entspannt scheitern

Parallelwelten KOLUMNE
Entspannt scheitern
Julia Dombrowski sucht einen Weg, das Unerreichte des Jahres 2012
ohne Hadern zu betrachten. Und begnügt sich mit diesem Vorsatz.
E
s ist eine zauberhafte Anekdote über
den Erfolg des Sympathieträgers 2012,
Barack Obama, im Umlauf – die vermutlich nicht wahr sein dürfte, immerhin
aber sehr gut erfunden wäre: Der US-Präsident und seine Frau Michelle wollten einmal
ohne viel Brimborium einen privaten Abend
in einem kleinen, unauffälligen Restaurant
verbringen. Als sie Platz genommen hatten,
bat der Restaurantbesitzer darum, ein paar
ungestörte Worte mit
der First Lady wechseln zu dürfen; die
beiden zogen sich für
ein kurzes Gespräch
zurück. Wieder an
ihrem Platz wurde
Michelle von ihrem
Mann gefragt, was
es denn zu bereden
gegeben hätte. Seine
Frau gestand ihm,
dass es sich bei dem
Restaurantb esitzer
um eine frühere Highschool-Liebe handeln
würde, die sie heute
zum ersten Mal wiedergesehen hätte. Barack daraufhin zu ihr:
„Nun ja, hättest du
dich damals für ihn entscheiden und geheiratet, dann würde dir heute die Hälfte dieses
hübschen Restaurants gehören.“ Michelles
trockene Antwort: „Nein, hätte ich mich für
ihn entschieden, wäre er heute der Präsident
der Vereinigten Staaten.“
Eine entzückende Geschichte, egal, ob
nun wahr oder erfunden. Ein bisschen Wahr-
heit wird schon irgendwo im Kern stecken:
Wenn der Spitzenpolitiker das Erreichte der
vergangenen Monate rekapituliert, wird er
sicher bemerken, dass der Rückhalt seiner
starken Gattin zu seinen Erfolgen beigetragen haben dürften. Erfolg kann auch ein
Zufall sein: Die richtige Begegnung zum
richtigen Zeitpunkt, die richtigen Unterstützer auf dem Weg. Ja, der Blick auf den
Guten-Vorsätze-Zettel 2012 kann für alle
Nicht-Wahlsieger frustrierend sein. Es gibt
so viele Ziele, die nicht umgesetzt wurden.
Ist deshalb Hadern der klügste Weg, nur weil
Barack Obama Präsident wird, während wir
nicht mal den Wagen rechtzeitig in die Inspektion geben?
Hadern ist immer schlecht, besser ist
eine entspannte Haltung Dingen gegenüber,
die man einfach nicht geregelt bekommt:
Das ist menschlich, wenn auch selten so detailliert dokumentiert
wie im Falle Wolfgang Koeppens. Der
Schriftsteller lernte
1957 den SuhrkampVerleger
Siegfried
Unseld kennen und
ersann mit ihm ein
Buchprojekt. 2007 erschien im selben Verlag die Korrespondenz zwischen Autor
und Verleger unter
dem Titel „Der Briefwechsel“. Ein paar
Auszüge aus den Mitteilungen des Schriftstellers im Laufe der
dazwischenliegenden
Jahre: „Bei mir, das
lehrt mich die Erfahrung, besteht die große Chance, dass ich termingerecht oder nur wenig verspätet fertig
sein werde.“ (1961.) „Bei alledem arbeite ich
wieder und bilde mir ein, das Buch in vier
bis sechs Wochen zu haben.“ (1968.) „Ich
hoffe, wenn es gut geht, dir den fertigen Roman zum Jahresende zu geben.“ (1974.) „Das
Schlimmste: Das Versprechen 01. Februar
lässt sich nicht halten. Ich bleibe aber dran.“
(1992.) „Lieber Siegfried, ich werde dieses
Buch und auch andere Bücher fertig schreiben. Lasse mich das schreiben, störe mich
nicht.“ (1995.) Der Autor starb 1996, 39 Jahre
nach der hervorragenden Idee, seinen literarischen Erfolg „Tauben im Gras“ zu wiederholen. Und laut Koeppens Briefen nur sehr,
sehr wenige Wochen, bevor er das Manuskript fertiggestellt hätte – ganz bestimmt,
lieber Siegfried, ganz, ganz bestimmt!
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Südwestfalen Manager 11-12/12
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