Eigentum Wie wichtig Eigentum für unser Dasein ist, das haben

Eigentum
Wie wichtig Eigentum für unser Dasein ist, das haben Menschen schon vor tausenden von Jahren
festgehalten. So fordert das siebte der Zehn Gebote den Schutz des Besitzes. Da heißt es: "Du sollst nicht
stehlen!" Martin Luther erklärt dazu in seiner Auslegung, dass es eine Sache der Nächstenliebe ist. Das
Eigentum des Nächsten muss geachtet werden.
Im Lauf der Geschichte hat sich allerdings das Verständnis von Eigentum verändert. Im alten Israel gab es
die Einrichtung des "Erlassjahres". Dazu gehörte, dass alle sieben Jahre gekaufte Grundstücke an den
ursprünglichen Eigentümer zurückgegeben wurden.
Zudem gab es einen Schuldenerlass. Doch bereits dies wurde von einflussreichen und wohlhabenden
Menschen unterlaufen.
Später entwickelte sich eine Ständegesellschaft mit sehr unterschiedlichen Besitzweisen. Und in der
Industriegesellschaft des 19.Jahrhunderts konnte nur durch Einsatz der eigenen Arbeitskraft ein
Einkommen erzielt werden.
Die Verfasser des Grundgesetzes haben dann sehr genau erkannt, wie wichtig der Umgang mit Besitz ist.
Sie haben die Forderung
festgehalten: "Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen."
(GG Artikel 14.2). Viele wohlhabende Menschen orientieren sich auch an dieser Spielregel.
In Deutschland müssen wir allerdings feststellen, dass die Schere zwischen arm und reich immer weiter
auseinander geht. Da spielt bei so manchem der Eigennutz eine Rolle. Leider gab es in den
zurückliegenden Wochen einige traurige Beispiele dafür.
Viele haben ihr Vermögen in Briefkastenfirmen in Panama versteckt. Ein Unternehmer wie Schlecker
bringt Millionen über seine Familie in Sicherheit. Dass 25000 Menschen ihren Arbeitsplatz verloren
haben, kümmert ihn offensichtlich nicht. Und der Vorstand von VW mag nicht auf die Boni-Zahlungen
verzichten. Obwohl die zwanzig Männer versagt haben, bestehen sie auf einer Millionenzahlung. Wie
viele Arbeistplätz könnten für die Summe von 20 Millionen erhalten werden.
Von Nächstenliebe keine Spur. Wo bleibt da für den "normalen" Menschen Hilfe. Von Politikerseite gibt
es vielleicht ein Bedauern. Vertreter des Volkes sind sie damit aber nicht. Ich wünschte mir auch, dass
sich unsere Kirchen zu solchem Verhalten öffentlich äußern. Oder fehlt ihnen dazu der Mut?
Christoph Sémon, Pfarrer in Ruhe