Wirbel um die Schulbegleitung

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FREITAG, 15. JANUAR 2016
FLT SEITE 14
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Schleswig-Flensburg
KAPPELN Die Gemeinden im Gebiet von
Nordschwansen bis Gelting und Süderbrarup hatten gestern Vormittag einen
13-minütigen Stromausfall. Grund war
eine kurzzeitige Überlastung im Umspannwerk Ellenberg in Kappeln, die das
Sicherheitssystem in Gang setzte. Nach
einer Überprüfung wurde die Anlage wieder hoch gefahren. Im Umspannwerk Ellenberg werden derzeit für 2,9 Millionen
Euro ein Transformator und die dazugehörige Schaltanlage gegen moderne, leistungsstärkere Anlagen getauscht. Bei
laufendem Betrieb haben die Umbauarbeiten im Herbst vergangenen Jahres begonnen und werden voraussichtlich
noch bis zum Sommer andauern.
Familienkonflikte
erkennen und lösen
STEINBERGKIRCHE Der Verein „Grundstein Neukirchen“ lädt ein zu einem Vortrag zum Thema „Systemaufstellungen,
was ist das?“ in Neukirchen 85, Steinbergkirche, am 28. Januar (nicht wie berichtet am 18. Januar) um 19 Uhr. Dozent
ist Dietmar Höhne. In „Systemaufstellungen“ (meist als „Familienaufstellungen“ bekannt) würden Antworten auf
Fragen nach Ordnungen des Seins, den
grundlegenden Gesetzen und Bewegungen des Lebens in Familien, sozialen und
politischen Gruppen gegeben, so der Referent. Es würden Konfliktmuster und
Belastungen offen sichtbar und Lösungswege aufgezeigt.
Lehrgang für
Sportabzeichen-Prüfer
SCHLESWIG/OEVERSEE Um die aktiven
Sportabzeichen-Prüfer rechtzeitig zum
Saisonstart mit den aktuelle Bedingungen
vertrautzumachen,bietetderKreissportverband zwei Schulungstermine an: am
21. Januar um 18 Uhr im Vereinsheim des
TSV Oeversee, Stapelholmer Weg 39, und
am 28. Januar um 18 Uhr im Vereinsheim
des VfR Schleswig, St. Jürgener Str. 55. Die
Teilnahmeistkostenlos.AbgelaufenePrüferausweise können bei Teilnahme an der
Schulung verlängert werden. Anmeldung
beim
Kreissportverband,
Telefon
0 46 21 / 225 76, E-Mail: [email protected].
Von Wölfen und
alten Kiesgruben
OEVERSEE Die Arbeitsgemeinschaft
Landschaft und Umwelt des Heimatvereins Schleswigsche Geest lädt am Freitag, 22. Januar, um 14 Uhr ins Gasthaus
„Salz & Pfeffer“ in Frörup ein. Zunächst
wird der Wolfsbetreuer Jens Matzen
über die Wiederansiedlung von Wölfen
berichten. Harald Jöhnk wird einen Film
zu Beobachtungen der Pflanzen- und
Tierbesiedlung in einer stillgelegten
Kiesgrube in Böxlund referieren. Nach
einer Kaffeetafel (acht Euro) wird AGLeiter Ulrich Heintze über die Entstehung norddeutscher Landschaften sprechen. Anmeldung unter Telefon
0461 / 631 38 oder per E-Mail: [email protected]. Gäste sind herzlich willkommen.
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Silke Petersen ist froh, dass die Schulbegleitung für ihren Sohn Timo jetzt erneut gewährt wurde. Auf die Nachricht hat sie lange warten müssen.
DEWANGER
Wirbel um die Schulbegleitung
Zukünftige Ausrichtung der inklusiven Arbeit: Landrat Wolfgang Buschmann kritisiert Nebeneinander von verschiedenen Betreuungsformen
aber nicht klar war, wann an welcher
gewecktes Kerlchen. Mathe fällt ihm Schule definitiv ein Schulassistent einleicht, und auch in Deutsch hat der gesetzt wird, konnte der Kreis nach eiNeunjährige vor kurzem eine Eins mit genem Verständnis die notwendige innach Hause gebracht. Leicht von der dividuelle Schulbegleitung für die beHand geht ihm das alles aber nicht. Ti- rechtigten Schüler nicht bemessen.
mo ist Autist und benötigt permanent Über dieses Problem seien die Eltern
Unterstützung. Dafür steht ihm eine auch informiert worden, sagte Landrat
Schulbegleiterin zur Seite, eine Hilfe, Wolfgang Buschmann gestern, wohl
auf die sich Timos Mutter Silke Petersen wissend, dass das den Eltern nicht helfe.
verlassen kann. Eigentlich: Denn die Inzwischen hat das Land den Startvergangenen Monate waren für sie ner- schuss gegeben, so dass nun auch die
venaufreibend. In diesen versuchte sie Kreisbehörden wieder handlungsfähig
immer wieder vergeblich, beim Kreis, sind. Ab 1. Februar sollen die 542 Schulder für die Leistung zuständig ist, Klar- assistenten flächendeckend an Grundheit zu bekommen, ob die Schulbeglei- schulen im Einsatz sein.
tung in diesem Jahr weiter genehmigt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
wird – wie viele andere Eltern behinder„Nicht die Kreise sind für
ter Kinder im Kreisgebiet auch.
die Probleme verantwortlich,
Hintergrund der Unklarheit ist der
sondern das Land.“
Konflikt zwischen Land und Kreisen
Wolfgang Buschmann
über die zukünftige Ausrichtung der inLandrat
klusiven Arbeit. Ausgehend von einem
Urteil des Landessozialgerichtes vom
Gleichwohl sieht Landrat Wolfgang
17. Februar 2014 musste eine Lösung
her, die die rein begleiterischen Hilfen Buschmann für die Umsetzung der vom
und diejenigen, die in den pädagogi- Land vorgegebenen neuen Ordnung
schen Bereich fallen, stärker trennt. Das schwarz. Er wehrt sich ausdrücklich geLandessozialgericht hatte in einem Eil- gen die heftigen Vorwürfe von Seiten
verfahren (L 9 SO 222/13) auf Paragraf des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes
4 (Abs. 11) des Schulgesetzes verwie- (wir berichteten), nach denen die Kreise
sen, der die Inklusion in Schulen vor- Schulbegleiter abziehen würden, um
schreibt. Demnach falle es nicht mehr in Geld zu sparen. Und auch die Aussage
den Zuständigkeitsbereich der Kommu- des Bildungsministeriums, dass die
nen für Aufgaben aus dem „Kernbereich Schulassistenten ein zusätzliches Angeder pädagogischen Arbeit der Schule“ bot zu den Schulbegleitern seien („on
top“), weist Buschmann als falsch zuaufzukommen.
Das Land trägt dem Rechnung, indem rück. Im Gegenteil: „Nicht die Kreise
es sicherstellen will, dass an allen sind für die Probleme verantwortlich,
Grundschulen ein Schulassistent be- sondern das Land.“ Denn das Ministerischäftigt wird, der Kinder mit Förderbe- um habe in der Diskussion mit den Kreidarf pädagogisch unterstützt. Solange sen immer darauf bestanden, dass die
SCHLESWIG Der kleine Timo ist ein auf-
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Stromausfall von
Kappeln bis Süderbrarup
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Na c h r i c h t e n
Assistenten die bisherige Arbeit der tent – es liegt auf der Hand, dass das
Schulbegleiter um Aufgaben aus dem nicht funktionieren kann.“
pädagogischen Bereich entlasten solAuch die Frage, wie pädagogische Hillen.
fen und reduzierte BegleitungsleistunDas fände unter anderem darin seinen gen in der täglichen Praxis miteinander
Ausdruck, dass das Land mit Einstel- in Einklang gebracht werden sollen, so
lung der Schulassistenten seinen Anteil dass die betroffenen Kinder tatsächlich
an der Finanzierung der Schulbegleiter inklusiv beschult werden, ist bisher unfür geistig und körperlich behinderte geklärt. Das ist aber genau die Frage, die
Kinder streiche. „Eine Kostenerstattung den Eltern auf den Nägeln brennt. Eine
für Hilfen, die dem pädagogischen Reduzierung der Schulbegleitung hält
Kernbereich zuzurechnen sind, gibt es Silke Petersen für ihren Sohn Timo jenur noch an Schulen, an denen kein denfalls für ausgeschlossen. Schon jetzt
Schulassistent tätig ist, darauf hat das bekommt Timo die Begleitung nur für
Land ausdrücklich hingewiesen.“
20 Stunden (bei 27 SchulwochenstunWenn nun also der Kreis den Umfang den). Und auch, wenn diese Leistung
der Schulbegleitung reduziere, dann ge- jetzt zunächst verlängert wurde, steht
schehe das auf Veranlassung des dennoch die Aussage eines BehördenLandes, das das Angebot der Kreise, alle mitarbeiters im Raum, man wolle darauf
Leistungen aus einer Hand anzubieten, hinarbeiten, diese Zahl auf zehn Stunabgelehnt habe. Mit dieser Entschei- den zu reduzieren. „Das würde nie und
dung sei eine klare Kostentrennung ver- nimmer funktionieren“, sagt die Mutter.
bunden: Die Kreise stellen die individu- Wenn Timo mit Lärm oder anderen Beellen Bedarfe über die Bereitstellung lastungen aus dem Lernumfeld nicht
von Schulbegleitung sicher, parallel da- mehr klar komme, laufe er einfach weg.
zu deckt das Land über Schulassisten- „Deshalb muss im Unterricht oder in
ten den pädagogischen Bedarf.
der Insel der Schule jemand bei ihm
Hannes Harding
Aus Sicht Buschmanns ein Fehler. sein.“
„Ich befürchte, dass das Konzept Schul- . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
assistenz des Landes so nicht aufgehen
wird.“ Er argumentiert unter anderem SCHULBEGLEITUNG IM KREIS
mit dem breiten Aufgabenspektrum der In den letzten drei Jahren sind die Zahlen
Assistenten, das bis zur Begleitung von zur Schulbegleitung im Kreis SchleswigKlassenfahrten reicht. „Ist der Schulas- Flensburg stetig gestiegen. Im Bereich der
sistent auf Klassenfahrt, wer betreut Jugendhilfe (seelische Behinderung) von
dann andere Schüler, die zu Hause blei- 139 Fällen in 2013 auf 185 Fälle in 2014
ben?“ Auch sei es beispielsweise un- und auf 221 in 2015. Fast vier Millionen
möglich für einen Schulassistenten, die Euro plant der Kreis im Haushalt 2016 für
Betreuung an Schulen mit Außenstellen diese Hilfen ein. 2014 waren es knapp 3,2
sicherzustellen. Buschmann nennt als Millionen Euro. Im Bereich der EingliedeBeispiel die Stapelholmschule. „Eine rungshilfe (geistig-körperliche BehindeSchule, drei Standorte, ein Schulassis- rung) blieben die Fallzahlen mit 55 stabil.
Schleuser nach eineinhalb Jahren in Rumänien gefasst
FLENSBURG Demnächst wird sich
ein 53-jähriger Schleuser aus Rumänien vor dem Amtsgericht
Flensburg verantworten müssen.
Der Mann war im Dezember an der
rumänisch-ungarischen Grenze
aufgrund eines europäischen Haftbefehls aus Flensburg festgenommen worden. Er hatte im Septem-
ber 2014 versucht, 18 Migranten
aus Jordanien und Palästina nach
Skandinavien zu bringen, war jedoch von der Bundespolizei auf
der Autobahn bei Altholzkrug gestoppt worden. Bevor er kontrolliert werden konnte, flüchtete der
Mann aus dem noch fahrenden
Wohnmobil. Eine großangelegte
Fahndung mit einem Diensthund
und einem Hubschrauber der Bundespolizei sowie diversen zusätzlichen Streifenwagen blieb damals
erfolglos.
Der mutmaßliche Schleuser hatte eine Sitzbank und zwei Einzelsitze ohne Befestigung in das
Wohnmobil gestellt, Sicherheits-
In diesem Wohnmobil saßen 18 Migranten.
KSÖ
gurte waren für die Insassen ebenfalls nicht vorhanden. Auch wurden keine Pausen von Italien bis
nach Schleswig-Holstein gemacht.
Entsprechender
Uringeruch
schlug den Beamten entgegen. Die
Wohnmobiltür war mit einem
Schloss von außen verschlossen.
In der Vernehmung sagte ein
Mann aus, sie hätten 650 Euro pro
Person für die Fahrt von Italien
nach Skandinavien gezahlt. Kriminaltechniker hatten Spuren im
Fahrzeug gesichert, unter anderem auch die Fingerabdrücke des
Rumänen, die in Schweden gespeichert waren und der sich nun in
Untersuchungshaft befindet. hg