Bernd Brack - DIE LINKE. Kreisverband Essen

Kundgebungsrede von Bernd Brack
Essener Friedensforum
04.12.2015
„Das Essener Friedens-Forum verurteilt die Eskalation des Krieges in Syrien. Wir
lehnen die von der Regierung geplante Beteiligung der Bundeswehr entschieden ab.“
So beginnt unsere Stellungnahme, die wir im Vorfeld des heutigen Beschlusses des
Bundestages verbreitet haben.
Grundlage dieser Verlautbarung ist die Erfahrung – die von den Regierungsparteien
ignoriert wird –, dass mit Krieg keine Politik zu machen ist. Krieg ist nicht alternativlos. Er ist, wie alle Kriege bewiesen haben, das Ergebnis des Versagens von Politik.
Und er ist lange vorbereitet: durch die Unterstützung von Gruppierungen und
Staaten, die die USA und die Nato glauben, für ihre Interessen instrumentalisieren zu
können.
Das war und ist in Afghanistan der Fall. Bin Laden und seine Kämpfer wurden mit
Waffen und Geld versorgt, bis er dann nicht mehr nützlich schien. Er wurde
bekämpft, gejagt und endlich illegal ermordet. Und Afghanistan wurde systematisch
zerstört mit riesigen Menschenopfern. Und die Lügen, die ja jedem Krieg voraus
gehen, waren: Wir bringen den Afghanen die Demokratie – unsere fragwürdige
Demokratie –, ob sie die wollen oder nicht – und wir kümmern uns um die Rechte der
Frauen.
Nichts davon ist eingetreten. Im Gegenteil – Tausende mussten durch Flucht ihre
Heimat verlassen. Einige davon sind auch nach Deutschland gekommen – und
werden zurzeit aufgefordert oder gezwungen, zurückzukehren, weil ihnen in Afghanistan keine Gefahr mehr drohe. Gleichzeitig werden mehr Soldaten dorthin geschickt,
weil die Lage so bedrohlich ist. Die politische Ignoranz und Schizophrenie sind
grenzenlos und anscheinend alternativlos.
Oder nehmen wir den Irak mit Saddam Hussein. So lange er für die USA den Iran
bekämpfen sollte, wurde er massiv mit Waffen und Geld versorgt. Dann war er nicht
mehr nützlich und wurde ermordet, und das Land wurde verwüstet mit massenhaft
Toten.
Die Liste der versagenden Politik ist erweiterbar – durch Libyen, Syrien und mehrere
afrikanische Staaten, und immer ist Deutschland beteiligt – wenn mal nicht gleich mit
Soldaten, so doch mit Waffenlieferungen und elektronischer Überwachung und
Einsatzplanung, zum Beispiel durch die NATO-Einsatzkommandos in Kalkar und
Rammstein.
Und dann ist die Politik völlig überrascht, wenn aus den zerstörten Ländern mehr
Flüchtlinge kommen, denen mit deutscher Unterstützung in ihren Staaten die
Existenzgrundlagen genommen wurden. Dann setzt das große Jammern ein, und es
wird über Grenzschließungen und Abschottung geredet – und die Türkei erhält drei
Milliarden Euro, um die Flüchtlinge festzuhalten, egal, wie sie dort untergebracht und
versorgt werden. Hauptsache, sie schaffen es nicht bis zu uns.
Dabei könnten noch 25 Jahre lang in jedem Jahr eine Million Flüchtlinge nach
Deutschland kommen, und wir hätten prozentual immer noch nicht so viele aufgenommen wie z.B. der Libanon, der bei einer Bevölkerung von vier bis viereinhalb
Millionen circa eineinhalb Millionen syrische Flüchtlinge aufgenommen hat.
Bei all den Ereignissen und Handlungen zeigt sich überdeutlich die schäbige Fratze
des Egoismus und Kapitalismus. Denn Krieg ist ein riesiges Geschäft, dem wir uns
alle widersetzen müssen!