Verwaltung der Bundesfernstraßen – mehr Effizienz muss her

23
Newsletter
09.06.2016
Daten | Fakten | Argumente
THEMA
DER
WOCHE
Verwaltung der Bundesfernstraßen –
mehr Effizienz muss her
Warum sind Länder
für Bundesfernstraßen
zuständig?
Der Bau und Betrieb der Bundesfernstraßen erfolgt derzeit durch die Länder. Für diese Auftragsverwaltung erhalten sie Mittel des Bundes. Bei der Gründung der Bundesrepublik wurde
angenommen, dass die Länder mit ihrer Kompetenz vor Ort diese Aufgabe besser bewältigen
können. Nach Auffassung der Länder hat sich das System grundsätzlich bewährt. Sie wollen
daran festhalten. Der Abschlussbericht der Kommission „Bau und Unterhaltung des Verkehrsnetzes“ – bekannt als Bodewig-II-Kommission – untermauert ihre Sichtweise. Er setzt auf Prozessoptimierung innerhalb der Auftragsverwaltung.
Bau und Betrieb von
Bundesfernstraßen
weisen Schwächen auf
Das Ergebnis der derzeitigen Arbeitsteilung zwischen Bund und Ländern ist allerdings ernüchternd: Der Zustand vieler Straßen und Brücken ist schlecht. Von einer planvollen Unterhaltung
und einer Kostenminimierung im Lebenszyklus kann keine Rede sein. Die Planungskapazitäten
in den Auftragsverwaltungen sind – mit Ausnahme Bayerns – zu gering. In der Folge können
Mittel nicht in vollem Umfang abgerufen werden. Betroffene Länder haben häufig Probleme,
ihren Anteil an den Planungskosten zu tragen. Hinzu kommt, dass Länder solche Projekte, die
sie nicht wollen oder die für sie weniger Priorität haben, nur langsam oder gar nicht umsetzen.
Der Bund kann dann zwar eine Weisung erteilen, macht von diesem Instrument aber nur selten
Gebrauch. Fachkompetenz ist ohnehin nicht mehr überall ausreichend vorhanden. Immer mehr
Länder bedienen sich deshalb für Baumaßnahmen der gemeinsam getragenen Deutsche Einheit
Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (DEGES). Diese Gesellschaft wurde gegründet, um nach
der Wiedervereinigung zügig die Verkehrsprojekte Deutsche Einheit umzusetzen.
Bundesfernstraßen
müssen professionell
bewirtschaftet werden
Der DIHK fordert, dass die genannten Schwachstellen beseitigt werden. Österreich macht
vor, dass eine staatliche Betreibergesellschaft Straßen sehr effizient betreiben kann. Dies sollte
ein Vorbild für Deutschland sein. Befürchtungen, dadurch würde Know-how in den Regionen
verloren gehen, haben sich nicht bewahrheitet. Allerdings können auch innerhalb des Systems
der Auftragsverwaltung schon eine Reihe von Effizienzsteigerungen erreicht werden. Verbesserungen dort sind auch deshalb unverzichtbar, weil sich abzeichnet, dass ohnehin nur die
Bundesautobahnen von einer Infrastrukturgesellschaft betrieben werden sollen. Die Auftragsverwaltungen werden weiter für die 38.900 km Bundesstraßen zuständig bleiben. Hierzu muss
aber auch der Bund seinen Beitrag leisten: Die Auftragsverwaltungen werden die Sanierung
maroder Strecken und die Erhöhung zu geringer Planungskapazitäten nur angehen, wenn sie
sicher sind, dass die Mittel längerfristig auf höherem Niveau bleiben.
Ansprechpartner:
Dr. Patrick Thiele, DIHK Berlin, Telefon 030 20308-2110
Eigentlich ist es eine gute Nachricht: Der Bund erhöht die Mittel für die Verkehrsinfrastruktur
in den kommenden Jahren. So könnten, auch im Interesse der Unternehmen, marode Brücken
saniert, Engpässe beseitigt und Lücken im Netz geschlossen werden. Aber: Die Mittel drohen
angesichts fehlender Planungskapazitäten sowie Schwächen und Ineffizienzen im System nicht
verbaut zu werden. Aus Sicht des DIHK muss die Politik hier dringend gegensteuern. Dazu ist die
Einrichtung einer bundeseigenen Infrastrukturgesellschaft, zumindest aber eine Reform des Systems der Auftragsverwaltung notwendig.