Institut für Weltwirtschaft, Kiel - Newsletter 2 / 2016 - Zur IfW-Website AKTUELL EZB-Entscheid Kritik an Druckbetankung durch die EZB Der europäische Bankensektor schwimmt bereits überreichlich in Zentralbankgeld, Liquiditätsengpässe sind definitiv nicht das Problem im Euroraum, schreibt Stefan Kooths in einem aktuellen Kommentar zu den erneuten geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen der EZB. Daher wird auch die nun noch einmal intensivierte Druckbetankung der europäischen Banken nicht dazu führen, dass das frische Geld in den Krisenländern des Euroraums die Realwirtschaft merklich stimuliert. Stattdessen drohen Verzerrungen in den gesunden Ökonomien und eine Finanzblase. PROGNOSE Aktuelle Prognose Deutscher Aufschwung intakt Obwohl externe Störfaktoren die deutsche Wirtschaft belasten, korrigieren die Konjunkturforscher des Instituts für Weltwirtschaft ihre Prognose nur leicht nach unten. Das schwierigere außenwirtschaftliche Umfeld ist vor allem geprägt durch die Schwäche Chinas, dem Einbruch der Ölpreise, dem Streit zwischen den EU-Partnern in der Flüchtlingskrise und von Sorgen um die Robustheit der Weltwirtschaft. „Das positive Konjunkturbild Deutschlands ist aber nach wie vor intakt. Der Trend zeigt weiter klar nach oben“, sagte Stefan Kooths, Leiter des IfW-Prognosezentrums. Deutschland Euroraum Welt BIP-Zuwachs in Deutschland: BIP-Zuwachs im Euroraum: Zunahme der Weltproduktion, +2 Prozent für 2016, +2,2 +1,5 Prozent für 2016, +1,9 gerechnet auf Basis von Prozent für 2017 erwartet; Prozent für 2017 erwartet; Kaufkraftparitäten: 2,9 Prozent weiterhin Konsumausgaben kräftige Erholung in Spanien für 2016, 3,5 Prozent für 2017 treibende Kraft, auch und Irland, Frankreich und erwartet; wirtschaftliche Investitionen ziehen an; jüngster Italien unter Durchschnitt, Unsicherheiten und struktureller Ölpreisrückgang ohne positive Griechenland in Rezession; Probleme in den konjunkturelle Effekte für Grenzkontrollen ohne messbare Schwellenländern belasten; Deutschland. konjunkturelle Effekte. niedrige Ölpreise bringen keine Belebung. IfW-SPEZIAL - Flüchtlingskrise Einwanderungspolitik IfW erweitert Forschung zur europäischen Asyl- und Einwanderungspolitik mit Unterstützung der Stiftung Mercator Das Institut für Weltwirtschaft baut seine Forschung zur europäischen Asyl- und Einwanderungspolitik deutlich aus. Basis ist ein von der Stiftung Mercator mit insgesamt rund drei Millionen Euro gefördertes Forschungs- und Beratungsprojekt über drei Jahre. Ziel des „Mercator Dialogue on Asylum and Migration“ (MEDAM) ist es, Forschungslücken in dem Themenfeld zu identifizieren und zu schließen, sowie konkrete Handlungsempfehlungen für die Politik zu entwickeln. Dazu wird es einen regelmäßigen Dialog mit Entscheiderinnen und Entscheidern geben. Interview 3 Fragen an Matthias Lücke Matthias Lücke, Forscher am IfW im Bereich Armutsminderung und Entwicklung, leitet das Projekt MEDAM. Im Interview erklärt er das Besondere des Projektes und wie man die Flüchtlingskrise in den Griff bekommen kann. Die Flüchtlingskrise ist das bestimmende Thema in Europa. Zahlreiche Forscher befassen sich damit. Was unterscheidet MEDAM von anderen Projekten? MEDAM setzt an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik an. Neben schriftlichen Analysen und Beiträgen in wissenschaftlichen Fachzeitschriften sollen die Projektergebnisse über Veranstaltungsformate mit Experten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft in die politische Diskussion eingebracht werden. Die Forschung von MEDAM konzentriert sich dabei auf vorwiegend ökonomische Fragen zu den Themenfeldern: Reform des europäischen Asylsystems, Arbeitsmarktintegration sowie Rückwirkungen auf die Herkunftsländer von Migranten und Flüchtlingen. Außerdem wirken Entscheider aus der Praxis über eine Steuergruppe an der genauen Ausgestaltung des Forschungsprogrammes mit. Momentan scheint das Schließen der nationalen Grenzen die einzige konkrete Antwort auf die Krise zu sein. Nachvollziehbares Handeln oder gefährlicher Nationalismus? Da die Außengrenzen der EU nur unzureichend kontrolliert werden, erstaunt es nicht, dass einige Mitgliedsstaaten eigene Lösungen suchen. Auch wenn diese weder wünschenswert noch optimal sind. Ich kenne keinen entwickelten Staat, der keine Regeln dafür hat, wer unter welchen Voraussetzungen und zu welchem Zweck ins Land einreisen darf. Kontrollen innerhalb des Schengen-Raums können aber nur eine Notlösung sein. Die Grenzschließungen für Flüchtlingsmigranten entlang der Balkanroute können den Druck auf alle beteiligten Regierungen erhöhen, konstruktiv an einer gemeinsamen Lösung mitzuwirken. Sie können eine gemeinsame Lösung aber nicht ersetzen. Wie kann eine gemeinsame Lösung aussehen? Die Flüchtlinge in den Nachbarstaaten Syriens müssen menschenwürdig versorgt werden, so dass sie nicht allein aus großer materieller Not nach Europa aufbrechen. Außerdem muss die EU-Außengrenze zwischen Griechenland und der Türkei wirksam kontrolliert werden – das geht nur mit Unterstützung der Türkei. Dann braucht der Schengen-Raum ein gemeinsames Asylsystem, dessen Kosten die Mitgliedsstaaten gemeinsam tragen. Asylanträge sollten auch außerhalb der EU gestellt werden können, damit Schutzsuchende nicht erst auf unsicheren Wegen EU-Territorium erreichen müssen. Wenn dann noch Flüchtlingsmigranten Griechenland direkt erreichen, sollten sie dort registriert und ihre Asylanträge geprüft werden. Nur wer als schutzbedürftig anerkannt ist, sollte in einem geordneten Verfahren weiterreisen dürfen und in der EU Aufnahme finden. Schengen Warnungen vor Grenzkontrollen sind überzogen Wenn die Außengrenzen der EU nur unzureichend kontrolliert werden, folgt fast zwingend, dass die Nationalstaaten eigene Lösungen suchen, auch wenn diese weder optimal noch wünschenswert sind, schreibt IfWMigrationsforscher Matthias Lücke in einem aktuellen IfW-Fokus. Die Einführung von Grenzkontrollen bedeutet aber mitnichten das Ende des Binnenmarktes, von Kontrollen betroffen sind auch nur die wenigsten Schengen-Grenzen, und wo kontrolliert wird, kann dies äußerst effizient und zeitsparend vonstattengehen. NEWS Mindestlohn Hinweise für Beschäftigungsverluste erhärten sich Es gibt deutliche Hinweise auf Beschäftigungsverluste durch die Einführung des Mindestlohns. Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung von IfWArbeitsmarktforscher Dominik Groll. Demnach wurden seit Einführung des Mindestlohns zum einen Minijobs abgebaut und nicht in andere sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse umgewandelt, zum anderen entstanden weniger neue Minijobs. „Der Mindestlohn kann also zu Entlassungen aber auch zu weniger angebotenen Stellen führen. Menschen haben es dann schwerer, einen Job zu finden“, so Groll. China Kommentare zur wirtschaftlichen Lage im Reich der Mitte Die chinesische Erfolgsstory ist vorbei, sagt IfW-Präsident Dennis J. Snower. Gelingt es der Regierung nicht, die anstehenden Herausforderungen zu meistern, wird die chinesische Wirtschaft noch lange unter der neuen Schwäche leiden. Die aktuellen Turbulenzen wären dann erst der Anfang. Rolf J. Langhammer, Handelsexperte und ehemaliger Vizepräsident des IfW, fordert von der Regierung, den Mut zu haben, die Kursfindung ihrer Währung dem Markt zu überlassen, auch wenn dies Schwankungen und eine weitere Abwertung bedeutet. Umwelt Ernährungssicherheit versus Biodiversität – Realitäts-Check für die Sustainable Development Goals Besteht eine Chance, die sogenannten Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, kurz SDGs) umzusetzen? In einer Studie hat IfWForscherin Ruth Delzeit (mit Florian Zabel (LMU München), Carsten Meyer (iDiv) und Tomáš Václavík (UFZ)) die Konflikte zwischen den Zielen Nahrungssicherung und Wahrung der biologischen Vielfalt analysiert. Die Studie zeigt einerseits Regionen, die große, bisher ungenutzte Potentiale für eine landwirtschaftliche Nutzung aufweisen, aber auch eine hohe biologische Vielfalt beherbergen. Gleichzeitig werden auch andere Regionen identifiziert, die trotz großer landwirtschaftlicher Potentiale eine vergleichsweise geringe biologische Vielfalt aufweisen. Eine spezifische Untersuchung der einzelnen Regionen scheint hier unausweichlich. FUNDRAISING Thorsten Grenz neuer Präsident der Fördergesellschaft des IfW Wechsel an der Spitze der Gesellschaft zur Förderung der Stiftung Institut für Weltwirtschaft: Thorsten Grenz ist auf der jüngsten Mitgliederversammlung zu ihrem Präsidenten gewählt worden. Er folgt auf Kurt-Ludwig Gutberlet, der nicht mehr für den Vorsitz kandidierte. „Ich danke Herrn Gutberlet, der dem Institut schon lange verbunden ist, von ganzem Herzen für seinen Einsatz für die Fördergesellschaft. Als erfahrener Top-Manager war er uns ein extrem wertvoller Ratgeber für unsere Kontakte zur Wirtschaft“, sagte IfW-Präsident Dennis J. Snower. Grenz ist dem IfW ebenfalls lange verbunden und unterstützt es bereits als „Fellow-at-Large“ und Mitglied des Wirtschaftsbeirats. Er ist Geschäftsführender Gesellschafter der Kimbria Gesellschaft für Beteiligung und Beratung, Präsident der Financial Experts Association und lehrt als Honorarprofessor an der Universität Kiel. „Ich freue mich darauf, daran mitzuwirken, den Kontakt des Instituts zu Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft voranzutreiben. Die Fördergesellschaft mit ihren profilierten Mitgliedern, dem engagierten Verwaltungsrat und ihrer langen Tradition ist eine starke Basis, auf der wir weitere Initiativen aufbauen können“, sagte Grenz. Die Fördergesellschaft ist ein selbstständiger, gemeinnütziger Verein. Ihr gehören Personen, Unternehmen und Verbände an, die das IfW als international bedeutendes wissenschaftliches Zentrum und als Think-Tank für globale ökonomische Fragen fördern möchten. Auf der jüngsten Mitgliederversammlung wurde auch beschlossen, allen Mitgliedern des IfWWirtschaftsbeirats die Mitwirkung im Verwaltungsrat der Fördergesellschaft anzubieten, um die beiden Gremien zusammenzuführen. VERANSTALTUNGEN 14./15. März 2016 – IfW Kiel The World Economy in TurmOil 93. Kieler Konjunkturgespräch 24. März 2016 – IfW Kiel Vortrag Forum Bundesbank Dr. Andreas Dombret, Mitglied des Vorstands der deutschen Bundesbank 20.April 2016 – Taipei (Taiwan) GES-Workshop Institut für Weltwirtschaft (IfW) Kiellinie 66, 24105 Kiel, Deutschland Telefon: +49 (431) 8814-1, Telefax: +49 (431) 8814-500 E-Mail: [email protected], Website: www.ifw-kiel.de Newsletter-Team: Ilse Büxenstein-Gaspar, Tobias Danklefsen, Lisa Eckeberg, Claus-Friedrich Laaser, Elisabeth Radke, Mathias Rauck, Guido Warlimont (V.i.S.d.MdStv) Aufsichtsbehörde: Ministerium für Soziales, Gesundheit, Wissenschaft und Gleichstellung des Landes Schleswig-Holstein. Umsatzsteuer-DE 811268087. Das IfW ist eine rechtsfähige Stiftung öffentlichen Rechts des Landes Schleswig-Holstein. Präsident: Prof. Dennis J. Snower, Ph.D. Copyright 2015 Institut für Weltwirtschaft Wenn Sie diesen Newsletter nicht mehr empfangen möchten, können Sie sich hier abmelden: IfW-Newsletter abbestellen. 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