Übungsaufgabe Das „Gesetz zur Verbesserung des Schutzes junger Menschen vor Gefahren des Alkoholund Tabakkonsums“ (BTDrucks 15/3084) sieht eine Sondersteuer auf „Alcopops“ vor. Für eine typische Flasche beträgt die Steuer ca. 85 Cent, zusammen mit der Umsatzsteuer ca. 1 Euro. § 4 des Gesetzes sieht vor, dass das Steuermehraufkommen aus der „Alcopop-Steuer“ für Maßnahmen zur Suchtprävention einzusetzen ist. § 5 sieht vor, dass auf dem Frontetikett jeder Flasche in gleicher Form und Größe des Namens des Getränks oder der Marke ein Hinweis anzubringen ist, dass eine Abgabe an Personen unter 18 Jahren verboten ist. Gehen Sie bei der Beantwortung der Fragen von einem Konkurrenzmarkt aus. a.) Die Steuer soll den Konsum lenken. Nach welchem berühmten Ökonomen sind Lenkungssteuern benannt? b.) „Die Steuer führt zu Einnahmen des Staates. Aber man muss für eine Gesamtbeurteilung den Allokationsverlust, den jede Steuer verursacht, gegenrechnen.“ Kommentieren Sie! c.) „Beim Discounter kosten Alcopops vor der Steuereinführung ca. 1 Euro pro Flasche. Man kann unabhängig vom Verlauf der Angebots- und Nachfragefunktion erwarten, dass sich der Preis durch die Steuer in Höhe von 1 Euro etwa verdoppeln wird.“ Kommentieren Sie! d.) Wie wirken Aufklärungsmaßnahmen, wie sie in § 4 und § 5 vorgesehen sind, im Marktdiagramm? e.) „Die Steuer ist vergleichsweise unwirksam, weil sie von den Produzenten der Alcopops abzuführen ist. Sie würde – unter Außerachtlassen der Kosten der Steuererhebung – mehr Wirkung entfalten, wenn die Konsumenten besteuert würden.“ f.) "Für den Gesundheitsminister ist eine elastische Nachfrage nach Alcopops wünschenswert, für den Finanzminister eine unelastische." Kommentieren Sie! Themenbereich Schwierigkeit Indirekte Steuern mittel, fortgeschritten Die Lösung finden Sie auf der nächsten Seite. http://aufgaben-zur-mikrooekonomie.wilhelm-lorenz.de Übungsaufgabe Das „Gesetz zur Verbesserung … Lösung a.) Die Steuer soll den Konsum lenken. Nach welchem berühmten Ökonomen sind Lenkungssteuern benannt? Die Steuer ist nach Arthur Cecil Pigou benannt („Pigou-Steuer“). b.) „Die Steuer führt zu Einnahmen des Staates. Aber man muss für eine Gesamtbeurteilung den Allokationsverlust, den jede Steuer verursacht, gegenrechnen.“ Kommentieren Sie! Nein, die Aussage ist falsch. Produktsteuern führen auf funktionierenden Märkten zu Allokationsverlusten. Der Alcopop-Markt ist aber kein funktionierender Markt. Der Gleichgewichtspreis sorgt nicht für eine wohlfahrtsmaximierende Produktionsmenge, da von den Alcopops ein negativer externer Effekt ausgeht. Der Konsum verursacht soziale Kosten, die in den Angebots- und Nachfrageplänen der Hersteller und Konsumenten keine Rolle spielen. Das führt ohne die Steuer zu einer höheren als der wohlfahrtsmaximierenden Produktion. Die Pigou-Steuer korrigiert die Fehlallokation. Sie sorgt für einen Wohlfahrtsgewinn – vorausgesetzt natürlich, sie ist hinreichend genau an den Kosten des negativen Effekts orientiert, also nicht wesentlich überhöht. c.) „Beim Discounter kosten Alcopops vor der Steuereinführung ca. 1 Euro pro Flasche. Man kann unabhängig vom Verlauf der Angebots- und Nachfragefunktion erwarten, dass sich der Preis durch die Steuer in Höhe von 1 Euro etwa verdoppeln wird.“ Kommentieren Sie! Nein, das ist auf keinen Fall zu erwarten. Die Anbieter wären nur bei vollkommenunelastischer Nachfrage in der Lage, die gesamte Steuerlast auf die Nachfrager zu überwälzen. Die Nachfrage nach Alcopops hat sich jedoch – abgesehen von einer kurzen anfänglichen Modephase – als recht elastisch erwiesen. Es gibt gute Substitute, besonders im Hinblick auf die beabsichtigte Wirkung. Prost! d.) Wie wirken Aufklärungsmaßnahmen, wie sie in § 4 und § 5 vorgesehen sind, im Marktdiagramm? Sie verlagern die Nachfragefunktion nach links (weniger Nachfrager) und unten (geringere Zahlungsbereitschaft). e.) „Die Steuer ist vergleichsweise unwirksam, weil sie von den Produzenten der Alcopops abzuführen ist. Sie würde – unter Außerachtlassen der Kosten der Steuererhebung – mehr Wirkung entfalten, wenn die Konsumenten besteuert würden.“ So denken viele, trotzdem ist die Aussage falsch. Die Steuerinzidenz ist unabhängig von der Erhebungsart. f.) "Für den Gesundheitsminister ist eine elastische Nachfrage nach Alcopops wünschenswert, für den Finanzminister eine unelastische." Kommentieren Sie! Stimmt, die Aussage ist richtig. Reagiert die Nachfrage elastisch auf den Preis, so löst die Steuer hat einen starken Mengeneffekt aus, der im Interesse des Gesundheitsministers liegt. In fiskalischer Hinsicht ist es umgekehrt, da die Steuer selbst negativ auf ihre Bemessungsgrundlage wirkt. Je weniger elastisch die Nachfrage reagiert, umso höher fällt die Steuereinnahme aus. http://aufgaben-zur-mikrooekonomie.wilhelm-lorenz.de
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