El Niño voraus – Mögliche Folgen für

Ausgabe 3/2015 | 30.09.2015
Themen in dieser Ausgabe:
El Niño auf dem Vormarsch mögliche Folgen auf Ernten und
Preise beachten
El Niño voraus – Mögliche Folgen für Rohstoffpreise weltweit
Die Wahrscheinlichkeit, dass das Klimaphänomen El Niño in den kommenden Monaten auftritt,
nimmt laut US-Behörden weiter zu. Asien und Südamerika wären am stärksten betroffen.
Leinöl: Notierungen geben mit guter
Ernte aus Osteuropa nach
Im kommenden Winter muss auf der südlichen Halbkugel mit starken Wetterextremen
gerechnet werden, die sich massiv auf die Ernten in Südamerika und Asien auswirken können.
Grund ist das Klimaphänomen El Niño. So wird eine ausgeprägte Anomalie der
Wassertemperaturen im Pazifischen Ozean bezeichnet, die je nach geographischer Position
Stürme und Starkregen oder Dürre und Trockenheit nach sich ziehen kann. Die Nationale
Meeres- und Wetterbehörde (NOAA) der USA sieht Ende September 2015 eine
Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent, dass die El Niño-Lage im Winter 2015/2016 Bestand
haben und sich erst im Frühling 2016 abschwächen wird. Vor vier Monaten lag diese
Wahrscheinlichkeit noch bei 80 Prozent.
Glyzerin: Billiges Öl treibt Preise
Soja, Palm und Zucker betroffen
Rizinusöl: stabile Versorgung und
Preise
Holzöl: Markt ist ausgeglichen
Hintergrund des Phänomens sind Veränderungen der Temperaturverteilung im Pazifik.
Normalerweise wehen Passatwinde von Osten nach Westen und transportieren warmes
Wasser in Richtung Australien und Südostasien. Vor der Küste Lateinamerikas steigt in diesem
Zuge kaltes und nährstoffreiches Tiefenwasser auf. Die Folge: es regnet dort fast nie, weshalb
die Küstenregion von Chile bis Peru von Wüsten gekennzeichnet ist. Das warme Wasser sorgt
auf der anderen Seite des Pazifiks von Australien bis Indien wiederum für teils ergiebige
Niederschläge. Das ist wichtig für die Landwirtschaft, etwa für den Anbau von Reis, Zucker,
Gummi, Ölpalmen, Soja sowie Getreide. In El-Niño-Jahren erlahmen die Passatwinde und
lassen das warme Meereswasser zurück nach Osten fließen. Als Folgen können Stürme und
Extremregen an der Westküste Südamerikas sowie Dürre und Trockenheit in Asien und
Australien auftreten mit weit reichende Folgen für die dortigen Ernten. In vergangenen El-NiñoPerioden fiel zum Beispiel ein Großteil der Weizenernte Australiens der Dürre zum Opfer.
Außerdem drohen Brasilien und Afrika Trockenheit. Bedroht wären die brasilianische Soja- und
Zuckerrohrernte.
Noch keine direkten Auswirkungen
Bisher können die Wissenschaftler in den USA und Australien zwar die veränderten
Temperaturen des Meereswassers nachweisen, noch sind aber keine direkten Auswirkungen
zu beobachten. Im Vergleich mit früheren El Niño-Jahren ist das aber nicht ungewöhnlich.
1997/98 als zuletzt solche starken Anomalien im Pazifik gemessen wurden, dauerte es
ebenfalls bis zum Winter, bevor großräumige Wetterveränderungen eintraten. Damals waren
die Folgen für Mensch und Umwelt verheerend.
Situation aufmerksam verfolgen - Preise können sich schnell ändern
An den Märkten für nachwachsende Rohstoffe ist El Niño auch Monate nach den ersten
Publikationen (Mercur-Marktbericht 2/2015) allenfalls ein Randthema. Auf die Preisbildung hat
das Phänomen bisher so gut wie keinen Einfluss. „Ob El Niño in diesem Winter zu veränderten
Bedingungen bei Angebot und Preisen nachwachsender Rohstoffe führen wird, ist zwar aus
heutiger Sicht Spekulation. Wir empfehlen Marktteilnehmern aber die Situation aufmerksam zu
verfolgen“, sagt Torsten Randt, Geschäftsführer der Mercur Handel GmbH, einem Spezialisten
für nachwachsende Rohstoffe wie Pflanzenöle und ihrer Derivate. „Mercur lädt vor diesem
Hintergrund Partner und Interessenten ein, gemeinsam über geeignete Strategien zur
Versorgung mit Rohstoffen für das Jahr 2016 nachzudenken. Sobald die Unsicherheiten
zunehmen, können sich Preise schnell verändern.“
Mercur Handel GmbH, Mörsenbroicher Weg 66, 40470 Düsseldorf
Geschäftsführung Torsten Randt, Tel.: +49(0)211-1598870
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Ausgabe 3/2015 | 30.09.2015
Markt/News
Rizinusöl: Angebot und Preise stabil
Der Markt für Rizinusöl bewegte sich im dritten Quartal 2015 in ruhigen Bahnen. Wie von uns
prognostiziert hat der Preis für den in der Kunststoff-, Farben- und Lackeindustrie geschätzten
Rohstoff die Marke von 1.350 Dollar je Tonne weder nach unten noch nach oben in relevanter
Höhe verlassen. Unter der Voraussetzung, dass wegen El Niño keine Verzerrungen eintreten,
dürfte sich diese Entwicklung im vierten Quartal fortsetzen.
Indien ist das mit Abstand größte Anbauland für Rizinus weltweit und hat damit
entscheidenden Einfluss auf die Preisbildung am Weltmarkt. Eine rege Aussaat der indischen
Bauern im vergangenen Frühjahr lässt eine Ernte 2015 in einer Größenordnung von 1,1
Millionen Tonnen erwarten. Das entspricht dem Niveau der Vorjahre. Dieses prognostizierte
auskömmliche Angebot begrenzt grundsätzlich die Fantasien eines möglichen Preisanstiegs.
Umgekehrt sorgen die sich zum Jahresende leerenden Lager für Preisunterstützung. Von
Sonderfaktoren abgesehen ist frühestens mit Ankunft der neuen Ware 2016 mit
nachgebenden Notierungen beim Rizinusöl zu rechnen.
Leinöl: Ernte ex Osteuropa lässt Preise abschmelzen
Nachdem befürchtete Ernteausfälle in Osteuropa die Preise für Leinöl zu Beginn des Jahres
haben steigen lassen, sind die Notierungen im dritten Quartal spürbar zurückgekommen. Es
bestätigte sich, dass die Sorgen vor Engpässen übertrieben waren (Mercur-Marktbericht
2/2015). So ist die Ernte in Russland gut ausgefallen, auch die Ukraine und Kasachstan
können umfänglich liefern. Da auch Kanada aktuell als Anbieter agiert, sind die Preise für
Rohleinöl in den letzten Monaten auf zuletzt 880 Euro je Tonne gesunken. Der Preisrückgang
beim Sojaöl, das in einigen technischen Prozessen als Alternative zu Leinöl eingesetzt werden
kann, lastet ebenfalls auf den Notierungen. Wir rechnen ohne Berücksichtigung möglicher El
Niño-Effekte mit einer Fortsetzung der guten Versorgungslage, die im vierten Quartal zu
weiteren Preisnachlässe auf unter 850 Euro führen kann.
Holzöl: Markt ausgeglichen
China ist der größte Produzent und Konsument von Holzöl, einem hochwertigen technischen
Öl, das aus den Saaten des Tungbaums extrahiert wird. Die globale Versorgung mit Holzöl
steht damit in Abhängigkeit von Ernte und Verbrauch in China, die im laufenden Jahr jeweils
nachgebend waren. Im dritten Quartal zeigte sich der Markt im Gleichgewicht,
Preisbewegungen gab es kaum. Holzöl findet Einsatz in der Elektronikindustrie und der
Holzbe- und –verarbeitung. Mercur ist einer der größten Holzöl-Händler in Europa.
Glyzerin: Billiges Öl treibt Preise
Die Notierungen von Glyzerin haben sich im dritten Quartal weiter erhöht. Aktuell bewegen sie
sich in Europa im Bereich 600 bis 650 Euro je Tonne. Das sind acht bis zehn Prozent mehr als
zum Zeitpunkt unseres letzten Marktberichtes von Juni 2015. Hintergrund ist die schwache
Nachfrage nach Biodiesel in Europa, eine Folge des Preisverfalls beim Erdöl. Glyzerin fällt als
Koppelprodukt bei der Produktion von Biodiesel an, zum Beispiel aus Raps. Kunden sind
unter anderem die Konsumgüterindustrie.
Im ersten Halbjahr waren die Glyzerin-Preise noch verhältnismäßig niedrig, weil sie schon im
Vorjahr ausgehandelt worden waren, als Erdöl deutlich höher notierte. Mit der Notwendigkeit
Neukontrakte für 2016 abzuschließen, ist mit einem erneuten Anstieg der Glyzerinpreise im
vierten Quartal zu rechnen. Sollte sich an dem niedrigen Ölpreis 2016 nichts ändern, dürfte
der Druck auf Biodiesel anhalten und sich Glyzerin weiter verteuern. Grundsätzlich gilt aber
auch hier: El Niño kann die Lage verändern.
Mercur Handel GmbH, Mörsenbroicher Weg 66, 40470 Düsseldorf
Geschäftsführung Torsten Randt, Tel.: +49(0)211-1598870
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