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Wütende Männer, Ängstliche Frauen –
Beeinflussen Geschlechterstereotype die
Wahrnehmung der Raumfrequenz?
Leitung: Swantje Puls
Carolin Bergleiter, Franziska Martin, Julia Hesel, Leevken Timm, Senta Kiermeier
1. Einleitung
Stereotype kennt jeder von uns, sie spielen in unserem Alltag eine
wichtige Rolle. Eines davon beinhaltet, dass Männer eher Ärger
zeigen, Frauen dagegen eher andere Emotionen wie z.B. Trauer oder
Angst. Infolgedessen wird auch die Emotionsklassifikation durch
Stereotype beeinflusst. Plant et al. (2004) konnten zeigen, dass das
Geschlecht
eines
Targets
die
Interpretation
emotionaler
Gesichtsausdrücke in einer stereotypkonsistenten Art und Weise
beeinflusst.
Auch Raumfrequenzen spielen eine wichtige Rolle in unserer
alltäglichen Wahrnehmung. Sie bezeichnen die Anzahl der Kanten
bzw. Linien pro Grad Sehwinkel. Ein Bild mit tiefer Raumfrequenz
erscheint unscharf und flächig, Kanten und feine Konturen sind nur
unzureichend darstellbar. Ein Bild mit hoher Raumfrequenz dagegen
erscheint scharf und mit klar erkennbaren Umrissen. Emotionen
werden ebenfalls durch unterschiedliche Raumfrequenzen kodiert, wie
Smith und Schyns (2009) zeigen konnten. Ärger z.B. ist durch tiefe,
Angst hingegen durch hohe Raumfrequenzen gekennzeichnet.
Wir wollten nun den Zusammenhang zwischen Geschlecht und
Raumfrequenz nachweisen, der unserer Annahme nach über
Stereotype vermittelt ist.
1. Hypothese: Nach einem männlichen Prime sollte schneller auf
einen tieffrequenten Reiz (LSF), nach einem weiblichen Prime
schneller auf einen hochfrequenten Reiz (HSF) reagiert werden.
2. Hypothese: Replizieren bisheriger Befunde - Emotionen Ärger und
Angst werden abhängig vom angekündigten Geschlecht verarbeitet.
3. Ergebnisse
Datenvorbereitung:
• Datenbereinigung von Fehlern und Nachfehlern
• Tukey- Analyse (Tukey, 1977) durchgeführt
• aggregiert über Versuchspersonennummer, Geschlecht, Frequenz
bzw. Emotion
• Arkus-Sinus-Transformation
Datenanalyse: Zweifaktorielle ANOVA mit Messwiederholung
Gaboraufgabe:
Frequenz x Geschlecht weder in der
Reaktionszeitanalyse noch in der
Fehleranalyse signifikant
F (1,59) = 0.149 und
F (1,59) = 0.859, p > 0.05
Emotionsaufgabe:
Emotion x Geschlecht in der Reaktionszeitanalyse signifikant,
Datenmuster entspricht
teilweise der Hypothese
F (1,59) = 17.67, p < 0.05
Fehleranalyse nicht signifikant,
Muster entspricht teilweise der Hypothese
F (1,59) = 0.159, p > 0.05
2. Methode
Stichprobe:
• 64 Probanden  Ausschluss von 4 Personen wegen zu hoher
Fehlerraten
• Daten: 43 weibliche, 17 männliche Probanden im Alter von 17 bis 32
Jahren (M = 21.59 Jahre, SD = 3.14)
Ablauf & Material:
4. Diskussion
1. Hypothese: In der Gaboraufgabe werden nach einer männlichen
Silhouette tieffrequente Gabors und nach einer
weiblichen Silhouette hochfrequente Gabors schneller
erkannt.
X Konnte nicht nachgewiesen werden
 Frequenz in der Gaboraufgabe womöglich nicht ausreichend
relevant
 zu geringe Relevanz des Geschlechts im Prime
2. Hypothese: In der Emotionsaufgabe werden die Emotionen Ärger
und Angst abhängig vom angekündigten Geschlecht
verarbeitet.
Ärger nach einer männlichen Silhouette schneller
erkannt als nach einer weiblichen
X Keine Effekte für Klassifikation von Angst
 Angst spielte in unserem Kontext womöglich eine nicht so
bedeutende Rolle
Quellen:
Langner, O., Dotsch, R., Bijlstra, G., Wigboldus, D.H.J., Hawk, S.T., & van Knippenberg, A. (2010).
Presentation and validation of the Radboud Faces Database. Cognition & Emotion, 24 (8),
1377-1388.
Plant, E. A., Kling K. C. & Smith G. L. (2004). The Influence of Gender and Social Role on the
Interpretation of Facial Expressions. Sex Roles: A Journal of Research, 51 (3/4), 187-196.
Prentice, D.A. & Carranza, E. (2002). What women and men should be, shouldn't be, are allowed to
be, and don't have to be: The contents of prescriptive gender stereotypes. Psychology of
Women Quarterly, 26 (4), 269-281.
Smith, F. W. & Schyns, P. G. (2009). Smile Through Your Fear and Sadness: Transmitting and
Identifying Facial Expressions Signals Over a Range of Viewing Distances. Psychological
Science, 20 (10), 1202 -1208.
Tukey, J. W. (1977). Exploratory Data Analysis. Reading, MA: Addison-Wesley Publishing Company,
ISBN 0-201-07616-0.
Graphiken:
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