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Deutsche Ausrüstungen für TAP-Pipeline in Albanien beliebt
Baustart naht / Pipeline stützt Albaniens Konjunktur / Von Jan Triebel
Tirana (GTAI) - Albanien setzt hohe Erwartungen in die Transadriatische Pipeline (TAP). Die Wirtschaft des Landes
könnte besonders von der Bauphase der TAP, deren Route über albanisches Gebiet führt, nennenswert
profitieren. Deutsche Unternehmen konnten bisher mit ihren Angeboten überzeugen. Bei Ausschreibungen des
TAP-Konsortiums erhielten sie bereits mehrfach den Zuschlag, vornehmlich als Zulieferer von Ausrüstungen.
(Kontaktanschrift)
Mit circa 215 km an Land und etwa 37 km in den Territorialgewässern wird in Albanien zwar nicht das längste
nationale Teilstück der Erdgaspipeline TAP entstehen. Aufgrund der anspruchsvollen Topografie ist der Bau
technisch aber besonders herausfordernd. Nahe der albanischen Ortschaft Potom erreicht die Pipeline mit etwa
1.800 m über dem Meeresspiegel ihren höchsten Punkt. Zudem sind Steilhänge mit bis zu 40 Grad Neigung zu
bewältigen.
Der Bau soll 2018 abgeschlossen sein und nach Berechnungen der Consultingfirma Oxford Economics könnte die
albanische Wirtschaftsleistung dadurch um 157 Mio. Euro expandieren. Mit rund 2.900 Stellen am Bau sind in
diesem Zeitraum zudem positive Effekte für den Arbeitsmarkt zu erwarten.
Die Präqualifizierungen zu den umfangreichen Beschaffungsmaßnahmen des TAP-Vorhabens waren im Mai 2014
angelaufen. Die ersten Verträge folgten im Frühjahr 2015. Sie gaben zudem den Startschuss für die Ausbesserung
und den Neubau von Verkehrswegen entlang des projektierten Streckenverlaufs. Mit insgesamt mehr als 100 km
Straßen laufen die Arbeiten vor allem in den Regionen Korca, Berati und Fieri. Zusätzlich entstehen dort zwei
Brücken, 50 weitere sind zu sanieren. Die Unternehmen Gener 2 aus Albanien und Sicilsaldo aus Italien führen die
Arbeiten aus.
Mehrere deutsche Unternehmen am Vorhaben beteiligt
Auch der für Mitte 2016 geplante Auftakt zum eigentlichen Bau der Pipeline rückt näher. Das wurde Anfang April
2016 deutlich, als in Albaniens größtem Hafen in Durres die ersten für die Pipeline bestimmten Röhren von Bord
gingen. Herkunftsland: Deutschland. Angaben des Betreiberkonsortiums der Gasfernleitung zufolge bestand die
Lieferung aus 1.390 Röhren mit einem Durchmesser von 48 Zoll und 73 warmgeformten Rohrbögen.
In nächster Zeit sollen insgesamt circa 13.000 jeweils 12 oder 18 m lange Röhren aus deutscher Fertigung nach
Albanien gelangen. Der Salzgitter-Konzern hatte sich bei dem für das albanische Segment ausgeschriebenen
Auftrag über etwa 170.000 t Material im Herbst 2015 durchgesetzt. Neben den Röhren sind darin gut 1.500
Rohrbögen enthalten. Einer Pressemitteilung von Mitte April 2016 zufolge stellt der deutsche Produzent ebenso
den Bau des Offshore-Abschnitts der TAP zwischen Albanien und Italien mit 36-Zoll-Röhren sicher.
Zusätzlich zum Bedarf für den albanischen Landabschnitt fallen für die gut 105 km der Pipeline am Meeresboden
etwa 71.000 t Röhren an. Salzgitter liefert außerdem die als Korrosionsschutz dienenden Opferanoden und die
Verformungsschutzrohre (so genannte Knickstopper). Letztere gelten insbesondere bei Pipelines unter See als ein
Muss.
Ein deutscher Akteur spielt auch für die Logistik des Projekts eine wichtige Rolle. Die EMS-Fehn-Group aus dem
ostfriesischen Leer wickelt den Transport der Salzgitter-Röhren vom niedersächsischen Hafen Brake aus ab. Der
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mittelständische Logistiker ist im albanischen Zielhafen Durres fest verankert. Über seine Tochterfirma EMS
Albanian Port Operator betreibt er dort seit Mitte 2013 das Ostterminal.
Auch Teil der Armaturen stammt aus Deutschland
Zu einem früheren Zeitpunkt war bereits bekannt geworden, dass der badische Armaturenproduzent RMA beim
Bau der TAP dabei sein wird. Konkret geht es um insgesamt 55 große Kugelhähne, die im Verlauf der sich über
insgesamt 878 km erstreckenden Rohrleitung als Absperrschieber zu verbauen sind.
Bei dem Ausschreibungsverfahren für die Beschaffung von gasturbinengetriebenen Turboverdichtern hatte im
September 2015 mit Siemens ein deutsches Unternehmen die Nase vorne. Drei der insgesamt sechs Anlagen
werden das Kernstück der im albanischen Fieri geplanten Gasverdichterstation bilden. Die anderen drei sind für
eine vergleichbare Einrichtung im griechischen Kipoli bestimmt.
Wer die beiden Verdichterstationen errichtet, steht seit Anfang Mai 2016 fest: Mit ihrem gemeinsamen Angebot
erhielten die Unternehmen Renco aus Italien und Terna aus Griechenland den Auftrag. Neben den Projekten in
Fieri und Kipoli umfasst dieser obendrein eine Gasmessstation in Bilishti in Albanien.
Bei weiteren wichtigen Ausrüstungen für den Pipelinebau fiel die Wahl auf die italienischen Spezialfirmen
Industria Meccanica Bassi und Nuova Giungas. Sie stellen verschiedene Beschläge, Isoliermuffen und Molchfallen
bereit. Bei Letzteren handelt es sich um Systemschleusen, die an den Pipelinesträngen den Einsatz der Molch
genannten Reinigungs- oder Inspektionsgeräte ermöglichen.
Bauaufträge unter Spezialfirmen recht breit gestreut
Während im Ausrüstungssegment weitere Tender derzeit noch laufen, sind die Ausschreibungen für
Bauleistungen weitestgehend abgeschlossen. So hat etwa der italienische Offshore-Spezialist Saipem Mitte April
2016 den Zuschlag erhalten, die Röhren in der südlichen Adria in einer Tiefe von bis zu 820 m zu verlegen. Klarheit
besteht seit einiger Zeit auch zu den ausführenden Firmen für die in Griechenland verlaufenden Abschnitte: Das
italienisch-griechische Joint Venture der Unternehmen Bonatti und J&P Avax baut zwei, zusammen rund 360 km
lange Segmente. Spiecapag aus Frankreich erhielt den Zuschlag für die verbleibenden etwa 185 km.
Die französische Firma, die zum Baukonzern Vinci gehört, kümmert sich ferner um eine Flussquerung der Trasse
an der griechisch-türkischen Grenze, die als das Verbindungsglied zwischen TAP und der durch die Türkei
führenden Transanatolischen Pipeline (TANAP) dienen wird. Zudem hat sich Spiecapag die beiden für Albanien
ausgeschriebenen Bauabschnitte gesichert. Sie reichen von Bilishti an der Grenze zu Griechenland bis nach Topoje
an der Adriaküste.
Der Bau der 8 km langen Landanbindung in Süditalien obliegt den beiden lokalen Gesellschaften Enerco und Max
Streicher (Teil der bayerischen Unternehmensgruppe Streicher). Das Ende des Segments nahe Lecce auf dem
Stiefelabsatz der Apenninen-Halbinsel bildet eine Pipeline-Kopfstation, die den TAP-Strang an das nationale
Gastransportnetz von Snam Rete Gas anschließt. Zuständig ist die bereits bei den Verdichterstationen als Partner
berücksichtigte Firma Renco.
TAP-Inbetriebnahme voraussichtlich 2020
Über die TAP soll nach der Inbetriebnahme, die für 2020 geplant ist, aserbaidschanisches Erdgas nach Südeuropa
gelangen. Während die Kapazität der schätzungsweise insgesamt 1,1 Mrd. Euro teuren Pipeline zunächst bis zu 10
Mrd. cbm pro Jahr betragen soll, ist zu einem späteren Zeitpunkt ein bedarfsabhängiger Ausbau auf etwa das
Doppelte denkbar.
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Die Struktur der Anteilseigner des TAP-Konsortiums hat sich im Laufe der Zeit mehrfach verändert. Zuletzt im
Dezember 2015, als Statoil ausschied und die italienische Snam einstieg. Derzeit gehören folgende Unternehmen
zum Konsortium: BP (Vereinigtes Königreich), Socar (Aserbaidschan) und Snam mit jeweils 20% der Anteile, Fluxys
(Belgien) mit 19%, Enagas (Spanien) mit 16% und Axpo (Schweiz) mit 5%.
Kontaktanschrift:
Trans Adriatic Pipeline AG
Hauptsitz in der Schweiz:
Lindenstr. 2, 6340 Baar
Tel.: 0041 41/747 34-00, Fax: -01
E-Mail: [email protected], Internet: http://www.tap-ag.com/project-opportunities/for-companies
Niederlassung in Albanien:
Building No.12 (ABA Business Centre), 9th Floor, Office No. 906
Rr. Papa GjonPali II, 1010 Tirana
Tel.: 00355 4/430 69 37, Fax: -226 56 85
E-Mail: [email protected]
(T.J.)
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