FORSCHUNG K R AF TSTOFFE ÜR WIS SENSCHAFTLICHE BE ITR ESI DAS GÜ T N BE TE AU ist Leiter der Forschungsgruppe Optische Messtechnik und Motoren im Bereich der motorischen Verbrennung am Lehrstuhl für Technische Thermodynamik und Transportprozesse (LTTT)/Bayreuth Engine Research Center (BERC) an der Universität Bayreuth. Simone Seher, M. Sc. ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Chemische Verfahrenstechnik der Universität Stuttgart. © Universität Bayreuth HTET | EINGEGANGEN 22.05.2015 GEPRÜFT 02.07.2015 ANGENOMMEN 13.10.2015 ER Dipl.-Ing. Wolfgang Mühlbauer TZ ER M PEER REVIEW XP | VON E ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Strömungsmechanik der Bergischen Universität Wuppertal. ND Dipl.-Math. Markus Bürger 70 EI EG LF ÄG E ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Aerosol Analytik am Institut für Wasserchemie (IWC) der TU München. Das Verständnis der Rußreaktivität stellt eine wichtige Basis für die effiziente Regeneration des eingelagerten Rußes im Dieselpartikelfilter (DPF) im Betrieb mit unterschiedlichen biogenen Kraftstoffen dar. Daher wurde im FVV-FNRForschungsvorhaben „Rußreaktivität von Biokraftstoffen“ mit unterschiedlichen Analysever fahren der Zusammenhang zwischen der Reaktivität und den physikochemischen Eigenschaften unterschiedlicher Dieselruße untersucht sowie deren Abbrandverhalten im DPF modelliert. TA C Michaela N. Ess, M. Sc. Untersuchung der Rußreaktivität unterschiedlicher Dieselkraftstoffe GU AUTOREN SF ORS U CHUNG UND IND ST RI E 1 MOTIVATION 2 AUFBAU AM MOTORPRÜFSTAND 3 ANALYSE VERFAHREN 4 ERGEBNISSE 5 SIMUL ATION 6 ZUSAMMENFASSUNG 1 MOTIVATION Für Dieselmotoren gelten strenge Abgasnormen, die Grenzwerte für Partikelmasse und -anzahl vorgeben. In Fahrzeugantrieben mit modernen Dieselmotoren werden daher standardmäßig Dieselpartikelfilter eingesetzt, um die Partikelgrenzwerte einhalten zu können. Zur Reduktion des Abgasgegendrucks, der sich aufgrund der sich aufbauenden Rußschicht im DPF einstellt, muss der eingelagerte Ruß regelmäßig oxidiert werden. Die Reaktivität des Rußes bei der Regeneration ist von dessen physikochemischen Eigenschaften bestimmt. Für eine zeit- und verbrauchseffiziente Regeneration ist ein reaktiver Ruß von Vorteil. Biodiesel, dessen Anteil in Dieselkraftstoffen kontinuierlich steigt, besitzt einen großen Einfluss auf die Rußeigenschaften und damit die Reaktivität. Ziel des Projekts war es, mit verschiedenen Analysemethoden Unterschiede im Abbrandverhalten von Rußen aus Kraftstoffen unterschiedlicher Biodieselanteile (fossiler Diesel B0, Dieselkraftstoff nach DIN EN 590 (B7) sowie Rapsölmethylester (RME) als Biodiesel nach DIN EN 14214 (B100)) zu untersuchen sowie die Oxidation von Ruß innerhalb eines DPFs zu simulieren. den die Versuche ohne Abgasrückführung durchgeführt. Zur motorischen Vergleichbarkeit der eingesetzten Kraftstoffe aufgrund ihrer unterschiedlichen Heizwerte wird auf die gleiche effektive Leistung über die Einspritzmenge geregelt. Die wichtigsten Eigenschaften der eingesetzten Kraftstoffe sind TABELLE 1 zu entnehmen. Der Abgasstrang des Motors ist mit einem Dieseloxidationskatalysator versehen. Zur Berußung von DPF-Segmenten stehen Reaktoren zur Verfügung, in denen die Segmente über Lagermatten fixiert eingelegt werden. Die Gewebefilter (Metallfaservliese, Quarzfilter) werden mithilfe eines modifizierten Filterhalters (Pall) berußt. Im Betrieb mit den unterschiedlichen Kraftstoffen werden die Reaktoren, die Filterhalter sowie die abgasführenden Leitungen konstant auf 210 °C während der Berußung eingeregelt. Die parallele Beladung der DPF-Segmente erfolgt heiß und unverdünnt über zwei parallel angeordnete Teilströme. Die Raumgeschwindigkeit (RG) im DPF-Segment kann mithilfe eines Durchflussreglers mit Messgaskühler (RG wie im realen DPF) betriebspunktabhängig eingestellt werden. Druck- und Temperaturdifferenzen am DPFSegment sowie an den Gewebefiltern werden mithilfe von Thermoelementen sowie Absolutdrucksensoren bestimmt. Die Beladung der Gewebefilter erfolgt wie die Beladung der DPF-Segmente heiß und unverdünnt über einen Teilstrom. Die unterschiedlichen Filter mit Halter werden vor der Beladung im Ofen konditioniert. Die Probenentnahme wird zusätzlich mit einem Pegasor-PartikelSensor (PPS-M) überwacht. Der modifizierte Aufbau des Abgasstrangs sowie berußte Gewebefilter als auch DPF-Segmente sind in BILD 1 dargestellt. 3 ANALYSEVERFAHREN 2 AUFBAU AM MOTORPRÜFSTAND Für die Untersuchungen wird ein moderner Vierzylinder-Dieselmotor (OM 651) von der Daimler AG eingesetzt. Der Pkw-Motor ist mit einem Common-Rail-System und direktbetätigten DelphiInjektoren sowie mit einem offenen Steuergerät ausgestattet. Der Zugriff auf das Motorsteuergerät erfolgt mit der Software INCA und Modulen von der Etas GmbH. Der Dieselmotor wird am Motorprüfstand des Bayreuth Engine Research Centers (BERC) mit einer wassergekühlten Wirbelstrombremse betrieben. Als Betriebspunkt (BP) für die Untersuchungen wird eine Drehzahl von 1000/min bei 25 % Gaspedalstellung mit einem Einspritzzeitpunkt von 6 °KW nach OT ausgewählt, da in diesem BP ein breites Variationsfeld für die im FVV/FNR-Projekt zusätzlich variierten Motorparameter Einspritz- und Ladeluftdruck möglich ist. Zudem kann in diesem BP ein möglichst hoher Partikelmassenausstoß bei gleichzeitig niedrigem Verbrauch realisiert werden. Dadurch kann die hohe Anzahl an verschiedenen Partikelproben für die unterschiedlichen Analysemethoden effizient bereitgestellt werden. Um Quereinflüsse durch zurückgeführtes Abgas ausschließen zu können, wer- 3.1 BESTIMMUNG DER RUSSRE AKTIVITÄT Eine etablierte Methode zur Bestimmung der Rußreaktivität ist die temperaturprogrammierte Oxidation (TPO) [1, 2]. Dabei wird ein rußbeladener Metallfaserfilter in der Synthesegasanlage des Instituts für Wasserchemie (IWC) von einem Gasstrom mit 5 % O2 in N2 bei einem Volumenstrom von 3 l/min durchflossen und mit einer konstanten Rampe von 5 °C/min auf maximal 790 °C erhitzt. Die gasförmigen Oxidationsprodukte CO und CO2 werden mittels FTIR-Spektrometer quantifiziert. Die Temperatur der maximalen Emission Tmax, TPO ist ein Maß für die Reaktivität [2], BILD 2. Als Reaktivitätsgrenzen werden Graphitpulver als unreaktives Referenzmaterial sowie Graphitfunkenruß (GfG) als sehr reaktiver Ruß verwendet. Eine weitverbreitete Methode zur Bestimmung der Rußreaktivität ist die thermogravimetrische Analyse (TGA) [3, 4], bei der die Rußprobe vom extern zugeführten Probengas, im Gegensatz zum durchströmten Filter bei der TPO, umströmt wird. Die Temperatur mit der maximalen Reaktionsgeschwindigkeit Tmax, TGA unter oxidierenden Bedingungen wird als Maß für die Reaktivität der Rußprobe Kraftstoff Cetanzahl [-] Dichte [kg/m 3] Unterer Heizwert [MJ/kg] Schwefelanteil [mg/kg] Sauerstoffanteil [Massen-%] Oxidasche [Massen-%] Ester-Gehalt [Volumen-%] B0 53 834 42,5 1,1 0 0,006 < 0,1 B7 55 837 42,2 5,3 0,5 < 0,005 4,5 B100 53 883 37,5 1,8 11 – > 99 TABELLE 1 Eigenschaften der verwendeten Kraftstoffe (© Universität Bayreuth) 01I2016 77. Jahrgang 71 FORSCHUNG K R AF TSTOFFE BILD 1 Modifizierter Aufbau des Abgasstrangs (links) zur Probenentnahme auf Quarzfaserfilter (rechts, oben), Metallfaservliese (rechts, Mitte) und DPF-Segmenten (rechts, unten) (© Universität Bayreuth) herangezogen. Neben den Motorrußen werden zudem Graphit (unreaktiv) und Graphitfunkenruß (GfG, reaktiv) als Referenz verwendet. Nach einer inerten Aufheizphase auf 400 °C schließt sich die Oxidation des Rußes unter abgasrelevanten Bedingungen (O2 5 %, N2 95 %) mit einer Heizrampe von 5 °C/min an. Flusssäure und Salpetersäure). Wegen der hohen Konzentrationen in den Blindwertfiltern ist eine Quantifizierung der Alkali- und Erdalkalielemente nicht möglich. 3.3 ASCHE ANALYSE Die Bestimmung und Quantifizierung der Asche im Ruß erfolgt am IWC mittels ICP-MS (induktiv gekoppelter Plasma-Massenspektrometrie) nach einem chemischen Aufschluss der Filterprobe (mit 3.4 ISOTHERME MESSUNGEN Isotherme Messungen werden notwendig, um die Reaktivität des Rußes unabhängig vom Einfluss der Temperatur zu ermitteln. Dies ist für quantitative Beschreibungen des Abbrandverhaltens sowie für die Bestimmung von Kinetikparametern von erheblichem Vorteil. Zudem kann der Verlauf der Reaktivität während des Reaktionsfortschritts sowie in Abhängigkeit der Temperatur bestimmt werden. Dazu wurden flache Filtersegmente mit einer Höhe von zwei Kanälen aus kommerziellen Pkw-DPF präpariert, wobei Einund Auslasskanäle wiederum schachbrettartig verschlossen werden. Die Strömungsverhältnisse während der Beladung und der Regeneration entsprechen dadurch den Bedingungen im realen DPF. Die flachen DPF-Segmente werden zwischen zwei thermostatisierten Halbschalen eingebaut, sodass eine Akkumulation von Wärme im Innern der Filter effektiv verhindert werden kann. Diese BILD 2 TPO-Emissionsprofile der B0/B7/B100-Ruße sowie der Referenzmaterialien (GfG-Ruß und Graphitpulver) (© TU München) BILD 3 Massenänderungen der Referenz- und Motorruße bei der TGA (© Universität Bayreuth) 3.2 BESTIMMUNG DER RUSSSTRUKTUR Mittels Raman-Mikrospektroskopie (RM) kann die Mikrostruktur von Rußen analysiert und eine Aussage über die Ordnung und die Graphitisierung eines Rußes aus den spektralen Parametern (Peakintensitäten) [1] getroffen werden. Dazu werden am IWC Filterproben bei einer Anregungswellenlänge von 633 nm zehnfach analysiert. Die aus den Einzelspektren berechneten Mittelwertspektren sind repräsentativ für die jeweiligen Proben. 72 Anzeigen-Sonderveröffentlichung NAHTLOSE INTEGRATION VON CFD IN DEN PRODUKTDESIGNPROZESS AVL FIRE® ist eine im Bereich der numerischen Strömungsmechanik (CFD) seit langem erfolgreich etablierte Software zur Simulation der Strömung in Verbrennungsmotoren, Motor- und Antriebsstrangkomponenten, Batterien und Brennstoffzellen. Um den Anforderungen moderner simulationsgestützter Entwicklungsprozesse gerecht werden zu können, hat AVL seine 3D CFD Software AVL FIRE® entscheidend weiterentwickelt. VISIONEN WERDEN WIRKLICHKEIT Mit dem Simulationswerkzeug FIRE® M eröffnet AVL neue Dimensionen in der numerischen Strömungsmechanik. AVL FIRE® M bietet nicht nur spannende Möglichkeiten im 3D-CFD Pre-Processing, Haupt-Programm und Post-Processing, sondern auch zahlreiche Neuerungen, welche die Entwicklungszeit wesentlich verkürzen und das Feedback an den Anwender noch effektiver und einfacher gestalten. Die Vorteile von AVL FIRE® M umfassen schnellste Modellerstellung, kurze Simulationszeiten, erweiterte Produktfunktionalität, höhere (UJHEQLVTXDOLWlWXQGHI¿]LHQWH9LVXDOLsierung und Analyse der Daten. Außerdem ist die Software auf die Erstellung, Simulation und Analyse von Multi-Do- METHODIK MERKMALE 8 ("& %4"&/&$"&)0(/&+*)0(/&,("- +)6*"* 8 &*# %"+!"(("-./"((0*$&*'7-4"./"- Zeit 8 #:4&"*/"*(3."1+*-&*/"*&* $-+9"-%( 8 0/+)/&.&"-/"*2"*!0*$..,"4&:. %" -$"*&.!+'0)"*//&+* main-Modellen ausgelegt. Dies ist besonders nutzbringend, wenn neben herkömmlichen Strömungsproblemen auch der Wärmeübergang und die Temperaturverteilung in angrenzenden Strukturbauteilen berechnet wird. AVL FIRE® M ist in eine neue Umgebung eingebunden, welche eine KRFKIXQNWLRQHOOH JUD¿VFKH %HQXW]HUREHUÀlFKH VRZLH HLQ JHPHLQVDPHV Projekt- und Datenmanagement für alle integrierten AVL CAE Werkzeuge bietet. Dadurch können Informationen zwischen Klienten auf einfache Weise ausgetauscht und Simulationsaufgaben interdisziplinär abgewickelt werden. Projektdurchlaufzeiten verkürzen sich deutlich. Im Produktentwicklungsprozess steht somit mehr Zeit für die Untersuchung von Designvarianten zur Verfügung. 3D CFD WEITERGEDACHT Angesichts der wachsenden Zahl zu untersuchender Konstruktionsparameter ist AVL FIRE® M durch sein optimales Preis-/Leistungsverhältnis eine ideale 3D-CFD-Lösung für StanStan dardanwendungen, wie zum Beispiel: Ein- und AusAus lasskanäle, Ein- und Auslasskrümmer, Komponenten von Ansaug- und Abgassystemen, Kühlsystemkomponenten, Ermittlung der Wärmeübertragung zwischen Fluid und Struktur Berechsowie Berech thernung der ther Belasmischen Belas tung von Bauteilen, Aeinterne und externe Ae rodynamik. Die Benutzerfreundlichkeit der Software und der hohe Automatisierungsgrad eröffnen einer großen Anzahl von potentiellen Nutzern einen leichten Zugang zu CFD. "%-*#+-)/&+*&./)&'0##-+!0 /*$"-(0&!3*)& .*!0(/&,%3.& .3./"). "( )&'.0##1( +) 2221( +):-") 01I2016 77. Jahrgang 73 FORSCHUNG K R AF TSTOFFE BILD 4 Raman-Spektren der B0/B7/B100-Ruße (© TU München) kraftstoff mit Additiven ist, können die Reaktivitätsunterschiede nicht allein durch den Biodieselanteil erklärt werden. Möglicherweise ist der Reaktivitätsunterschied zwischen dem B7- und B100Ruß kleiner als zwischen dem B0- und dem B7-Ruß, da auch die Additive die Reaktivität des Rußes erhöhen können. 4.2 RUSSSTRUKTUR Während mittels TPO eine sehr unterschiedliche Reaktivität festgestellt wurde, sind die mittels RM gemessenen Spektren [5] und damit die ermittelten Mikrostrukturen für alle analysierten Ruße sehr ähnlich, BILD 4. Die Ruße weisen eine geordnete und graphitische Mikrostruktur auf, was an der hohen Intensität des Peaks bei einer Ramanverschiebung von 1380 cm-1 und der geringen Intensität im Bereich zwischen den Rußpeaks, der amorphe Strukturen repräsentiert, erkennbar ist. Vorgehensweise zur Messung kinetischer Daten unter isothermen Bedingungen wurde im Bereich der Abgaskatalyse [5] und zur Bestimmung der Reaktivität von Ruß [6] erfolgreich eingesetzt. 4 ERGEBNISSE 4.1 RUSSRE AKTIVITÄT BILD 2 zeigt die TPO-Emissionsprofile der Rußproben des gewählten Betriebspunkts. Die ermittelte Reaktivität steigt mit höherem Biodieselanteil, was an den geringeren Tmax, TPO zu erkennen ist. B100Ruß (T Tmax, TPO = 585 °C), ist reaktiver als B7-Ruß (T Tmax, TPO = 595 °C), der wiederum ein um 30 °C niedrigeres Emissionsmaximum besitzt als der unreaktivere B0-Ruß (T Tmax, TPO = 625 °C). Die TGA-Messungen (diffusionskontrolliert) zeigen ein sehr ähnliches Verhalten in der Rußreaktivität, wie die TPO-Analyse (durchströmte Probe), BILD 3. Der aus Biodiesel generierte Ruß hat eine deutlich höhere Reaktivität als der B0-Ruß. Die Reaktivität des B7-Rußes ist dem B100-Ruß sehr ähnlich. Da der B7-Kraftstoff keine Mischung aus den B0- und B100-Kraftstoffen, sondern ein kommerzieller Diesel- 4.3 ASCHE ANALYSE Die ICP-MS Analyse in BILD 5 zeigt einen höheren Ascheanteil bei den B100-Rußen im Vergleich zu den B0- und B7-Rußen. Dies lässt sich mit der Rußmassenemission erklären, die bei reinem Biodiesel am geringsten ist, was einen erhöhten relativen Anteil an Asche zur Folge hat. Die B100-Probe weist die höchsten Anteile an Cu, Fe und Zn auf, was eine Erklärung für die höhere Reaktivität sein kann, da bekannt ist, dass anorganische Bestandteile die Rußreaktivität beeinflussen können [2]. Unterschiede in der Aschezusammensetzung deuten zudem auf einen unterschiedlichen Einfluss von Aschekomponenten auf die Reaktivität hin. 4.4 ISOTHERME MESSUNGEN In BILD 6 sind beispielhaft eine aktive und eine passive isotherme Regeneration von B7-Ruß, die am ICVT durchgeführt wurden, dargestellt. Mithilfe dieser Messungen wurde eine Kinetik erstellt, die die experimentellen Ergebnisse beschreiben kann (hier nicht dargestellt). Aufgrund der isothermen Vorgehensweise kann die Rußreaktivität ohne Überlagerung des Temperatureinflusses bestimmt werden. BILD 5 Konzentrationen der quantifizierbaren Elemente in den B0/B7/B100-Rußen (© TU München) 74 BILD 6 Konzentrationsprofile der Isothermen Messungen am Beispiel von B7-Ruß; aktive Regeneration (10 % O2, 10 % H2O in N2), 600 °C (links); passive Regeneration (10 % O2, 10 % H2O, 500 ppm NO2 in N2), 300 °C (rechts) (© Universität Stuttgart) In BILD 7 wird die durch die isothermen Messungen bestimmte Reaktivität der verschiedenen Ruße unter aktiven und passiven Regenerationsbedingungen für verschiedene Regenerationstemperaturen verglichen. Hierzu wird die aktuell oxidierte Rußmasse auf die zu diesem Zeitpunkt noch vorliegende, also noch nicht oxidierte, Rußmasse bezogen. Es zeigt sich in BILD 7, dass die Rußreaktivität zu Beginn der Regeneration bei allen Rußarten deutlich erhöht ist und (meist) nach mehreren Minuten auf ein nahezu konstantes Niveau absinkt. Dieser Effekt ist bei der aktiven Regeneration stärker ausgeprägt als bei der passiven Regeneration. Bei Ramanuntersuchungen vor und nach Teilregeneration konnte allerdings keine Veränderung der Rußmikrostruktur detektiert werden, die zur Erklärung dieser veränderten Reaktivität hätte herangezogen werden können. Unter aktiven Regenerationsbedingungen ist bei moderaten Temperaturen ein Reaktivitätsvorteil des B100-Rußes gegenüber den anderen Fahrerassistenzsysteme Von der Assistenz zum automatisierten Fahren www. 2. Internationale ATZ-Fachtagung 13. und 14. April 2016 | Frankfurt/Main ATZl ive.de TEILUND HO Real istisch CHAUTOMA TIS e, Ausb austuf marktor IERUNG ientie en rte VERN ETZUNG Funk tio System nsverbun d en von , Sich erhe Kompone it nten , RAHM EN Rech BEDINGUN GEN tlich , wirt und scha gese ftl llsch aftlich ich /// WI SS ENSC HA FTLIC Prof. HE LE Dr ITUNG TU Da . Dr. Rolf Iserma rmst adt nn TEIL- UND HOCHAUTOMATISIERUNG Funktionsverbund von Systemen, Komponenten, Sicherheit Fahr Von de erass Simul ta German neous Interp reti and En glish ng © Del VERNETZUNG phi Realistische, marktorientierte Ausbaustufen isten zsyst r Assi stenz zum au 2. Inte tomat rn isierten 13. un ationale AT d 14. ZFahren April 20 Fachtagu ng 16 | Fr ankfur t/Main eme RAHMENBEDINGUNGEN Rechtlich, wirtschaftlich und gesellschaftlich ATT Z li d Aktuelles Tagungsprogramm: www.ATZlive.de 01I2016 77. Jahrgang 75 FORSCHUNG K R AF TSTOFFE Rußen zu beobachten. Mit zunehmender Temperatur verringert sich dieser Vorteil deutlich. Unter passiven Regenerationsbedingungen ist kein Reaktivitätsunterschied der verschiedenen Ruße zu erkennen. 5 SIMULATION Begleitend zu den experimentellen Untersuchungen sind am Lehrstuhl für Strömungsmechanik (Universität Wuppertal) Simulationen der Gasströmung durch die mikroporöse Rußstruktur durchgeführt worden, um den Einfluss von Struktureigenschaften auf Rußabbrand und Druckabfall im Detail bestimmen zu können. Mithilfe einer Immersed-Boundary-Methode kann aus beliebig geformten Teilchen und Agglomeraten eine virtuelle Rußstruktur rekonstruiert, BILD 8 (rechts) und einer Strömungssimulation unterzogen werden. Ein stochastischer Algorithmus kann die Größe der Rußaggregate und Poren, also die aktive Oberfläche des Rußes, steuern. Das Modell wird qualitativ durch fokussierte IonenstrahlAnalysen an abgeschiedenen Rußstrukturen, die vom LTTT/BERC zur Verfügung gestellt wurden, überprüft. Mittels geometrischer Modifikation der primären Partikel kann der Einfluss des mikroporösen Rußabbrands im Detail simuliert werden, sodass der Einfluss der Porenstruktur auf Druckabfall, BILD 8 (links) und ihre Veränderung durch Rußabbrand im Dieselpartikelfilter im Simulationsmodell beobachtbar wird, BILD 8 (Mitte). Das numerische Modell ist auch in der Lage, räumlich aufgelöste, chemische Reaktionsraten innerhalb der mikroporösen Struktur zu berechnen. Diese Rechnungen werden anhand von Ruß-Messungen und Reaktionsgeschwindigkeiten, die von ICVT in Stuttgart ermittelt wurden, validiert. Es zeigt auch die Veränderung der Gesamt- reaktionsrate aufgrund von Änderungen der Rußstruktur: durch einen Vergleich der verschiedenen Gesamtreaktionsraten können verschiedenen Rußstrukturen unterschiedlich hohe Reaktivitäten zugeordnet werden. Im Gegensatz zu herkömmlichen Methoden, die lediglich global gemittelte Ergebnisse hervorbringen, liefert dieses Modell zusätzlich einen räumlich aufgelösten Einblick in die strömungsmechanischen und chemischen Prozesse auf der Mikrometerskala. 6 ZUSAMMENFASSUNG Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Rußreaktivität mit steigendem Biodieselanteil bei der aktiven Regeneration zunimmt, während die Mikrostruktur der Ruße nahezu identisch ist. Die unterschiedliche Rußreaktivität lässt sich bei den untersuchten Proben nicht über die Rußmikrostruktur erklären. Jedoch konnte festgestellt werden, dass die Reaktivität mit dem Gehalt an Cu, Fe und Zn im Ruß eine gewisse Übereinstimmung zeigt. Daraus kann geschlossen werden, dass die Rußreaktivität nicht nur von einem Parameter, sondern von der Summe vieler Rußeigenschaften wie Mikrostruktur, Partikelgröße sowie Ascheanteil bestimmt wird. Zudem deuten die Ergebnisse darauf hin, dass der Anteil der einzelnen Aschekomponenten unterschiedlichen Einfluss auf die Reaktivität der Ruße hat. Außerdem wurde mithilfe der isothermen Experimente festgestellt, dass der Reaktivitätsvorteil des Biodiesels für passive Regenerationsbedingungen nicht auftritt. Bei der aktiven Regeneration nimmt dieser zudem mit steigender Temperatur ab. Bei allen untersuchten Rußarten ist die Reaktivität zu Beginn der Regeneration deutlich erhöht. BILD 7 Reaktivität der verschiedenen Ruße für verschiedene Temperaturen unter aktiven (10 % O2, 10 % H2O in N2) und passiven (10 % O2, 10 % H2O, 500 ppm NO2 in N2) Regenerationsbedingungen (© Universität Stuttgart) 76 Druckverlust Varianz 70 60 60 50 50 Druckverlust [Pa/m] Druckverlust [Pa/m] 70 40 30 20 10 0 40 30 200 Aggregate 100 Aggregate 1 Aggregat 20 10 10 100 # Aggregate [1] 200 0 0 20 Abbrand [%] 40 BILD 8 Abhängigkeit des Druckverlusts von Rußstruktur (links) und Rußabbrand (Mitte) sowie rekonstruierte Rußstruktur (rechts) (© Universität Wuppertal) LITERATURHINWEISE [1] Knauer, M.; Schuster, M. E.; Su, D.; Schlögel, R.; Niessner, R.; Ivleva, N. P.: Soot structure and reactivity analysis by Raman microspectroscopy, temperature-programmed oxidation, and high-resolution transmission electron microscopy. In: Journal of Physical Chemistry A (2009), Nr. 113, S. 13871-13880 [2] Schmid, J.; Grob, B.; Niessner, R.; Ivleva, N. P.: Multiwavelength Raman Microspectroscopy for Rapid Prediction of Soot Oxidation Reactivity. In: Analytical Chemistry (2011), Nr. 83, S. 1173-1179 [3] Leidenberger, U.; Mühlbauer, W.; Lorenz, S.; Lehmann, S.; Brüggemann, D.: Experimental studies on the influence of diesel engine operating parameters on properties of emitted soot particles. In: Combustion Science and Technology (2012), Nr. 184, S. 1-15 [4] Rodríguez-Fernández, J.; Oliva, F.; Vázquez, R. A.: Characterization of the diesel soot oxidation process through an optimized thermogravimetric method. In: Energy Fuels (2011), Nr. 25, S. 2039-2048 [5] Hauff, K.; Tuttlies, U.; Eigenberger, G.; Nieken, U.: Platinum oxide formation and reduction during NO oxidation on a diesel oxidation catalyst – Experimental results. In: Applied Catalysis B: Environmental (2012), Nr. 123-124, S. 107-116 [6] Peck, R.; Becker, C.: Experimental Investigations and Dynamic Simulation of Diesel Particulate Filter Systems. In: Chem. Eng. Technol (2009), Nr. 32, S. 1411-1422 DANKE Die hier präsentierten Ergebnisse sind Teil des Forschungsthemas „Rußreaktivität von Biokraftstoffen“. Für die finanzielle Förderung des Vorhabens durch die Forschungsvereinigung Verbrennungskraftmaschinen e. V. (FVV, Frankfurt, Vorhaben Nr. 1106) und das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) als Projektträger des BMEL (Förderkennzeichen 22031411, 22013712, 22041211, 22041311) bedanken sich die Autoren. Besonderer Dank an die betreuenden Professoren Prof. Reinhard Nießner, Prof. Uwe Janoske, Prof. Dieter Brüggemann und Prof. Ulrich Nieken sowie an Dr. Henrike Bladt und Dr. Natalia P. Ivleva für die Betreuung und fachliche Unterstützung sowie an Dipl.-Ing. Christian Zöllner für die Unterstützung bei den experimentellen Aufbauten. 01I2016 77. Jahrgang READ THE ENGLISH E-MAGAZINE Test now for 30 days free of charge: www.mtz-worldwide.com
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