10 Punkte, warum das Europäisches Einlagensicherungssystem

Stand: 30.11.2015
In 10 Punkten:
Warum das Europäisches Einlagensicherungssystem (EDIS) keinen Nutzen schafft,
aber viel Schaden verursacht
1. Die europäische Einlagensicherung wird in erster Linie von deutschen Banken
bezahlt.
In den europäischen Sicherungstopf sollen nach Vorstellung der EU-Kommission
jedes Jahr 6,8 Milliarden Euro fließen. Davon sollen mehr als 2 Milliarden Euro von
deutschen Kreditinstituten aufgebracht werden. Damit wäre Deutschland Europas
Zahlmeister. Oder anders ausgedrückt: Die deutschen Banken und ihre Kunden
haften in wesentlichem Umfang für die Sparer anderer Länder mit.
2. Die europäische Einlagensicherung macht Banken nicht sicherer.
Die Bilanzrisiken der europäischen Banken unterscheiden sich gewaltig. Während
zum Beispiel der Anteil notleidender Kredite am gesamten Kreditbestand in Finnland
0,8 Prozent beträgt und in Deutschland 1,8 Prozent, sind es in Zypern 44,4 Prozent.
Eine gemeinsame Einlagensicherung würde dazu führen, dass über kurz oder lang
auch stabile Banken für Verluste aus den Problemkrediten unsolider Banken haften
müssten.
3. Die europäische Einlagensicherung bedeutet die Einführung von Eurobonds
durch die Hintertüre.
Viele Banken im Euroraum halten umfangreiche Bestände von Staatsanleihen ihrer
teils hoch verschuldeten Heimatländer. Bei einem Zahlungsausfall drohen diesen
Instituten drastische Abschreibungen; die europäische Einlagensicherung müsste
einspringen. Damit würden die Risiken aus den nationalen Staatshaushalten
gesamteuropäisch vergemeinschaftet. Somit würde ein Mechanismus in Gang
gesetzt, der dem der sogenannten Eurobonds entspricht. Diese aber wurden aus
gutem Grund von der Bundesregierung abgelehnt.
4. Die europäische Einlagensicherung ist ein ordnungspolitischer Sündenfall.
Bei einer Vergemeinschaftung der Sicherungssysteme müssen im Schadensfall alle
Banken haften, nicht allein der Verursacher. Damit wird ein zentrales Prinzip der
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Sozialen Marktwirtschaft außer Kraft gesetzt: das Prinzip der Eigenverantwortung.
Geht bei einem riskanten Geschäftsmodell alles gut, profitiert einer. Klappt es nicht,
muss die Gemeinschaft haften. Das ermuntert zu einer überzogenen Risikoneigung
und schwächt die Finanzstabilität. Erste empirische Analysen der reformierten
amerikanischen Einlagensicherung zeigen: Banken, die vom bisher nicht gekannten
Einlagenschutz profitierten, bauen höhere Bilanzrisiken auf.
5. Die europäische Einlagensicherung gefährdet die Vielfalt der Bankenmodelle in
Deutschland und ist zum Nachteil der Realwirtschaft.
Der deutsche Bankensektor ist in seiner Vielfalt einzigartig in Europa. Das hat sich in
der Vergangenheit bewährt. Die in Deutschland funktionierenden nationalen
Sicherungssysteme abzuschaffen und durch ein zentrales System zu ersetzen,
gefährdet diese Vielfalt. Die Institutssicherung der Volksbanken und
Raiffeisenbanken ist ein Eckpfeiler der kreditgenossenschaftlichen Bankengruppe.
Wer ihn einreißt, betreibt die strukturpolitische Veränderung der deutschen
Bankenlandschaft und gefährdet ein in 150 Jahren gewachsenes solides
Bankenmodell. Ein Bankenmodell, das wesentlich dazu beiträgt, dass
mittelständische Unternehmen mit Krediten versorgt werden und damit wesentlich zu
Wachstum und Beschäftigung in unserem Land beitragen.
6. Die europäische Einlagensicherung enteignet die Volksbanken und
Raiffeisenbanken.
Seit über 80 Jahren sparen die Volksbanken und Raiffeisenbanken Mittel an, um
ihren Kunden im Rahmen der Institutssicherung weit über gesetzliche Anforderungen
hinaus größtmöglichen Einlagenschutz zu gewähren. Ihre Institutsschutzmittel
konnten die Volksbanken und Raiffeisenbanken bislang in eigener Verantwortung
verwalten. Künftig soll die Verfügungsgewalt über Gelder, die die Volksbanken und
Raiffeisenbanken zum Schutz ihrer Kunden ansparen, bei der europäischen
Abwicklungsbehörde SRM (Single Resolution Mechanism) liegen. Ob die Gelder mit
Bedacht eingesetzt werden, entscheiden dann Dritte.
7. Die europäische Einlagensicherung höhlt den Präventionsgedanken aus und
gefährdet Finanzmarktstabilität.
Die Institutssicherung der Volksbanken und Raiffeisenbanken ist darauf ausgerichtet,
Risiken in den Banken frühzeitig zu erkennen und präventiv zu beseitigen. Die
faktische Kraft der genossenschaftlichen Solidargemeinschaft und ihr Interesse an
stabilen Mitgliedsbanken wirken zudem disziplinierend auf potenziell risikogeneigte
Institute. Damit verhindert das genossenschaftliche Institutssicherungssystem, dass
es überhaupt erst zum Entschädigungsfall kommt. Die europäische
Einlagensicherung dagegen setzt allein auf den Entschädigungsfall und ignoriert das
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bewährte genossenschaftliche Präventionssystem. In der Konsequenz führt eine
europäische Einlagensicherung deshalb zu weniger Finanzmarktstabilität.
8. Die europäische Einlagensicherung verschlechtert den Sparerschutz in
Deutschland.
Die Genossenschaftsbanken bieten ihren Kunden derzeit das denkbar höchste
Schutzniveau. Die Institutssicherung verhindert, dass einzelne
Kreditgenossenschaften zahlungsunfähig werden. Die Institutssicherung ist somit der
beste Sparerschutz. Durch eine gemeinsame europäische Einlagensicherung würde
er ausgehebelt.
9. Die europäische Einlagensicherung setzt Fehlanreize für Kunden und entfacht
womöglich stabilitätsgefährdenden Branchenwettbewerb.
Für den Bankkunden sind Sicherheit und Rendite der Einlage wichtige
Anlagekriterien. Wenn Einlagensicherheit bei allen Banken in Europa in gleichem
Maß gegeben ist, wird der Einlagenzins womöglich zum bedeutenden Kriterium – v.a.
in einer Niedrigzinsphase. Einlagenschwache Banken könnte das zu marktunüblichen
Zinsangeboten verleiten. Kundengelder fließen dann auf der Suche nach höheren
Renditen aus den Bilanzen solider Banken ab. Darunter wird die Finanzstabilität
leiden.
10. Die europäische Einlagensicherung schädigt das Vertrauen der deutschen
Bankkunden in Europa.
Die EU-Skepsis der Bürger wächst auch in Deutschland. Durch eine europäische
Einlagensicherung würde dieses Misstrauen verstärkt. Bislang können die
Bankkunden auf die seit Jahrzehnten bewährten deutschen Sicherungssysteme
bauen. Eine mit deutschen Sicherungsmitteln finanzierte europäische
Einlagensicherung mit intransparenten Mechanismen ist Wasser auf die Mühlen der
Europa-Skeptiker.
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