Frauen in der Politik - Konrad-Adenauer

V E R A N S T A L T U N G S B E R I C H T
Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.
KROATIEN
DR. MICHAEL A. LANGE
MARKO PRUSINA
April 2016
www.kas.de
Frauen in der Politik
Verabschiedung der 2. Generation und Begrüßung der 3. Generation
weiblicher Nachwuchskräfte der HDZ
Die Konrad-Adenauer-Stiftung veranstal-
tischen Funktionen wiederfinden werden.
tete vom 14.-16. April gemeinsam mit der
Am Schluss unterstrich er noch einmal die
HDZ-Stiftung in Donja Stubica ein weite-
Bedeutung der politischen Bildung als
res Fortbildungsseminar für weibliche
Grundlage für eine stärkere Einbeziehung
Nachwuchskräfte der HDZ. Bei diesem
von Frauen in die Politik.
Seminar wurden zuerst die 13 erfolgreichen Absolventinnen der 2. Generation
Im Anschluss begrüßte der Leiter des Büros
durch eine Urkundenübergabe in Anwe-
der KAS in Zagreb, Dr. Michael Lange die
senheit der inzwischen zur Parlamentsab-
Teilnehmerinnen und betrachtete die Wahl-
geordneten "beförderten" ehemaligen Ab-
erfolge und –mißerfolge von Frauen in der
solventin dieser Seminarreihe, Sanja Puti-
Europäischen Union. Auch verwies er auf
ca, geehrt und ihnen die Gelegenheit ge-
aktuelle Übersichten der Repräsentanz von
geben mit den Teilnehmerinnen der 3.
Frauen in europäischen Regierungen und
Generation zusammenzutreffen und sich
Parlamenten und merkte an, dass es überall
auszutauschen.
noch Möglichkeiten für Verbesserungen der
Auch die 3. Generation von Nachwuchspo-
Stellung der Frauen in der Politik gäbe.
litikerinnen setzt sich wieder aus in den
21 kroatischen Regionen (Gespanschaf-
Die Abgeordnete des kroatischen Parla-
ten) ausgewählten Teilnehmerinnen zu-
ments Sanja Putica, betonte dann in ihrer
sammen, die in den kommenden Monaten
Begrüßung, dass die HDZ-Stiftung und die
wieder zu insgesamt 8 Wochenendsemi-
KAS die einzigen Stiftungen seien, die sich
naren zusammenkommen werden, um
in Kroatien mit der Förderung von Nach-
über christlich-demokratische Werte und
wuchspolitikerinnen befassten und sie dies
Ethik in der Politik, die Rolle von Frauen in
nicht zuletzt als Vorsitzende, der HDZ-
den Medien und in der Demokratieent-
Frauen-vereins „Katarina Zrinski“ sehr zu
wicklung sowie über politischen Kommu-
schätzen wisse. Sie selbst habe an diesen
nikation zu diskutieren. Praxisnahe Simu-
Bildungsmaßnahmen teilgenommen und
lationen bieten die Möglichkeit das adä-
würde von den dort erworbenen Erkenntnis-
quate Verhalten vor laufender Kamera zu
sen bis heute in ihrem politisches Leben
trainieren.
profitieren. Am Ende ihrer Rede unterstrich
Der Leiter der HDZ-Stiftung, Sreko Prusi-
teilzunehmen, um ihre Rolle in der Demo-
na, stellte zu Beginn der Veranstaltung das
kratieentwicklung des Landes noch besser
Seminarprogramm und die eingeladenen
wahrzunehmen.
sie, wie wichtig es sei, an diesen Seminaren
Dozenten vor. Er verwies auf die bekannten
Referenten aus der kroatischen Politik, die
Nach diesem Einleitungsvortrag sprachen
sich regelmäßig an den gemeinsam organi-
zwei ehemalige Absolventen der Seminar-
sierten Veranstaltungen beteiligen, was
reihe: Marijana Pogačić und Marija
nicht selbstverständlich sei. Er sehe darin
Kušmiš über ihre persönlichen Erfahrungen
eine Bestätigung der Bedeutung und des
mit dem Kursprogramm bzw. darüber, wie
Erfolgs dieser Seminare und äußerte die
sich das dort erlernte in ihren politische Ak-
Hoffnung, dass aus der Gruppe der Teil-
tivitäten anwenden konnten.
nehmerinnen einige sich schon bald in poli-
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Die Direktorin des Zentrums für Sozialfür-
Die Frage stellte sich also, weshalb es an
sorge der Karlovac-Region (Gespanschaft),
Frauen in der Politik, in Unternehmen und
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Marijana Pogačić sah sich heute als
anderen Machtzentren fehle und was man
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Hauptinitiatorin von Veränderungen in ih-
tun könne, nicht nur um die Gleichberechti-
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rem, hauptsächlich von Männern dominie-
gung sondern auch die gleichgewichtige
renden, Arbeitsumfeld. Ihre persönliche
Teilhabe der Frauen an Entscheidungspro-
Entwicklung hätten sie vor allem dem Pro-
zessen sicherzustellen. Ihrer Meinung nach
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jekt: Frauen in Politik zu verdanken, und
könne man den Grad der Demokratisierung
dabei vor allem den Dozenten, die hart ge-
einer Gesellschaft an der politischen Kultur
arbeitet hätten, um das Beste aus den ein-
des politischen Dialogs, dem Parteienplura-
zelnen Teilnehmer herauszuholen.
lismus, der Quantität und Qualität der sozialen Rechte, dem Umfang des interreligiö-
Die ehemalige Absolventin der 2. Generati-
sen und multikulturellen Dialogs, an der
on und Vorsitzende der HDZ-Jugendorgani-
Medienfreiheit, den Minderheitenrechten,
sation in der Stadt Novska, Marija Kušmiš
wie auch an der Beteiligung von Frauen am
begrüßte die Tatsache, dass sich die HDZ-
öffentlichen und politischen Leben messen.
Stiftung und die KAS entschlossen hätten,
eine weitere Generation von Nachwuchspoli-
Umfragen hätten gezeigt, dass Kroatien sich
tikerinnen zu fördern. Sie betonte, dass die-
gerade in diesen Fragen nicht besonders
ses Projekt vielen weiblichen Teilnehmern
hervortue, was ihrer Meinung nach aber vor
Motivation gebe, sich stärker im öffentlichen
allem an der kroatischen Öffentlichkeit und
bzw. politischen Leben zu engagieren. Einer
an den Medien liege, die immer noch ein
der größten Vorteile dieses Projektes sei es,
traditionelles Frauenbild propagierten. Als
dass Frauen aus allen Regionen Kroatiens
Vorsitzende des HDZ-Frauenvereins „Kata-
angesprochen würden und dadurch neue
rina Zrinski“ und Abgeordnete im kroati-
Bekanntschaften bzw. Freundschaften zwi-
schen Parlament würde sie sich für eine Än-
schen gleichgesinnten Frauen entstehen
derung einiger gesetzlichen Rahmenbedin-
würden.
gungen, für mehr innenparteiliche Demokratie und die Erhaltung der kulturellen
Im Rahmen ihres Vortrags über die Rolle
Werte der europäischen Christdemokratie
der Frauen in der Demokratieentwicklung
einsetzten.
verwies Sanja Putica auf die Tatsache,
dass die Demokratie allein den Frauen noch
In seinem Vortrag über solche christlich-
keine ausreichende Gelegenheit biete,
demokratischen Werte in Politik und Gesell-
gleichberechtigt an der politischen Entschei-
schaft ging der Professor der Kroatischen
dungsfindung teilzunehmen. Frauen müss-
Studien, Dr. Danijel Labaš zuerst auf die
ten besonders in Ländern, die erst eine jun-
Aufgaben und Herausforderungen der
ge demokratische Vergangenheit hätten,
christlich-demokratischen Politik ein. Für ihn
weiterhin für ihre Rechte kämpfen. In der
habe der Prozess der Globalisierung das
Vergangenheit war das aktive und passive
sog. „Christliche Europa“ aus dem Mittel-
Wahlrecht in vielen Ländern ein exklusives
punkt der Welt verdrängt, während der ein-
Männerrecht. Interessant erschien ihr die
setzende Prozess der Digitalisierung zu-
Parallele zwischen dem Wort „Demos“ (Volk
nehmend virtuelle Welten schaffe, in denen
auf Griechisch) und der Tatsache, dass
immer mehr Menschen sich „zu Hause“ fühl-
Frauen mehr als 50% des Volkes (der Welt-
ten. Er verwies dann darauf, dass die Ge-
bevölkerung) ausmachen, jedoch nur zu ei-
sellschaft inzwischen als post-moderne
nem deutlich geringen Anteil im öffentlichen
(Massenmedienherrschaft) gelte und eine
und politischen Leben beteiligt werden. Da-
individualistische (Grundsatz der Freiheit),
bei seien Frauen im Durchschnitt heute bes-
informationelle (Informationsherrschaft),
ser ausgebildet als Männer und dominieren
Verbraucher- (Marktherrschaft) und Wis-
sogar in Bereichen wie Bildung, Wissen-
sensgesellschaft (Bildungsherrschaft) sei.
schaft und Justiz.
Man müsse sich deshalb schon fragen, ob in
einer solchen Gesellschaft noch Platz für
christlich-demokratische Werte sei.
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Wo existierten noch Werte, wie jene der ka-
Dražen Glavaš von der Hochschule VERN
tholischen Soziallehre, wie die der Freiheit,
befasste sich dann mit dem Themenkom-
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Solidarität, Gerechtigkeit und Subsidiarität.
plex: „Personalführung“ und „Teamarbeit“.
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Anhand der CDU kennzeichnete er die sich
Er skizzierte die Bedeutung und die Mög-
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wandelnde Betonung christ-demokratischer
lichkeiten guter Teamarbeit in dessen Ver-
Werte und hinterfragte, ob die CDU ihr „C“
lauf wir zu einem besseren Verständnis der
(christlich) nur kommunikativ nutze oder
eigenen Schwächen und Stärken in der Zu-
sich tatsächlich mit christlichen Wertüber-
sammenarbeit mit anderen gelangen wür-
zeugungen identifiziere. Vor diesem Hinter-
den. Dies sei eine Voraussetzung um auch
grund versuchte der Referent einen Ver-
die Stärken und Schwächen der anderen
gleich zur HDZ zu ziehen und analysierte
Menschen, mit denen wir zusammenarbei-
mit den Teilnehmern, in welchen Umfang
ten, besser identifizieren zu können.
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die HDZ „christ-demokratisch“ sei.
Aktuelle Forschungsergebnisse belegten,
Man bemängelte dann die oft fehlende
dass die frühe Erkennung der Stärken jedes
Glaubwürdigkeit und daraus resultierend die
einzelnen Teammitglieds und eine daraus
fehlende Identifikation vieler Bürger mit
resultierende Positionierung dieses Mitglieds
dieser einzigen großen christdemokrati-
innerhalb eines Teams bedeutenden Einfluss
schen Partei Kroatiens. Viele sahen die Zu-
auf die Arbeitssynergie bzw. die Arbeitser-
kunft des Landes eher in einer christdemo-
gebnisse nehmen kann. Außer dem Erwerb
kratisch geführten Regierung gut aufgeho-
von beruflichen Fähigkeiten sei es jedoch
ben, wobei man über Werthaltungen in Ein-
auch wichtig, die emotionale Intelligenz
zelfragen wie etwa Homosexualität, Ehe,
und weitere eigene, spezifische Fähigkeiten
künstliche Befruchtung, Abtreibung und
weiter zu entwickeln.
Scheidung noch mehr einvernehmliche und
gleichzeitig noch mehrheitsfähige Positionen
Der Professor an der Universität in Dubro-
entwickeln müsse.
vnik, Dr. Pero Maldini, ging in seinem Vortrag mit dem Titel: „Was ist Politik, und was
Mit Blick auf das Thema „Ethik in der Politik“
nicht?“ auf die Grundlagen der Politik ein
hob er dann hervor, dass es von besonderer
und beschrieb, was man im Allgemeinem
Bedeutung sei, dass sich insbesondere die
unter Politik verstehe. Dabei wurde erklärt,
junge Politikergeneration mit dem Verhält-
weshalb sich Menschen überhaupt an Politik
nis von Politik und Ethik auseinandersetze.
beteiligten und was man überhaupt unter
Es gelte auf die Verantwortung des Staates
politischem Handeln verstehe. Er beschrieb
im öffentlichen Politikdiskurs hinzuweisen
wichtige Aspekte politischen Handelns, wie
und den ethischen Aspekten dort die not-
etwa deren ethische Grundlagen, die Bedeu-
wendige Bedeutung beizumessen. Men-
tung objektiver Werturteile, den Konflikt
schenrechte und –würde sind heute unab-
zwischen allgemeinen vs. partikularen Inte-
dingbare Elemente eines jeden demokrati-
ressen. Daneben ging es auch um Fragen
schen Rechtsstaates. Ethische Fragen müs-
der politischen Ideengeschichte, der Kom-
sen immer auch vor dem Hintergrund des
munikation von Politik durch Medien und die
technologischen und medizinischen Fort-
Personalisierung von Politik.
schritts beantwortet werden, was vor allem
auch für Fragen der Sterbehilfe oder des
Die Referenten Dr. Zdravko Kedžo, Kristi-
Schutzes des ungeborenen Lebens gelte.
jan Sedak und Dunja Lakus gaben den
Ein Konsensus über Ethik und Moral könne
Teilnehmern anschließend wichtige Hinweise
nur im Dialog und Respekt gegenüber dem
für einen gelungenen öffentlichen Medien-
politisch Andersdenkenden gefunden wer-
auftritt mit auf den Weg. Kristijan Sedak
den, wobei ein Werterelativismus sehr
von der Katholischen Universität in Zagreb
schnell in totalitäre Meinungsbildungspro-
wies dabei darauf hin, dass sich Politiker mit
zesse (political correctness) münden kann.
Hilfe von Werbung und Propaganda in einem bestmöglichen Licht präsentieren
möchten. Dabei sollte sie aber auf das „gesprochene Wort“ achten, um vom potenziellen Wähler nicht missverstanden zu werden.
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Anschließend betonte er, wie wichtig der
Einsatz verschiedener Strategien und In-
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strumente in den verschiedenen Teilen Kro-
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atiens sei, da sich die Struktur der Bevölke-
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rung in all diesen Regionen unterschiedlich
darstelle. Eine Voraussetzung für den Erfolg
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in all diesen Regionen sei eine adäquate
Präsentation der jeweiligen politischen An-
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sichten. Dr. Zdravko Kedžo von der Universität Dubrovnik erläuterte dann die
Grundregeln der Argumentation und gab
wichtige Hinweise zum Verhalten während
einer Präsentation. Frau Dunja Lakuš von
RTL befasste sich dann vor allem mit der
während eines Fernsehinterviews zu verwendenden Körpersprache. Nach eher theoretischen Ausführungen kam es dann im
Rahmen der Gruppenarbeit zur praktischen
Simulation öffentlicher Auftritte.
Die Teilnehmer mussten dann -vor laufender Videokamera- über die Parteiarbeit in
ihren Bezirksorganisation berichten. Das
aufgenommene Interview wurde anschließend nach medientechnischen Gesichtspunkten analysierte, wobei vor allem auch
die von den Interviewten genutzte Körpersprache einer kritischen Bewertung unterzogen wurde. Die Dozenten machten die
Teilnehmer auf die Stärken und Schwächen
ihres Auftritts aufmerksam und gaben Hinweise zur zukünftigen Veränderung des
Verhaltens vor Kameras.
Mit diesen praktischen Übungen, die bei den
Teilnehmern immer auf sehr große Resonanz stoßen, endete das Wochenendseminar.