SÜDWESTRUNDFUNK Anstalt des öffentlichen Rechts Radio Fernsehen Internet PRESSE Information Chefredaktion Hörfunk Zentrale Information SWR Tagesgespräch Postadresse 76522 Baden-Baden Hausadresse Hans-Bredow-Straße 76530 Baden-Baden Liebe Kolleginnen und Kollegen, nachfolgend bieten wir Ihnen eine Meldung an. Malu Dreyer (SPD), Ministerpräsidentin Rheinland-Pfalz, Telefon gab heute, 22.04.16, dem Südwestrundfunk ein Interview zum Telefax Thema: „Bund-Länder-Sondergipfel zum Integrationsgesetz“ . Internet Das „SWR2 Tagesgespräch“ führte Rudolf Geissler . Mit freundlichen Grüßen Zentrale Information Datum: 07221/929-23981 07221/929-22050 www.swr2.de 22.04.2016 Malu Dreyer (SPD): Bund soll 10 Milliarden der Integrationskosten tragen / Mainzer Ampelkoalition "perfekt" Baden-Baden: Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) ist mit den Berliner Eckpunkten für ein Integrationsgesetz "sehr zufrieden". Im Südwestrundfunk (SWR) sagte Dreyer, das Konzept entspreche inhaltlich dem, was auch die neue Mainzer Ampelkoalition, die jetzt "perfekt" sei, als "humane Flüchtlingspolitik" verfolge. Für den Bund-Länder-Gipfel heute in Berlin erhoffe sie sich allerdings Zusagen, dass der Bund künftig die Hälfte der Integrationskosten tragen werde. Beide Seiten, Bund und Länder, müssten sich dann voraussichtlich 20 Milliarden Euro teilen. Als besonders positive Elemente des geplanten Integrationsgesetzes hob Dreyer zum einen hervor, dass Asylbewerber in Ausbildung künftig für diese Zeit Bleiberecht erhalten sollten. Das sei auch für die Ausbildungsbetriebe wichtig gewesen. Rheinland-Pfalz werde zum andern davon profitieren, dass künftig nicht froh, dass in Gebieten mit hohem Fachkräftebedarf künftig möglich werde, Asylbewerber vorrangig einzustellen. Wortlaut des Live-Gesprächs: Geissler: So spannend das Integrationsgesetz ist, auf das wir gleich kommen werden, neugierig bin ich natürlich erst mal auf die Mainzer Ampel. Die Agenturmeldungen sind schon voller Details. Es fehlt eigentlich nur noch die Bestätigung durch Sie. Ist die Koalition perfekt, oder ist noch etwas offen? Dreyer: Ja, die Koalition ist perfekt, und wir werden heute um 11 Uhr gemeinsam die Ergebnisse der Koalitionsverhandlungen präsentieren und ich bin sehr glücklich darüber, dass wir wirklich dreieinhalb Wochen sehr gut verhandelt haben. Geissler: Die Agenturen sagen zur Ressortverteilung, fünf für die SPD, zwei für FDP und Grüne jeweils, ist das so? Dreyer: Da haben Sie jetzt Verständnis, dass ich Dinge jetzt vorbehalte bis 11 Uhr. Das wäre nicht ganz fair meinen Partnern gegenüber. Wir haben so gut und auf Augenhöhe miteinander verhandelt, so dass ich die Ergebnisse auch gemeinsam mit ihnen präsentieren möchte. Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD) Geissler: Das ist zuletzt ja doch ziemlich schnell gegangen. Waren die Verhandlungen wirklich so geschmeidig oder musste das unbedingt jetzt noch fertig werden, damit es morgen beim Bundesparteitag der FPD mal wieder etwas zu feiern gibt? Dreyer: Nein, wir hatten tatsächlich einen Zeitplan uns vorgenommen. Er ist jetzt sehr sehr gut eingehalten worden. Es wäre gar kein Schaden gewesen, wenn wir ein paar Tage länger gebraucht hätten. Aber die Gespräche waren sehr konstruktiv und auch immer zielorientiert, so dass wir gestern einfach fertig waren und sehr sehr froh darüber sind. Geissler: FDP-Generalsekretärin Beer hat sich gestern schon weit aus dem Fenster gelehnt und gesagt, es wird jetzt in Rheinland-Pfalz in der Verkehrs- und Energie-Politik „einen klar erkennbaren Politikwechsel geben“. Gilt das auch für die Integrationspolitik? Dreyer: In Zukunft wird es auch in der Integrationspolitik bei einer humanen Flüchtlingspolitik bleiben. Das ist selbstverständlich. Aber jede Fraktion oder jede Partei bringt natürlich ihre eigenen Akzente mit ein. Klar ist aber dennoch, wir sind uns ganz und gar einig in der Frage, dass Deutschland natürlich ein Integrationskonzept braucht, dass wir ein EinwanderungsGesetz brauchen. Deshalb bin ich auch sehr glücklich darüber, dass der Kanzlergipfel heute dieses Integrationskonzept bringen wird, auf das wir ja auch schon lange jetzt warten. Geissler: Also kein substanzieller Wechsel. Obwohl ja wie gemunkelt wird, Frau Dreyer, das Ressort Integration jetzt den Grünen weggenommen wird und an Sie geht, die SPD. Hat das also keinen sachlichen Grund? Dreyer: Ich kann sehr sehr gut die Neugierde verstehen, aber ich möchte einfach nicht zu Details im Moment etwas sagen. Sondern ich kann ganz gerne reden über das Integrationskonzept, das ist wunderbar, und es ist tatsächlich so, dass das Thema Integration die drei Parteien nicht wirklich getrennt hat. Geissler: Zwei Forderungen die Ihnen, Frau Dreyer, besonders wichtig waren, sind jetzt in diesem Gesetz zur Integration erfüllt worden. Asylbewerber in Ausbildung sollen Bleiberecht haben für diese Zeit und zweitens, Asylbewerber sollen auch dann eingestellt werden können, wenn es deutsche Bewerber für diese Stelle gibt. Die werden dann nicht mehr unbedingt bevorzugt. Sind damit alle ihre Einwände erledigt, oder fehlt noch etwas? Dreyer: Das sind jetzt sehr sehr wichtige Punkte, diese Formel drei plus zwei. Das hat die Wirtschaft wirklich auch sehr stark gefordert, dass Menschen, die in Ausbildung genommen werden auch wirklich etwas bleiben können, wenn sie die Ausbildung geschafft haben. Das ist ganz in unserem Sinne und auch für Rheinland-Pfalz ist es wichtig, dass wir auf unser Land schauen können, wo in Zukunft diese so genannte Vorrangregelung eben nicht eingehalten werden muss, einfach weil wir nach Fachkräften suchen, oder wo es besser ist, die Vorrangprüfung zu haben, weil sie auch hier noch Arbeitslose haben in bestimmten Regionen. Insofern bin ich damit sehr sehr zufrieden. Auch was andere Inhalte betrifft. Ich denke wir sind sehr weit gekommen. Wir haben auch sehr intensiv, als Rheinland-Pfalz, mitgearbeitet an diesem Konzept. Klar, die Frage wird offen bleiben, wie geht es mit der Beteiligung des Bundes am Geld. Inhaltlich muss ich aber sagen, sowohl bei der gesellschaftlichen Integration, bei der beruflichen Bildung, beim Arbeitsmarkt, bei der frühkindlichen Bildung und auch, was das Thema Wohnungsbau betrifft, sozialer Wohnungsbau für alle Menschen unserer Gesellschaft, sind wir sehr weit gekommen in dieser Konzeption. Geissler: Das Stichwort Geld haben Sie schon erwähnt. Es fehlen natürlich klare Ansagen noch, wer welche Kosten trägt. Länder und Kommunen verlangen längst schon eine neue Kostenverteilung. Welchen Anteil sollte der Bund denn jetzt tragen, in welcher Größenordnung? Dreyer: Wir Länder sind ja schon der Auffassung, dass der Bund sich zur Hälfte an den Integrationskosten beteiligen sollte. Wir anerkennen, dass wir für die Unterbringung Geld bekommen vom Bund. Es bleibt aber die Mammutaufgabe, die Menschen zu integrieren, ohne Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD) dass andere Menschen, die hier schon lange leben, Nachteile haben. Das ist unser aller Wunsch und insofern können die Zahlen im Moment gar nicht so genau beziffert werden. Wir Länder gehen davon aus, dass Bund und Länder zurzeit 20 Milliarden brauchen, um Flüchtlinge wirklich gut zu integrieren, und wir wünschen uns, dass der Bund sich zur Hälfte beteiligt. Geissler: Je schneller jemand in Arbeit kommt, umso besser ist es auf jeden Fall für die Integration. Aber gerade mit Blick auf diese Binsenweisheit, gibt es jetzt Bedenken von Pro Asyl aber auch von einigen Integrations-Ministern, etwa aus Sachsen, gegen die geplante Wohnsitzauflage, dass also Asylbewerbern der Wohnort verbindlich zugewiesen wird. Das Argument der Kritiker lautet, da schickt man die Leute aufs flache Land, wo vielleicht viel Platz ist, aber herzlich wenig Arbeit. Wie überzeugt sind Sie denn von dieser Residenzpflicht? Dreyer: Im Integrationskonzept ist ja die Option, da soll eine Option für Wohnsitzauflagen vorgesehen werden und wir können hoffentlich dann landesintern wirklich auch darüber diskutieren, wo ist es sinnvoll und wo nicht. Es ist überhaupt nicht sinnvoll, Menschen an einen Wohnsitz zu binden, wenn sie da keine Arbeit haben. Aber das ist wirklich nicht geplant. Es wäre Quatsch zu sagen, Menschen dürfen nicht dort sein, wo Arbeit ist. Aber es kann unter Umständen schon sinnvoll sein, Menschen einer Region auch für eine Zeitlang zu halten, wenn sie in Ausbildung sind, wenn sie Sprachkurse machen, dass nicht dort ständig ein Wechsel des Wohnsitzes stattfindet. Insofern bin ich dafür, dass wir differenziert über diese Frage diskutieren und dass wir die Option uns wirklich anschauen und nachsehen, wo ist es sinnvoll auch für unser Land so etwas zu tun und wo ist vielleicht auch nicht sinnvoll. - Ende Wortlaut - Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD)
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