60 CALL CENTER Outsourcingqualität sichern Und plötzlich suchen Kunden den Kontakt zu Ihnen Egal, ob Start-up oder etablierte Unternehmen, die erkennen, dass Service das bisher fehlende Differenzierungsmerkmal zum Wettbewerb ist, egal, ob getrieben durch Markt und Kunden oder strategische Überlegungen: Bis zur Umsetzung eines professionellen Customer Service bedarf es Vorarbeit, Struktur und Entscheidung. www.callcenterprofi.de 01.2016 61 Foto: © FotolEdhar / Fotolia.com AUTOR D ie eigene Kundenerfahrung lehrt beim Entscheidungsprozess schnell, wie professioneller Kundenservice sein soll: kurze Wartezeiten, jederzeit und über alle zeitgemäßen Kanäle erreichbar, freundlich, konsistent, verbindlich, lösungsorientiert, innovativ und Mehrwert generierend. Ergänzt wird aus Entscheider- und Unternehmenssicht dann noch: Flexibel, skalierbar, kostengünstig und typischerweise sind interne Ressourcen mit ausreichender Erfahrung entweder nicht vorhanden oder nicht abkömmlich. Da scheint es willkommen, dass es für die Kommunikation mit den eigenen Kunden Profis gibt: Customer Service Center, die in großer Zahl Outsourcing als Dienstleistung anbieten. Wie aber den richtigen Dienstleister finden? Wem den Kontakt mit den eigenen Kunden anvertrauen und dabei sicherstellen, dass Customer Service im Einklang mit 01.2016 www.callcenterprofi.de der eigenen Unternehmensstrategie realisiert wird? Bevor es auf die Suche nach dem richtigen Partner geht, möglicherweise eine Ausschreibung formuliert und bei potenziellen Dienstleistern platziert wird, bedarf es interner Abstimmungsprozesse und Entscheidungen, allen voran der Definition einer transparenten und eindeutigen Servicestrategie. Ohne eine solche ist die Wahl eines geeigneten Partners unmöglich oder aber Konflikte mit dem Dienstleister vorhersehbar. Definition der Servicestrategie Nicht selten begegnet einem auf die Frage nach der Servicestrategie großes Achselzucken. Die Servicestrategie ist nicht einfach das Selbstverständnis der scheinbar konkurrierenden Ziele, Service in hoher Qualität zu niedrigen Kosten erbringen zu wollen. Uwe Kons ist geschäftsführender Gesellschafter der 2006 gegründeten kons-ulting GmbH, Deutschland und Managing Partner der 2015 gegründeten cc-academy Sp.z o.o., Polen. kons-ulting GmbH Am Wittinghaaf 8, 23669 Timmendorfer Strand www.kons-ulting.com cc-academy Sp. z o.o. Batorego 18/244, 02-591 Warszawa www.cc-academy.net Entscheidendes Differenzierungsmerkmal für Unternehmen ist mehr denn je der Umgang mit den Kunden und die Sensibilität für den Kunden. Wer sich vom Wettbewerb absetzen will, muss das Unternehmen auf den Kunden ausrichten, den Kunden einbeziehen und die Loyalität steigern. Kunden zu halten, mit diesen nachhaltig Umsatz zu generieren und die Impulse der Kunden in Innovation umzusetzen sind die Fähigkeiten, die entwickelt werden müssen. Dem Kunden Raum für Kritik und Beschwerde zu geben und diese zur kontinuierlichen Verbesserung der eigenen Dienstleistung, Produkte und Prozesse zu nutzen, ist das zu hebende Potenzial. Sich hierbei wohltuend zu differenzieren und dem Kunden uneingeschränkten Nutzen einer umfassenden Servicelandschaft zu bieten, die Chance. All dies umzusetzen bedingt, unternehmensweit eine Servicekultur etabliert zu 62 » CALL CENTER haben oder spätestens jetzt zu etablieren. Der zukünftige Dienstleister wird Sprachrohr des Unternehmens in Richtung eines jeden einzelnen Kunden sein, in Summe Sprachrohr des Unternehmens am und im Markt. Je deutlicher die Servicestrategie beschrieben und in Servicekultur gelebt und vorgelebt wird, umso leichter fällt es dem zukünftigen Dienstleister und denen, die täglich stellvertretend mit den Kunden kommunizieren, Service im Sinne des definierten Selbstverständnisses spüren zu lassen. Wenn Customer Service im Unternehmen zum Thema wird oder in seinem Umfang ausgeweitet werden muss, dann ist dem eine erfolgreiche Entwicklung im Kerngeschäft vorangegangen. Es gibt Tugenden und Fähigkeiten, die das Unternehmen ausmachen und jetzt für die Servicestrategie adaptiert werden müssen: Wer sind wir? Wofür stehen wir? Was erwarten unsere Kunden von uns? Und: Was geben uns unsere Kunden zurück? Customer Service ist Teil der Kundenbindungsstrategie, die die Kundenloyalität nur dann steigern lässt, wenn die Parameter der Kundenloyalität erkannt und entsprechend der Bedürfnisstruktur der Kunden in Maßnahmen umgesetzt sind. Dies in hoher Qualität, die kontinuierlich gesteigert werden muss. Wenn Customer Service das Differenzierungsmerkmal für ein Unternehmen werden soll, dann ist das zu erklärende Ziel die Serviceführerschaft. Nearshore eine Option Ist die Servicestrategie beschrieben, muss ein weiterer Aspekt im Entscheidungsprozess Berücksichtigung finden: Ist Nearshore eine Option? Viel zu häufig wird die Verlagerung der Dienstleistungserbringung an Standorte außerhalb Deutschlands aus reiner Kostenüberlegung erwägt. Dieser Vorteil liegt auf der Hand, da die Personalkosten als größter Kostenblock in benachbarten Ländern noch immer geringer sind, als in Deutschland. Nearshoring kann aber aus weiteren Gründen eine geeignete Option sein. Neben den genannten Kostenvorteilen findet man bei zahlreichen Outsourcing-Dienstleistern im Nearshore Mitarbeiter auf sehr hohem Ausbildungsniveau. Ein Ausbildungsniveau, das im Vergleich zu Standorten in Deutschland ebenbürtig, wenn nicht höher ist. Dies, da die Arbeit in einem Customer Service Center an Nearshore-Standorten, höhere Akzeptanz genießt und eine vergleichsweise gute Bezahlung bietet. Für zahlreiche Outsourcing-Dienstleister ist es heute selbstverständlich, ihre Dienstleistung auch von eigenen Nearshore Standorten anzubieten, um den Anforderungen ihrer Auftraggeber gerecht zu werden und den ständigen Forderungen sinkender Preise eine Alternative zu bieten. Wenn Nearshore eine Option oder Ergänzung bei der Wahl des Outsourcing-Partners, dann bietet im Besonderen Polen erfahrene und spezialisierte Dienstleister, die sich durch hohe Qualität auszeichnen und längst nicht mehr und ausschließlich den Kostenvorteil priorisieren. Zudem sind die Restriktionen des deutschen Arbeitsmarktes und auch deutscher Gesetzgebung im Nearshore weniger eine Herausforderung. Qualifiziert, arbeitswillig und arbeitssuchend ohne Diskussionen über ein Sonntagsarbeitsverbot kommt dem Anspruch an Servicequalität nicht selten näher, als in Deutschland erlebt. Outscourcing-Steuerung und Verantwortung Die Servicestrategie ist verabschiedet und die Entscheidung für ein Outsourcing ist gefallen. Spätestens jetzt stellt sich die Frage nach der Verantwortlichkeit und Umsetzung. Wer im Unternehmen wird die Ausschreibung vorbereiten, Angebote vergleichen und später den oder die Outsourcing-Partner steuern? Vorweg: Customer Service ist Chefsache! In Abhängigkeit von der Größe des Unternehmens, der strategischen Bedeutung des Customer Service und des zu betreibenden Aufwands muss eine Position auf Ebene der obersten Leitung erwägt werden. Sofern Customer Service eine neue Disziplin im Unternehmen ist, wird externe Hilfe in Form von Beratung oder Einstellung eines erfahrenen Managers im Kundenservice zwingend nötig sein. Nur dann wird Customer Service zur gewinnbringenden Investition. Bevor es dann an die Umsetzung geht, stellt sich eine letzte Frage: Ist das Unternehmen auf Outsourcing vorbereitet? Ein zukünftiger, professioneller Dienstleister wird nach einer Prozesslandschaft fragen, nach Prozessen, Arbeitsanweisungen, den Schnittstellen, der IT-Integration, nach Forecast, Knowledge Management und vielem mehr. Sollten all diese Themen nicht oder nur eingeschränkt existieren und auch nicht durch interne Ressourcen erarbeitet und vorbereitet werden kön- nen, muss auch hierfür externe Hilfe in Anspruch genommen werden oder es kann nur ein Dienstleister in Betracht gezogen werden, der dabei unterstützt. Die Ausschreibung und der Fragenkatalog Die Ausschreibung wird Grundlage zur Angebotsabgabe der potenziellen Outsourcing-Partner und sollte daher umfassend sein und Vergleichbarkeit der Angebote ermöglichen. Deswegen müssen Form und Inhalt verständlich, verbindlich und qualitätsgesichert gestaltet sein. Die Ausschreibung wird begleitet von einem Fragenkatalog. Das Dokument, welches dem potenziellen Dienstleister die Struktur für das Angebot vorgibt und durch das alle relevanten Informationen abgefragt werden. Innerhalb des Ausschreibeverfahrens wird es zu Fragen von den potenziellen Dienstleistern kommen. Für diese müssen Raum und Struktur geschaffen sein. Zudem müssen Fragen und Antworten jeweils allen potenziellen Dienstleistern kommuniziert werden, um die Angebotsgrundlage konsistent zu halten. Für die Ausschreibung empfiehlt sich eine Struktur, die mindestens die nachfolgenden Dimensionen abdeckt. ■ Ausgangslage mit Vorstellung des eigenen Unternehmens ■ Leistungsumfang ■ Organisation und Kommunikation ■ Personal ■ Training ■ Qualitätsmanagement und –sicherung ■ Technische Anforderungen ■ KPIs und Reporting ■ Volumen und Forecast ■ Vergütung Der Fragenkatalog Begleitet wird die Ausschreibung durch etwaig separiert aufgeführte Detailerläuterungen und einen Fragenkatalog. DieMEHR LESEN Der vollständige Artikel ist erschienen in Simone Fojut (Hrsg.): Ratgeber Outsourcing. Profi-Tipps für Ihren Erfolg SFO Medien GmbH, ISBN 978-3-9817881-0-0, 19,90 Euro (D). www.callcenterprofi.de 01.2016 63 ser orientiert sich an den aufgeführten Punkten der Ausschreibung und dient maßgeblich, eine vorgegebene und vergleichbare Struktur der Angebote sicherzustellen. Er ist die Aufforderung an den potenziellen Dienstleister, konkret und überprüfbar zu allen relevanten Punkten Auskunft zu geben und Verbindlichkeit zu erklären. Exemplarisch mag dies für die Unternehmensvorstellung der Dienstleister beschrieben sein. Erwarten Sie hier eine detaillierte Vorstellung. Hierzu gehören: ■ Unternehmensinformationen ■ Unternehmensstandorte (Unternehmenszentrale, andere) ■ Anzahl der Mitarbeiter (Köpfe) ■ Anzahl FTE’s (Full-time-equivalent) ■ Anzahl der Agentsarbeitsplätze ■ Jahr der Unternehmensgründung ■ Geschäftsportfolio ■ Bilanz ■ Umsatz im Bereich Customer Service ■ Unternehmensentwicklung ■ Unternehmensstruktur ■ Vision und Mission Statement ■ Organigramm/Funktiogramm/Job Descriptions ■ Führungsleitlinien ■ Wettbewerbspositionierung und Vorteile ■ Auszeichnungen für Qualität und Innovation, Wettbewerbsranking ■ Ansprechpartner ■ Erfahrung mit Offshore-/NearshoreOutsourcing ■ Referenzen generell und in vergleichbaren Kundensituationen Diesem Beispiel folgend sollte für alle relevanten Dimensionen die Struktur fortgesetzt werden. Je konkreter die Frage oder Aufforderung, umso vergleichbarer werden die Angebote und reduzieren sich auf die für die Entscheidung relevanten Punkte, denn auch für die Ausschreibung gilt Effizienz als oberstes Gebot. Cross Check durch Site Assessment Liegen alle Angebote vor und es ist eine Entscheidung für die Shortlist, die letzten drei oder auch fünf gefallen, steht der Cross Check an. Natürlich steht es frei, dem geschriebenen Wort des Angebotes soweit Glauben zu schenken, dass ausreichend Entscheidungssicherheit vorliegt. Üblich und empfehlenswert ist aber, ein Site Assessment durchzuführen. Strukturierte Interviews für unterschiedliche Beobachtungsdimensionen und in allen Organisationseinheiten des zukünftigen Partners werden letzte Sicherheit geben, werden helfen, die Aussagen in den Angeboten – im besten Fall – zu validieren und eine Entscheidung zu treffen. Bei aller Struktur, bei aller Bewertbarkeit sollte diese Entscheidung aber eine wesentliche Komponente, die sich in einem Vertrag nicht beschreiben lässt, nicht außer Acht lassen: Wie bei jeder Partnerwahl muss der Sympathiefaktor uneingeschränkt sein. Die Zusammenarbeit ist zwischen Mensch und Mensch und von Mensch zu Mensch. Denn vergessen nicht: Sie wählen einen Partner, dem Sie das höchste Gut Ihres Unternehmens anvertrauen – Ihre Kunden. Uwe Kons ← powered by brightONE Cognitive Computing revolutioniert Kundendialoge Wir orchestrieren mit Ihnen heute Kundendialoge, die Sie morgen ohnehin beherrschen müssen. W enn die Kundenkommunikation erfolgreiche Geschäftsmodelle bestimmt, dann rückt das Contact Center in den Mittelpunkt der Kundenbeziehung. Aber können Sie bereits heute etwas tun, um diese Erwartungen wirklich zu bedienen? Im Februar 2011 schlug der Computer IBM Watson™ die Allzeit-Gewinner des TV-Ratespiels „Jeopardy!“ und läutete damit die Ära von „Cognitive Computing“ ein. Das ist eine Klasse von Denkwerkzeugen, die die Wissensarbeit in allen Bereichen eines Unternehmens umkrempeln wird. Bald nehmen diese Platz an Bankschaltern, auf Schreibtischen und in Chefsesseln. Sie verfügen über erstaunliche Fähigkeiten: Sie sprechen in ganzen Sätzen. Sie liefern Information nur, wenn sie es 01.2016 www.callcenterprofi.de selbst für angemessen halten und berücksichtigen Fakten, die Menschen überhört hätten. Sie treffen eigenständig Entscheidungen und Lernen dabei immer weiter. Wir haben uns die Chancen und Risiken für den Einsatz kognitiver Werkzeuge in Unternehmen angeschaut, gegeneinander abgewogen und daraus Szenarien entwickelt über die Rolle von Denkmaschinen in der Wissensarbeit. Auch Ihr Unternehmen kann von Cognitive Computing profitieren, wenn es die Chancen künstlicher Intelligenz früh aufgreift und noch früher die Risiken erkennt. Die Vorteile liegen auf der Hand: Mehr Verkäufe, weniger Reklamationen, zufriedenere Kunden. Sind Sie bereit, Ihren Kundendialog auf die nächste Stufe zu katapultieren? Dann melden Sie sich bei uns! ← SIE MÖCHTEN MEHR WISSEN … zu Cognitive Computing? Dann gehen Sie auf www.bright one.de/cognitive-computing oder scannen Sie einfach den QR-Code mit Ihrem Smartphone. brightONE Consulting GmbH Erika-Mann-Straße 21, 80636 München Ansprechpartner: Stefan Holtel, Lead Cogniteer Tel: +49 (0) 61 96 76 60 86 111 Mail: [email protected] Web: www.brightone.de/customer-experience
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