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Magazin #27
2 intro
3 im spielplan
#27
Liebe Gäste des Hans Otto Theaters, liebe Theaterfreunde,
das Potsdamer Ensemble und ich wünschen Ihnen ein frohes und gesundes neues Jahr, mit vielen anregenden Begegnungen,
neuen Impulsen und interessanten Theaterabenden. Ganz herzlich möchten wir Sie zu unseren ersten Premieren 2015 einladen.
Eine Wiederbegegnung gibt es im Januar mit »Wie-im-Himmel«-Regisseur Stefan Otteni, der im Neuen Theater Simon
Stephens’ »Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone«, die Theaterfassung des britischen Kultromans
von Mark Haddon, auf die Bühne bringt. Darin führt uns ein junger Autist durch seine Welt und lässt sie uns mit anderen
Augen sehen. Premiere ist am 16. Januar im Neuen Theater. Nur zwei Wochen später, am 30. Januar, hebt sich erstmalig der
Vorhang für »Hamlet« von William Shakespeare. Alexander Nerlich, der in der vergangenen Spielzeit einen überregional
vielbeachteten »Urfaust« inszenierte, zeichnet das Porträt eines aus seiner Zeit Gefallenen, gefangen zwischen Gestern und
Morgen, alten und neuen Werten, Zorn und Vernunft. In der Titelrolle ist Alexander Finkenwirth zu erleben.
Bereits am 23. Januar kommt in der Regie von Fabian Gerhardt »Die Kunst des negativen Denkens« nach der FeelbadKomödie des norwegischen Autorenfilmers Bård Breien in der Reithalle zur Premiere. Darin folgt der querschnittgelähmte
Florian einer raffinierten Philosophie: Think negative! Das funktioniert, bis eine Bande von Versehrten samt penetrant positiver Therapeutin sein Heim entert, um ihm Hilfe zur Selbsthilfe zu spenden …
Im Februar freuen wir uns auf die dritte Auflage unseres Festivals »Wildwuchs. Junge Texte fürs Theater« in Kooperation mit
der Universität der Künste Berlin. Wieder öffnen wir unser Haus für eine Lange Nacht der jungen Autorinnen und Autoren
mit Werkstattinszenierungen und Künstlergesprächen.
Nächste Vorstellungen
Januar: 29. / Februar: 8.
Außerdem zeigen wir im Februar zwei neue Inszenierungen für unsere jungen Zuschauer. Marita Erxleben bringt für uns
»Mein Jahr in Trallalabad« von Thilo Reffert heraus, ein Stück über die großen Abenteuer des Lebens, über Furcht vor dem
Fremden, mutige Entscheidungen und den Wert echter Freundschaft. Und Kerstin Kusch inszeniert die dänische Kindergeschichte »Stark für einen Tag« von Ole Lund Kirkegaard. Darin lernt der Junge Ivan, dass wahre Größe nur derjenige zeigt,
der zu sich selbst stehen kann – mit allen Fehlern und Unzulänglichkeiten.
Unser Magazin stellt darüber hinaus Veranstaltungen und Projekte zu Weltoffenheit, Begegnung und Austausch vor. Wir heißen alle Flüchtlinge und Asylsuchenden in Potsdam herzlich willkommen. Auch Ihre Unterstützung hilft! Im Neuen Theater
und in der Reithalle haben Sie die Möglichkeit, für die Flüchtlingsarbeit in Potsdam zu spenden.
Ich freue mich auf Ihren Besuch!
»Ein poetischer Abend.« rbb Inforadio
»Die Uraufführung erwies sich als Bühnenereignis.«
Märkische Allgemeine Zeitung
Ihr Tobias Wellemeyer
Intendant
www.hansottotheater.de
Januar-Februar 2015
Hans Otto Theater GmbH Potsdam | Schiffbauergasse 11 | 14467 Potsdam intendant Tobias Wellemeyer geschäftsführender direktor Volkmar Raback
Kuratoriumsvorsitzende Dr. Iris Jana Magdowski | Amtsgericht Potsdam, HRB 7741 Redaktion Dramaturgie und Öffentlichkeitsarbeit Layout Thomas
Matauschek fotografie HL Böhme, Fanny Belling (Kostüme für Hamlet), Göran Gnaudschun (Premieren für Junge Zuschauer), Uta Protzmann (Wildwuchs)
Druck Brandenburgische Universitätsdruckerei und Verlagsgesellschaft Potsdam mbH Ein Unternehmen der Landeshauptstadt Potsdam, gefördert mit Mitteln der
Landeshauptstadt Potsdam und des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg.
»Perfekte Wahl. Jon-Kaare Koppe spielt den Kreuzfahrer
mit beeindruckender Intensität.« Potsdamer Neueste Nachrichten
»Tobias Wellemeyer arbeitet mit feinen Mitteln, mit Ernsthaftigkeit,
aber doch auch mit einem diskreten bis ironischen Zwinkern. Gelungen.«
rbb Kulturradio
4-5 premiere
Mögliche Welten
Ein Gespräch mit dem Regisseur
Stefan Otteni zu »Supergute Tage oder die sonderbare Welt des Christopher Boone«.
Wer ist Christopher Boone? Er ist ein Spezialist, der mehr Fähigkeiten als Mängel besitzt, aber seine Mängel werden von seiner
Umgebung als so gravierend wahrgenommen, dass man ihn auf
eine Sonderschule schickt und sagt, er ist behindert. Er sieht aber
seine Fähigkeiten. Er erklärt zum Beispiel in einer Szene, warum
er ein wunderbarer Astronaut wäre, und zählt alle seine scheinbaren Mängel als Vorteile auf: Er ist gerne allein, er hält sich gern in
engen Räumen auf, er wäre gerne weit weg von der Erde und den
Menschen. Aber die Welt um ihn herum nennt ihn einen AspergerAutisten.
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Februar:
Was ist sonderbar an Christopher Boones sonderbaren Welt?
Zuerst einmal nichts, denn das Buch erzählt die Geschichte aus
der Sicht von Christopher und nennt erst auf Seite 80 eine Liste
von dem, was er alles nicht kann und was seine sozialen Auffälligkeiten sind. Die sind allerdings gravierend, wie z. B. dass er
manchmal wochenlang mit keinem Menschen spricht oder dass
er plötzlich zuschlägt und ausflippt, dass er bestimmte Farben so
sehr ablehnt, dass er seine Nahrung danach aussucht, und dass er
noch nie alleine weiter gegangen ist als bis zum nächsten Kiosk.
Sonderbar an einem Asperger-Autisten ist, dass er mit Gefühlen
nicht umgehen kann. Und das ist natürlich eine interessante Herausforderung, wenn man den Stoff auf die Bühne bringt. Unser
Christopher zeigt uns seine Unsicherheit darüber, ob die Kollegen die Gefühle, die sie zeigen, ihm nur vorspielen, ob sie echt
sind und was die Gefühle bedeuten sollen. Hinzu kommt, dass
Christopher Boone nicht lügen kann, auch Lügen, die gemeinhin
nicht als solche qualifiziert werden von uns, wie z. B. Metaphern,
lehnt er ab. Ebenso Literatur oder Theater als Kulturtechniken,
die durch das »Als ob« definiert sind. Im Roman wird immer
wieder das Schreiben an dem Buch thematisiert, wir thematisieren das, indem wir die Arbeit an der Aufführung mitdenken. Wir
sehen Christopher in einer Theatersituation im Spiel mit anderen, und dieses Spielen ist auch Vortäuschen dessen, was nicht ist,
und somit für Christopher Lüge und auch Ungenauigkeit. Daraus versuchen wir in unserer Arbeit Funken zu schlagen, indem
wir darüber nachdenken, was daran Spaß macht, mit nur einem
Stuhl und einem Tisch zum Beispiel eine Küche zu behaupten.
Und was macht daran Spaß? Das ist gerade das Interessante an
»Supergute Tage«, dass wir eine Hauptfigur haben, die sich unbedingt immer nur an Fakten halten will und sich nur mit diesen
Fakten heimisch fühlt. Christopher erschafft aber zusammen mit
Spielern immer wieder neue Situationen, Räume, Welten für den
Zuschauer. Ein Autismusforscher hat geschrieben, Autisten seien
eine Mischung aus Computer und Bürokrat; sie haben Schwierigkeiten mit dem Chaos im Leben und damit auch mit spielerischer Phantasie als Teil des Lebens. Autisten stellen sich zum
Beispiel nie vor, dass sie ganz woanders wären. Sie lesen auch
nicht gerne Romane, weil sie keinen Sinn darin sehen, sich zum
Beispiel mit Dostojewski ins Russland des 19. Jahrhunderts zu
begeben. Christophers Erlebnisse im Laufe der Theateraufführung zeigen aber vielleicht, warum gerade so etwas schön und
wichtig sein kann. Christopher hat einen Traum, er will Astronaut werden. Seine Umgebung gibt ihm aber zu verstehen, dass
er das wohl eher vergessen kann als Sonderschüler. Am Ende hat
er erfahren, dass esfür den Traum eine andere Verwirklichung
gibt, als er dachte.
Ist Theaterspielen das Gegenteil von dem, was gemeinhin mit
autistisch sein in Verbindung gebracht wird? Das, was mir am
Theater gefällt, das Chaotische, das Unvorhergesehene, die Art
und Weise, wie sich eine Inszenierung nach zehn Vorstellungen
verändert hat gegenüber der Premiere, das würde Christopher
Boone wahrscheinlich ablehnen. Er würde darauf bestehen, dass
ein Schauspieler in jeder Vorstellung exakt da steht, wo es verabredet war, und nicht 47 cm daneben. Theater wird lebendig,
wenn die Schauspieler sich jeden Abend neu auf die Situationen
einlassen und darauf reagieren, was neu passiert; das wäre für
einen Autisten sicher schwierig. Christopher braucht eine äußere
Sicherheit, weil er sich der Welt gegenüber nicht sicher fühlt. Für
ihn ist die Welt in jeder Sekunde eine andere, er kann auf nichts
Bekanntes zurückgreifen, so als würde man immer neu in einem
fremden Land ankommen, und die Schriftzeichen wären alle
arabisch. Man kann das Verhalten der Bewohner dieses fremden Landes nicht deuten, weiß nicht, ob sie böse, lieb, freundlich
sind, ob Gefahr lauert oder nicht. Man fängt immer bei null an.
Dagegen helfen Regeln und Routinen, auf die Autisten so fixiert
sind.
Wie erklärst du dir den immensen Erfolg des Romans und
des Theaterstücks? Zuerst könnte man denken, es ist ja »nur«
Kindertheater. Und zwar, weil es sich um einen 15-jährigen Protagonisten handelt und weil dieser naiv und gleichzeitig strikt
wirkt und Grundsatzfragen stellt, wie: Wo ist der Himmel? Ein
Bekannter, der in London schon zwei Mal in einer der immer
ausverkauften Aufführungen war, hat mir gesagt, es hätte dort
so einen Erfolg, weil jeder mit dem Autisten Christopher Boone nachempfinden kann, wie anstrengend modernes urbanes
Leben für uns alle ist. Wie anstrengend Bahnhöfe wirklich sind,
wie anstrengend eigentlich U-Bahnfahren ist, wie anstrengend
es ist, ständig mit fremden Menschen konfrontiert zu sein, mit
Lärm, mit unzähligen, zumeist unangenehmen Gerüchen usw.
Wir sitzen in der Aufführung von »Supergute Tage« und können mit Christophers fremdem Blick auf alltägliche Dinge sehen
und sagen, ja, es ist unglaublich anstrengend, ein Horror. Die
Zumutungen von modernem Leben werden nachvollziehbar und
deutlich geschildert. Außerdem ist der Roman gut lesbar, leicht
verständlich, und dafür sind sich die Engländer im Gegensatz zu
uns Deutschen nicht zu schade. Es ist ein tiefes, philosophisches
Buch, das sehr leicht daherkommt und wie nebenbei vermeintliche Gewissheiten in Frage stellt. Zum Beispiel, wenn Christopher
über Gefühle redet und fragt, warum Menschen eigentlich davon
überzeugt sind, dass sie Computern überlegen sind oder Tieren.
Menschen würden doch auf die Welt nicht wie durch Fenster
nach draußen schauen, sondern in ihrem Innern auf so etwas
wie einen Monitor, um auf dem die Gegenwart wahrzunehmen.
Meistens aber eher die Vergangenheit als Erinnerungen oder die
Zukunft als Hoffnung oder Visionen, – und wenn diese dunkel
sind, sind sie traurig, und wenn diese hell sind, sind sie fröhlich. Das ist das ganze Geheimnis um menschliche Gefühle. Diese kostbaren »Abschweifungen« von Christopher haben ihren
Raum neben der Krimihandlung und dem Familiendrama und
machen das Buch zu einem besonderen Theaterstoff.
Das Gespräch führte der Dramaturg Remsi Al Khalisi.
6-7 premiere
Fragen an den Regisseur Fabian Gerhardt
Was waren Deine ersten Eindrücke beim Lesen des Stückes?
Mein erster Eindruck war ein Seh-Eindruck, ich habe zuerst den
Film gesehen. Das Thema hat mich gleich sehr interessiert; ich
fand aber, daß im Umgang damit mehr Ernsthaftigkeit möglich
ist, als der Film sie anbietet.
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»Positiv denken«, das kennt jeder, und es klingt wie ein guter
Rat. Was ist »negatives Denken«, und was daran ist empfehlenswert? Das ist etwas, was man hoffentlich im Lauf des Stückes
herausbekommt. Im Buddhismus gibt es »die drei edlen Wahrheiten«; die erste ist die Realität des Leidens. Man kann das negative Denken als ein Denken begreifen, das die Probleme des
Lebens annimmt. Das grundlegende Problem unseres Lebens ist,
daß wir sterben müssen. Nur wenn man das annimmt, kann man
auch damit umgehen. Genau das negiert das positive Denken,
indem es so tut, als ob es keine Probleme gäbe. Das negative Denken dagegen kann uns vielleicht zu einem entspannteren Umgang mit den Problemen des Lebens führen.
Florian, die Hauptfigur des Stücks, ist querschnittgelähmt.
Was kann das negative Denken ihm geben? Man muß, glaube
ich, zwischen zwei Arten des negativen Denkens unterscheiden:
Es gibt eines, das statisch in sich hängenbleibt – das ist der Zustand von Florian zu Stückbeginn. Und es gibt ein Akzeptieren
des Lebens mit seinen Problemen, mit seinen negativen Seiten;
und da kann geschehen, was ich gerade beschrieben habe.
Warum setzt Florian sich so vehement gegen das positive
Denken der Behindertengruppe zur Wehr, die ihn zuhause
besucht? Weil er es als Lüge empfindet und weil er durch seine
Erfahrungen sehr schmerzvoll hat lernen müssen, daß man im
Leben nicht nur das erlebt, was man selbst für sich programmiert
hat. Er hatte ein gutes Leben. Er war mit sich im Reinen. Aber
er ist auf die brutalstmögliche Weise daraus herausgerissen worden. Er war ein sehr körperlicher Mensch, und plötzlich kann
er nicht mehr laufen. Sein Leben ist auf tiefste, auf existentielle
Weise zerstört worden. Ein parolenhaftes positives Denken hat
für ihn einfach keinen Sinn.
Seine Frau hat die Gruppe eingeladen, obwohl er strikt dagegen ist. Arbeitet sie gegen ihn? Nein, das ist ein Hilferuf seiner
Frau, die einfach nicht mehr weiß, was sie tun soll. Er hat sich
völlig abgeschlossen. Die beiden sind gefangen in einer Blase, aus
der es kein Entkommen gibt. Es ist ihr letzter Versuch, ihn mit
Hilfe von außen aus dieser Blase zu befreien.
In dem Stück spielen nichtbehinderte Schauspieler Behinderte. Geht das? Ich glaube, daß im Theater alles geht, daß man jeden anderen Menschen, jedes Tier, jeden Außerirdischen spielen
kann, wenn man sich der Rolle und ihrem Leben und ihren Problemen mit Achtung nähert. Was nicht heißen soll, daß es nicht
auch sehr interessant und lohnend wäre, das Stück mit behinderten Schauspielern aufzuführen.
Ist es gedankenlos, Behinderte zum Gegenstand einer Komödie zu machen? Auch hier: Man kann alles zum Gegenstand einer Komödie machen. Lubitsch konnte die Naziherrschaft zum
Gegenstand einer Komödie machen, und zwar während des
Krieges. Es kommt darauf an, wie man sich dem Thema nähert.
Ich glaube, es gibt Dinge, über die sollte man sich nicht lustig
machen, aber komödiantisch mit ihnen umgehen kann man
trotzdem.
Der Text zum Stück ist das Drehbuch zum Film. Das Kino arbeitet mit Schnitt und Montage; die Bühne mit dem dramatischen Konflikt. Was muß die Inszenierung leisten, damit aus
einem Drehbuch ein Bühnenstück wird? Man muß mit genau
diesem Unterschied umgehen, man muß das Buch umarbeiten,
um den Gesetzmäßigkeiten der Bühne gerecht zu werden. Filmdialog arbeitet gern mit Auslassungen, während auf der Bühne
bestimmte Dinge ausgesprochen werden müssen. Das war auch
der Ausgangspunkt für unsere Umarbeitung. Das Material dafür
entsteht in dieser Arbeit durch Improvisationen, durch Einbeziehung der Phantasie der Schauspieler. Ein Schauspieler kennt
seine Figur am besten, besser, als ich sie kennen kann. Wenn man
die Kreativität der Schauspieler annimmt und ernstnimmt, entsteht in kürzester Zeit ein solches Übermaß an Material, daß man
als Regisseur beschenkt dasitzt und sich wie im Bonbonladen die
schönsten Süßigkeiten aussuchen kann.
An wen richtet sich das Stück? An jeden. Es geht um Fragen
des Lebens, um Beziehungsfragen, um universelle Fragen des
Menschseins. Der Umgang mit Menschen mit Behinderung
führt uns die Fragilität unseres Daseins vor Augen. Es ist etwas,
was jedem von uns heute nachmittag, im nächsten Moment, passieren kann. Die Sicherheit, die wir in unserem Leben suchen,
ist eine Illusion. Das wissen wir auch, wenn wir darüber nachdenken, aber die meiste Zeit verdrängen wir es erfolgreich. Was
Theater immer versuchen sollte zu leisten, ist, dem Menschen die
Fragilität und damit auch die Kostbarkeit des Lebens vor Augen
zu führen. Durch die Extremsituation, in der sich zum Beispiel
die beiden Paare im Stück befinden – zwei Paare, die ohne Behinderung zusammenlebten und bei denen einer der Partner durch
einen Unfall zum Rollstuhlfahrer geworden ist –, werden ganz
grundsätzliche menschliche Fragen plötzlich extrem zugespitzt.
Probleme, die in der Beziehung sicher schon angelegt waren,
werden mit einem Mal groß und existentiell.
Was lernst Du bei der Auseinandersetzung mit dem Stoff?
Mich hat genau das Thema der Konfrontation mit sich selbst interessiert, der möglichst ehrlichen Konfrontation mit der Frage:
Wie würde ich reagieren, wenn mir ein schwerer Unfall geschehen würde? Das ist etwas, wovor, glaube ich, fast jeder eine große
Angst hat. Sich damit zu konfrontieren, ist nicht einfach, kann
einen aber als Mensch, glaube ich, einen Schritt weiterbringen.
Was lernt Florian, wie verändert ihn die Begegnung mit der
Gruppe? Menschen, die durch Unfall oder Krankheit eine Querschnittlähmung davongetragen haben, müssen lernen, ihre veränderte Situation und sich selbst neu anzunehmen. Wie sie das
schaffen, hängt auch davon ab, was sie früher selbst über Behinderung und Behinderte gedacht haben. Diese Vorstellungen beeinflussen ihr Selbstbild als frisch Behinderte und ihren Umgang
mit der eigenen Behinderung. Florian hat einen harten Weg zu
gehen. Er muß lernen, daß er zu dieser Gruppe dazugehört, daß
das Menschen sind, mit denen er etwas zu tun hat. Dieser Weg
der Figur ist übertragbar auf jede grundsätzliche Herausforderung. Wenn man krank wird, wenn man arbeitslos wird, wenn
man eine Rolle einnehmen soll, die man früher abgelehnt hat,
dann muß man lernen, sie anzunehmen und mit ihr zu leben.
Können wir uns auf ein Happy End freuen?
(lacht) Darauf hoffen darf man immer!
Das Gespräch führte die Dramaturgin Ute Scharfenberg.
8-9 premiere
Verflucht modern
Alexander Nerlich inszeniert »Hamlet« von William Shakespeare. Im Rahmen der
Konzeptionsprobe formulierte er einige Überlegungen zum Stück.
Ein wichtiger Aspekt im »Hamlet« ist die Manipulation von
Wirklichkeit, von Beziehungen und von Identität. Mit »Identität« meine ich den ganzen Wust aus Selbsterkenntnissen und
Selbstgestaltungsversuchen, einschneidenden Erfahrungen und
Träumen, sozialen Rollen sowie Fähigkeiten, Werte, moralische
Überzeugungen, Ziele, Wünsche, Ängste - eben alles, worüber
sich ein Mensch definiert: das »Ich«. Doch das »Ich« ist ein gefährlicher Ort, weil von hier aus die Gegenwart gesteuert wird.
Hier liegen all die Dinge verborgen, die wir für wahr halten,
unser »Orientierungswissen«, ohne das wir wahnsinnig werden
und uns selbst verlieren würden. »Hamlet« zeigt von Beginn an,
dass dieser Ort infiltriert und erobert werden kann. Der Geist,
Claudius und Polonius sind Meister der Manipulation. Polonius
spioniert sogar seine eigenen Kinder aus und verwendet seine
Tochter als Lockvogel. In die Köpfe anderer einzudringen und
sie zu manipulieren, das ist in unserer Gesellschaft alltäglich und
wird im »Hamlet« radikal vorgeführt.
Der »Globe«, der die Welt ist
Regie Alexander Nerlich Bühne+Kostüme Wolfgang
Menardi Musik Malte Preuß
Mit Meike Finck, Zora Klostermann; Friedemann
Eckert, Alexander Finkenwirth, Bernd Geiling, Dennis
Herrmann, Christoph Hohmann, Eddie Irle, Philipp
Mauritz, Wolfgang Vogler
Premiere 30. Januar 2015
Spielort Neues Theater
Vorstellungen
Februar: 7. / 8. / 18. / 28.
Mit freundlicher Unterstützung
Ich finde es toll, dass in diesem Stück so gut wie gar nichts einfach auf den Punkt zu bringen ist. Es ist voll von Täuschungen,
Widersprüchen und Fragezeichen. Alle Figuren scheinen noch
etwas anderes als sie selbst zu sein und pendeln wie selbstverständlich zwischen Ehrlichkeit und Lüge, Zärtlichkeit und Gewalt, Angst und Kühnheit.
Gerade bezogen auf die Figur des Hamlet, zeigen sich so viele
Brüche, Verwandlungen und Mehrdeutigkeiten, dass man sich
fragen kann, ob er überhaupt noch ganz er selbst ist oder ob sich
seine Konturen schon aufgelöst haben.
Aber was ist mit ihm los? Hamlet trauert um seinen verstorbenen Vater und gerät plötzlich, entgegen seinem eigentlichen
Lebensplan, in die Machtkämpfe einer korrupten politischen
Kaste. Kurz darauf sucht ihn sein toter Vater als Geist heim und
zeigt ihm die schreckliche Kehrseite der Verhältnisse: Brudermord und Ehebruch, Gier und Gewalt. Er soll sich rituell aus
seinem bisherigen, nichtigen Leben verabschieden und sich
ganz den Anforderungen einer »großen Sache« verschreiben:
der Blutrache.
Dafür soll er sich aufräumen und seinen inneren mentalen Raum
von überflüssigen Gefühlen, Erinnerungen und Überzeugungen
leeren. Hamlet nennt diesen inneren Raum (oder seinen Kopf)
»Globe«. Bestimmt nicht zufällig hieß ja auch Shakespeares eigenes Theater an der Themse »Globe«. Es ist also das Theater, das
die Welt oder die innere Bühne ist, auf der wir uns und unser
Handeln reflektieren und bespiegeln. Der Ort, an dem wir uns
selbst spalten in Spieler und Zuschauer.
Hamlets Identität soll ab jetzt eine angenommene sein. Hamlet
soll sich als Kunstfigur neu erfinden und lernen, sich selbst nur
zu spielen. Er soll die Schuldigen durcheinanderbringen, um sie
zu schockieren und schließlich mit den Mitteln des Theaters zu
entlarven. In einem Spiel im Spiel und einem Stück, das »Die
Mausefalle« heißt.
Hamlet beginnt, sich als tragische Figur zu betrachten, als einen
Auserwählten und als eine Figur im Spiel des Schicksals, als Orest
sozusagen. Das bedeutet seine bewusste Hinwendung im Dienst
einer höheren Sache zu Täuschung, Manipulation und Opferbereitschaft. Ich finde diesen »Weg des Attentäters« zusammen mit
der Idee des Spielens als Tarnung und Selbstbeeinflussung ein
wichtiges Thema im Stück. Wie radikalisiert sich hier ein junger,
zutiefst zerrütteter Mensch?
Wie entfernt er sich mehr und mehr von sich selbst und nähert
sich innerlich dem Tod an?
»Die Zeit ist aus den Fugen«
Schon zu Beginn bricht die innere Ordnung der Zeit auseinander. Das Gleichgewicht verschiebt sich scheinbar in Richtung Zukunft. Ein Aufbruch findet statt, denn der neue König Claudius
setzt einen Neuanfang und eine Stunde Null, die eine harte, aber
notwendige Zäsur darstellt. Der alte, selbstherrliche Kriegsfürst
Hamlet, der Vater, musste durch Claudius’ Mord ausgelöscht
werden. Wie ein Geschwür wurde der Kopf der unberechenbaren
dänischen Diktatur in einer geheimen Notoperation abgetrennt.
Claudius fordert Aufbruch und Bewegung, radikale Zukunftsorientierung, neue Ansätze und Innovationen. Endlich Luft! Mit
dem Selbstverständnis des Auserwählten traut er sich eine Revolution zu. Er ruft eine Zeit des Wandels aus und bedient die Sehnsucht nach Vergessen. Mit Gespür für Zwischentöne und mit einer interessanten Rhetorik verkündet er den Bruch mit den alten
Strukturen und lähmenden Traditionen. Er nennt Dänemark einen »tapferen Staat«, der trotz einschneidender Veränderungen
keineswegs »aus den Fugen« sei. Claudius stellt sich dem Urteil
der Ratsversammlung, die seine Thronfolge legitimiert – alles ist
rechtens im Staate Dänemark. Seine erste Amtshandlung dient
der Vermeidung eines weiteren sinnlosen Krieges …
Doch dann erscheint Hamlet, der Geist, und wir sehen, dass die
Zeit auch in Richtung Vergangenheit ausschlagen kann:
»An dich denken?
Ja, armer Geist, solang Gedächtnis ist
In dieser wirren Kugel. An dich denken?
Ja, von der Tafel der Erinnerung
Wisch ich das Nichtige und Dumme weg,
Die Sprüche, alle Bilder, jeden Eindruck,
Den Jugend und Beobachtung dort festhielt,
Und dein Gebot allein soll überleben,
Geschrieben in den Inhalt meines Hirns,
Getrennt von niedren Dingen.«
Hier geht es, anders als bei Claudius, um ein höchst traditionelles
Rollenmodell: den Rächer. Hier ist alles rückwärtsgewandt, wertkonservativ! »Remember me« lautet nun die Parole. Diese Initiation durch den Geist meint Zukunftsverzicht! Das ist das Negativ
zu Claudius’ Aufbruch in die neue Zeit. Auf in die Vergangenheit
und in die Hinwendung zum Alten, zur archaischen Blutrache!
10 hinter den kulissen
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In der Kostümschneiderei
Festivalprojekt des Hans Otto Theaters und der Universität der Künste Berlin
Am 14. 02. 2015 ab 18:00 Uhr in der Reithalle und im »nachtboulevard«. Open End.
Bereits zum dritten Mal laden wir Sie ein zu einer Langen Nacht der jungen Autorinnen und Autoren. Zusammen mit der Universität der Künste präsentieren wir in Werkstattinszenierungen neue Texte fürs Theater von Studierenden des Studiengangs Szenisches Schreiben. Auf der Bühne stehen Schauspielstudierende der UdK und Schauspieler unseres Ensembles. Der Dramatiker
John von Düffel moderiert Autorengespräche.
Schon 6 Wochen vor der Premiere haben die Kolleginnen der Schneiderei mit den Kostümen für »Hamlet« begonnen. Eigens für die
Inszenierung entstehen hier unter anderem drei Kleider für Meike Finck (Gertrud) und Zora Klostermann (Ophelia). Zu sehen ab
30. Januar im Neuen Theater.
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18:00 Uhr
Zärtlichkeit von Uta Bierbaum (gekürzte Fassung)
Polly und Paula, zwei Schwestern, spielen seit ihrer Kindheit
miteinander schützende Spiele, die nur sie verstehen. Elvis,
der Abdecker, sammelt tagsüber tote Tiere ein und entführt
nachts Hunde, um sich zärtlich an ihnen zu wärmen. Vielleicht findet Paula ja bei ihm Geborgenheit, während Polly auf
dem Friedhof den Gespenstern der Vergangenheit nachgeht.
Die bösen Spiele der Schwestern lassen Zärtlichkeit zu Grausamkeit werden, und nicht alle finden Erlösung.
Regie Jessica Steinke Es spielen Thea Rasche,
Lena Schmidtke, Jaime Ferkic, Meik van Severen
PAUSE
»Andreas Rehschuh hat den Abend ganz auf die Studenten
der Filmuniversität abgestellt, lässt jede und jeden Können
zeigen, die Talente zur Entfaltung kommen. Das ist rotzig
und frech, mutet verblüffend authentisch an und ist emotionsgeladen.«
getidan. Autoren über Kunst und Leben
Nächste Vorstellungen
Januar: 24.
Februar: 16. / 21.
ca. 19:30 Uhr
Nieves. von Elsa-Sophie Jach (gekürzte Fassung)
Es ist die Geschichte von Nieves, der Schneekriegerin, die eines Abends blutend an einem Straßenrand liegt und gefunden
werden will. Greta kann sich kaum noch bewegen, sie liegt
den ganzen Tag in ihrem Bett und versucht von dort aus, an
der Geschichte teilzunehmen. Walter, ihr Mann, pflegt sie,
wäscht sie, füttert sie. Was treibt er nachts auf Autobahnbrücken, wen trifft er dort? Margareta ist Neurowissenschaftlerin
und versucht, die Menschen um sich in Schichten zu zerlegen.
Dann ist da Clemens. Der nicht weiß, was er eigentlich ist.
Der gerne ein Kind hätte, vielleicht sogar in seinem eigenen
Bauch.
Regie Remo Philipp mentor Tobias Wellemeyer
Es spielen Schauspieler des Hans Otto Theaters
PAUSE
ca. 21:00 Uhr
HOSE FAHRRAD FRAU von Stefan Wipplinger
(gekürzte Fassung)
Haben und Sein. In einem Großstadtreigen begegnen sich
moderne Glückssucher und verlieren, tauschen, vermissen
geliebte und vermeintliche Besitztümer. Ein gestohlenes Fahrrad ist nicht aus der Welt, es wird einem anderen kostbar. Eine
Hose, von der man sich schweren Herzen getrennt hat, wärmt
einen Bedürftigen. Eine Wohnung wird getauscht und wandelt
sich zum Beziehungsraum. Wie flüchtig sind Begegnungen,
wie austauschbar das Miteinander? Kann man Mütter leihen,
die verschollenen Schwestern wiederfinden, die Zeit zurückdrehen, Veränderungen vermeiden, Augenblicke festhalten?
Regie Fabian Gerhardt Es spielen Lisa Heinrici,
Vanessa Loibl, Robin Dörnemann, Fabian Raabe,
Sven Scheele
Anschließend Lounge und Musik im »nachtboulevard«.
termin 14. Februar 18 Uhr spielort Reithalle
eintritt 15 €, Studiernde 7,50 €
Mit freundlicher Unterstützung der
Mara-und-Holger-Cassens-Stiftung.
Für ein weltoffenes Land
Das Hans Otto Theater Potsdam unterstützt eine Initiative
der Dresdner Intendantenrunde!
Mit großer Sorge blicken wir auf die Demonstrationen, die seit einigen Wochen regelmäßig in Dresden und Deutschland stattfinden. Tausende Menschen protestieren gegen die »Islamisierung des Abendlandes«, warnen vor »Überfremdung« und »Wirtschaftsflüchtlingen«. Nicht nur bedienen sich die Demonstranten dabei der Parolen und Symbole der Friedlichen Revolution, sie entwerfen auch ein Bedrohungsszenario, das mit der deutschen Realität nicht das Geringste zu tun hat.
Spendenaufruf
12-13 thema
Das Hans Otto Theater heißt alle Flüchtlinge und Asylsuchenden in Potsdam herzlich willkommen. Auch Ihre Unterstützung hilft!
Im Neuen Theater und in der Reithalle haben Sie die Möglichkeit, für die Flüchtlingsarbeit in Potsdam zu spenden. Alle Spenden
werden am 30. Januar 2015 der Landeshauptstadt Potsdam (Geschäftsbereich Soziales, Jugend, Gesundheit und Ordnung) übergeben.
Herzlichen Dank!
Wir halten die Ansichten, die auf diesen Demonstrationen zum Ausdruck kommen, für falsch. Sie leisten menschenverachtenden
Ideologien Vorschub, und sie missbrauchen die diffusen Ängste vieler Menschen. Vor allem richten sie sich gegen die Schwächsten
und Hilfsbedürftigsten.
Wir wünschen uns eine weltoffene Gesellschaft, die nicht die Augen verschließt vor dem Elend und der Not von Asylsuchenden,
eine Gesellschaft, die sich gründet auf Toleranz, Solidarität und Freiheit.
Deine Sonne wärmt mich nicht, sie brennt –
heiß, wie ein Feuer in meinem Herzen.
Ich bin haltlos verloren,
bin in deinen Bann gezogen,
komme nicht mehr von dir los.
Wir rufen dazu auf, sich von den Angstmachern und Lügnern nicht blenden zu lassen. Wir rufen dazu auf, sich einzusetzen für
eine wehrhafte Demokratie und ein fremdenfreundliches Land, das nicht nur Touristen aus aller Welt willkommen heißt, sondern
auch diejenigen, die unsere Hilfe brauchen.
Wir appellieren an alle Bürgerinnen und Bürger, für den guten Ruf unseres Landes einzustehen.
istanbul, mon amour
Eine Produktion des Jugendclubs HOT
In Koproduktion mit dem HörclubKREATIV
des Nikolaisaals
Istanbul ist 1.746 km von Potsdam entfernt, doch der Abstand scheint von Probe zu Probe geringer zu
werden. Viele von uns waren schon dort, andere noch nicht. Das lässt sich im Produktionsprozess kaum
noch aufspüren, so nahe ist das Erfundene dem Erlebten gekommen. Eine Gruppe von istanbulbegeisterten Jugendlichen unter der Leitung von Manuela Gerlach und Clara Liepsch sind eingetaucht in die
schillernde Stadt am Bosporus. Erste Texte und Szenen sind über Improvisationen entstanden, die die Atmosphäre sowie die Fülle an gewonnenen Eindrücken und Erkenntnissen festhalten. Im nächsten Schritt
wird der HörclubKREATIV des Nikolaisaals in Zusammenarbeit mit Sinem Altan eine Musik für die Inszenierung komponieren. Danach finden die Proben bis zur Premiere am 13. März 2015 gemeinsam statt.
Ziel ist es, diese facettenreiche Metropole, die unser Herz erobert hat, dem Publikum näher zu bringen.
»Zorn« von Joanna Murray-Smith
Künstlerische Leitung Manuela Gerlach, Clara Liepsch Musikalische Leitung Sinem Altan
Bühne+Kostüme Gisela Hillmann Dramaturgie Carola Gerbert Regieassistenz Sophia Schützler
HörclubKREATIV Auli Eberle, Sina Schmidt Premiere 13. März 2015 Spielort Reithalle/nachtboulevardbühne
Mit Publikumsgespräch am 29. März
In der Eröffnungspremiere dieser Spielzeit, »Zorn«, setzt die australische Autorin Joanna Murray-Smith eine Familie einer Zerreißprobe aus: Die renommierte Hirnforscherin Alice Harper steht vor der Ehrung mit einem internationalen Preis, da platzt in die mediale Aufmerksamkeit die Nachricht, daß ihr Sohn eine Moschee mit Haßparolen besprüht hat … Die Harpers sind sicher, ihren Sohn
im Sinne von Aufklärung und Toleranz erzogen zu haben. Woher kommt sein Zorn? Und welcher Verantwortung hat Alice sich zu
stellen, die als Studentin Mitglied einer gewaltbereiten linksradikalen Gruppierung war? »Ein Kammerstück, das mit seinen Themen
Rassismus, Extremismus und Radikalität, Familie und Werte, Selbstverleugnung und Anpassung wie für unsere Zeit geschrieben
ist.«, so die Potsdamer Neuesten Nachrichten.
Wieder im Spielplan 17., 18. Januar / 21., 27. Februar / 11., 29. März
Im Anschluss an die Vorstellung am 29. März laden wir zu einem Nachgespräch mit den Schauspielern im Glasfoyer ein.
Der Eintritt zum Nachgespräch ist frei.
Begegnung und Austausch
Jugendkultur-Projekt »Blickfeld«
Gemeinsam mit der Fachhochschule Potsdam, dem Streetdance Connection e. V., dem Jugendzentrum Grenzallee Berlin und dem
Heimathafen Neukölln engagiert sich das Hans Otto Theater im Kulturprojekt »Blickfeld«. Dieses Projekt wurde von fünf Studierenden der »Kulturarbeit« an der FH ins Leben gerufen, um junge Flüchtlinge mit Jugendlichen aus der Region zusammenzubringen.
Ab Februar werden die Jugendlichen in regelmäßigen Workshops und Proben zusammen eine Tanzperformance erarbeiten. In der
kreativen Arbeit eröffnet das Projekt einen Raum der Begegnung und des Austausches und fördert damit auch die interkulturellen
und sozialen Kompetenzen der Jugendlichen. Das Hans Otto Theater lädt die Projektteilnehmer im April zu einem Workshop mit
unserer Theaterpädagogin Kerstin Kusch auf die Schiffbauergasse ein.
15 nachtboulevard in der reithalle
14 für junge zuschauer
premieren
Thilo Reffert
Mein Jahr in Trallalabad (9+)
Emilia ist auf dem Flughafen. Aber wo sind ihre Eltern? Endlich soll doch
die große Reise beginnen, die in der letzten Woche alle in Aufregung versetzt hat. Wohin? Emilia kann sich den Namen einfach nicht merken … – so
ähnlich wie Trallalabad in Muvistan. Deshalb sind auch ihre besten Schulfreunde vollkommen durcheinander. Linus hat lauter Schauergeschichten
über das fremde Land erfunden, damit Emilia dableibt, und Renzo würde am liebsten verkleidet an Emilias Stelle reisen. Ihre Freundschaft
ist so wertvoll, weil alle drei das Gefühl verbindet, von Müttern und
Vätern nicht ernst genommen zu werden …
»sehsüchte
on Tour«
Ole Lund Kirkegaard
Stark für einen Tag (6+)
premiere
Ivan Olsen hat es nicht leicht, denn er verfügt weder über starke Muskeln noch über
eine große Klappe. Von den großen Jungs wird er tagtäglich gemobbt, in der Schule ärgern ihn die Lehrer, und zuhause setzt ihm sein Vater zu, der sich einen mutigen Sohn
wünscht, so stark wie Tarzan. Doch da begegnet Ivan einer richtigen Hexe! Sie braut
ihm einen Zaubertrank, mit dem alle Wünsche in Erfüllung gehen – wenn auch nur
für einen Tag. Und es funktioniert! – Ein Kinderstück über einen liebenswerten AntiHelden im Dickicht übermächtiger Rollenbilder.
28. 1. 20:00 nb friends »sehsüchte on Tour«
Das Internationale Studentenfilmfestival »sehsüchte« präsentiert Highlights des letztjährigen Festivaljahrgangs: Gewinnerfilme und Lieblingsstreifen, funkelnder Kurzfilmperlen, die man nur selten zu sehen bekommt, Musikvideos und Trashiges – für jeden ist etwas dabei. Das Internationale
Studentenfilmfestival »sehsüchte« gehört zu den größten seiner Art in Europa. In seiner 43. Ausgabe im vergangenen Jahr hatte das Festival 92 Filme aus 21 Ländern im Programm.
Sehsüchte 44. Internationales Studentenfilmfestival der Filmuniversität Babelsberg »Konrad Wolf«
22. April – 26. April 2015
regie Kerstin Kusch Bühne+Kostüme Nikolaus Frinke Mit Nora Decker; Jan Jaroszek, David Kramer, Peter Wagner Premiere 26. Februar 2015 Spielort Reithalle
nächste vorstellung 27. Februar
Na sowas? Kindergeschichten für Gross und Klein
Weitere Höhepunkte:
24. 1. 22:00 nb late show »Feinste Kurzwaren« Kurzfilme unserer Schauspieler
6. 2. 22:00 nb live Konzert mit RICZ MAN
20. 2. 22:00 nb friends Filmpremiere »Bunter Sand« & Konzert mit der »Koala Krew«
26. 2. 20:00 nb late show »DEAD OR ALIVE POETRY SLAM POTSDAM«
nachrichten
Berlinale-Premiere für Melanie Straub Ab Februar ist Melanie Straub in dem neuesten Film
Zora Klostermann liest
»Der Wind in den Weiden« von Kenneth Grahame
Den ganzen Tag hat der Maulwurf in seinem kleinen Haus geputzt. Aber nun weht der Duft des Frühlings herein und treibt
ihn hinaus ins Freie. Draußen trifft er die freundliche Wasserratte, den mürrischen Dachs und den verrückten Kröterich. Gemeinsam bestehen die Freunde Abenteuer am Fluss, im wilden
Wald und auf dem Landsitz Krötenburg.
Das Buch von Kenneth Grahame ist ein absoluter Klassiker der
britischen Kinderbuchliteratur – witzig, warmherzig und voller
Poesie.
Im Anschluss laden wir zur Bastelstunde ein.
TERMIN 18. Januar, 11:00 Uhr SPIELORT Neues Theater/Glasfoyer
René Schwittay liest
»Eine Reise durchs Märchenland«
Unentdeckte Märchen, wie das vom Räuber Haselnuss aus Albanien oder das von den Waldaffen aus Frankreich, sind mit im
Gepäck, aber auch fern gereiste, wie die kambodschanische Fabel »Glück lässt sich nicht erzwingen«, oder Klassiker, wie »Des
Kaisers neue Kleider«. René Schwittay unternimmt eine Reise
zu den unerschöpflich-fantastischen Märchen aus aller Welt.
Im Anschluss laden wir zur Bastelstunde ein.
TERMIN 22. Februar, 11:00 Uhr SPIELORT Neues Theater/
Glasfoyer
mit frühstücksangebot
ab 10 uhr
von Andreas Dresen zu sehen. »Als wir träumten« beruht auf dem bekannten und vielfach ausgezeichneten Roman von Clemens
Meyer und erzählt von einer Leipziger Jungs-Clique in der Nachwendezeit. Filmpremiere ist im Wettbewerb um den Goldenen Bären auf der diesjährigen Berlinale (5. bis 15. Februar).
Die Arbeit für junge Zuschauer
liegt uns besonders am Herzen. Das Hans Otto Theater ist das
wichtigste und produktivste Kinder- und Jugendtheater des Landes Brandenburg. Mit mehr als 240 Vorstellungen richtete sich
2014 rund ein Drittel unserer Theaterveranstaltungen an Kinder und Jugendliche. In der Advents- und Weihnachtszeit konnten sich
Kinder und Familien auf das Märchen »Lilly oder Die Prinzessin auf der Erbse« (6+) nach Hans Christian Andersen freuen. Insgesamt 11.500 kleine und große Besucher sahen eine der 27 Vorstellungen im November und Dezember. Zusätzlich waren wir im
Dezember mit dem Weihnachtsmärchen 2013, »König Drosselbart«, elf Mal in Frankfurt/Oder und Brandenburg zu Gast.
fotoJulia Jablonowski
regie Marita Erxleben Bühne+Kostüme Matthias Müller Musik
Marc Eisenschink Mit Lea Willkowsky; Davide Brizzi, Johannes Heinrichs Premiere 11. Februar 2015 Spielort Reithalle nächste vorstellung 12. Februar
16 spielplan
Fr 16. 19:30 Premiere Supergute Tage oder
Die sonderbare Welt des Christopher Boone
Sa 17. 19:30 Zorn
So 18. 11:00 Na sowas? Lesung
17:00 Zorn
Mo 19. 18:00 Das Herz eines Boxers (13+)
Fr 23. 19:30 Premiere Die Kunst des negativen Denkens
19:30 Ladies Night
21:00 nb club Premierenfeier
Sa 24. 18:00 Frühlings Erwachen!
19:30 Supergute Tage
22:00 nb late show Feinste Kurzwaren (Filme)
So 25. 11:00 Märkische Leselust Intrigen – Wunder – Zwillinge
11:00 Zwerge versetzen (6+)
15:00 Supergute Tage
Mo 26. 9+11 Zwerge versetzen (6+)
Di 27. 9+11 Zwerge versetzen (6+)
Mi 28. 9:00 Zwerge versetzen (6+)
18:00 Das Herz eines Boxers (13+)
20:00 nb friends Sehsüchte on Tour
Do 29. 10:00 Das Herz eines Boxers (13+)
19:30 Das permanente Wanken und Schwanken
von eigentlich allem UA
Fr 30. 19:30 Premiere Hamlet
19:30 Die Kunst des negativen Denkens
Sa 31. 14:00 Öffentliche Führung
19:30 Kirschgarten – Die Rückkehr UA Mit Einführung
19:30 Die Kunst des negativen Denkens
Preise Neues Theater 32,00 € / 22,00 € / 12,00 €; erm. 22,50 € /
15,50 € / 8,50 € Reithalle 22,00 €; erm. 15,50 € / Studenten,
Schüler 8,50 € theaterstücke für junge zuschauer 6+/9+
5,50 € / Gruppe 5,00 € p. P., Erw. 11,00 € / erm. 7,50 € theaterstücke für junge zuschauer 13+ 6,50 € / Gruppe 6,00 € p. P.,
Erw. 12,00 € / erm. 8,50 € musiktheater 41,00 € / 29,00 € /
19,00 €; erm. 29,00 € / 20,50 € / 13,50 €
Theaterkasse Mo-Fr 10-18 Uhr, Sa 10-14 Uhr außer an Feiertagen
Tel/Fax (0331) 98 11 - 8 /- 900 e-Mail [email protected]
Die Abendkasse öffnet eine Stunde vor Vorstellungsbeginn.
So 1. 15:00
17:00
Di 3. 19:30
Mi 4. 19:30
Do 5. 19:30
Fr 6. 19:30
19:30
22:00
Sa 7. 19:30
19:30
So 8. 15:00
18:00
Di 10. 19:30
Mi 11. 10:00
19:30
Do 12. 10:00
19:30
Fr 13. 19:30
Sa 14. 18:00
19:30
So 15. 11:00
17:00
Mo 16. 18:00
Di 17. 19:30
Mi 18. 19:30
Do 19. 19:30
Fr 20. 19:30
19:30
22:00
Sa 21. 19:30
19:30
So 22. 11:00
15:00
17:00
Mo 23. 10:00
Di 24. 19:30
Mi 25. 19:30 Do 26. 10:00
19:30
20:00
Fr 27. 10:00
19:30
19:30
Sa 28. 14:00
19:30
19:30
februar
Zwerge versetzen (6+)
Richtfest
Ladies Night
Wie im Himmel
La Cage aux Folles Musical
Supergute Tage
Tschick
nb live Ricz Man Konzert
Hamlet
Die Kunst des negativen Denkens
Hamlet Mit Einführung
Das permanente Wanken und Schwanken
von eigentlich allem UA
Was ihr wollt Mit Einführung
Premiere Mein Jahr in Trallalabad (9+)
Orpheus steigt herab
Mein Jahr in Trallalabad (9+)
Ladies Night
My Fair Lady Musical
Wildwuchs – Junge Texte fürs Theater
Kirschgarten – Die Rückkehr UA Mit Einführung
Märkische Leselust Vier Mauern und ein Dach
Supergute Tage
Frühlings Erwachen!
Urfaust Mit Einführung
Hamlet Mit Einführung
Supergute Tage
Komödie der Verführung letztmalig
Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe
nb friends Filmpremiere & Konzert
Zorn
Frühlings Erwachen!
Na sowas? Lesung
Das Herz eines Boxers (13+)
Wie im Himmel
Das Herz eines Boxers (13+)
La Cage aux Folles Musical
La Cage aux Folles Musical
Premiere Stark für einen Tag (6+)
Richtfest
nb late show Dead or Alive Poetry Slam
Stark für einen Tag (6+)
Zorn
Frau Müller muss weg
Öffentliche Führung
Hamlet
Die Kunst des negativen Denkens
vorschau Gastspiel des Staatstheaters Cottbus
Leo Fall
Madame Pompadour Termine 24. April 2015, 19.30 Uhr / 25. April 2015, 18 Uhr
Der Vorverkauf beginnt am 2. Februar.
foto Marlies Kross
januar ab 16.