Lesevorlage Schroeter und Elsnik

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Guten Tag ich begrüße Sie recht herzlich zu unserem Beitrag.
Mein Name ist Corinna E. Ich bin eine Expertin in eigener
Sache.
Im Hintergrund wird eine Präsentation laufen wichtiger ist aber
das Sie uns zuhören.
Guten Tag mein Name ist Michael Schröter.
Ich bin JC und BiA Koordinator bei den BruderhausDiakonie
Werkstätten in Reutlingen.
BiA bedeutet Betriebsintegrierte Arbeit und Bildung auf
Einzelarbeitsplätzen des allgemeinen Arbeitsmarktes.
In den Werkstätten Reutlingen und im Ermstal arbeiten ca 900
Menschen in den Fachbereichen Sozialpsychiatrie und
Behindertenhilfe.
„Wer neue Wege gehen will, muss ohne Wegweiser
auskommen“
Frau E. sind auf Ihrem bisherigen beruflichem Weg, viele
Stolpersteine begegnet. Ebenso hat Sie viele Lernerfolge und
einen so nicht beabsichtigten Reifeprozess durchlebt.
Auf Ihrem holprigem Weg in die WfbM ist Sie an einigen
Wegweisern vorbeigekommen und trotzdem manchmal falsch
abgebogen. Davon wird Sie Ihnen nun berichten.
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Ob der Weg in die WfbM ein Abstieg war oder ein Aufstieg ist,
ist Ansichtssache,
für mich jedenfalls war und ist es ein Erfolg.
Machen Sie sich Ihr eigenes Bild.
In den letzten 6 Jahren habe ich eine Ausbildung begonnen und
verschiedene Maßnahmen zur beruflichen Orientierung besucht
und nie war das richtige dabei.
Nach meinem Hauptschulabschluss habe ich eine Ausbildung
zur Modenäherin begonnen. Dabei bin ich das erste mal
gestolpert und ein ganzes Jahr nicht mehr aufgestanden.
Anschließend habe ich 3 Maßnahmen besucht die alle das Ziel
allgemeiner Arbeitsmarkt hatten.
In der Zeit habe ich insgesamt 7 Praktika absolviert.
Ich habe viele Misserfolge durchlebt bin aber auch daran
gewachsen und heute weiß ich das in der Zeit sehr gereift bin.
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Ich möchte Ihnen die Stolpersteine auf meinem Weg vorstellen,
die ich durchlebt habe.
In der Ausbildung war ich ständig überfordert und meine
Kollegen haben mich gemobbt und fertig gemacht. Ich war eine
richtige Außenseiterin. Dadurch bin ich so krank geworden das
ich über 1 Jahr nicht arbeiten konnte. Nach diesem 1 Jahr bin
ich wieder aufgestanden.
In den Maßnahmen zur beruflichen Orientierung waren es
immer wieder die selben Dinge über die ich gefallen bin.
Zum Beispiel
· war der Druck zu hoch auf dem allgemeinem Arbeitsmarkt
für mich
· ich hatte keinen Plan und wusste nicht wo ich hin wollte
und was ich machen wollte
· ich hatte kein Selbstbewusstsein
· ich hatte keine Zeit, die Maßnahme ging nur eine
bestimmte Zeit da musste ich auch mal Praktika machen
obwohl es mir nicht gut ging oder ich nicht in den Bereich
wollte
· ich hatte nur wenig Unterstützung und nicht immer einen
Ansprechpartner
· ich war überfordert mit vielen Situationen
· und wenn dann mal ein Praktikum gut gelaufen ist war
leider keine Stelle frei
Seit ich in der WfbM arbeite geht es ständig Bergauf.
Ich verspüre keinen Druck.
Wenn ich Hilfe benötige bekomme ich diese. Ich habe immer
einen festen Ansprechpartner das ist für mich besonders
wichtig. Ich denke das ich für den Moment den richtigen
Arbeitsplatz gefunden habe.
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Arbeit ist wichtig für mich. Wenn ich nicht arbeiten gehen kann
fühle ich mich nicht wohl.
Wenn ich nicht arbeiten gehen würde hätte ich den ganzen Tag
nichts zu tun, das wäre nicht gut..
Arbeit ist wichtig weil ich so mit anderen Menschen in Kontakt
komme und teilhaben kann an der Gesellschaft. Ich fühle mich
akzeptiert.
Ich tue etwas und kann stolz darauf sein, dass ist gut für mein
Selbstvertrauen.
Im Moment arbeite ich 8 Stunden am Tag mit netten Kollegen
und ohne überfordert zu sein. Darauf bin ich stolz.
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Im Gegensatz zu Menschen mit einer körperlichen
Behinderung, sieht man mir meine psychische Erkrankung nicht
an.
Ich arbeite in einer Werkstatt für behinderte Menschen, im
Fachbereich Sozialpsychiatrie. Die Werkstatt bietet mir einen
besonderen Rahmen soll aber keine Endstation für mich sein.
Im Moment tut mir der geschützte Rahmen aber sehr gut.
Wenn ich mich in der Werkstatt stabilisiert habe ist mein Ziel
eine Stelle auf dem allgemeinem Arbeitsmarkt zu finden.
Ich will nicht die verrückte in einer normalen Welt sein
und nicht die normale in einer verrückten Welt.
Mein Wunsch ist das ich als normaler Mensch zu einer
normalen Welt einfach dazu gehöre.
In einer Welt in der man nicht mehr über inklusion sprechen
muss, sondern wo es selbstverständlich ist.
Ganz ohne Vorurteile. Egal ob behindert, alt, jung, groß, klein
krank, anders, oder „normal“.
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psychisch Krank Was ist das eigentlich?
In erster Linie sind es Gefühle wie Angst, Unsicherheit,
Nervosität oder Frustration die sehr schwankend auftreten und
die wir alle kennen.
Ich möchte Ihnen unsere Lösungsansätze und vor allem
Erfahrungen in der täglichen Arbeit mit dem Personenkreis
vorstellen.
Die Herausforderungen bzw. die Spezifika des Jobcoachings
von Menschen mit Psychischen Erkrankungen sind z. Bsp.
· Ausdauer und Leistungsfähigkeit häufig schwankend
· Teilnehmende haben häufig schlechte Erfahrungen mit
dem allgemeinem Arbeitsmarkt und dadurch Ängste und
Vorbehalte
· ein ambivalentes Selbstbild dadurch eine Ablehnung von
Assistenzbedarf
· Jobcoaching besteht vorwiegend aus
Reflexionsgesprächen und Intervention weniger im
trainieren von Fähigkeiten
· Ängste der Arbeitgeber „Was hat der/ die denn?“
es besteht ein hoher bedarf an Aufklärung,
wir sprechen dabei nur über Stärken
Wir haben keine neuen Dinge zur beruflichen
Wiedereingliederung erfunden und auch kein Rezept was für
alle passt.
Wir müssen die Menschen da abholen wo Sie stehen.
Dann können wir Sie begleiten.
Individuell und völlig offen an Ergebnissen aber nicht ohne Ziel.
Wir sind nicht nur Assistenten bei der Arbeit sondern unsere
Arbeit beginnt schon, wenn man sich gedanklich mit dem
Thema allgemeiner Arbeitsmarkt auseinandersetzt.
Wir begleiten den Prozess, nehmen die Teilnehmer ernst ohne
dabei einen vorgefertigten Plan zu haben. Der Weg ist das Ziel.
So individuell wie die Menschen sind die Wege die Sie gehen.
An dieser Stelle bringe ich immer gerne das Einrad Bsp.
Die Teilnehmenden sitzen darauf strampeln und lenken
und wir reichen bei Bedarf die Hand.
Wie schnell oder langsam Teilnehmende fahren und in welche
Richtung geben sie vor. Wir stehen an Ihrer Seite und begleiten
Sie dabei.
Aus unseren Erfahrungen ergeben sich folgende
Lösungsansätze.
Zeit
· Zeit aus der WfbM heraus ein Praktika zu beginnen wenn
es mir gut geht ohne den Druck zu haben das es
funktionieren muss. Den sicheren Arbeitsplatz in der
Werkstatt habe ich.
· dann habe ich Zeit Dinge auszuprobieren und eventuelle
Krisen als Chance zu sehen
· Zeit Kollegen kennenzulernen
· Zeit verschiedene Tätigkeiten zu probieren
· im Schnitt zwischen 6 und 9 Monate Praktikum vor
Vermittlung
feste Ansprechpartner
· Begleitung durch Jobcoaches und das soviel wie nötig und
so wenig wie möglich ganz individuell je nach Bedarf
wichtig dabei sind die Antennen der Jobcoaches und auch
unausgesprochenes wahrzunehmen
· ein fester Ansprechpartner im Betrieb (auf Augenhöhe)
also nicht der Geschäftsführer…
· Jobcoaches coachen auch den Betrieb und die
Belegschaft (Aufklärung, Sensilibisierung)
Zusammengefasst ist es nicht wichtig welche Diagnose die
Teilnehmenden haben sondern was sie brauchen.
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Zum Schluss möchte ich Sie in Absprache mit unseren
Sozialdiensten noch auf mögliches bzw. nötiges
Verbesserungspotential hinweisen. Als Jobcoach habe ich
damit weniger Berührungspunkte.
Teilnehmende die bei uns in den Werkstätten eine
Reha- Maßnahme beginnen wollen liegen bildlich gesprochen
fast am Boden.
Da kann ein Anruf oder das ausfüllen von einem Formular
schon eine große Hürde sein.
Da sehen wir Unterstützungsbedarf.
Eine Teilzeitbeschäftigung in der WfbM ist nur mit ärztlichem
Attest oder aus familiären Verpflichtungen möglich. Die
Teilnehmenden haben da keine Wahlmöglichkeit.
Menschen mit psychischen Erkrankungen werden beim Schritt
Richtung Reha Maßnahme mit dem System der
Behindertenhilfe konfrontiert. Eine wesentliche Behinderung
wird vorausgesetzt. Diese Stigmatisierung krank, behindert,
normal birgt Ängste und eine große Unsicherheit.
Der Druck auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt ist enorm. im
Gegensatz zu Teilnehmenden mit Schwerbehindertenausweis
die nach Vermittlung in der Regel vom IFD weiterbegleitet
werden gibt es für Teilnehmende ohne SB Ausweis keine
Nachhaltige Begleitung und Unterstützung.
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Ein Weg entsteht, indem man ihn geht.