Ungerecht und lebensfern – Was junge Erwachsene vom deutschen

Pressemitteilung | 7. Dezember 2015
Ungerecht und lebensfern – Was junge Erwachsene vom
deutschen Bildungssystem halten
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Die junge Generation sieht Nachholbedarf bei der Chancengerechtigkeit
Im Rahmen des ersten Tags der Bildung am 8. Dezember in Berlin soll
überlegt werden, wie junge Menschen mehr Mitsprache erhalten können
Ob OECD1 oder DIPF2: Jedes Jahr bescheinigen nationale und internationale Studien
Deutschland aufs Neue, dass es hierzulande an der Bildungsgerechtigkeit hapert.
Doch welche Meinungen haben junge Menschen dazu? Zum ersten Tag der Bildung
am 8. Dezember 2015 haben die drei Initiatoren, der Stifterverband, die SOSKinderdörfer weltweit und die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS), eine
repräsentative Forsa-Umfrage3 in Auftrag gegeben, um zu erfahren, wie 14- bis 21Jährige ihren Bildungsalltag bewerten.
Chancengerechtigkeit? Das Bildungssystem schafft soziale Unterschiede
Mehr als die Hälfte der jungen Menschen in Deutschland meint, dass hierzulande nicht
alle Kinder und Jugendlichen unabhängig von ihrer sozialen und kulturellen Herkunft
die gleichen Chancen auf Bildung haben (55 Prozent). Je mehr persönliche Erfahrung
die Befragten in Sachen Bildung mitbringen, desto weniger Chancengerechtigkeit
sehen sie (19- bis 21-Jährige: 63 Prozent, 14- bis 16-Jährige: 45 Prozent). Dabei
halten die meisten Befragten es für die wichtigste Aufgabe des deutschen
Schulsystems, auch Schülern aus sozial benachteiligten Familien in Deutschland den
Weg zu einem guten Abschluss zu eröffnen (50 Prozent). Dass Schüler mit
Migrationshintergrund ebenfalls Bildungserfolg haben können, hat für fast ebenso viele
Priorität (42 Prozent).
Vorbereitung auf den Alltag bekommt schlechte Noten
Auf ein eigenständiges Alltagsleben fühlen sich die meisten 14- bis 21-Jährigen durch
die Schule nicht sonderlich gut vorbereitet. Insgesamt 81 Prozent geben dem System
diesbezüglich schlechte Noten. Jüngere Befragte von 14 bis 16 Jahren und Schüler
sagen indes häufiger als die anderen Befragten, dass sie sich durch die Schule gut
oder sehr gut auf ein eigenständiges Alltagsleben vorbereitet fühlen. Dagegen glauben
die Befragten zwischen 19 und 21 nicht, dass die Schule gut auf die Erfordernisse des
täglichen Lebens vorbereitet. In dieser Altersgruppe sind viele bereits zu Hause
ausgezogen – was sie in der Schule lernten, hilft ihnen im Alltag auf eigenen Füßen
offenbar wenig.
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Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung
„Zukunft der Bildung – Bildung der Zukunft“: Repräsentative Forsa-Umfrage unter 1.000 Jugendlichen
und jungen Erwachsenen im Alter von 14 bis 21 Jahren. Durchgeführt zwischen 23. Oktober und 3.
November 2015.
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Pressemitteilung | 7. Dezember 2015
Gute Vorbereitung auf den Beruf? Schüler zuversichtlich, Ältere skeptisch
Auch bei der Frage, ob die Schule gut auf das Berufsleben vorbereitet, zeigt sich:
Wenn die Realität junge Erwachsene einholt, wandelt sich ihre Sicht. Wer bereits
zwischen 19 und 21 Jahre alt oder im Studentenleben angekommen ist, sieht den
Nutzen der schulischen Bildung für die spätere Berufslaufbahn kritischer als jüngere
Menschen. 46 Prozent der Älteren bezweifeln, dass die Schulbildung eine gute
Grundlage für die Karriere bietet – unter den 14- bis 16-Jährigen tun dies nur 26
Prozent. Insgesamt aber ist mit zwei Dritteln aller Jugendlichen und jungen
Erwachsenen (66 Prozent) die Mehrheit der Ansicht, die Schulzeit bereite gut oder
sehr gut aufs Berufsleben vor. 32 Prozent widersprechen.
Digitalisierung soll stärker thematisiert werden
Selbstorganisation (97 Prozent), Teamfähigkeit (96 Prozent) und Kenntnisse der
deutschen Sprache (96 Prozent) – das sind aus Sicht junger Menschen die
wichtigsten Faktoren im Job. Auch digitales Wissen spielt heute eine große Rolle,
daher halten 73 Prozent Kenntnisse im Bereich Computer und Software für wichtig
oder sehr wichtig. Vom deutschen Schulsystem erwarten die Befragten, dass es
Schüler auf die digitale Zukunft vorbereitet (67 Prozent). Zudem sollte die
Gesamtqualifikation der Lehrer, so sagen 87 Prozent, verbessert werden.
Ergebnisse werden am ersten Tag der Bildung diskutiert
„Die Ergebnisse zeigen uns: Wir brauchen mehr Bildungschancen für alle.
Entscheidend für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes wird es sein, ob wir es
schaffen, jedem Menschen die Chance zu geben, das Beste aus seinen
Begabungen zu machen, unabhängig von Herkunft oder Hintergrund“, erklärt Prof.
Andreas Schlüter, Generalsekretär des Stifterverbandes.
„Wenn wir über die Zukunft von Bildung reden, müssen wir auch die zu Wort kommen
lassen, die es betrifft: Schüler, Studenten und Auszubildende“, so Dr. Heike Kahl,
Geschäftsführerin der DKJS.
Dr. Wilfried Vyslozil, Vorstand der SOS Kinderdörfer weltweit: „Bildung ist eine
gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Dieser stellen wir uns am 8. Dezember und geben
einen Startschuss für einen konstruktiven Bildungsdialog im nächsten Jahr.“
Über die Initiatoren der Studie
Der Stifterverband, die SOS-Kinderdörfer weltweit und die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung haben sich
zusammengeschlossen, um gemeinsam zu mehr Bildungschancen beizutragen und aktiv Verantwortung
dafür zu übernehmen. Dazu initiieren sie unter anderem den Tag der Bildung, der zum ersten Mal am 8.
Dezember 2015 in Berlin stattfinden wird. Anlässlich dieses Tages haben die Organisationen die ForsaStudie in Auftrag gegeben, um hier die Perspektive der Jugendlichen abzufragen und in den Diskurs
einzubringen. Weitere Informationen zum Tag der Bildung, zu Veranstaltungen, Initiatoren und Unterstützern
sind unter www.tag-der-bildung.de verfügbar.
Ansprechpartner
Pressebüro Tag der Bildung
vertreten durch fischerAppelt, relations GmbH
[email protected]
0221/569-38-162