Das Eigentum in der Wirtschaftsordnung

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Kloten, Norbert
Article
Das Eigentum in der Wirtschaftsordnung
Wirtschaftsdienst
Suggested Citation: Kloten, Norbert (1955) : Das Eigentum in der Wirtschaftsordnung,
Wirtschaftsdienst, ISSN 0043-6275, Verlag Weltarchiv, Hamburg, Vol. 35, Iss. 2, pp. 76-83
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http://hdl.handle.net/10419/132034
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Das Eigentum in der Wirtschaftsordnung
,
Dr. Norbert Kloten, H onnef/Rh.
ie G estaltung des Eigentum sredits ist eines der
zentralen und stets neu zu lösenden Problem e der
W irtschafts- und Gesellschaftspolitik aller V ölker; sie
w ird bestim m t durch die W andlungen in der G esell­
schaftsordnung, findet ihren Niederschlag in den S taats­
verfassungen, der Rechtsetzung sowie der Rechtspre­
chung und beeinflußt den W irtschaftsablauf durchaus
grundlegend. Damit zeigt sich die Eigentumsordnung
als d a s charakteristische Phänom en für die Interdepen­
denz von G esellschaftsstruktur (Soziologicum), Staats­
verfassung (Politicum) und W irtschaftsordnung (Oeconomicum). D ieser T atbestand ist wesentlich; er zwingt
uns, auch auf die typischen G estaltbeziehungen zwi­
schen Gesellschaft, S taat und W irtschaft einzugehen,
sow eit sie für das gestellte Them a wesentlich sind.
D
FORMEN DER EIGENTUMSORDNUNG
W ährend sich der Rechtsbegriff des Eigentums in der
Regel nu r auf Sachgüter, also auf körperliche G egen­
stände (so auch §§ 90 und 903 BGB) bezieht, wollen
w ir im folgenden unter Eigentum die in der Rechts­
ordnung verankerte Verfügungsmacht über m aterielle
und im m aterielle G üter verstehen^). Uber Eigentum
verfügt also der, dem die Rechtsordnung den m aßgeb­
lichen Entscheid über Sachen oder die wirtschaftliche
A usw ertung eines künstlerischen Erzeugnisses, einer
Erfindung u. ä. verleiht.
Steht die Verfügungsmacht den einzelnen M itgliedern
(natürlichen und juristischen Personen) eines Gemein­
w esens zu, so haben w ir es m it der Institution des
Privateigentum s zu tun. Die Institution des G emein­
eigentum s dagegen ist dann gegeben, w enn die
V erfügungsm adit bei einer (oder mehreren) öffent­
lich-rechtlichen Gesamtheit(en), Gebietskörperschaft(en)
oder einem Interessenverband(verbänden) ^) liegt.
N un sind in einer konkreten G esellschaftsordnung in
aller Regel sowohl Privateigentum als auch Gemein­
eigentum zu finden®). Eine solche Feststellung b e­
inhaltet aber nu r die gleichzeitige Existenz der beiden
möglichen Institutionen des Eigentums! sie sagt
dam it nichts aus über die faktische Verfügungsmacht
der P rivatpersonen oder der öffentlichen V erbände.
Diese beruht erstens auf den in d er Rechtsordnung
niedergelegten V erfügungsnorm en und zw eitens auf
dem V erfügungsbereich derjenigen, die Eigentums­
rechte haben. Der V erfügungsbereich seinerseits b e­
stimmt sich vor allem nach den V erm ögensbeständen
der Eigentümer. Die G esam theit der individuellen und
öffentlichen Verm ögensm assen ist gleich dem volks­
wirtschaftlichen V erm ögen als der Summe aller pro1) V gl. H ein r. R ad ek : »Das Problem d es Eigentums' in d e r W e tt­
bew erb so rd n u n g ", B onner D issertatio n , 1949, S. 5 ff.
2) Ein In te re sse n v e rb a n d v e rfü g t a b er n u r in so w eit ü b e r G em ein­
eigentum , als sein e A u to ritä t auf d e r öffentlichen HerrscRaftsg e w alt b a sie rt.
So k e n n t auch die UdSSR P riv ateig en tu m , d e sse n Bereich in den
A rtik e ln 7, 9 u n d 10 d er V erfassu n g v o n 1936 g enau um rissen w ird.
76
duzierten G üter und des v o rhandenen Bodens *). N eben
diesen K ategorien k ennen w ir — einzelwirtschaftlich
gesehen — noch w eitere V erm ögensbestandteile, w ie
Forderungen und Schulden, Banknotenbestände, ideelle
W erte (z. B. der „good w ill“ ein er Firma), Patente,
Lizenzen, M arkenschutz etc. „Als V erm ögensw erte der
begünstigten Einzelwirtschaft sind sie zugleich n eg a­
tive Posten bei den ausgeschlossenen W irtschafts­
einheiten, auch w enn sie nicht so verbucht w erden" ®).
Bei d er Berechnung des volksw irtschaftlichen V er­
m ögens heben sich folglich alle diese Posten gegen­
seitig auf; bei einer globalen G egenüberstellung des
p riv aten und des öffentlichen V erm ögens darf man
dagegen nur zwischen öffentlichen V erbänden ein er­
seits und p riv aten W irtschaftseinheiten and ererseits
saldieren.
M it der F ixierung des p riv aten oder öffentlichen A n­
teils am volksw irtschaftlichen V erm ögen als Folge
einer bestim m ten Eigentum sgestaltung ist gleichzeitig
die Zuordnung eines Teiles der N ettoeinkom m en v e r­
bunden; denn die N ettoeinkom m en sind nichts anderes
als Reinvermögenszuwächse, die — au ß er A rbeitsein­
kommen und U nternehm ergew inn — stets einem V er­
m ögensbestand funktionell zuzurechnen sind. Das
Eigentum am V erm ögensbestand im pliziert also die
Verfügungsmacht über die diesem Bestand zu v e r­
dankenden Reinvermögenszuwächse, sofern nicht das
Gesetz eine an d ere Regelung v orsieht (z. B. K apital­
ertragsteuer).
Es sei gestattet, zunächst noch einen A ugenblick bei
dem rein q uantitativen Gesichtspunkt unterschiedlicher
A nteile der Privatpersonen und der öffentlichen V er­
bände am volksw irtschaftlichen V erm ögen zu v e r­
harren. U nter diesem A spekt lassen sich folgende
typische Form en der Eigentum sordnung festhalten:
1. P r io r itä t d e s P r iv a t e ig e n tu m s ;
2. k o n k u r r ie r e n d e K o m b in a tio n v o n p r i v a t e m
lic h e m E ig e n tu m ;
3. P r io r itä t d e s ö f f e n tl id ie n E i g e n t u m s ') .
u n d ö f f e n t­
Diese R ealtypen ergänzen w ir durch zw ei idealtypische
Grundform en ’): ausschließliches P rivateigentum und
allum fassendes Gem eineigentum . Zwischen diesen po­
laren G renzfällen liegen die realen Eigentum sord­
nungen.
Nicht w eniger m annigfaltig als die möglichen Eigen­
tum sordnungen sind die „realisierten Formen, in denen
Sofern w ir von A n sp rü d ie n oder V erpflichtungen des Inlan d es
an d as A uslan d a b strah ieren .
5) H einrich v. S tackeiberg: „G rundlagen d e r theoretischen V olksw irtsd ia ftsle h re ", B ern 1948, S. 11.
®) V gl. hierzu w ie auch zu den A usführungen ü b e r den Z usam ­
m enhang zw ischen E igentum s- u nd W irtschaftsordnungen den B ei­
tra g des V e rfa sse rs zum Jahrbuch „O rdo“, Bd. 8 , 1955, ü b e r d as
Them a ,Z u r T y p e n le h re d e r W irtschafts- und G esellschaftsordnun­
gen".
V gl. zum B egriff d e r Id e a lty p e n M ax W eb e r: „G esam m elte A uf­
sätze zur W issenschaftslehre", T übingen 1922, S. 194 ff., 275 ff.,
372 ff., und „W irtschaft u nd G esellschaft", in: G rundriß d e r Sozial­
ökonom ik, III. A b tlg., 1. H albbd., 2. A ufl., T übingen 1925, S. 9 f f . —
H einz H a lle r: .T y p u s u nd G esetz in d e r N ationalökonom ie. V er­
such zur K lärung ein ig e r M ethodenfragen d er W irtsd ia ftsw isse n schaften", Stuttgart-K öln 1950, S. 74.
1955/11
K lo ten ; Das Eigentum in d e r W irtschaftsordnung
in concreto jew eils der alltägliche W irtschaftsprozeß
ab läu ft“, also die Wirtschaftsordnungen®). W alter
Eucken kommt unstreitig das V erdienst zu, als erster
in methodisch bahnbrediender Form aus der Vielzahl
konkreter W irtschaftsordnungen konstitutive G rund­
formen erm ittelt zu haben. Eucken unterscheidet zw i­
schen „zentralgeleiteter W irtschaft“ und „V erkehrs­
w irtschaft“. „Das W irtschaftssystem .Zentralgeleiteter
W irtschaft' ist dadurch gekennzeichnet, daß die Len­
kung des gesamten wirtschaftlichen A lltags eines Ge­
meinwesens auf Grund der Pläne einer Z entralstelle
erfolgt. Setzt sich jedoch die gesellschaftliche W irt­
schaft aus zwei oder vielen Einzelwirtschaften zusam ­
men, von denen jede W irtschaftspläne aufstellt und
durchführt, so ist das W irtschaftssystem der V erkehrs­
wirtschaft gegeben"®). M ittels einer kom binierten A n­
wendung der „reinen“ idealtypischen W irtschafts­
formen, der „W irtschaftssystem e“, glaubt Eucken alle
konkreten W irtschaftsordnungen eindeutig und h in ­
reichend erklären zu können.
Dieser Auffassung w ird m an sich heute aus zwei
Gründen nicht m ehr ohne Bedenken anschließen k ö n n en :
Erstens sieht Eucken in der A nzahl der W irtschafts­
pläne das entscheidende Kriterium für die Bestimmung
der konstitutiven Grundformen, doch m odifiziert er
sogleich die extrem e Form der „zentralgeleiteten W irt­
schaft" durch die V arianten „zentralgeleitete W irtschaft
mit freiem Konsumguttausch" und „zentralgeleitete
W irtschaft m it freier Konsumwahl" ' “). Er schafft damit
Typen, die Mischformen darstellen und sein Prinzip der
Bildung von Idealtypen diskrim inieren. Von größerer
Bedeutung als dieser m ehr form elle M angel ist aber
zweitens die zu vereinfachte, sehr schematische Frage­
stellung Euckens nach der Anzahl der W irtschaftspläne.
Treffender ist schon die Frage Franz Böhms nach den
zur Aufstellung und V erw irklichung der W irtschafts­
pläne Berechtigten: „W er darf entscheiden, w as w irt­
schaftlich geschehen soll?“ “ ). Damit sind w ir aber nur
einen kleinen Schritt w eiter gekommen, denn nicht
die „juristische Z uständigkeit“ entscheidet, sondern
die faktische Beeinflussung des wirtschaftlichen Pro­
zesses durch die öffentlichen oder p rivaten W irtschafts­
pläne. Der ökonomisch relevante G rundtatbestand liegt
also u. E. in dem V orw alten (Dominanz) der öffent­
lichen oder der priv aten (individuellen) W irtschafts­
führung. D ieses Phänom en ist das O r i g i n ä r k r i ­
t e r i u m aller realen W irtschaftsordnungen, die somit
durch das N ebeneinander von öffentlicher und p riv ater
W irtschaftsführung ihr Gepräge erhalten.
Unbeschadet dieser Feststellung können w ir — bei
abweichender D eutung — die Euckenschen Idealtypen
durchaus beibehalten, doch suchen w ir die konkrete
W irtschaftsgestaltung nicht durch eine kom binierte
A nwendung starrer Form enelem ente, sondern durch
die Bildung w eiterer realtypischer W irtschaftssystem e
als der charakteristischen A usprägungen der gem ein­
samen öffentlichen und privaten W irtschaftstätigkeit
*) W alter Eucken: „Die G ru n d lag en d e r N ationalökonom ie", 6 . A uf­
lage, B erlin-G öttingen-H eidelberg 1950, S. 238.
») Ebda., S. 79. i») Ebda., 3. Teil, 2. Kap. I.
“ ) „W irtsd iaftso rd n u n g und S taatsv erfassu n g ", T übingen 1950, S. 9.
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zu erfassen. A ls O berbegriffe für die beiden idealtypi­
schen und die zahlreichen realtypischen Unterform en
erhalten w ir dann drei Gruppen von W irtschaftssyste­
m en: die System e der V erkehrsw irtschaft, die System e
der gelenkten W irtschaft *^) ■und die System e der zen­
tralg eleiteten W irtschaft.
In allen zentralgeleiteten W irtschaftssystem en w ird
der W irtschaftsablauf entw eder allein oder überw ie­
gend durch den Z entralplan bestim m t (Primat der
Subordination), w ährend sich der wirtschaftliche Pro­
zeß in allen System en der V erkehrsw irtschaft en t­
w eder allein oder überw iegend nach den Plänen der
p riv aten W irtschaftseinheiten vollzieht (Primat der
m arktm äßigen Koordination). Die System e der gelenk­
ten M arktw irtschaft um fassen nur diejenigen Real­
typen, in denen die öffentlichen V erbände ihre für
vorrangig erklärten Zielsetzungen durch m ittelbare
und unm ittelbare Eingriffe in den W irtschaftsablauf
zu realisieren trachten, ohne jedoch die dadurch ein ­
geschränkte D ispositionsfreiheit der p riv aten W irt­
schaftseinheiten noch w eiter zu mindern.
W ährend Eucken sich zur C harakteristik seiner ideal­
typischen Grundformen allein auf die Zahl der W irt­
schaftspläne, also auf ein Kriterium beschränkt, er­
scheint es uns notwendig, neben der Dominanz der
öffentlichen oder d er privaten W irtschaftsführung als
O riginärkriterium noch ein zw eites fundam entum divisionis einzuführen, nämlich die Eigentum sordnung
als das für den W irtschaftsablauf entscheidende M erk­
mal der gesellschaftlichen Struktur, Die Eigentums­
ordnung ist zw ar prim är ein gesellschaftliches und nur
sekundär ein ökonomisches Merkmal, gleichwohl aber
für die Kennzeichnung der realen W irtschaftsordnun­
gen von grundlegender Bedeutung. Um dies deutlich
hervorzuheben, sehen w ir in der Eigentumsordnung
das S u b s i d i ä r k r i t e r i u m der W irtschaftsord­
nungen.
EIGENTUMSORDNUNG UND WIRTSCHAFTSSYSTEM
W enn die G estaltung des Eigentums für die realen
W irtschaftsordnungen so charakteristisch ist, dann muß
es auch typische Entsprechungen zwischen Eigentums­
ordnungen und W irtschaftssystem en geben. In der
Tat finden sich einerseits in der w irtschaftsw issen­
schaftlichen L iteratur nicht w enige Stellen, die die Be­
deutung des Eigentumsrechts für den W irtschaftsab­
lauf hervorheben, und andererseits zeigt die ge­
schichtliche Erfahrung, daß verkehrsw irtschaftlich orga­
n isierte V olksw irtschaften eine Priorität des P rivat­
eigentum s, gelenkte M arktw irtschaften ein konkur­
rierendes V erhältnis zwischen privatem und öffent­
lichem Eigentum, und zentralgeleitete W irtschaften
eine Priorität des G em eineigentum s aufw eisen. Doch
sind die Beziehungen — besonders in noch prim itiven
Volksw irtschaften — keinesw egs eindeutig. So erw ähnt
Eucken, „daß in verschiedenen Königreichen des alten
O rients aller Boden dem Großkönig g eh ö rte“, „die
Lenkung der Produktion“ aber keinesw egs vom König
aus zu erfolgen brauchte*®).
12) Im Sinne einer „öffentlich-gelenkten W irtschaft".
15) „ G ru n d la g e n .............. ", a. a. O., S. 54.
77
K loten: Das E igentum in d e r W irtschaftsordnung
Rein gedanklidi sind a u d i K om binationen m öglidi zwisehen zentralgeleiteter W irtschaft und Privateigentum
einerseits sow ie freier V erkehrs Wirtschaft und G em ein­
eigentum andererseits. Es ist keinesw egs müßig, solche
Beziehungen auf ih r W esen und ihre W irkungen hin
zu untersuchen, denn gerade dadurch w erden die
adäquaten O rdnungsform en aufgedeckt.
dung und V erm ögensverw endung, die in einer freien
V erkehrsw irtschaft den Leitern der H aushaltungen und
Betriebe erst den Impuls zu einer überragenden w irt­
schaftlichen A k tiv ität gibt. W ir kom m en somit zu dem
Schluß, daß „eine in Freiheit geordnete W irtschaft und
G esellschaft. . . den eigenständigen zur S elbstverant­
w ortung w illigen und fähigen M enschen" voraussetzt *®).
M an mache sich z. B. klar, daß gemäß unserem O rigi­
närkriterium der W irtschaftsablauf in einer ideal'•typischen freien V erkehrsw irtschaft mit allseitig voll­
ständiger K onkurrenz einzig determ iniert w ird durch
die W irtschaftspläne der privaten W irtschaftseinheiten,
also der Betriebe und letztlich der H aushalte, w ährend
die Regulativfunktion den Preisen zukommt. In diesem
System erscheint „der Eigentüm er als so lc h er. . . in
formellem Sinn nicht" “ ). Die V erfügungsmacht über
das volkswirtschaftliche G üterpotential könnte dem­
nach durchaus beim öffentlichen V erband liegen, ohne
daß der unterstellte M enschentypus anders, d. h. nicht
nach den für eine freie konkurrenzw irtschaftliche O rd­
nung geltenden Gesetzen handeln w ürde
Umge­
k eh rt ist auch eine idealtypische Z entralverw altungs­
w irtschaft m it Privateigentum denkbar; in einer solchen
W irtschaft liegt der Einsatz aller G üter im P roduk-'
tions- wie im Konsum sektor bei der Z entralstelle,
w ährend die reinen V erm ögensübertragungen den pri­
vaten W irtschaftseinheiten zustehen.
Um nachzuweisen, daß die Institution des G em ein­
eigentum s der zentralgeleiteten W irtschaft ad äq u at ist,
sei eine kurze V orbem erkung g estattet: In einer zen­
tralg eleiteten W irtschaft (vor allem der Z entralver­
w altungswirtschaft) ist der W irtschaftsprozeß n u r noch
in geringem Umfang an den individuellen Bedürfnis­
skalen orientiert. Die R ealisierung d er politischen Ziel­
setzungen w ird von überw ältigender Dringlichkeit, und
die V erfahren zur Durchsetzung der Pläne setzen
M ittel ein, die tief in die persönliche Sphäre eingreifen,
w ie Deportation, Zwangsschichten etc. V iele W irt­
schaftstheoretiker haben aufzuzeigen versucht, daß
sich ein rein am ökonomischen Prinzip o rien tierter
W irtschaftsablauf — u n ter bestim m ten Bedingungen —
in einer Z entralverw altungsw irtschaft nach den glei­
chen G esetzen vollziehen muß w ie der wirtschaftliche
Prozeß in einer freien V erkehrsw irtschaft ^’). Dieses
Ergebnis ist zw eifellos interessant, ab er für die Be­
urteilung der realen V orgänge in einer Z entralverw al­
tungsw irtschaft nur vergleichsw eise verw endbar. W ohl
selten b esteh t zwischen einem theoretischen Lehrsatz
und den zu erklärenden R ealphänom enen eine d er­
artig ungeheure Kluft wie hier. Eine w irklichkeits­
bew ußte A nalyse der Z entralverw altungsw irtschaft
muß von dem indiskutablen T atbestand ausgehen, daß
in dieser W irtschaftsordnung die beherrschende Posi­
tion der öffentlichen V erbände gleichbedeutend ist m it
der Dominanz des Politischen in Z ielsetzung und V er­
wirklichung; die V orgänge in einer zentralgeleiteten
W irtschaft sind m. a. W. von gänzlich an d erer Q u ali­
tä t als die in einer V erkehrsw irtschaft. N ur so ist auch
die ad äq u ate Eigentum sordnung, nämlich die P riorität
des Gemeineigentums, system gerecht einzuordnen. Das
Gem eineigentum an P roduktionsstätten, Rohstoffvor­
kommen, V erkehrsw esen, kurz an (nahezu) der G e­
sam theit der volksw irtschaftlichen G ütervorräte gibt
der herrschenden Schicht die Möglichkeit, u n te r Be­
achtung eines Minimums an individueller V ersorgung
mit Konsum gütern eine R ealisierung ih rer Z ielsetzun­
gen anzustreben. N iem and empfindet die verpflichtende
Kraft der persönlichen Beziehimg zwischen Eigentum
und Eigentüm er; dam it gibt es w eder ein v itales In ter­
esse an V erm ögensbildung noch eine Entfaltung aller
K räfte zur ertragbringenden V erw ertung d er V er-
W ie sehr sich die gedanklichen K om binationen aber
von der W irklichkeit entfernen und w ie notw endig es
ist, die W irtschaftssystem e nicht nur durch einen
ökonomisch relevanten Tatbestand, sondern auch durch
ergänzende H inzuziehung m indestens eines gesell­
schaftlichen M erkm als zu kennzeichnen, bew eist wohl
am besten die Erfahrungstatsache, daß jede Eigen­
tum sordnung ein ganz bestim m tes V erhalten der als
Privatpersonen oder als B eauftragte eines öffentlichen
V erbandes agierenden Individuen induziert; das ist der
springende Punkt. Denn den typischen A usprägungen
sowohl der W irtschafts- als auch der Eigentum sord­
nungen entsprechen bestim m te psychische G rundhal­
tungen, variierende seelische A ntriebskräfte der Men­
schen. Diese sind dam it gleichsam das tertium comparationis für den Versuch, Entsprechungen zwischen
den W irtschafts- und Eigentum sordnungen nicht nur
empirisch nachzuweisen, sondern auch deduktiv ab­
zuleiten.
Die Institution des Privateigentum s weckt als funda­
m entale A ntriebskraft das faktische Streben der Indi­
viduen nach V erm ögen und dessen möglichst ertrag ­
bringender V erw endung; d. h. w ir können letztlich nur
bei Priorität des Privateigentum s annehmen, daß sich
die in concreto handelnden Menschen annähernd so
verhalten w ie die im wirtschaftstheoretischen Modell
analysierten hypothetischen W irtschaftseinheiten. Es
ist m. a. W. die Freizügigkeit in der V erm ögensbil­
“ ) G u stav G u n d lad i: .E ig en tu m sfu n k tio n und O rdnung d e r P ro ­
d u k tio n ", in : Soziale S id ieru n g d u rd i N euordnung des Eigentum s,
A u g sb u rg 1953, S. 67.
1®) V gl. h ierzu H ans-Jochen v. K nebel-D öberitz: »V erkehrsw irtsd ia ft u n d P riv ateig en tu m an d en P ro d u k tio n sm itteln ", B onner
D issertatio n 1951, und d ie d o rtig en L iteratu rh in w eise.
78
■') Vifilfried S chreiber: „Eigentum als soziale O rd n u n g s m a d if, in;
S oziale Sicherung durch N euordnung des Eigentum s, A ugsburg
1953, S. 34} vgL fe rn e r d e n sp ä te re n A bschnitt d ie se r A bhan d lu n g
ü b e r E igentum und -wirtschaftliche Sicherheit.
17) V gl. etw a Enrico B arone: ,11 M inistro d elle p ro duzione nello
Stato c o lle ttiv is ta “, in : G io m a le d eg li E conom isti, vol. XXXVII,
1908 (Engl. U bers.: „The M in istry of Production in the c o lle ctiv ist
S tate", ln F. A . H a y ek : „C ollectivist Econom ic P la n n in g “. A p­
p e ndix A , London* 1947). W ilhelm K relle: „W irtschaftsrechnung
in verschiedenen W irtschaftsordnungen*, in : Jah rb ü ch e r fü r N a tio ­
nalökonom ie u nd S ta tistik , Bd. 165, 1953. K. Paul H a n se l: „Ein­
führung in die T heorie d e r Z e n tralv e rw a ltu n g sw irtscä ia ff, S tu tt­
g a rt 1954.
1955/11
K lo ten : Das E igentum in d e r W irtsd ia ftso rd n u n g
mögensbestände wie in der V erkehrsw irtsdiaft. Poli­
tischer Zwang ersetzt freiwilliges Streben. Soweit Pri­
vateigentum noch vorhanden ist — etw a im Bereidi
der Gegenstände des täglichen Bedarfs oder der kleinbetrieblidien H erstellung von Konsum gütern —, geht
von ihm kein gestaltender Impuls aus. Die Stellung
des Privateigentum s in der Z entralverw altungsw irt­
schaft (gedankliche Kombination) ähnelt dam it — um
einen berühmten Vergleich Böhm-Bawerks zu v e r­
wenden — einer Schale ohne Kern.
Dieses Ergebnis berechtigt uns zu folgendem Schluß;
Einem sukzessiv gedachten Ü bergang von der freien
Verkehrs Wirtschaft zur zentralgeleiteten W irtschaft
entsprechen sowohl in der R ealität als auch in der De­
duktion eine quantitative V erlagerung vom P riv at­
eigentum zum G emeineigentum und/oder eine M in­
derung in der G estaltungskraft des noch verbliebenen
privaten Eigentums. Um gekehrt führen Ä nderungen
in der Eigentumsordnung zur A daption in der G estal­
tung der W irtschaftsordnung. Diese Interdependenz
zwischen W irtschaftsordnung und Eigentum sordnung
erhellt sehr deutlich aus der Bemerkung Euckens, daß
bei einer „Übernahme des P roduktionsapparates durch
zentrale S tellen . . . die A ufhebung des P rivateigen­
tums naheliegt" ’®) und daß der Staat „zu einer Politik
der zentralen Lenkung gezwungen" wird, falls er
„große Teile des P roduktionsapparates in K ollektiv­
eigentum“ übernimmt'®). Noch pointierter ist die F est­
stellung Eucäcens, daß „zur Verw irklichung der W e tt­
bewerbsordnung Privateigentum erforderlich ist" 2“).
Dieses Ergebnis deckt sich völlig mit den unterstellten
typischen Kombinationen zwischen W irtschafts- und
Eigentumsordnung sowie m it der Eigentum sordnung
als Subsidiärkriterium jeder W irtschaftsordnung.
EFFEKTIVITÄT DER EIGENTUMSORDNUNG
Nicht m inder wichtig als die Erfassung ad äquater
Ordnungsformen ist es, den Effekt zu beschreiben, den
eine gegebene Eigentum sordnung auf den W irtschafts­
ablauf erzielt. Bei einer gegebenen A ufteilung des volks­
wirtschaftlichen Verm ögens in einen p rivaten und einen
öffentlichen Teil kann nämlich die Eigentum sordnung
den wirtschaftlichen Prozeß je nach der Dispositions­
freiheit und den Zielen der handelnden Individuen
sehr mannigfach beeinflussen. Die Summe aller auf
eine beliebige Eigentum sordnung zurückzuführenden
Einflüsse unm ittelbarer und m ittelbarer A rt auf den
W irtschaftsablauf nennen w ir die „Effektivität" der
Eigentumsordnung. W egen der außerordentlichen Kom­
plexität des G egenstandes ist eine ins einzelne gehende
Bestimmung der Effektivität der typischen Eigentums­
ordnungen sehr schwer, w enn nicht unmöglich. Gleich­
wohl wird es uns bei U nterstellung bestim m ter Be­
dingungen ohne Zweifel gelingen, einige w esentliche
Ursachen der Effektivität der für uns w ichtigsten Eigen­
tumsordnungen herauszufinden.
Vorweg sei bem erkt, daß es um so eher möglich ist,
die Effektivität d er Eigentum sordnung zu imischreiben
*•) .G rundsätze d e r W irtsd ia ftsp o litik “, Bern-Tübingen 1952, S. 106.
“ ) Ebda., S. ,137. “ ) Ebda., S. 271.
1955/11
und ihre Komponenten zu erfassen, je stärk er der
W irtschaftsablauf durch die privaten W irtschaftspläne
bestim m t wird. W ir beginnen daher unsere U nter­
suchung m it der realtypischen freien V erkehrsw irt­
schaft j die für die Effektivität der Eigentum sordnung
in dieser W irtschaftsordnung entscheidenden Fak­
to ren ^i) sind:
d ie M a r k tfo rm e n ,
d ie W ir ts d ia f ts g e s e tz e , v o r a lle m d a s G e s e lls d ia f ts r e d it,
d ie S te u e r g e s e tz e ,
d a s E r b r e d it,
d a s W ä h r u n g s s y s te m .
Die M a r k tf o r m e n : D ie I n s titu tio n d e s P r iv a t e ig e n tu m s e in e r
V e r k e h r s w ir ts d i a f t v e r l e i h t d e n k o n s u m ie r e n d e n w ie d e n
p r o d u z ie r e n d e n W ir ts c h a f ts e in h e ite n d ie G e w a lt, ü b e r G ü te r
in b e s tim m te n , g e w ö h n lic h s e h r w e it g e s ie d e te n G re n z e n z u
v e r f ü g e n . F ü r d e n H a u s h a lt b e d e u t e t d a s f r e ie V e rm ö g e n s ­
b ild u n g , u m s te t ig e E in n a h m e q u e lle n z u e r s c h lie ß e n o d e r fü r
d ie E r b e n v o r z u s o r g e n e tc . D e n B e tr ie b e n o d e r U n te r n e h ­
m u n g e n s ic h e rt d a s P r iv a t e ig e n tu m d ie M ö g lic h k e it, n a c h
e ig e n e m E r m e s s e n P r o d u k tio n s m itte l z u k o m b in ie r e n , P ro ­
d u k te z u e r z e u g e n u n d a b z u s e tz e n . A lle d ie s e M a ß n a h m e n ,
a u c h v e r tr a g lic h e r A r t (F u s io n e n e tc .), s in d n u n ö k o n o m is c h
e r s t d a n n s in n v o ll, w e n n s ie le tz tlic h z u e i n e r b e s s e r e n V e r ­
s o r g u n g d e r V e r b r a u c h e r m it k o n s u m r e if e n E r z e u g n is s e n
f ü h r e n . O b d ie p r i v a t e V e r f ü g u n g s g e w a lt a ls I n s tr u m e n t in
d e n H ä n d e n d e r U n te r n e h m e r ta ts ä c h lic h d ie s e m Z ie l d ie n t,
v e r m a g n u r e in e A n a ly s e d e r r e a le n M a r k tg e s ta ltu n g a u f ­
z u z e ig e n . D ie s e r A u f g a b e h a t sich d ie m o d e r n e L e h re v o n
d e n M a r k tf o r m e n g e w id m e t. F ü r u n s e r P r o b le m is t e s z ie m ­
lic h g le ic h , o b w ir e tw a H . v . S tacäcelb erg
W . E ucken
o d e r R. Frisch® *), R . T riffin ^®) u n d E. S c h n e id e r ’®) fo lg e n ;
d ie E r g e b n is s e w ü r d e n n u r g r a d w e is e v o n e in a n d e r a b w e ic h e n .
I n e in e r k o n k u r r e n z w ir ts c h a f tlic h e n M a r k tf o r m s e h e n sich
s o w o h l d ie K ä u fe r a ls a u ch d ie V e r k ä u f e r g e z w u n g e n , d e n
P r e is a ls D a tu m a n z u e r k e n n e n s o w ie a lle K r ä f te z u e n t­
w ic k e ln , u m d e m K o n k u rre n z d ru c k s ta n d z u h a lte n u n d n ic h t
i n d ie V e r lu s tz o n e g e d r ä n g t z u w e r d e n . I n d e n o lig o p o lis ti­
s c h e n o d e r d e n m o n o p o lis tis c h e n M a r k tf o r m e n tr e ib e n d ie
O lig o p o lis te n o d e r d e r M o n o p o lis t M a r k ts tr a t e g ie ; d. h . s ie
s in d in d e r R e g e l b e s tr e b t , d ie N a c h f ra g e z u b e e in flu s s e n
(d u rc h R e k la m e e tc .), d ie N a c h f r a g e r e n te d u rc h P r e is d if f e ­
r e n z ie r u n g e n z u a b s o r b ie r e n u n d a ls G r o ß a b n e h m e r d ie
L ie f e r a n te n d u rc h R a b a tte e tc . z u P r e is a b s c h lä g e n z u z w in ­
g e n . U m d ie s e Z ie le z u e r re ic h e n , k o m m t e s z u Z u s a m m e n ­
s c h lü s s e n a lle r A r t (K a rte lle , K o n z e r n e , T n js ts ) , z u Ü b e r ­
in v e s t itio n e n , u m sich M a r k ta n t e ile z u s ic h e rn (b e i Q u o te n ­
k a r te lle n ) , z u P r e is b in d u n g e n im H a n d e l, z u r F ix ie r u n g v o n
A b s a tz g e b ie te n , z u V e rs u c h e n , d ie W ir ts c h a f ts g e s e tz g e b u n g
z u b e e in f lu s s e n e tc . D ie F o lg e n d ie s e r P r a k ti k e n s in d ä u ß e r s t
m a n n ig f a ltig ; i n a lle r R e g e l e r g e b e n s ie e in e M in d e r v e r ­
s o r g u n g d e r K o n s u m e n te n u n d e in e p a r tie lle S ta r r h e i t d e s
W ir ts c h a f ts g e f ü g e s m it in h ä r e n t e r T e n d e n z z u s ta a tlic h e n
I n te r v e n tio n e n .
D a ra u s e r h e llt, d a ß sich m it d e n M a r k tf o r m e n „ d ie F u n k ­
tio n d e s E ig e n tu m s r e c h ts “ ” ) v e r ä n d e r t. In e in e r W ir ts c h a f ts ­
o r d n u n g a l ls e iti g e r K o n k u r r e n z i s t d a s P r iv a t e ig e n tu m e in
„ ö k o n o m is c h im d s o z ia l b r a u c h b a r e s I n s tr u m e n t d e s O rd n x in g s a u f b a u e s “ “*). B ei s u k z e s s iv f o r ts c h r e ite n d e r Z e r s tö r u n g
d e r W e t tb e w e r b s o r d n u n g d u rc h m o n o p o lis tis c h e G e b ild e w ird
d ie E ig e n tu m s o r d n u n g d ie s e r F u n k tio n im m e r m e h r e n tk le i­
d e t. D a s P r iv a t e ig e n tu m b i e t e t fo lg lic h b e i m o n o p o lo id e r
M a r k tg e s ta ltu n g d e n b e h e r r s c h e n d e n U n te r n e h m u n g e n e in e
B a s is f ü r V e r fä ls c h u n g e n d e s in d iv id u e lle n D a te n b ild e s , fü r
d ie B ild u n g ö k o n o m is c h n ic h t g e r e c h t f e r tig te r P f rü n d e , f ü r
K a p ita lf e h lle itu n g e n e tc . m it a lle n b e k a n n t e n F o lg e n .
2^)
Dem S a d ik e n n e r w ird b ei d e r folgenden A u fstellung sogleich
auffallen, daß die g enannten F aktoren n u r Schw erpunkte um fassen­
d e r B ereiche sind, w ie etw a Sitte und K onvention, bürgerliches
Recht schlechthin, G esam theit d e r G eld- und K re d itpolitik etc.;
dam it w ird d e u tlid i, daß w ir im G runde n id its an d eres tun, als
vornehm licb das gesam tw irtschaftlidie D atum „red itlid ie und
soziale O rganisation" in B estandteile zu zerlegen.
^*) .M ark tfo rm und G leichgew icht“. W ien und B erlin 1934.
^) .G r u n d la g e n ............. ", a- a. O.
^‘) ,O n the N otion of the E quilibrium and D isequilibrium ", in:
R eview of Econom ic S tudies, 1935.
.M onopolistic C om petition and g e n eral E quilibrium T heory",
C am bridge 1941.
*•) U. a. .E inführung in d ie W irtschaftstheorie", Bd. I u. II, T übin­
gen 1949.
Eucken; .G r u n d s ä tz e ..............' , a. a. O ., S. 272.
'") Ebda., S. 273.
79
K loten: Das E igentum in d e r W irtscäiaftsordnung
D ie F e s ts te llu n g , d a ß „ d a s P r iv a te ig e n tu m a n P r o d u k tio n s ­
m i tte ln e in e V o r a u s s e tz u n g d e r W e t tb e w e r b s o r d n u n g " , u n d
u m g e k e h r t „ d ie W e t tb e w e r b s o r d n u n g e in e V o r a u s s e tz u n g
d a fü r" is t, „ d aß d a s P r iv a t e ig e n tu m a n P r o d u k tio n s m itte ln
n ic h t z u w lrts c h a ttlic iie n u n d s o z ia le n M iß s tä n d e n fü h r t"
i s t d a h e r v o n z w in g e n d e r K o n s e q u e n z .
D ie W ir ts c h a f ts g e s e tz e : D ie W ir ts c h a f ts g e s e tz g e b u n g s c h a fft
e in e n i n s titu tio n e lle n R a h m e n , in d e m sich d ie p r iv a te n
W ir ts c h a f ts e in h e ite n f r e i b e w e g e n k ö n n e n ; e in ig e d e r g e ­
s e tz lic h e n B e s tim m u n g e n k ö n n e n a u f d e n W ir ts c h a f ts a b la u f
u n d d ie A u s ü b u n g d e s E ig e n tu m s re c h ts e in e n s e h r n a c h h a l­
tig e n E in flu ß h a b e n . V o r a lle m w ä r e n h ie r d ie E in s c h rä n ­
k u n g d e s R is ik o s , z, B, b e i d e r G m b H u n d d e r A G , s o w ie
d ie L ö s u n g d e r E n tsc fa e id u n g s g e w a lt v o m R isik o , w ie sie
e tw a d a s d e u ts c h e R e c h t d e r A k tie n g e s e lls c h a f t v o r s ie h t, z u
n en n en ® "), Karum m in d e r b e d e u ts a m s in d d ie B e s tim m u n g e n
d e s V e rg le ic h s - u n d K o n k u rs re c h ts . I n s b e s o n d e r e t r ä g t d ie
s ta r k e S te llu n g d e s V o r s ta n d e s in d e r m o d e r n e n A k tie n g e ­
s e lls c h a ft d a z u b e i, a n d e r e Z ie ls e tz u n g e n a ls d ie m ö g lic h s t
w irts c h a f tlic h e M itte lv e r w e n d u n g u n d d a m it u . a . d ie B e ­
w illig u n g ö k o n o m is c h s in n v o lle r D iv id e n d e n a u s s c h ü ttu n g e n
in d e n V o r d e r g r u n d z u rü c k e n . N ic h t v o n u n g e f ä h r s in d d ie
V o r s te llu n g e n v o m R e g im e d e r M a n a g e r (J a m e s B u rn h a m )
u n d d e n i n d u s tr ie lle n F u n k tio n ä r e n M o d e g e w o rd e n .
D ie S te u e r g e s e tz e : D u rc h d ie S te u e r g e s e tz g e b u n g w ir d d ie
E in k o m m e n s b ild u n g u n d -V e rw e n d u n g s e h r s ta r k b e e in flu ß t.
So k a n n z, B, d e r S te u e r g e s e tz g e b e r d u rc h d ie F ö r d e r u n g
d e r S e lb s tf in a n z ie r u n g d e n K a p ita lm a r k t a ls d e n S a m m le r
liq u id e r V e r m ö g e n s te ile e n ts c h e id e n d b e s c h n e id e n . F ü r e in e
A n a ly s e d e r E f f e k tiv itä t d e r E ig e n tu m s o rd n u n g I s t e s f e r n e r
n ic h t u n e r h e b lic h , d ie E in w irk u n g e n d e r s te u e r lic h e n G e s e tz ­
g e b u n g a u f d ie S te u e r m o r a l z u b e a c h te n .
D a s E r b re c h t: D a s E r b re c h t b e s tim m t in g a n z e n ts c h e id e n d e r
F o rm d ie p e rio d is c h e N e u v e r te i lu n g p r i v a t e r V e r m ö g e n s ­
m a s s e n ; s ie b e e in flu ß t s o m it n ic h t n u r d ie M a ß n a h m e n d e r
E rb e n , s o n d e r n — v o r a lle m — a u ch d e r E r b la s s e r ,
D a s W ä h r u n g s s y s t e m : S c h lie ß lic h s in d d a s v o r lie g e n d e W ä h ­
r u n g s s y s te m u n d d ie ih m k o n fo r m e G e ld - u n d K re d itp o litik
v o n a u s s c h la g g e b e n d e r B e d e u tu n g **).
Einer gelenkten M arktw irtschaft entspricht — w ie w ir
sahen — eine konkurrierende Kombination von Privat- und Gemeineigentum, N eben die Größen, die in
der freien V erkehrsw irtsdiaft die Effektivität der
Eigentum sordnung determ inieren, treten hier andere
Bestimmungsgründe, die aus der interventionistischen
W irtsdiaftsgestaltung resultieren. W ir greifen-nur die
u. E. w ichtigsten Faktoren heraus:
D u rc h R e g u lie r u n g e n e in z e ln e r , m e h r e r e r o d e r a lle r M ä r k te
m itte ls P r e is ta x e n , M e n g e n m a n ip u la tio n e n , R o h s to f fz u te ilu n ­
g e n , B e d a r f s p r ü f u n p n e tc , w ir d d ie im E ig e n tu m s re c h t
g ru n d s ä tz lic h z u g e s ic h e r te V e r f ü g u n g s g e w a lt n a c h A u s m a ß
u n d M ö g lic h k e ite n e r h e b lic h r e d u z ie r t.
D u rc h Ü b e rn a h m e w ic h tig e r S c h lü s s e lin d u s tr ie n in d ie ö ff e n t­
lic h e H a n d (S o z ia lis ie ru n g ) m e h r t sich d ie B e d e u tu n g d e s
G e m e in e ig e n tu m s ; d a m it g e w in n e n d ie p o litis c h e n G e s ic h ts ­
p u n k te z w a n g s lä u fig a n G e w ic h t.
M it z ie m lic h e r W a h r s c h e in lic h k e it v e r s t ä r k t d e r I n te r v e n ­
tio n is m u s d ie T e n d e n z z u r B ild u n g p r i v a t e r o d e r q u a s iö ff e n tlic h e r I n te r e s s e n v e r b ä n d e (p lu r a lis tis c h e G e s e lls c h a fts ­
o rd n u n g ) , d ie m it e in e r o d e r m e h r e r e n p o litis c h e n P a r te ie n
e n g e n K o n ta k t p fle g e n , u m ih r e Z ie le ü b e r d ie P a rla m e n te ,
d a m it a u f d e m W e g e d e r G e s e tz g e b u n g u n d d e r V e r o r d ­
n u n g e n , n ic h t a b e r d u rc h M a r k tle is tu n g e n z u r e a lis ie r e n .
E in s o lc h e r Z u s ta n d is t g le ic h b e d e u te n d m it e in e r w e ite r e n
V e r m in d e r u n g d e r o rd n u n g s p o litis c h e n F u n k tio n d e s P r iv a t­
e ig e n tu m s .
D ie T e n d e n z z u e in e r V o llb e s c h ä ftig u n g s p o litik u n d d a m it
z u e in e r P o litik d e s b illig e n G e ld e s s o rg t d a fü r, d a ß Z w a n g s sp a rp ro z e sse den
W ir ts c h a f ts a b la u f e n ts c h e id e n d b e e i n ­
flu s s e n , D ie p r i v a t e V e r m ö g e n s b ild u n g a ls K o n s e q u e n z d e s
b e s te h e n d e n R ec h ts a m P r iv a te ig e n tu m b e r u h t n ic h t m e h r
a u f F le iß , e c h te r U n te r n e h m e r le is tu n g , S p a rw ille n , s o n d e r n
*®) Ebda,, S, 275j vgl, auch L, M iksdis A usfülirungen ü b e r die
Beziehungen zw ischen B esitzv erteilu n g und in n erer K oordination,
in: O rdo, 3, Bd,, 1950, S, 62.
’“) V gl, O sw ald v. N ell-B reuning; „E igentum sbildung d u rd i O rd ­
n u n g von V erteilu n g und V e rb ra u d i", in: Soziale Sicherung d u rd i
N eu o rd n u n g des Eigentum s, A ug sb u rg 1953, S, 72,
D ieser H inw eis m ag b ei dem beg ren zten R ahm en des v o r­
lieg en d en A ufsatzes genügen.
80
a u t d e m G e sc h ic k o d e r d e m G lü c k , d ie ric h tig e P o s itio n im
W ir ts c h a f ts a b la u f in n e z u h a b e n , u n d g e h t a u f K o s te n a n d e r e r
B ü rg e r, d ie ü b e r f e s te E in k o m m e n , H a u s v e r m ö g e n , n ic h t
b e v o r z u g te P r o d u k tio n s s tä tte n e tc , v e r f ü g e n . F o lg lic h s in d
d ie U rs a c h e n f ü r s p o n ta n e V e r m ö g e n s b ild u n g e n u n d k o n ­
ju n k t u r e l l e n A u fs c h w u n g n u r in d e m m e h r o d e r w e n ig e r
z u fä llig e n A n s a tz u n d A u s m a ß d e r K r e d itin je k tio n e n u , ä.
s o w ie in d e r s p e z ifisc h e n F ä h ig k e it z u s e h e n , sich d e n ra s c h
w e c h s e ln d e n S it u a tio n e n a n z u p a s s e n .
E in e w e ite r e S c h w ä c h u n g d e s P r iv a t e ig e n tu m s f o lg t a u s
s o lc h e n M a ß n a h m e n w ie d e r E in r ä u m u n g e in e s M itb e s tim ­
m u n g s re c h ts f ü r A rb e itn e h m e r . W ie im m e r m a n z u d ie s e m
P r o b le m s te h e n m a g , s ic h e r is t, d a ß d e r m o d e r n e Z u g z u r
„ W irts c h a f ts d e m o k r a tie " n u r d e r g e le n k te n M a r k tw ir ts c h a f t,
n ic h t a b e r d e r f r e ie n M a r k tw ir ts c h a f t a d ä q u a t I s t u n d s t e t s
z u e in e r E in s c h rä n k u n g d e r im E ig e n tu m s r e c h t v e r b r ie f t e n
B e f u g n is s e m it a lle n n a c h te ilig e n F o lg e n f ü h r t.
K a u m w e n ig e r b e d e n k lic h is t e in e ü b e r t r i e b e n e S o z ia lg e s e tz ­
g e b u n g , d ie d ie g e s a m te K r a n k e n - , I n v a lid e n - , A lte r s - ,
A r b e its lo s e n v e r s ic h e r u n g u s w , z u e in e r A n g e le g e n h e it ö ff e n t­
lic h -r e c h tlic h e r K ö rp e rs c h a fte n m a c h t. D ie F o lg e n s in d ; w a c h ­
s e n d e A u s h ö h lu n g g le ic h g e r ic h te te r p r i v a t e r B e s tr e b u n g e n ,
A n w a c h s e n p o litis c h h ö c h s t b e d e n k lic h e r F o n d s , W a c h ru f e n
e in e s S ic h e r h e its k o m p le x e s b e i d e n S t a a ts b ü r g e r n , v e r m in ­
d e r t e r A r b e its w ille e tc . W ie s e lte n s o n s t p a ß t h i e r d a s
G o e th e - W o r t a u s d e m F a u s t; „ V e r n u n ft w ir d U n s in n , W o h l­
t a t P la g e ,“
A lle b in n e n w ir ts c h a f tlic h e n M a ß n a h m e n fin d e n I h r e E r g ä n ­
z u n g in d e m A u f b a u e in e s b ila te r a le n A u ß e n h a n d e ls , d u rc h
d e n d ie F r e iz ü g ig k e it in d e r E in k o m m e n s b ild u n g u n d V e r ­
m ö g e n s v e r w e n d u n g w e ite r h in g e m in d e r t w ird .
Die geringsten Aussichten für die Bestimmung der
Effektivität der E igentum sordnung b ietet die Z entral­
verw altungsw irtschaft. Durch das völlige oder w eit­
gehende Fehlen des P rivateigentum s und d ie eindeu­
tige Dominanz des Politischen v o r allen anderen Le­
bensbereichen gibt es keine eindeutige, der Institution
des G em eineigentum s zuzusciireibende R eaktion der
Individuen; diese sind B efehlsüberm ittler und nach
Zentralplänen A rbeitende, deren M otive kaum zu
fixieren sind. Fest steht wohl nur, daß ein wirklich
echtes Streben nach V erm ögensbildung höchstens bei
politisch überzeu g ten vorliegt, und daß sta tt des fre i­
willigen Dranges zur Berufsarbeit und selbstgew ähl­
te r Beschäftigung die Furcht vor öffentlicher D iskredi­
tierung und körperlichem Zw ang ein überm ächtiger
Faktor wird. Die vom G em eineigentum ausgehenden
W irkungen v erstärk en also die schon der zen tral­
geleiteten W irtschaft an sich im m anenten Tendenzen.
A lleiniges (oder zum indest überw iegendes) G em ein­
eigentum zerstört alle Hoffnungen auf einen erfolg­
reichen W iderstand gegen die W irtsd iaftsb ü ro k ratie;
es vervollkom m net die A bhängigkeit von den Staats­
funktionären und b ietet diesen die rechtliche Grund­
lage für ihre H andlungen,
EIGENTUM UND M ACHT
Die bisherigen A usführungen m üssen w ir noch um
einen wichtigen, die Eigentum sordnung und ihre Effek­
tiv itä t gleichfalls charakterisierenden Zusam m enhang
ergänzen. M it der V erfügungsgew alt, die die Eigen­
tum sordnung garantiert, ist denjenigen, die das Eigen­
tum srecht ausüben, also den P rivateigentüm ern oder den
Bevollm ächtigten öffentlicher V erbände, ein M ittel an
die H and gegeben, durch verm ögensm äßige M anipu­
lationen bestim m te Z ielsetzungen w irtschaftlicher oder
politischer A rt zu realisieren. Das besagt aber nichts
anderes, als daß das Eigentumsrecht dem V erfügungs­
berechtigten „Macht" gew ährt; denn unter Macht v e r­
1955/11
K loten: Das E igentum in d e r W irtsdiaftsordnung
stehen w ir mit Max W eber „jede Chance, innerhalb
einer sozialen Bewegung den eigenen W illen au d i gegen
W iderstreben durchzusetzen, gleidiviel w orauf diese
Chance beruht"
Nun ist es für uns zweckmäßig und
a u d i notwendig, zwisdien politisdier und w irtsdiaftlidier Macht zu unterscheiden. Mit politischer Macht
sei jede Chance bezeichnet, die H andlungsfreiheit von
M itgliedern eines Gemeinwesens über eine unm ittel­
bare V eränderung ihrer rechtlichen und sozialen Posi­
tion (politische M ittel: z. B. Gesetze, V erordnungen,
Bestrafungen wie Enteignungen, D eportation, G efäng­
nis etc.) zu beeinträchtigen. W irtschaftliche Macht da­
gegen äußert sich in dem Versuch, dem (den) M arktpartner(n) im Rahmen der M arktlage seinen W illen
aufzuzwingen ^^). Auf m annigfaltige A rt kann dam it
Macht im Sinne unserer Definition ausgeübt werden;
eine der entscheidenden Hebel der M achtausübung
liegt aber in der V erfügungsgew alt ü b er Güter, also
letztlich in der Eigentumsordnung.
Diese Feststellung genügt aber nicht, sondern w ir
müssen zu erm itteln suchen, w ie groß die Macht ist,
die ciie verschiedenen typischen A usprägungen der
Eigentumsordnung gew ähren, und welches ihre Kom­
ponenten sind. Unser A ugenm erk w ird dabei notw endig
auf das Zusammenwirken zwischen wirtschaftlicher und
politischer Macht in den H auptgruppen der W irtschafts­
systeme gerichtet sein.
Eine realtypische funktionsfähige freie V erkehrsw irt­
schaft ist nur denkbar bei einer scharfen Trennung
zwischen dem wirtschaftlichen und dem politischen
Handlungsbereich. Der wirtschaftliche Bereich erhält
seine Struktur durch die im gesamtwirtschaftlichen und
individuellen D atenkranz zusam m engefaßten S tru k tu r­
elemente! der politische Handlungsbereich w ird da­
gegen durch die Staatsverfassung, durch die Gesetze,
die Zielsetzungen und die G rößenverhältnisse der
Parteien etc. bestimmt.
Von em inenter W ichtigkeit ist ferner, daß alle Indi­
viduen W irtschaftseinheiten angehören und gleich­
zeitig M itglieder öffentlicher V erbände sind. Sie üben
damit — zum indest in einem dem okratischen G em ein­
wesen — einen allerdings stark differierenden Einfluß
auf den W irtschaftsablauf w ie die politischen V or­
gänge aus.
Ihr Einfluß auf den W irtschaftsprozeß, d. h. die A us­
übung der ihnen zukom menden wirtschaftlichen Macht,
wird durch die Struktur der M ärkte begrenzt, auf
denen sie als A nbieter oder Nachfrager erscheinen.
Somit ergibt sich die — von Böhm-Bawerk schon 1914
form ulierte — Feststellung, daß die ökonomische
Macht „nicht außerhalb oder c/egen, sondern innerhalb
und durch Erfüllung der ökonomischen Preisgesetze
wirkt" =^). „Der Keim der wirtschaftlichen Macht" liegt
*2) „W irtschaft und G esellschaft", in: G rundriß der Sozialökonom ik,
III. A btlg., 1. H albbd., 2. A ufl., Tübingen 1925, S. 28; M ax W eb er
schreibt anschließend: „Der Begriff ,M ad it' ist sozio lo g isdi am orph.
A lle d en k b aren Q u a litä ten ein es M ensdien und a lle d e nkbaren
K onstellationen k ö nnen jem and in die Lage v ersetzen , seinen
W illen in e in e r geg eb en en S itu atio n d urdizusetzen."
” ) Zum B egriff d e r w irtschaftlichen M acht siehe Erich P reise r:
»Besitz und M acht in d e r D istrib u tio n sth eo rie", in: Synopsis, F e st­
gabe für A lfred W eb er, H eid elb erg 1948, S. 357, A nm. 1.
„M adit oder ökonom isches G esetz", in: Z eitschrift für V olks­
w irtschaft, S o zialpolitik und V erw altu n g , 23. Bd., W ien 1914, S. 217.
1955/11
folglich „in jed er Preisbildung, in jed er M arktsituation“
(H. Sultan) ^s). Eucken zieht aus ähnlichen Ü berlegun­
gen den Schluß, daß „die Stärke der M a c h ts te llu n g ...
je nach der W ichtigkeit des M arktes verschieden"
i s t “ ). Danach wächst die wirtschaftliche Macht m it dem
Ü bergang zu immer um fassenderen und ausschließ­
licheren M arktparteien, w ie K artellen, K onzernen und
Trusts. In der M arktform der vollständigen K onkur­
renz dagegen „ist der Einzelne fast entmachtet" ^’).D ie
Skala der wirtschaftlichen Macht, die aus der freien
V erfügungsgew alt über G üter resultiert, ist also schon
in ein er freien V erkehrsw irtschaft außerordentlich w eit
gespannt i sie reicht von der W irtschaftseinheit, die
sich einem M onopolisten in A usbeuterposition gegen­
übersieht, bis zum beherrschenden Großunternehm en,
in dem die A kkum ulation von K apital reiner Selbst­
zweck gew orden ist^®).
N un darf man sich nicht auf eine A nalyse der w irt­
schaftlichen Macht beschränken. Die Leiter der W irt­
schaftseinheiten sind, w ie w ir betonten, gleichzeitig
Staatsbürger m it höchst vielgestaltigen Beziehungen.
Auf dem W ege der W ahl, der persönlichen Beeinflus­
sung, der Bestechung, der G ründung von Interessen­
verbänden etc. versuchen sie, ihre Zielsetzungen zu
verwirklichen. Diese M öglichkeiten sind in der Regel
um so größer, je umfangreicher insbesondere die V er­
m ögenskapazitäten (Ausdruck wirtschaftlicher Stärke)
sind. Unser Ergebnis lau tet also:
1. D a s P r iv a t e ig e n tu m e r z e u g t w ir t s d i a f t l i d i e M a c h t.
2. D ie w irts c h a f tlic h e M a c h t i s t e in e F u n k tio n d e r M a r k t­
p o s itio n u n d d e r V e im ö g e n s m a s s e .
3. M it w a c h s e n d e r w ir ts c h a itlic h e r M a c h t s te i g t a u c h d ie
M ö g lic h k e it d e r p o litis c h e n E in flu ß n a h m e .
Mit dieser Feststellung ist nichts ausgesagt darüber,
ob die W irtschaftseinheiten ihre Chancen tatsächlich
nützen. Die V erm utung liegt aber nahe, und die Reali­
tä t hält zahlreiche Beweise bereit.
In einer gelenkten M arktw irtsdiaft geht die Bedeu­
tung der wirtschaftlichen Macht zugunsten einer V er­
stärkung der politischen Eingriffsmöglichkeiten zurück.
W irtschaftliche und politische Macht liegen nicht
m ehr — w ie in d er freien V erkehrsw irtschaft — bei
verschiedenen Einheiten (Koordinationsprobleme!), son­
dern sie w erden in wachsendem Umfange in der öffent­
lichen H and u n m i t t e l b a r vereinigt. Die Folgen
zeigen sich in steigender Zurückdrängung w irtschaft­
licher G esichtspunkte, in dem Streben nach stärkeren
Zusammenschlüssen als Q uelle politischer W illens­
bildungen und in der Zunahm e unm ittelbarer Eingriffe
in die private Sphäre (Aushöhlung des Eigentums­
rechts). Völlig m iteinander verbunden sind w irtschaft­
liche und politische Macht in einer Z entralverw altungs.D ie S taatseinnahm en. V ersuch e in e r soziologisdien Finanz­
th e o rie als T eil e in e r T heorie der p o litisd ie n Ö konom ie“, T übin­
gen 1932, S. 55.
“•) „G rundlagen . . .
a. a. O ., S. 199: vgl. fe rn e r Eudcens A b­
handlung „Das Problem d e r w irtsd ia ftlid ien M adit", in; U nser Z eit­
a lte r d er M ißerfolge, T übingen 1951.
„G rundlagen
a. a. O ., S. 202.
«) V gl. zu dem v o rlieg e n d e n Problem u. a.:
Leonhard M iksdi: „M öglidikeiten und G renzen d e r gebundenen
K onkurrenz“, in ; D er W ettb ew e rb als M ittel v o lk sw irtsd ia ftlid ie r
L eistungssteigerung und L eistungsauslese, B erlin 1942. —
Franz Böhm; „Die O rdnung d e r W irtsd ia ft als g e sd iid itlid ie A uf­
gabe und reditssdiöpferische Leistung", S tu ttg art und Berlin 1937,
S. 155 ff.
81
K lo ten : Das Eigentum in d er W irtschaftsordnung
w irtsdiaft. Eine private V erfügungsm adit besteht nicht
mehr, oder sie ist bedeutungslos geworden. Jedes w irtsdiaftliche H andeln unterliegt der politischen Kon­
trolle, der A nw endung oder A ndrohung politischer
M ittel bis zum politischen Zwang. Damit ist es prim är
die politische und erst sekundär die wirtschaftliche
Macht, die die unbeschränkte Durchsetzung geplanter
M aßnahm en erzwingt. Für die M öglichkeit m ehr oder
w eniger w illkürlicher V erm ögensm anipulationen ist
die Grundlage in der Institution des Gemeineigentums
zu sehen.
In toto gelangen w ir zu dem Ergebnis, daß zwischen
der politischen und der wirtschaftlichen Macht eine
Interdependenz festzustellen ist, die von nur schwäche­
ren Bindungen bis zu völliger Verschmelzung reicht.
V on w esentlicher Bedeutung für die faktischen Bezie­
hungen zwischen wirtschaftlicher und politischer Macht
ist die G estaltung der W irtschafts- und Eigentum s­
ordnung, w as nicht ausschließt, daß die Größen ih rer­
seits von politischen Bewegungen bestim m t werden.
EIGENTUM UND W IRTSCHAFTLICHE SICHERHEIT
Ein letztes Problem, dem w ir in dieser grundsätzlichen
Untersuchung unsere A ufm erksam keit zu widmen
haben, betrifft die Frage des m it einer beliebigen
Eigentum sordnung verbundenen G rades der w irtschaft­
lichen Sicherheit. U nter dem Begriff „wirtschaftliche
Sicherheit“ sollen dabei die V orkehrungen verstanden
w erden, die von irgendeiner S eite zur Verm eidung
und M inderung erw arteter oder unvorhergesehener
N otlagen der in einem G em einw esen lebenden Indi­
viduen getroffen w erden. Die „A ktionszentren' für
Schutzmaßnahmen sind:
d a s I n d iv id u u m s e lb s t u n d s e in e F a m ilie ;
B e r u fs k ö rp e rs c h a fte n p r iv a te n u n d ö ff e n tlic h e n R e c h ts:
ö ff e n tlic h e V e r b ä n d e u n d a n g e s c h lo s s e n e I n s titu tio n e n .
In den bisherigen A usführungen w urde w iederholt auf
die Tatsache verw iesen, daß zwischen einer bestim m ten
seelischen G rundhaltung der Menschen einerseits und
der Gesellschafts-, der W irtschafts- und der Eigentums­
ordnung andererseits ein korrespondierendes V erh ält­
nis besteht. O hne K enntnis dieser „psychischen Kom­
ponente" können w ir w eder die interdependenten Be­
ziehungen zwischen den Ordnungsform en verstehen
noch die Effektivität der Eigentum sordnung gänzlich
erfassen noch zu dem speziellen Problem der w irt­
schaftlichen Sicherheit Stellung nehmen. Manches w urde
schon gesagt, so daß hier eine Ergänzung genügt.
Der fr eien V erkehrs W irtschaft ist ein w agender Cha­
raktertypus adäquat. W. Schreiber schildert diesen
sehr plastisch als „den eigenständigen, zur Selbstver­
antw ortung w illigen und fähigen Menschen, der das
W agnis nicht scheut, der Leben als H erausforderung
begreift und sein Lebensglück darin findet, sich dieser
H erausforderung gewachsen zu zeigen" *'), Das P riv at­
eigentum und die konkurrenzw irtschaftliche O rdnung
des W irtschaftsprozesses erzeugen gleichsam das Klima,
in dem der w agnis- und leistungsfreudige Mensch zum
beherrschenden F aktor wird.
*•) A. a. o . , s . 34.
82
Ganz anders ist der einer gelenkten M arktw irtschaft
gemäße wirtschaftliche Typus. Fehlende U nterneh­
m ungslust und Drang zu w irtschaftlichen Zusam men­
schlüssen sind gepaart m it Lebensangst und W ider­
standslosigkeit gegen politische U surpatoren. Der
Interventionism us m indert die in h ären ten Tendenzen
im Menschen zur Selbsthilfe und v e rstä rk t die A ngst
vor w irtschaftlichen N otständen. Das S treben nach
Sicherheit durchdringt alle Lebensbereiche und schafft
ein drückendes Klima.
ü b e r die innere Einstellung der M enschen in einer
Zentralverw altungsw irtschaft soll die Feststellung ge­
nügen, daß der Einzelne gegenüber d er allgew altigen
S taatsapparatur völlig machtlos ist und daß dem
zw angsläufig ein Leben in ständiger Sorge und Furcht
entspricht, allerdings nur insow eit, als die menschliche
Einsicht ausreicht, die eigene A bhängigkeit zu erfassen.
In diesen Rahmen muß man das Bedürfnis nach Sicher­
h eit sowie die M aßnahmen und die Forderungen zu
einer Befriedigung eingebettet sehen. Denn die ih rer­
seits natürlich w ieder höchst verw ickelte Ursache des
Sicherheitsbedürfnisses ist in der eben behandelten
psychischen G rundhaltung des M enschen zu suchen.
Somit spiegelt der sog. „Sicherheitskomplex" „die je ­
w eilige G rundeinstellung zu den U ngew ißheiten des
Lebens und den schicksalhaften E reignissen w ider" “ ).
Die Stärke des Sicherheitsbedürfnisses ist außerordent­
lich variabel; sie reicht von einem m aßvollen Streben
nach A ltersversorgung (durch Sparakte, Pensionszah­
lungen, Lebensversicherungen u. ä.) bis zur panischen
Lebensangst. Nach allem, w as w ir bisher ausführten,
w ird die Tatsache nicht überraschen, daß d er Ruf nach
Sicherheit vornehmlich in den m ehr in terv en tio n isti­
schen W irtschaftsordnungen an Stärke zunimmt, gleich­
wohl aber selbst durch um fassende staatliche Sozial­
politik das Gefühl der Sicherheit nicht erzeugt wird.
Die gelenkte M arktw irtschaft b ietet in der Regel
staatliche Fürsorge und volle Beschäftigung, v erh in ­
dert ab er die V orsorge für die Zukunft aus eigener
K raft und m indert das Bewußtsein, E igentüm er zu
sein und Eigentum zu wollen
W as nottut, ist aber
die Stärkung des W illens zur Selbstbehauptung und
zum Eigentum. Die geeignete G rundlage für eine
solche Regeneration des selbstsicheren und w agenden
Menschen kann aber n u r die freie V erkehrsw irtschaft
m it P rivateigentum sein; sie en th ält auch allein die
dynamischen Kräfte, die das Sozialprodukt und damit
vor allem das Lohneinkommen so zu steigern v er­
mögen, daß je d e r am W irtsdiaftsprozeß Beteiligte
Eigentum bilden k ann und die Finanzierung der volks­
wirtschaftlichen W achstum srate von b reitesten K reisen
getragen wird.
ZUSAMMENFASSUNG
Es zeigte sich, daß die Eigentum sordnung ein charak­
teristisches, dam it bestim m endes M erkm al je d er W irt­
schaftsordnung ist. Sie form t neben anderen Größen
den W irtschaftsprozeß und bew eist besser als jedes
A dolf M. D äum ling: .D ie christliche Ü berw indung d e s Sicher­
heitskom plexes", in: S oziale Sicherung durch N euordnung des
Eigentum s, A ugsburg, S. 13. “ ) V gl. Schreiber, a. a. O ., S. 35 ff.
1955/11
K lo ten : D as E igentum in d er W irtschaftsordnung
andere Merkmal, wie sehr die W irtschaftsordnung in
die gesellsdiaftlidie Struktur gleichsam eingebettet ist.
Dem entspridit vollkommen die Tatsache, daß man
adäquate Ordnungsformen ableiten kann, die in funk­
tioneller, d. h. interdependenter A bhängigkeit zuein­
ander stehen. Den abweichenden Eigenheiten ty p i­
scher W irtschaftssysteme entsprechen so quantitative
Verschiebungen und qualitative W andlungen in der
adäquaten Eigentumsordnung, die die Effektivität der
Eigentumsordnung nachhaltig beeinflussen.
Die W irkungen der Eigentum sordnung sind vielg estal­
tig. Sie erstrecken sich auf die geistige G rundhaltung
der Menschen, ihren Handlungsbereich und die
A rten der Handlungen selbst. Das Eigentum erm ög­
licht die Bildung und V erw endung von Verm ögen nach
S u m m a ry : P r o p e r t y
and
the
E c o n o m i c O r d e r . T h e f o r m u la t­
in g o f p r o p r ie ta r y r ig h ts is o n e o f th e
c a rd in a l p ro b le m s o f e c o n o m ic a n d
s o c ia l p o lic ie s ; it is d e te r m in e d b y th e
d ia n g e s to th e s o c ia l o r d e r, i t fin d s its
e x p re s s io n In th e c o n s titu tio n , i n le g is ­
la tio n a n d ju r is d ic tio n , a n d i t e x e r c i s e s
a d e c is iv e in flu e n c e o n t h e e c o n o m ic
life o f th e n a tio n . H e n c e , t h e o r d e r in g
o f p r o p r ie ta r y rig h ts is th e c h a r a c te r ­
is tic p h e n o m e n o n fo r th e i n te r d e p e n d ­
e n c e o f th e s o c ia l s tr u c tu r e , th e c o n ­
s titu tio n o f th e S ta te a n d its e c o n o m ic
o rd e r. T h e a u th o r first a n a l y z e s th e
p a tte r n s o f o w n e rs h ip (a ll o f w h id i a r e
m a d e u p o f th e tw o e le m e n ts ; p r iv a te
a n d n a tio n a l o w n e rs h ip ) in th e v a r io u s
e co n o m ic o rd e rs , a n d h e d is c u s s e s
w hich p a tte r n c o r r e s p o n d s to w h ic h
eco n o m ic s y s te m . H e th e n p r o c e e d s to
in v e s tig a te th e e f f e c tiv e n e s s o f th e
o rd e rin g o f p r o p r ie t a r y r ig h t s in e ac h
eco n o m ic o r d e r : in th e fr e e e x c h a n g e
e co n o m y (th e e s s e n tia l f a c to r s b e in g
m a rk e t p a t t e r n s , . e c o n o m ic la w s , ta x
la w s, in h e r ita n c e la w , a n d c u r r e n c y
sy ste m ), in th e c o n tr o lle d m a r k e t e c o n ­
o m y (th e fa c to rs h e r e b e in g r e g u la tio n
o f m a rk e ts , n a tio n a liz a tio n , g o v e r n ­
m e n t in te r v e n tio n s , fu ll e m p lo y m e n t
p o lic y , r ig h t o f c o - d e te r m in a tio n , s o c ia l
le g is la tio n ), a n d in t h e c e n t r a lly p la n ­
n e d e c o n o m y . T h e re fle c tio n s a r e e x ­
te n d e d to a d is c u s s io n o f th e p ro b le m
of e c o n o m ic a n d p o litic a l p o w e r, th e
in te r r e la tio n s o f w h ic h a r e la r g e ly d e ­
te rm in e d b y th e p r e v a ilin g e c o n o m ic
o rd e r a n d p r o p r ie t a r y r ig h ts . F in a lly ,
th e a u th o r d e a ls w ith th e s e t o f p r o b ­
le m s k n o w n a s " o w n e rs h ip a n d e c o n ­
om ic s e c u rity ," a n d h e d e s c r ib e s th e
d iff e r e n t m e n ta litie s w h ic h in th e o r y
a re a d e q u a te to
s p e c ific e c o n o m ic
o rd e rs .
1955/11
individuellen Intentionen; sie gew ährt dam it w irtschaft­
liche Macht und wirtschaftliche Sicherheit. Doch w ird
ein Urteil über diese Phänomene erst sinnvoll, w enn
w ir sie w ieder in dem um fassenden Rahmen der W irtschafts- und Gesellschaftsordnungen zu bestimm en
suchen. Die wirtschaftliche Macht w ird gefährlich durch
eine Kombination mit politischer Einflußnahme; sie
läßt sich am leichtesten in einer freien V erkehrsw irt­
schaft m ittels einer aktiven (marktkonformen) O rd­
nungspolitik auf ein notw endiges Maß reduzieren.
K omplizierter ist eine A nalyse des Sicherheitsphäno­
mens, w eil das Bedürfnis nach Sicherheit Ausdruck
einer psychischen Einstellung zum Leben, zur G esell­
schaft und zur W irtschaft ist und höchst differenziert
auftritt.
R ésum é:
La
p r o p r i é t é
dans
l 'o r d r e
é c o n o m iq u e.
Un des
p ro b lè m e s fo n d a m e n ta u x d e la p o litiq u e
é c o n o m iq u e e t s o c ia le e s t d e d é fin ir le
d r o it d e p r o p r ié t é . C e t te d é fin itio n d o it
c o r r e s p o n d r e à l 'é v o lu ti o n d e l'o r d r e
s o c ia l. L e d r o it d e p r o p r ié t é , s a n c t i ­
o n n é p a r la C o n s titu tio n e t la ju r i d ic ­
tio n , e x e r c e u n e in flu e n c e e s s e n tie lle
s u r la v ie e t l e d é v e lo p p e m e n t é c o n o ­
m iq u e . A in s i le ré g im e d e p r o p r ié t é r e ­
p r é s e n te le p h é n o m è n e c a r a c té r is tiq u e
p o u r l 'in te r d é p e n d a n c e d e la s tr u c tu r e
s o c ia le , d e la C o n s titu tio n e t d e l'o r d r e
é c o n o m iq u e . P a r t a n t d e s id é e s - ty p e s
„ p r o p r ié té p r iv é e e t p r o p r ié t é c o m ­
m u n e " l 'a u t e u r a n a l y s e le s c a té g o r ie s
d e la f o r m a tio n d e p r o p r ié t é d a n s le s
d if f é r e n ts „ o r d r e s é c o n o m iq u e s “ a in s i
q u e le s c o r r é la tio n s e n tr e le s „ s y s tè ­
m e s é c o n o m iq u e s " e t le s r é g im e s d e
d r o it d e p r o p r ié t é . E n s u ite il d is c u te
„ l'e f f e c tiv ité " d e c e s r é g im e s d a n s le s
s y s tè m e s é c o n o m iq u e s : 1 . d a n s l'é c o n o ­
m ie d e s é c h a n g e s lib r e s (e u é g a r d a u x
f a c te u r s d é c is if s ; fo r m e s d u m a rc h é ,
l é g is la tio n é c o n o m iq u e e t fis c a le , d ro it
d e s u c c e s s io n , s y s tè m e m o n é ta ir e ) , 2 .
d a n s l'é c o n o m ie d e m a rc h é d ir ig é e (e u
é g a r d a u x f a c te u r s : r é g le m e n ta t io n d u
m a rc h é , n a tio n a lis a tio n e t s o c ia lis a tio n ,
in te r v e n tio n n is m e , p o litic ju e d u p le in
e m p lo i, d r o it d e c o - d é te r m in a tio n e t d e
c o g e s tio n , lé g is la ti o n s o c ia le ), 3. d a n s
l'é c o n o m ie d e ^ p la n ific a tio n c e n t r a le .
L 'a u te u r a r r o n d i t s o n e x p o s é p a r u n e
d is c u s s io n d u p ro b lè m e , d u p o u v o ir
é c o n o m iq u e e t p o litiq u e , é t a n t d o n n é
q u e l'o r d r e é c o n o m iq u e e t le ré g im e
d e p r o p r ié t é e x e r c e n t u n e in flu e n c e
e s s e n tie lle s u r l e s c o r r é la tio n s e n tr e
c e s d e u x p o u v o ir s . L 'a u te u r fin it s o n
a r tic le p a r u n e é b a u c h e d u c o m p le x e
„ p r o p r ié té e t s é c u r it é é c o n o m iq u e " . Il
p a r le d e s d if f é r e n ts c a r a c tè r e s - ty p e s
cjul s o n t, s e lo n l a th é o r ie , a d é q u a ts à
u n o r d r e é c o n o m iq u e d é te rm in é .
R esum en: L a p r o p i e d a d e n e l
o r d e n e c o n ó m i c o . El d e s a r r o llo
d e l d e re c h o d e p r o p ie d a d e s u n o d e lo s
p r o b le m a s c e n t r a le s d e la p o lític a
e c o n ó m ic a y s o c ia l; e s ta p o lític a e s tá
d e te r m in a d a p o r lo s c a m b io s d e l o r d e n
s o c ia l, y h a lla s u e x p r e s ió n e n la s c o n ­
s titu c io n e s e s ta ta le s , e n la le g is la c ió n
y la ju r is d ic c ió n , y in flu y e d e c id id a ­
m e n te e n e l c u rs o d e la e c o n o m ía . C o n
e s to e l o r d e n d e p r o p ie d a d s e m u e s tr a
c o m o e l fe n ó m e n o c a r a c te r ís tic o r e ­
s p e c to a la in te r d e p e n d e n c ia d e la
e s tr u c t u r a s o c ia l, la c o n s titu c ió n e s t a ­
t a l y e l o r d e n e c o n ó m ic o . El a u to r
c o m ie n z a p o r e x a m in a r la s fo rm a s d e
la fo r m a c ió n d e p r o p ie d a d (c o n lo s d o s
tip o s c la r o s : p r o p ie d a d p r iv a d a y p r o ­
p ie d a d c o m ú n ) d e n tr o d e lo s d ife r e n te s
o r d e n e s e c o n ó m ic o s a s ic o m o lo s p u n to s
c o r r e s p o n d ie n t e s e n tr e lo s o r d e n e s d e
p r o p ie d a d y lo s s is te m a s e c o n ó m ic o s .
L u e g o , d is c u te la e f e c tiv id a d d e l o r d e n
d e p r o p ie d a d d e n tr o d e l o r d e n e c o n ó ­
m ic o ; d e n tr o d e l a l ib r e e c o n o m ía d e
in te r c a m b io (c o n lo s f a c to r e s d e c is iv a s ,
fo r m a s d e m e rc a d o , le y e s e c o n ó m ic o s ,
y s is te m a m o n e ta rio ), d e n tr o d e la s
l e y e s d e im p u e s to , d e re c h o d e s u c e s ió n ,
e c o n o m ía d ir ig id a d e l r é g im e n d e m e r ­
c a d o (c o n lo s f a c to re s , r e g u la c ió n d e l
m e rc a d o , s o c ia lis a c ió n , in te r v e n c io n is ­
m o , p o lític a d e p le n a o c u p a c ió n , d e re c h o
d e c o d e te r m in a c ló n , le g is la c ió n s o cia l)
a s ic o m o e n la e c o n o m ía a d m in is tr a tiv a
c e n t r a l. E s ta s e x p o s ic io n e s v ie n e n s ie n ­
d o e x te n d id a s p o r u n a e x p lic a c ió n d e l
p r o b le m a d e l p o d e r e c o n ó m ic o y p o lí­
tic o , p a r a c u y a s r e la c io n e s m u tu a s la
fo r m a c ió n d e l o r d e n e c o n ó m ic o y d e
p r o p ie d a d s o n d e c o n s id e r a b le im p o r ­
ta n c ia . A l fm a l s e e s tu d i a e l c o m p le jo
„ p r o p ie d a d y s e g u r id a d e c o n ó m ic a " t r a ­
t a n d o lo s d if e r e n te s tip o s d e c a r á c te r ,
lo s c u a l e s e n la te o r í a c o r r e s p o n d e n
c o n u n o r d e n e c o n ó m ic o d e te rm in a d o .
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