Sozialisationsphasen
In dem Text „Sozialisationsphasen“ geht es
um den Sozialisationsprozess des Menschen,
welcher sich in zwei Phasen gliedern lässt.
1)Primäre Sozialisation
(von der Geburt bis zum Kindergartenalter)
2) Sekundäre Sozialisation
(von der späten Kindheit/Jugend bis zum
Erwachsenenalter)
Primäre Sozialisation
•
•
Zeitraum: Geburt bis zum Kindergartenalter
Ort: Spielt sich vornehmlich in der Familie ab
Ursachen für die Beachtung des Kindes , die es seit der
Jahrhundertwende erst gefunden hat:
1. Industrialisierung erzwingt eine Reduzierung der Kinderzahl, dafür steigt
die Wertschätzung des einzelnen Kindes
2. Gesellschaft benötigt qualifizierte Arbeitskräfte und kann es sich nicht
leisten Kinderleben zu verschwenden
3. Rousseau Interesse für die Biographie des Kindes:
- im Kind ist der Keim für eine neue Gesellschafts- und Menschheitsentwicklung angelegt, wenn man es selbst entwickeln lässt und nicht
durch gesellschaftliche Einflüsse verdirbt
4. Die Psychologie beginnt sich mit der seelischen Entwicklung zu befassen
Psychoanalyse Sigmund Freud
 Im Laufe der letzten Jahrzehnte hat sich,
verursacht durch die Einsicht in die
schicksalhafte Bedeutung frühkindlicher
Erfahrungen für das spätere Leben, die
Aufmerksamkeit für die erste
Sozialisationsphase noch verstärkt!
Erkenntnisse der Sozialisationsforschung über die
1. Sozialisationsphase
• Individuum erwirbt in der Interaktion mit seinen ersten
Bezugspersonen ein Repertoire an Dispositionen
(Verhaltensbereitschaften), die über den Erfolg oder
Nichterfolg künftiger Lernprozesse entscheiden.
• Den Prozess, in dem diese Grunddispositionen
erworben werden, hat D. Claessens in eine
Dreigliederung unterteilt:
Dreigliederung:
1. Soziabilisierung :
- Fundierung der Emotionalität und Aktivierung von
Intentionalität
Kernstück der Soziabilisierung ist es demnach, beim Kind
durch liebevolle Zuwendung einen emotionalen Grund zu
legen ( Urvertrauen).
-Hospitalismusschäden
•
•
Schäden als Folgen von zu geringem sozialen Kontakt und von
fehlenden Sinnesreizen.
Wenn die Kontakte regelmäßig hergestellt werden, bildet sich im
Kind eine Erwartungshaltung heraus  sozialer Optimismus
2. Enkulturationsprozess
• Die Soziabilisierung ist mit einem Enkulturationsprozess
verschmolzen, denn die Verhaltensweisen der
Bezugspersonen sind von der jeweiligen Kultur beeinflusst.
• Die Verhaltensweisen sind an den in der Gesellschaft
geltenden Normen und Werten ausgerichtet
• Das Verhalten der Bezugspersonen gibt dem Kind Auskunft
darüber, welches Verhalten von ihm erwartet wird. Diese
Erwartungen werden verinnerlicht eine weitgehende
Festlegung des kulturellen Charakters der werdenden
Persönlichkeit.
3. Sekundäre soziale Fixierung
• Sie beginnt in der primären Sozialisation, reicht
aber über sie hinaus.
• Das Kind lernt sich mit den Erwartungen an seine
Person zu identifizieren.
• Die Familie kontrolliert den Lernprozess, verstärkt
erwünschte Verhaltensweisen und sanktioniert
negative .
• Das Sozialisationsziel ist erreicht , wenn das Kind
sich auch ohne Kontrolle so verhält, wie es von
ihm erwartet wird.
•
Primäre Sozialisation ist eine Phase, in der das Kind bereits
beginnen kann mitzuagieren:
Charakteristische Handlungen des Kindes:




einfaches Mitmachen
helfen wollen
Abgeben, Schenken
Zurückerbitten von Besitz und Zeigenwollen von Spielsachen…
•
Es handelt sich dabei um kultürliche Interaktionsansätze, die aus
Nachahmung entstehen.
Wenn Bezugspersonen dem Kind nichts vormachen, sterben
solche Ansätze schnell ab.
•
Sekundäre Sozialisation
- Setzt zwischen Kindergarten- und Schulalter ein (ca. 4.-6.
Lebensjahr) und endet mit dem Erwachsenenalter
- Neben der Familie wirken besonders die Schule (bzw. das
Ausbildungswesen) und die Gleichaltrigengruppe mit
 Sozialisationswirkung/-ziel:
1. Erweiterung der sozialen und kognitiven Orientierungen
2. Kompetenz zur Kommunikation und Rollenhandeln durch
Teilnahme an verschiedenen Interaktionsbeziehungen in
verschiedenen Gruppen
Familie
•
Familie als Interaktionssystem (Gleichgewicht ausbalancieren)
-> zu starke Bindung an die Mutter = unselbständig, spätere Ablösung vom
Elternhaus wird erschwert
-> zu schwache Bindung an die Mutter = das Fehlen wichtiger
Lernanregungen
• Gleichstarke Bindung des Kindes an Mutter und Vater
-> kein Konflikt mit dem vernachlässigten Interaktionspartner
Kind lernt für künftige Paar- und Gruppenbeziehungen:
1. Einbeziehung fremder Erwartungen in die eigenen Interaktion
2. Bewältigung konkurrierender fremder Erwartungen und deren
Aufnahme in die eigene Interaktion
 Fähigkeit zur Ambiguitätstoleranz
 Grundqualifikation zum Rollenhandeln im interaktionistischen
Modell (durch Beteiligung an den familiären Interaktionen)
Schulbesuch
Neues soziales System erweitert das Angebot an möglichen
Rollen und Interaktionen -> erworbene Qualifikationen können
angewendet werden
• Kind muss sich neuen Status erwerben (durch Leistungen)
 Identifizierung  Kindstatus wird abgelehnt
•
Neuer Status ist nicht grundsätzlich eine Positionsverbesserung
(Institution mit Erwachsenendominanz)
- je älter der Heranwachsende wird, desto weniger befriedigt ihn
seine Schülerrolle
 der Sicherheit verleihende Status als Kind geht verloren, die
Eingliederung in die Erwachsenengesellschaft als
Gleichberechtigter lässt noch auf sich warten
•
- Belastung durch ständige Leistungsüberprüfungen
 ermöglichen den Zutritt in die Erwachsenengesellschaft
•
•
Abnahme der erzieherischen Hilfen und der emotionalen
Stützungen
Der Jugendliche lässt sich nicht mehr lenken und bekommt mehr
Verantwortung

Alibifunktion:
Balance
<--------------------->
Soziale Identität
+
persönliche Identität
-
Gleichaltrigengruppe (peer group)
Besitzt eine besondere Bedeutung aus folgenden Gründen:
1.
Heranwachsende besitzt kein Satellitendasein (wie unter der
Peripherie mächtiger Personen wie Lehrer/Eltern)
-
Jugendliche hat die Chance einen Status zu erwerben, soziale
Identität zu gewinnen, eigene Interessen zu verfolgen und
selbstverantwortlich zu handeln
- Jugendlicher kann sich in vielen Rollen erfahren
 Die Vorstellung von sich selbst wird erweitert und differenziert
2.

3.
Heranwachsender wird von der Gruppe angenommen, fügt sich
ihren Interessen, macht seine eigenen Aktivitäten von der
Zustimmung der Gruppe abhängig.
Verstärktes „Wir-Gefühl“ verleiht ihm Sicherheit und lässt ihn loyal
sein gegenüber anderen Gruppenmitgliedern
Jugendlicher bekommt neue Wertvorstellungen (z.B. über
Sexualität, Religion, Mut usw.) und erlebt Selbsterfahrungen
-> die Familie wird als normgebende Instanz relativiert
-> Autoritäten sind nicht nur Eltern, sondern auch Altersgenossen

Die Gruppe emanzipiert sich und durch ihren Schutz auch der
Jugendliche von der Beherrschung durch Eltern und Institutionen
4.
•
Wichtige Trainings- und Enkulturationsfunktion:
Heranwachsende eignet sich Verhaltensweisen an für späteren
Umgang mit Interaktionspartnern in der Erwachsenengesellschaft:
1.
2.
3.
4.
Lernt sich selbst zu behaupten
Lernt mit anderen zu kooperieren
Lernt Wettbewerbssituationen zu stehen
Lernt die Art, Ansprüche, Kritik und Zustimmung in der Gruppe zu äußern und wann
sie zu erwarten sind
5. Erfährt, dass in der Interaktion mit Altersgenossen Regeln und Verpflichtungen auf
Gegenseitigkeit beruhen
 Gleichaltrigengruppe= Ort für Jugendliche, relativ
risikofrei Techniken des Umgangs zu erproben
ohne gleich mit Sanktionen zu rechnen!
(Gleichaltrigen Gruppe ist weniger störanfällig und verkraftet verschiedene
Verhaltensweisen leichter als die Erwachsenengesellschaft)
5.
•
•
gleicht negative soziale Auswirkungen mangelnder oder
übermäßiger elterlicher Autorität aus
gibt von den Eltern abgelehnten Kindern die Möglichkeit einen
neuen Status zu gewinnen
 Mögliches Motiv späterer Bandenbildung
Fazit
•
Die Gleichaltrigengruppe erfüllt die genannten Funktionen in
höchst unterschiedlicher Weise:
-
Das Angebot an Verhaltenstrainingsmöglichkeiten ist größer in
aus eigenem Geselligkeitsbedürfnis geschlossenen Gruppen als in
von Eltern organisierten Gruppen (wie Sportvereine, Verbände
usw.)
Eine andere Rolle spielt das Alter der Gruppenmitglieder und die
Dauer der Beziehungen
Wichtig ist zudem die Stellung der Eltern zur Mitgliedschaft der
Jugendlichen in der Gruppe(Gefahr oder Chance zu den eigenen
Erziehungszielen)
-
Problem
• hinein organisiertes Funktionsprinzip (von den
Erwachsenen) in die Gleichaltrigengruppe
->fördert Rollenanpassungen
->verhindert somit das Experimentieren mit den
verschiedensten Interaktionsformen.
 ein Teil der möglichen ergänzenden und entlastenden
Funktionen der Gleichaltrigengruppe geht verloren
Lösung
• Angebot an Räumen und Freizeitmöglichkeiten
(Sportplätze, Tanzveranstaltungen, Film, Hobbyräume
usw.)
zwar von der Erwachsenenseite (Kommunen; Freie Träger)
jedoch keine bestimmten Programme, sondern die Absicht, den
Überblick über die Freizeitaktivitäten der Jugendlichen nicht zu
verlieren und sie vor Kriminalität zu bewahren
 Häuser der offenen Tür; Freizeitwerke; Jugendbzw. Kommunikationszentren
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit!
ein Referat über die Sozialisationsphasen von
Kyra Naujoks und Lara Graute
GK Pädagogik 2008