Das Ziel ist nicht eine Zahl» Viel Anstand in Aarau

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Wochenzeitung der reformierten Kirchen
AKTUALITÄT Liebesgebot: Der
Bettag sucht den Frieden unter
Verschiedengläubigen 4
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29. Jahrgang
Preis: Fr. 3.70 (inkl. 2,5% MwSt.)
Auflage: 3161 (beglaubigt)
Nr. 39 I 25. September 2015
THEMA Liebesaus: Scheidungsexperte Bianca erklärt den Sinn
von Trennungsritualen 6
FEUILLETON Liebestrunken:
«Theopoet» Claudius dichtete
über die Schönheit der Welt 11
Viel Anstand in Aarau
Über 3500 Menschen kamen am Dienstagabend zur Demo gegen Rassismus
Heimito Nollé – 1500 Personen
hatten sich auf Facebook angemeldet, über 3500 waren am
Dienstagabend da, um in Aarau
für eine humane Flüchtlingspolitik zu demonstrieren. Zum «Aufstand der Anständigen» hatten 62
Organisatoren aus Politik, Gesellschaft und Kultur aufgerufen –
darunter auch die drei Landeskirchen des Kantons Aargau. Der
Bannerzug startete um 18 Uhr 30
auf dem Bahnhofplatz, zog von
dort via Kasinostrasse durch die
Aarauer Altstadt und endete auf
dem Aargauerplatz, wo die Menge von den Klängen des Musikers
Frank Powers empfangen wurden.
Ein begeisterter Marcel Notter
von der römisch-katholischen Kirche rief mit seinen Begrüssungsworten zur Besinnung auf «unsere humanistische und christliche
Tradition» und zu «Anstand gegenüber Flüchtenden und Schutzlosen» auf.
Auf reformierter Seite sprach
Christoph Weber-Berg, Präsident
des Kirchenrats der Reformierten
Landeskirche.
Bericht auf Seite 3
Bild: RP/Weymann
Der «Aufstand der Anständigen» in
Aarau sprengte die Erwartungen der
Organisatoren: Unerwartet viele kamen, um den Flüchtlingen ihre Solidarität zu bekunden.
In Aarau forderte man mehr Menschlichkeit gegenüber Flüchtlingen.
«Das Ziel ist nicht eine Zahl»
Projekt «KirchGemeindePlus»: Ein «dritter Weg» soll die Zürcher Kirche fit für die Zukunft machen
Eine halbe Million Franken zusätzlich für «KirchGemeindePlus» und
möglicherweise noch weniger Kirchgemeinden: Die Zürcher Kantonalkirche erläuterte den nächsten Schritt
des grossen Reformprojekts.
Matthias Böhni – Kirchenratspräsident Michel Müller, Kirchenrat
Daniel Reuter und Projektleiter
Thomas Schaufelberger erläuterten am Dienstag vor den Medien
die dritte Phase des Reformprojekts «KirchGemeindePlus».
Müller skizzierte zunächst das
Dilemma der reformierten Kirche, einerseits bis zur Verwässerung Volkskirche sein zu wollen,
andererseits eine reine Gemein-
schaft von Engagierten zu werden, die aber Andersdenkende
ausschliesse und im «Meinungsghetto» verschwinde. Der Kirchenrat plädiere deshalb für einen «dritten Weg»: Die Kirchgemeinden sollen zu «Rahmen­
organisationen» werden, die die
Aufgaben der Volkskirche wie bisher wahrnähmen, zum Beispiel
die Kasualien. An diese Organisationen könnten neu aber auch
profilierte Glaubensgemeinschaften selbstorganisiert andocken.
Dies sei nichts weniger als ein
«Paradigmenwechsel», sagte dazu
Thomas Schaufelberger, eine Art
«Selbstempowerment der Gläubigen». In welcher Form sich diese
selbstorganisierenden Glaubensgemeinschaften an die neuen
Kirchgemeinden angliedern können, solle breit abgestützt und im
Dialog erarbeitet werden.
35 bis 40 Kirchgemeinden
Der Kirchenrat hat der Synode
dazu einen Antrag formuliert, der
2016 eine halbe Million Franken
zusätzlich für die Beratung im
Zusammenhang mit «KirchGemeindePlus» vorsieht. Zudem, so
Kirchenrat Daniel Reuter, habe
sich in den ersten beiden Phasen
des Projekts abgezeichnet, dass es
am Schluss des Prozesses womöglich nur noch 35 bis 40 Kirchgemeinden seien anstelle der 177
heute. «Das Ziel ist aber nicht
diese oder eine andere Zahl», so
Müller. Deshalb habe der Kirchenrat keine Vorgaben für fixe
Gemeindegrössen formuliert. Allerdings biete sich mit grösseren
Einheiten die Chance, dass die
Kirchgemeinden ihre Immobilien
«professionell» redimensionieren
und bewirtschaften können, wie
es im Antrag heisst.
Als nächstes muss nun die Synode im November über den Antrag entscheiden. Ist sie einverstanden, könnte der Synode bis
im Juni 2017 ein Konzept für die
«Rahmenorganisationen» unterbreitet werden, umsetzbar in einer vierten Phase bis 2022.