Ausgabe 2/2015 | 16.06.2015 Themen in dieser Ausgabe: Nachwachsende Rohstoffe erholen sich – El Niño bisher kein Thema Ölsaaten-Nachfrage zieht an Die Nachfrage nach Ölsaaten weltweit steigt, die Überschüsse in den Lagern sinken. Bei Leinöl gibt es Entwarnung: der erwartete Ernteeinbruch ist ausgeblieben. Rizinus: Spekulation gewinnt Einfluss Leinöl: Osteuropa will liefern Ausblick: El Niño droht Messe: Achema setzt auf grüne Chemie Glyzerin: Biodieselrückgang lässt Preise steigen Der Verfall der Erdölpreise hilft der Konjunktur auf die Beine. Das gilt nach Auskunft des Internationalen Währungsfonds (IWF) speziell für Europa. Die Finanzorganisation hat die Prognosen für das Wirtschaftswachstum im Euroraum zuletzt angehoben. Auch der Bedarf an nachwachsenden Rohstoffen wie Ölsaaten nimmt stärker zu als noch zu Beginn des Jahres erwartet. So rechnet das US-Landwirtschaftsministerium in seinem jüngsten Ölsaaten-Report vom Juni 2015 mit einem Anstieg des weltweiten Konsums in der Saison 2015/2016 (April bis März) gegenüber 2014/15 um 3,5 Prozent - 0,3 Prozentpunkte mehr als im Vormonat. Zugleich sinken die erwarteten Überschüsse in den Lagern. Die Preise vieler Ölsaaten haben sich seit Frühjahr entsprechend erholt. Der erwartete deutliche Rückgang der europäischen Rapsproduktion sorgte zum Beispiel an der Pariser Börse Euronext im Jahresverlauf für einen Anstieg der Future-Preise um fünf Prozent. El Niño: Risiken im Auge behalten Aktuell gilt die Versorgungslage für 2015/16 als gut. Ernte- und Verbrauchsprognosen lassen ausbalancierte Märkte erwarten. Allerdings könnte sich diese Einschätzung im zweiten Halbjahr umkehren. Grund ist das Klimaphänomen El Niño, das zum Ende des Jahres kräftig wie seit Jahren nicht mehr ausfallen könnte (S.2). „Wissenschaftler weltweit sehen eine hohe Wahrscheinlichkeit für ein Auftritt von El Niño in diesem Jahr. Sollte daraus Gewissheit werden, könnten die Folgen für viele Menschen erheblich sein und auch die landwirtschaftliche Produktion in den betroffenen Regionen massiv beeinträchtigen“, sagt Torsten Randt, Geschäftführer der Mercur Handel GmbH. „Bisher ist das Klimaphänomen an den Märkten kein Thema. Anbieter und Kunden sollten dieses Risiko aber im Auge behalten“. Rizinusöl: Spekulation gewinnt Einfluss Immer wieder zeigt sich die Bedeutung Chinas auf den Märkten der nachwachsenden Rohstoffe. Die Sojapreise zogen zuletzt unter Hinweis auf verstärkte Nachfrage aus China an. Auch andere für grüne Technologien gefragte Pflanzenöle reagieren auf zuletzt einsetzende chinesische Käufe. Wie zum Beispiel das für die Chemie-, Farben- und Holzindustrie interessante Rizinusöl. Nachdem sich die Preise wie in unserem letzten Marktbericht prognostiziert im zweiten Quartal seitwärts bewegt hatten, legten sie in den letzten Wochen zu. Eine Tonne Rizinusöl verteuerte sich um vier Prozent auf 1.350 Dollar. Angesichts kontinuierlicher Nachfrage sprechen derzeit wenige Argumente für wieder signifikant fallende Preise im Jahresverlauf. Auch das Aufwärtspotenzial schätzen wir wegen des auskömmlichen Angebots an Saat als limitiert ein. Allerdings hat sich der Einfluss von Akteuren, die aus spekulativer Absicht am Markt teilnehmen, in jüngerer Zeit erhöht. Damit sind auch die Risiken von Preisausschlägen am Rizinusmarkt gestiegen. Leinöl: Osteuropa will liefern Dagegen gibt es bei der Versorgung mit Leinöl Entspannungssignale, nachdem bis zum Frühjahr Befürchtungen über einen Einbruch der Ernte in den wichtigen Erzeugerländern Osteuropas Markt und Preise dominiert hatten. Offenbar ist die Leinsaat-Ernte deutlich geringer vom Winter beeinträchtigt worden als gemutmaßt. Ab August ist nun mit der Aufnahme der Lieferungen von Leinsaat aus Osteuropa zu rechnen. Die Preise haben entsprechend reagiert. Eine Tonne Rohleinöl hat sich gegenüber dem Frühjahr zuletzt um fünf Prozent auf 1.000 Euro verbilligt. Aufgrund entspannter Versorgungslage sehen wir im dritten Quartal Potenzial für Preise unterhalb der 1.000-Euro-Marke. Mercur Handel GmbH, Mörsenbroicher Weg 66, 40470 Düsseldorf Geschäftsführung Torsten Randt, Tel.: +49(0)211-1598870 Seite 1 / 2 Ausgabe 2/2015 | 16.06.2015 News El Niño/Meteorologen: Wahrscheinlichkeit steigt Die meteorologischen Institute Australiens, Japans und der USA warnen vor einem starken El Niño-Effekt in diesem Jahr. Der australische Wetterdienst BoM konstatierte Mitte Juni eine Temperaturerwärmung im tropischen Pazifik wie seit dem letzten großen El Niño-Ereignis 1997/98 nicht mehr, das auf der Südhalbkugel mit Sturm, Überschwemmungen und Dürre einhergegangen war. Der US-Wetterservice NOAA sieht eine Wahrscheinlichkeit von 80 bis 90 Prozent, dass die derzeitigen El Niño-Zustände im Pazifik bis zum Ende des Jahres anhalten werden. Das könnte extreme Folgen auf die Agrarproduktion der Südhalbkugel ab dem kommenden Herbst haben. Unter El Niño verstehen Meteorologen und Meereswissenschaftler eine Anomalie der Temperaturunterschiede im tropischen Pazifik. Normalerweise sorgen die Passatwinde dafür, dass warmes Wasser in Richtung Australien und Südostasien transportiert wird. Dadurch kann kaltes Tiefseewasser vor Südamerika aufsteigen. Der warme Pazifik sorgt in Australien und Südostasien im Frühjahr und Sommer der Südhalbkugel (September bis März) für regelmäßige Niederschläge. Er ist zugleich Motor für Indiens Monsunregen. An der Pazifikküste Südamerikas herrscht dafür Trockenheit. Im nährstoffreichen kalten Wasser tummeln sich die Fische. In El-Niño-Jahren erlahmen die Passatwinde, das warme Pazifikwasser fließt zurück in Richtung Lateinamerika und sorgt dort neben einer Abnahme der Fischpopulationen für heftige Niederschläge und Stürme, während es in Australien und Asien zu Dürren kommt. Messen: Achema baut BiobasedWorld aus Die internationale Fachmesse für Chemie, Pharmazie und Lebensmittelindustrie, Achema, setzt 2015 einen Schwerpunkt auf die Bioökonomie. Mit dem Fokusthema BiobasedWorld will die Messe, die Mitte Juni in Frankfurt stattfindet, die Vielfalt von Produkten und Prozessen vorstellen, die nachwachsende Rohstoffe wie Pflanzenöle oder Zellulose für chemische Zwecke verwenden. Nach Auskunft der Veranstalter mangelt es gerade in Europa Herstellern von biobasierten Produkten noch an einem Marktzugang. In den USA sei das anders. Dort existiere ein Programm des US-Landwirtschaftsministeriums, das öffentliche Einrichtungen verpflichte, bei Anschaffungen über 10.000 Dollar das Material mit dem höchsten Anteil an nachwachsenden Rohstoffen einzukaufen. Anders als in Europa sei auch ein eigenes Siegel (Certified Biobased Product) eingeführt worden, das anzeige, welchen Anteil an nachwachsenden Rohstoffen ein Produkt enthält. Wegen der wachsenden Bedeutung von grüner Chemie wird die BiobasedWorld im Februar 2017 in Köln erstmals als eigenständige Messe an den Start gehen. Glyzerin: Rückgang bei Biodiesel lässt Preise steigen Mit dem Rückgang der Erdölpreise sind die Biokraftstoffe unter Druck geraten. Wegen der rückläufigen Produktion hat sich auch das Angebot an Glyzerin verringert, das bei der Herstellung von Biodiesel als Koppelprodukt anfällt. Im zweiten Quartal legten deshalb die Preise um teils mehr als 30 Prozent zu. Aktuell bewegen sie sich in Europa bei 550 bis 600 Euro je Tonne. Nachdem die Biodieselindustrie im ersten und zweiten Quartal noch Kontrakte aus dem Vorjahr in den Auftragsbüchern hatte, ist im dritten Quartal mit verhaltener Produktionsaktivität zu rechnen. Die Preise dürften deshalb weiter fest bleiben. Mercur Handel GmbH, Mörsenbroicher Weg 66, 40470 Düsseldorf Geschäftsführung Torsten Randt, Tel.: +49(0)211-1598870 Seite 2 / 2
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