Konzentration, Lust aufs Lernen und Respekt vor Erwachsenen

LEIBNIZ POST IN DER HAZ
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Konzentration, Lust aufs Lernen
und Respekt vor Erwachsenen
K
eine Konzentration, keine Lust aufs Lernen, kein
Respekt vor Erwachsenen – das wird vielen
Kindern und Jugendlichen heute vorgeworfen.
Mitverantwortlich seien die Eltern, Großeltern, Lehrer. Das sagt Bestseller-Autor Michael Winterhoff
(58) in seinem Buch „SOS Kinderseele“ (Bertelsmann,
17,99 Euro). Viele Kinder könnten sich psychisch nicht
mehr altersentsprechend entwickeln. Der bekannte
Erziehungsberater aus Bonn war bereits bei einem
Leibniz-Abend in Elmshorn zu Gast und meinte nach
seinen Beobachtungen an der Schule über die LPS:
„Diese Schule müsste man flächendeckend in Deutschland einführen.“
Warum Ihr Kind einen lehrerzentrierten
Unterricht braucht: Grundschulen sehen Kinder
vermehrt als kleine Erwachsene. Der Lehrer soll nur
noch Lernbegleiter sein, die Kinder bedienen sich an
der „Lerntheke“. Das Kind bindet sich nicht an den Lehrer. Durch die fehlende Bindung geht die Motivation
verloren – das Kind lernt nicht gern. Ein Sechsjähriger
lernt auch, weil er die Bestätigung durch den Lehrer
sucht. Kinder brauchen für ihre Entwicklung einen lehrerzentrierten Unterricht. Der Lehrer muss als konstante
Orientierung dienen.
Keine Konflikte vermeiden: Heute haben Eltern und auch Großeltern oft Angst vor Konflikten. Sie
denken, dass sie nicht mehr geliebt werden, wenn sie
mal Nein zum Kind sagen. Das Kind entwickelt sich zu
einem lust-orientierten Egoisten, dem es schwer fällt,
wenn sich nicht alles nach ihm richtet. Als Erwachsene
scheitern sie dann am Chef oder sind unfähig, eine
Partnerschaft aufrecht zu erhalten, weil sie keine Kompromisse gewöhnt sind. Ein Kind darf nicht alles bekommen. Es braucht Grenzen, z.B.: „Heute darfst du nicht
fernsehen.“ Diese Lenkung gibt den Kindern Schutz und
stärkt die Bindung.
Kinder nicht vorm TV „parken“: Kinder wer-
den heute viel zu oft an Fernseher, iPad oder Smartphone „abgegeben“. Das Kind findet das Gesehene zwar
spannend, klickt auf dem Bildschirm herum – doch die
blinkenden Lichter und schnellen Bewegungen führen
oft zu einer Reizüberflutung, weil das Hirn darauf nur
diffus reagiert. Technische Geräte können die Eltern
nicht ersetzen. Die Zeit mit den Eltern (z. B. Vorlesen
oder Gespräche über den Tag) sollte zeitlich immer
überwiegen.
Sich nicht ständig einmischen: Durch den
eigenen Leistungsdruck haben Eltern oft Angst, ihr
Kind könne in der Schule schlecht abschneiden. Sie
projizieren die Leistungen auf sich: Bekommt das
Kind beispielsweise eine Fünf, fühlen sich Mama und
Papa selbst als Versager. Die Eltern beschweren sich
vermehrt bei Lehrern, Schulleitern und sogar dem
Schulamt. Das Kind lernt daraus aber, dass es für seine
mangelnden Leistungen nicht selbst verantwortlich
ist. Eltern sollten Lehrer respektieren, sich nicht einmischen. Ein sachliches Gespräch ist okay. Aber: keine
Anschuldigungen!
Das Kind nicht als Partner sehen: Viele Eltern betrachten ihre Kinder als Partner. Sie behandeln
sie als ebenbürtig, lassen Sie zu viel selbst entscheiden.
Die Psyche des Kindes kann sich nicht richtig entwickeln, das Kind fühlt sich überfordert, lernt keine soziale
Kompetenz – weil es sich nicht anpassen muss. Die
Kindheit ist die einzige Zeit, in der wir keine Verantwortung tragen müssen. Kinder können sich ausprobieren,
sind trotzdem durch die Erwachsenen geschützt. Aber
um diese Freiheit genießen zu können, muss auch klar
sein, dass die Eltern Anleitungen bieten.
„Katastrophenmodus“ nicht auf Kinder
übertragen: Viele Erwachsene leben heute durch
die digitale Gesellschaft von einem Moment zum nächsten. Sie haben selbst kaum Struktur, befinden sich in
einem permanenten „Katastrophen-Modus“. Das Kind
wird hektisch, weiß nie, was von ihm erwartet wird.
Die kindliche Psyche orientiert sich am erwachsenen
Gegenüber. Ein Kind sollte deshalb seine Eltern als in
sich ruhende, konstante und strukturierte Personen
erleben. Versuchen Sie, Ihren Stress nicht auf die Kinder
zu übertragen.
Kinder brauchen klare Zeiten und klare
Abläufe: Kinder können, zu Hause und in Kitas,
immer öfter selbst entscheiden, wann sie was essen
oder wann sie spielen, lesen, lernen möchten. Die Erzieherin macht nur offene Angebote. Ein gemeinsamer
Tagesablauf entfällt, die Kinder verbleiben quasi auf
Säuglings-Niveau, haben Schwierigkeiten, Einfühlungsvermögen zu erlernen. In der Schule schaffen es viele
dieser Kinder dann nicht, 45 Minuten still zu sitzen.
Kinder brauchen klare Zeiten und Abläufe, die durch die
Erzieherin oder die Eltern als Orientierung vorgegeben
werden. Zum Beispiel sollte fest geregelt sein, wann gegessen wird, am besten gemeinsam.