Laudatio Wolfgang Gschwendner und die Gemeinde Übersee

Ulrich N. Brandl
Verleihung der
Goldenen BierIdee 2015
Alte Kongresshalle, München
18. Mai 2015
für Herrn Wolfgang Gschwendner,
D`Feldwies Wirtshaus AG und
die Gemeinde Übersee-Feldwies
Sehr geehrter Herr Gschwendner,
sehr geehrter Bürgermeister Nitschke,
meine sehr verehrten Damen und Herren,
die Jury würdigt mit der Auszeichnung der „Goldenen BierIdee 2015“ Ihr großes Engagement
um
die
Rettung
des
Dorfwirtshauses
„d`Feldwies“ und die Bewahrung traditioneller
bayerischer Wirtshauskultur.
Das Dorfwirtshaus - über Jahrhunderte war es
in jeder Gemeinde gesellschaftlicher und kulinarischer Mittelpunkt. Im großen Saal wurden Taufen, Kommunion und Firmung, Hochzeiten und
auch der Leichentrunk gefeiert. Die ortsansässigen Vereine erfüllten die Räumlichkeiten übers
ganze Jahr mit Musikproben, Theateraufführungen und Weihnachtsfeiern. Und dann waren da
noch die großen Feste, wie beispielsweise die
Kirchweih, die über mehrere Tage gingen, weil
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sonst der Platz nicht ausgereicht hätte. In der Stube traf sich täglich
der Stammtisch, dem auch der Herr Pfarrer und der Bürgermeister angehörten. Hier war das Zentrum der Dorfpolitik, und wenn wichtige Geschäfte nicht hier abgeschlossen wurden, so musste man sie im Dorfwirtshaus zumindest noch begießen.
Auch in der Feldwies, dem Dorfwirtshaus in Übersee, war das fast 500
Jahre lang so. Doch an der Seele des Dorfes ist diese lange Zeit nicht
spurlos vorübergegangen. Im Jahr 2003 stand der Gemeinderat ratlos
vor einem Sanierungsplan für das Wirtshaus, der 2,6 Millionen Euro
kosten sollte. Die Fenster waren teilweise blind oder eingeworfen, das
Mauerwerk hinüber und der Anblick ein trauriger Schandfleck.
Der Feldwieser Wolfgang Gschwendner, dessen Vater 26 Jahre Bürgermeister der Gemeinde war, hatte die Idee: Die Gemeinde sollte das
alte Gasthaus kaufen und die Renovierung in Eigenregie übernehmen.
Das Geld für die Arbeiten sollte aus einer eigenen Aktiengesellschaft
zur Rettung der Feldwies kommen, für die er Aktionäre gewinnen wollte. Der ganze Ort Feldwies hat schließlich mitgemacht und neben dem
Kapital auch 7500 Arbeitsstunden in den Wiederaufbau gesteckt. Sie,
Herr Gschwendner fungierten nicht nur als Ideengeber, sondern waren
überzeugter Motor der gesamten Sanierungsarbeiten. Mit „Tagen der
offenen Tür“ haben Sie während der Bauphase neue Aktionäre in die
Räumlichkeiten gelockt und sie mit der Authentizität der Wiederherstellung und Ihrer Vision eines neuen Dorfmittelpunktes angesteckt. Dazu
kamen Fördergelder von der Städtebauförderung und dann die Spenden von Bürgern und Vereinen, Trachtlern, Jägern, vom Theaterverein
und von Handwerkern und Unternehmern, die alle großzügig gegeben
haben.
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Heute kommen alljährlich am Josefstag viele der Aktionäre zur Hauptversammlung und sind stolz auf ihr Wirtshaus, das äußerlich ein authentisches Schmuckstück bayerischer Wirtshauskultur und innen mit
Leben erfüllt ist.
Auf der Bühne im Saal findet moderne Kleinkunst und Traditionelles
aus der Region statt. In der Wirtsstube gibt’s traditionelle, schon fast
vergessene oberbayerische Speisen aus heimischen Produkten zubereitet. Zur Wirtshauskultur gehören natürlich auch der Bierausschank
aus dem Holzfass und eine Wirtin, die ihre Gäste kennt und versteht.
Durch Ihr Engagement und Ihre oberbayerische Hartnäckigkeit haben
Sie ganz nach dem Wahlspruch „Geht nicht - gibt’s nicht“ zusammen
mit vielen Weggefährten und der Gemeinde den Feldwiesern das
Grundrecht auf ein anständiges Gasthaus in der Dorfmitte wiedergegeben. Das Dorfwirtshaus ist untrennbar mit der bayerischen Bierkultur
verbunden. Mit viel persönlichem Einsatz und Mut haben Sie dazu beigetragen, dass die Gemeinde Feldwies wieder ein Kommunikationszentrum und einen Ort der Begegnung und des Miteinanders hat.
Die Auszeichnung wird von Herrn Gschwendner und von der Gemeinde Übersee-Feldwies entgegengenommen.
München, den 18. Mai 2015
- Es gilt das gesprochene Wort -