | = | x | für alle x ∈ Rn . (2) Orthogonale Transformationen respektieren also Längen und Winkel. c) Für O ∈ On (R) gilt (det O)2 = det O ⊤ O = 1 , also det O = ±1 aufgrund von Satz 14.9. Für Eigenwerte λ ∈ σ(O) hat man ebenfalls λ = ±1 aufgrund von (2). Nach Satz 40.7 sind Eigenvektoren zu +1 und solche zu −1 orthogonal. ! a 42.2 Orthogonale (2 × 2) -Matrizen. Es sei die erste Spalte der Matrix b O ∈ O2 (R) . Für die zweite,!dazu orthogonale Spalte gibt es dann nur die Möglich! −b b keiten oder . Wegen a2 + b2 = 1 hat man also a −a O = Dα := cos α − sin α sin α cos α ! für det O = 1 oder (3) O = Sα := cos α sin α sin α − cos α ! für det O = −1 . (4) 2 42.3 Drehungen der Ebene. Mit R ∋ x y ! ↔ x + iy = z ∈ C hat man ! x Dα ↔ eiα z ; somit ist die Matrix Dα aus (3) als Drehung der Ebene R2 um y den Winkel α ∈ R anzusehen. Man hat Dα = I für α ∈ 2πZ und Dα = −I für α ∈ π + 2πZ ; für alle anderen Winkel hat Dα keine reellen Eigenwerte. 42.4 Spiegelungen der Ebene. a) Für die Matrix Sα aus (4) ist χSα (λ) = det λ − cos α − sin α − sin α λ + cos α ! = λ2 − 1 = (λ − 1) (λ + 1) , d. h. Sα hat die Eigenwerte +1 und −1 . Es seien v+ , v− entsprechende orthonormale Eigenvektoren; dann gilt also Sα v+ = v+ und Sα v− = v− , d. h. Sα ist als Spiegelung an der Geraden [v+ ] zu interpretieren. 184 V. Lineare Algebra b) Es sei eine Spiegelungsgerade g = {y ∈ R2 | u • y = 0} mit u ∈ R2 und | u | = 1 gegeben. Für x ∈ R2 ist dann x − (x • u)u die orthogonale Projektion auf g , und daher ist die Spiegelung von x an g gegeben durch Sx = x − 2(x • u)u = x − 2uu⊤ x , x ∈ R2 . Dies liefert die Formel S = Sg = I − 2uu⊤ . (5) 42.5 Spiegelungen des Rn sind analog zu (5) gegeben durch S = I − 2uu⊤ mit u ∈ Rn und | u | = 1 . (6) Man hat S 2 = I , S ⊤ = S −1 = S , det S = −1 sowie Su = −u und Sy = y für y ∈ [u]⊥ . 42.6 Drehungen des R3 . a) Eine Matrix D ∈ O3 (R) mit det D = 1 heißt Drehung. b) Wegen det χD = 3 hat D einen reellen Eigenwert aufgrund von Satz 5.17. Wegen det D = 1 muss λ1 = 1 ein solcher Eigenwert sein. Es sei v1 ∈ R3 ein Eigenvektor mit Dv1 = v1 und | v1 | = 1 . Dann ist auch D ⊤ v1 = D −1 v1 = v1 , und E1 := [v1 ]⊥ ist unter D und D ⊤ invariant. Folglich ist D1 := D|E1 ∈ L(E1 ) orthogonal mit det D1 = 1 . Nach 42.3 ist somit D1 eine Drehung der Ebene E1 und daher D eine Drehung des Raumes R3 um die Achse [v1 ] . c) Mit einer Orthonormalbasis v2 , v3 von E1 gilt dann 1 0 0 ⊤ O DO = 0 cos α − sin α 0 sin α cos α für O = (v1 v2 v3 ) ∈ O3 (R) . (7) 42.7 Spuren. a) Es sei K = Q , R , C . Für eine Matrix A = (aij ) ∈ Kn×n wird die Spur definiert als Summe der Diagonalelemente tr A := n P i=1 (8) aii . b) Für B = (bij ) ∈ Kn×n hat man tr(AB) = n P i,j=1 und insbesondere ist aij bji = tr(BA) , tr A = tr(S −1 AS) , S ∈ GLK (n) , (9) (10) invariant gegen Ähnlichkeitstransformationen. c) Im Fall K = C ist aufgrund von Theorem 37.4 bzw. Theorem 37.10 tr A = n P i=1 λi (11) die Summe der Eigenwerte von A . d) Für eine Drehung D ∈ O3 (R) gilt nach (7), (8) und (10) tr D = 1 + 2 cos α , woraus man den Drehwinkel α berechnen kann. (12)
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