Zuckersteuer gegen Übergewicht Schätzungen zufolge sterben in Großbritannien pro Jahr 70.000 Menschen vorzeitig aufgrund ihres ungesunden Ernährungsstils. Die British Medical Association (BMA), von der die Zahl stammt, fordert deshalb eine Steuer auf Zucker in der Höhe von 20 Prozent. Das Ziel: Durch die Mehreinnahmen könnten die Preise für Obst und Gemüse subventioniert werden. Mehr Menschen würden in der Folge zu Apfel, Birne & Co. anstatt zu Süßigkeiten greifen, ihr Gewicht reduzieren und ihre Gesundheit fördern. Laut einer im British Medical Journal veröffentlichten Analyse würde die Verbreitung von Fettleibigkeit auf diese Weise um 1,3 Prozent sinken. Die Diskussion über eine Zuckersteuer wird in Europa beziehungsweise weltweit schon länger geführt. Die Meinungen gehen auseinander: Gesundheitsvertreter einiger Länder sind dafür, andere Experten zweifeln an der Wirksamkeit einer derartigen Maßnahme. Die Industrie zeigt sich erwartungsgemäß wenig erfreut: So weist die britische Food and Drink Federation darauf hin, dass diese Steuer besonders ärmere Familien treffen würde. Finanzielle Zuckerl Im März 2015 hatte die Organisation "Children's Food Campaign" ausgerechnet, wie viel Geld die nationale Krankenkasse NHS (National Health Service) durch Mehreinnahmen von rund 20 Pences (knapp 30 Euro-Cent) pro Liter zuckerhaltigem Getränk einsparen könnte. Die Erkenntnis: Innerhalb von 20 Jahren könnten Kosten von bis zu 300 Millionen Britischen Pfund (420 Millionen Euro) vermieden werden, weil weniger Geld für die Behandlung von Diabetes, Schlaganfällen, Herzleiden und Krebs notwendig wäre. Die zusätzlichen Einnahmen könnte man in Gesundheitsprogramme investieren. Eine Studie der Monash University in Australien im März 2015 kam zu einem ähnlichen Ergebnis: Demnach würden eine Steuererhöhung um 20 Prozent sowie ein Aufpreis von 20 Cent pro Liter den Verbrauch zuckerhaltiger Getränke gerade bei jenen sinken lassen, die viel davon konsumieren. Einige Länder haben bereits Steuern auf Zucker Es gibt bereits Länder, die differenzierte Lebensmittelsteuern eingeführt haben, zum Beispiel Mexiko, Frankreich und Ungarn. In Finnland existiert seit 2011 eine Steuer auf Süßigkeiten. "Immer mehr Studien belegen, dass eine Besteuerung von Soft Drinks, Zucker und Snacks das Ernährungsverhalten ändern und die Gesundheit der Bevölkerung erhöhen kann – vor allem bei sozial schwächer Gestellten", so Sirpa Sarlio-Lähteenkorva, Beraterin des finnischen Sozial- und Gesundheitsministeriums. Zudem wären Zuckersteuern praktikabel und einfach umzusetzen. Kritiker bezweifeln Wirksamkeit Nicht alle Experten sind sich darüber einig, ob und welche Auswirkungen eine Zuckersteuer tatsächlich haben würde. Jack Winkler von der London Metropolitan University steht einer solchen Steuer grundsätzlich positiv gegenüber, bezweifelt aber ihre Wirksamkeit: Erstens sei sie schlecht für das politische Image, zweitens müsse sie enorm hoch sein, um effektiv zu wirken. Er weist auf weitere Studien aus Großbritannien hin: Eine 20-prozentige Steuer auf Süßes würde demnach den durchschnittlichen tägliche Konsum pro Person um nur vier Kilokalorien reduzieren. (maka, 30.7.2015) Originalpublikation: Could a sugar tax help combat obesity?
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