Achtsame Kommunikation - Kindergarten Sprengel

Projekt: „Achtsame Kommunikation“
„Sich achtsam begegnen
öffnet den großen Raum des Herzens“
Elke Polzer
Sprache ist eine zentrale menschliche Ausdrucksform. In ihr artikulieren wir
unser Denken, Fühlen, Erleben, Wollen und Wünschen und nehmen Kontakt
mit der Mit- und Umwelt auf. Aber wir vergewissern uns auch unseres Selbst
im Medium der Sprache sowohl im inneren Dialog mit uns selbst als auch im
dialogischen Austausch mit anderen.
Sprache ist mehr als die artikulierten Worte, auch Hände haben ihre Sprache,
unsere Mimik ist Sprache, und wenn wir unsere Sinne öffnen und die Welt
wahr- nehmen, ist stets Sprache da.
Sprache ist ein vielfältiges Phänomen und kann vieles bewirken.
Sprache kann sachlich informieren, Sprache kann heilen, trösten, uns in
Begeisterung versetzen, kann Gemeinschaft und Verbundenheit stiften.
Sprache kann auch verletzen. Sprache ermöglicht uns zu verstehen, ein
Prozess, der in der Erziehung unabdingbar ist. Der große Theologe und
Pädagoge Romano Guardini sagte einmal, dass wir erst dann befugt sind,
einen Menschen zu erziehen, wenn wir ihn wirklich verstanden haben. Da
setzt achtsame Kommunikation an, das ist ihr Ziel und das ist der Grund,
warum der Kindergartensprengel in das Projekt „Achtsame Kommunikation“
investieren will und es in allen Kindergärten des Sprengels durchführen wird.
Es geht um achtsame Kommunikation der Kinder untereinander, im Team, in
der Zusammenarbeit mit den Eltern und in der Familie.
Wir schnüren ein ganzheitliches, innovatives Paket, indem wir den Bogen von
den pädagogischen Fachkräften hin zu den Kindern und deren Eltern
spannen. So wirken wir über unsere Kindergärten hinaus in das Dorf und
tragen dazu bei, eine Kultur des friedvollen Miteinanders, der Ermutigung und
des Dialogs anzubahnen.
REFERENTINNEN:
Elke Polzer - Heilpädagogin
Achtsame Kommunikation im Kindergarten
für päd. Fachkräfte
Veronika Bauer – Psychologin, Familienberaterin
Achtsame Kommunikation in der Familie:
„Sonst hätte ich gar nicht gewusst wie es dir geht“ - Familiendialog
für Eltern
Susanne Stöcklin Meier - Pädagogin, Autorin
„Von der Weisheit im Märchen und der Sprache des Herzens“
für Eltern
Einführung in die Schritte der achtsamen Kommunikation
Inhalt in Kurzfassung
In allen Modulen liegt der Schwerpunkt des Trainings zunächst in der Wahrnehmung aus
der Perspektive des Kindes.
Die Auswirkungen der unterschiedlichen Kommunikationsmuster und der achtsamen
Kommunikationen können so selbst erspürt und erfahren werden und bilden damit die
Grundlage für das Kommunikations-Trainings, das sich an Situationen aus dem
Kindergarten-Alltag orientiert.
Erkenntnisse der Neurobiologie geben Einblick in die Gehirnentwicklung und ihre
Auswirkungen auf Lernen und sozial-emotionales Verhalten und schaffen die Basis für das
Verstehen und das Verständnis der achtsamen Kommunikation.
1. Grundlagen der Achtsamen Kommunikation
-
Achtsamkeit
Akzeptanz
Wertschätzung
Empathie
Achtsamkeit ist ruhig, präsent und anspruchslos. Sie ist die Grundlage jeder Begegnung.
Achtsamkeit baut die Brücke zwischen dem ICH und dem DU und ist eine Qualität des
Herzens. Für Achtsamkeit gibt es kein Synonym – hier gibt es nur Umschreibungen und
die Summe dieser Umschreibungen ist wieder Achtsamkeit.
Achtsamkeit ist schauend, lauschend, beobachtend, wahrnehmend, immer offen und
bereit sich einzulassen und zu begegnen.
Achtsamkeit trägt die Aspekte der Akzeptanz und der Wertschätzung mit der Empathie in
sich.
Akzeptanz bedeutet, das wertfreie wahrnehmen und annehmen des Weges jedes
Menschen, seiner Eigen-Art, seiner Entwicklung, seines Entwicklungsstandes und seiner
sozialen und kulturellen Zugehörigkeit.
Wertschätzung bedeutet, das Kind in seiner Einzigartigkeit, in seinem So Sein
bedingungslos und wertfrei anzunehmen und zu schätzen.
Empathie bedeutet, dem Kind einfühlsam und mit Verständnis zu begegnen, um der
Ursache seines So Seins wertfrei begegnen zu können.
So kann aus der Begegnung Beziehung werden.
2. Prinzipien der Achtsamen Kommunikation
Die Prinzipien der Achtsamen Kommunikation sind:
- wertfreies beobachten
- achtsames hören
- bewusstes wahrnehmen
- inne-halten
Wertfreies beobachten ist der 1. Schritt der Achtsamen Kommunikation.
Konkret und ohne Bewertung von „gut“, „schön“ oder „weniger schön“ eine Situation zu
benennen, zeigt Aufmerksamkeit und Achtsamkeit.
Es signalisiert dem Kind: Ich habe die wahrgenommen!
Achtsames Zuhören ist der wertschätzende Begleiter der Achtsamen Kommunikation.
Es signalisiert dem Kind: Ich interessiere mich für dich!
Bewusstes Wahrnehmen ist aufmerksam sein mit mir und mit dem Kind. Es erfordert viel
Präsenz und Einfühlsamkeit und im Kontakt sein mir und mich auf die Wahrnehmung mit
meinen inneren Sinnen einzulassen.
Es signalisiert dem Kind: Du bist wertvoll und ich lasse mich auf dich ein!
Innehalten ist ankommen bei sich und wahrnehmen. Es bedeutet aufzunehmen, was ich
von Außen höre oder sehe, es bei mir ankommen lassen, es im Moment inne zu halten,
um zu erspüren und wahrzunehmen, was das Außen in mir auslöst und um dieses Neue in
mir, in das Gespräch einzubringen.
Inne – halten ist achtsam mit sich selbst und ist wertschätzend mit sich selbst sein. Es
lässt bei sich ankommen und erkennen was aus der Begegnung entsteht. Und wenn ich
das, was in mir neu entsteht mit einbringe in den Dialog, entsteht Beziehung – denn ich
beziehe mich auf das Außen, das in mir etwas Neues hervorbringt.
3. Der Dialog
Dialog ist sich begegnen, ist sich austauschen, ist in Beziehung treten.
Der Dialog braucht die Gleichwertigkeit der Gesprächspartner. Nur so entsteht Vertrauen
und aus Begegnung kann Beziehung werden.
Gleichwertigkeit ist die Basis der Achtsamen Kommunikation und schafft Vertrauen. Sie
lässt einen Raum entstehen, der es möglich macht sich zu öffnen.
All das, was im Schmerz oder Stress verborgen im Unterbewusstsein, im emotionalen
Gedächtnis gespeichert ist, braucht sich nicht mehr hinter einer Schutzmauer verbergen,
sondern kann es wagen sich zu zeigen und sich zu öffnen. So leiten wir den Prozess der
Herzöffnung ein. Und das was im seelischen Schmerz oder Stress als Blockade in der
Tiefe verborgen liegt, kann sich lösen oder heilen.
4. Im Dialog sein
Wenn beobachten – hören – wahrnehmen – innehalten mit Achtsamkeit – Akzeptanz –
Wertschätzung – Empathie sich verbindet, entsteht eine Bewegung zwischen dem ICH
und dem DU.
Der Weg der Achtsamen Kommunikation und die Bewegung in der Achtsamen
Kommunikation braucht als verbindendes Glied zwischen dem ICH und dem DU die
Gleichwertigkeit. Die Gleichwertigkeit ist die mittlere Achse zwischen 2 Waagschalen, die
in ständigen Austausch, im ständigen Geben und Nehmen sind, im ständigen hören und
beobachten, sowohl im Außen, wie auch im Inneren. Alles bewegt sich, tauscht sich aus
im Dialog – so entsteht Beziehung – eine Beziehung, die sich zunächst im Dialog findet,
um dann in den Dialogprozess des gegenseitigen Geben und Nehmens zu gehen.
Findet der Prozess des Dialogs in der Gleichwertigkeit mit den Grundlagen und den
Prinzipien der Achtsamen Kommunikation statt, eröffnet sich der Raum der Liebe. Im
Raum der Liebe ist alles gleich-wertig, darf alles sein, wertfrei und so kehrt Friede ein.
Achtsame Kommunikation führt in den inneren Frieden und ist aktive Friedensarbeit.