Klatsch & Tratsch

Whisper | Szene
E
in großartiges Versprechen, aber
was ist davon zu halten: „Nun ist
es soweit, die Buchhandlung mit
vielen Innovationen und noch nie
da gewesenen Erlebnissen wird im Dezember seine ersten zwei Filialen in Hamburg eröffnen.“ So hat es eine Firma Francpanc für
Hamburg-Ottensen (1.500 qm) und -HafenCity
(700 qm) angekündigt. Und um Bewerbungen
geworben, um „in den nächsten fünf Jahren
eine der erfolgreichsten Buchhandlungen ... in
Norddeutschland zu werden“.
Leider kommt die Post an die offensichtliche
Briefkastenadresse in Wennigstedt auf Sylt zurück, deshalb haben auch wir ebenso wenig Ahnung, wer hinter dem Konzept stecken könnte,
wie alle anderen, die wir gefragt haben.
Unzustellbar: Die Post an Francpanc
kam zurück
D
ie Frage, was aus den 67 bisherigen
Weltbild-Läden wird, die die Rüdiger
Wenk GmbH in Ahaus übernommen
hatte, klärt sich just in der Minute unseres Redaktionsschlusses (wir haben diesen Artikel
noch schnell aus der Druckerei zurückholen
können): Das Insolvenzverfahren ist eingeleitet worden. Die Befürchtung, dass die Firma
die Läden im Sinne einer „Bad Bank“ für die
Droege-Gruppe (den neuen Weltbild-Eigner)
lediglich abwickeln soll, wurde schon durch
deren ziemlich rüdes Vorgehen bestätigt; in der
Regel stand das Ausräumkommando unangemeldet vor der Tür (am 21.5., 2.7., 9.7, 13.7.,
14.7. und 17.7. hatten wir auf buchmarkt.de
darüber berichtet) ...
Ob davon auch das hier von der Insolvenz
betroffen ist? Im Oldenburger ECE-Center
Schloßhöfe (dort, wo einzig nur noch Thalia
aushält, nachdem Der Club und Weltbild sich
schon zurückgezogen hatten und auch Saturn
seine Buchabteilung aufgegeben hat) gab es Mitte Juli überraschend eine LesensArt-Neugründung, die man Signal für eine Neuausrichtung
der Kette hätte auffassen können – wovon auch
ein Kommentar zu unserer Online-Meldung
vom 18. Juli zeugt: Dort kündigte ein anonymer Insider „Phase zwei der Neustrukturierung“
für Weltbild und LesensArt an: „… spätestens
ab Ende August wird wieder systematisch von
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Klatsch &
Tratsch
Christian von Zittwitz
[email protected]
dafür gute, aber vermutlich auch teure Gründe
gehabt haben, schließlich braucht es gehörigen
Aufwand, um diese weiteren Web-Adressen im
Bewusstsein der User zu verankern. Unser alter Freund Dr. Klaus Eierhoff hat beim Aufkommen des Internethandels damals viel Geld
versenkt, um für Karstadt die Internetmarke MyWorld.de bekannt zu machen; etliche Millionen
später hat man gemerkt, dass es billiger und
wirksamer war, einfach ein .de an einen eingeführten und vertrauten Firmennamen dranzuhängen. Aber manchmal reichen statt Geld auch
Ideen, um eine Seite ins Gespräch zu bringen,
wie sie Caroline Kraft hatte, die für Ullstein
den Resonanzboden-Blog leitet: Sie war vorher
bei S. Fischer und hatte die Idee für ein Zwiegespräch der beiden Autoren André Herzberg
(er hat bei Ullstein den Roman „Alle Nähe fern“
veröffentlicht) und Alexander Osang („Comeback“ bei S. Fischer) – das dann, geschicktes
Crossmarketing, jeweils nur zur Hälfte auf einer der beiden Webseiten zu lesen war. Und die
Promotion dafür haben wir am 10.7. auf buchmarkt.de gemacht.
Droege in alle Geschäftsfelder und damit auch in
das zersplitterte Filialgeschäft investiert werden;
der Wiederaufbau von Weltbild werde ganz wie
geplant ab spätestens September 2015 eingeläutet. Und damit wird WB übrigens wieder ein sehr
attraktiver Arbeitgeber! Für die nächste Generation, versteht sich ... Oder für die, die während
der letzten Monate schön die Füße stillgehalten
haben oder wussten, wo sie sie
sich warmhalten können!“
uch Bernie EccleFür den Tipp-Geber war auch
stone war sich nicht
klar, warum wieder „Gelder
zu schade für eine
fließen“ sollten: „Die Braut
Werbung der besonderen Art:
muss mal wieder hübsch geJule Gölsdorf, im Hauptbemacht werden; für den nächsruf Moderatorin beim Hesten oder den übernächsten
sischen Rundfunk, hat es
Droege-Deal 2016, 2017 oder
beim Grand Prix in Monaco
2018.“ Was damit ist, kann man
geschafft, dass sich der prozur Stunde nicht sagen. Wir
minente Milliardär für ein
Prominenter
PR-Foto mit ihrem Romableiben dran.
„Buch“halter: Bernie
nerstling ablichten ließ. ImEcclestone spielt mit
merhin: In Mörderisches
reue Leser dieser Seite
werden sich daran erMonaco, als Aufbau-Tainnern, dass ich vor ein
schenbuch erschienen, geht es
paar Monaten in erwartungsvoller Vorfreude
um einen Mord im Umfeld eines Rennfahrers –
das Bändchen BuchMarkt in 60 Minuten aus
und Ecclestone selbst hat eine kleine Nebenrolle.
der Feder unseres Reporters Jürgen Christen
angekündigt hatte, das Ende August im Thieie Idee von Hannes Steiner, seinen
le Verlag erscheinen wird. Und tatsächlich hat
ersten Titel in mehreren Sprachen
meine Freude an der Vorablektüre ziemlich
(auch in chinesisch) als E-Book zu
lange angehalten – bis ich merkte, dass es in
verschenken, ist aufgegangen: Das Bändchen
dem Büchlein gar nicht um unser Ideenmagazin
Der Appell des Dalai Lama an die Welt hat
BuchMarkt geht, sondern ganz allgemein um
auf Anhieb Platz eins der Sachbuch-Liste
den Buchmarkt. Aber: Ist das Versprechen des
gestürmt. Auch für Klaus Altepost, der das
Gespräch des Friedensnobelpreisträgers mit
Bändchens nicht vermessen, man könne in einer
Stunde unsere Branche begreifen? Mir gelingt
Franz Alt an die Red Bull-Tochter Benedas auch nach fast 50 Jahren nur gelegentlich. vento vermittelt hatte, war das „ein schöner
Doch Spaß beiseite, es ist ein flotter Schnell- erster Buchkonzept- und Vermittlungserkurs, die allerdings nicht immer ganz rational
folg“ für seine Agentur Altepost 2015. Er
und vernünftig zu agieren scheint.
verlässt sich aber nicht allein auf die Agenturtätigkeit, sondern schreibt selbst als Auch würde zum Beispiel gern verstehen, wa- tor (etwa für die Otmar Alt-Künstlerbibel,
rum der S. Fischer-Online-Bücher-Blog
die im September bei Kettler und Luther
Hundertvierzehn heißt oder warum Ull- erscheint) und baut dazu ein kleines theolostein sein Internet-Büchermagazin Resonanz- gisches Vertriebsprogramm auf; mehr unter
boden nennt. Beide Verlagsgruppen werden
edition-glaubenssachen.de.
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BuchMarkt August 2015