Emerging Markets Quarterly 2015/Q4

Emerging Markets Quarterly – 2015/4
Als wir Ende September die letzte Ausgabe dieses Papiers
veröffentlicht haben, erreichten die Ängste bezüglich der
Situation in den Schwellenländern ihren Höhepunkt. Das
Zinsdifferenzial der Staatsanleihen im Vergleich zu den
USA stieg von Mitte bis Ende September von 420 auf 480
Basispunkte an. Damals waren wir der Meinung, dass die
Reaktion der Finanzmärkte übertrieben sei. Bis anhin hat
sich dies bestätigt und die Risikoprämien fielen auf 400
Basispunkte. Der erneute Anstieg zeigt jedoch, dass die Situation mit den politischen und geopolitischen Spannungen sowie dem Risiko weiterer Herabstufungen schwierig
bleibt.
Wachstum – Aufhellung im Jahr 2016
2015 war ein schwieriges Jahr für die Schwellenländer. Es
war von einigen negativen Überraschungen gekennzeichnet. Wird sich die Situation im 2016 verbessern? Wir glauben, dass das Licht am Ende des Tunnels bereits erkennbar
ist. Das Wachstum sollte sich während dem nächsten Jahr
verbessern. Erstens, sollte sich die Situation in Russland
und Brasilien, zwei Schwergewichte, welche dieses Jahr in
eine Rezession fielen, verbessern. Zweitens, der Schock der
tiefen Rohstoffpreise wird abklingen, vorausgesetzt dass
die Rohstoffpreise nicht erneut fallen. Drittens, das solide
Wachstum der Industrieländer sollte dafür sorgen, dass
sich die Exporte aus den Schwellenländern endlich erholen. Schliesslich erwarten wir eine Beschleunigung der
Wirtschaftsleistung in robusten Ländern, wie beispielsweise Indien oder Mexiko. Der Ausblick für die Schwellenländer bleibt jedoch verhältnismässig verhalten, da diverse
Faktoren auf das Wachstum drücken: Die Verlangsamung
in China, tiefe Rohstoffpreise und der US Zinserhöhungszyklus sind zu nennen. Zudem ist die hohe Schuldenlast
eine Bremse. Einige Länder konnten nach der ‚grossen Rezession‘ nur dank einer umfangreichen Kreditschöpfung
ihre hohen Wachstumsraten beibehalten. Das schmälert
nicht nur die Möglichkeit durch ein starkes Kreditwachstum künftig das Wachstum anzukurbeln, es wird auch zu
höheren Schuldendienstquoten führen. Schliesslich ist die
strukturell tiefere internationale Handelstätigkeit ein
Wachstumshindernis, insbesondere für Asien.
Verletzliche Länder – Was hat sich seither getan?
Anfang 2013, als Ben Bernanke das Zurückfahren (tapering) des US Anleihenkaufprogramms ankündigte, haben
die Finanztitel der Schwellenländer gelitten. Die sogenannt verletzlichen Länder – Türkei, Südafrika, Brasilien,
Indonesien und Indien – waren besonders anfällig auf eine
straffere Geldpolitik in den USA. Indien ist das einzige
Land, welches seither sein Zwillingsdefizit (Staats- und
Leistungsbilanzdefizit) und seine Inflationsrate auf ein
tragbares Niveau reduziert hat. Die Türkei und Südafrika
© Swiss Life Asset Management AG
Emerging Markets Quarterly
haben ihre Ausgangslage nur leicht verbessert und bleiben
anfällig. Die Situation in Brasilien hat sich deutlich verschlechtert. Zudem ist Kolumbien aufgrund des Anstiegs
seines Zwillingsdefizits, dem Fall seiner Währung und der
steigenden Inflation zu dieser Gruppe hinzugestossen.
Rohstoffpreise – Wie passen sich die Länder an?
Der erneute Rückgang des Ölpreises und der Preise für Industriemetalle ist für die Rohstoffproduzenten brutal.
Viele lateinamerikanische Länder sowie auch Russland
und Südafrika scheinen diesen Schock über den klassischen Anpassungsmechanismus zu verdauen: Sie lassen
ihre Währung abwerten, so dass sich die Handelsbilanz
verbessert, da die Importe teurer und die Exporte kompetitiver werden. In Brasilien und Kolumbien hat diese Anpassung gerade erst begonnen. Heute wird erneut deutlich, dass nur sehr wenige Länder von dem vorteilhaften
Umfeld mit hohen Rohstoffpreisen profitiert haben, um
Ressourcen in produktivere Sektoren zu verlagern und so
ihre Exporte zu diversifizieren. Mexiko ist eine Ausnahme:
Die Industrieprodukte machen heute mehr als 80% seiner
Exporte aus. Schlussendlich können nur nicht-primäre
Exportgüter von einer tiefen Währung profitieren.
Brasilien — Eine tiefe Rezession und ein schwieriger Ausblick
Brasilien durchlebt die schwerste Rezession seit den frühen 1990er Jahren. Der Arbeitsmarkt hat sich rapide verschlechtert und die Investitionen sind in den letzten zwei
Jahren um 20% geschrumpft. An der politischen und fiskalischen Front gibt es keine Verbesserungen. Der Korruptionsskandal zieht weitere Kreise und es wurde ein langwieriges Amtsenthebungsverfahren gegen Dilma Rousseff
eingeleitet, welches Unsicherheit und Volatilität mit sich
bringt. Zudem wird eine Herabstufung von Moody’s auf
eine Kreditwürdigkeit unter ‚investment grade‘ immer
wahrscheinlicher. Da S&P Brasilien bereits als BB+ einstuft, würde dies das Land aus diversen Benchmarks ausschliessen. Brasilien kann jedoch nicht zum ‚Lehman
Brothers‘ von Lateinamerika werden, da die finanziellen
Verflechtungen eher gering sind.
Yuan – Wird in Korb der Sonderziehungsrechte aufgenommen
Chinas Yuan wird per Oktober 2016 in den Klub der grossen Währungen aufgenommen. Sonderziehungsrechte
werden hauptsächlich von Zentralbanken gehalten. Diese
Umschichtung dürfte jedoch keinen starken und sofortigen Einfluss auf den Yuan haben. China wird seinen Finanzmarkt weiter öffnen, was Abwertungsdruck auslösen
kann. Die Zentralbank wird zudem bei einer weitere Dollarstärke eine gewisse Abwertung zulassen. Längerfristig
dürfte der Yuan zu einer wichtigeren Weltwährung werden
und somit aufwerten.
09.12.2015
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Risikoprämien – Die Märkte haben sich seit Ende September beruhigt, es steht jedoch ein steiniger Weg bevor
490
Wachstum – Wir erwarten eine leichte Verbesserung des
Wachstums in den Schwellenländern im Jahr 2016
10
480
9
470
460
8
450
7
440
430
6
420
5
410
400
4
390
3
380
370
2
Zeitspanne seitdem die
letzte Ausgabe dieses
Papiers publiziert wurde
360
350
Jan
Feb
Mrz
Apr
Mai
Jun
Jul
2015
Aug
Sep
Okt
1
Nov
0
Emerging Markets Bond Index, Global Sovereign Spread, JPMorgan
1996
1998
2000
2002
2004
2006
2008
2010
2012
Source:
Source:
Verschuldung – Der rapide Anstieg der privaten Verschuldung seit der Krise wird die Wirtschaftsaktivität bremsen
200
2014
Schwellenländer, Jährliche Wachstumsrate des BIP in %
Exporte aus Asien – Solch tiefe Niveaus gab es bis anhin
nur 1998, 2001 und 2009
30
296
25
175
20
150
15
125
10
100
5
75
0
50
-5
25
-10
0
-15
-25
-20
HKG CHN SGP TUR THA KOR BRA POL MYS RUS CZE IDN MEX IND ZAF
Private Verschuldung in % des BIP, 2007/Q4
Veränderung der privaten Verschuldung seit 2007/Q4, in Prozentpunkten des BIP
1994
1996
1998
2000
2002
2004
2006
2008
2010
2012
Source:
Source:
Verletzliche Länder – Indien verbesserte seine Situation
deutlich, Kolumbien gehört neu auch zu diesem Klub
7.5
Brasilien – Durchlebt die schwerste Rezession des letzten
Vierteljahrhunderts
5.0
5.0
2.5
2.5
in % des BIP
0.0
-2.5
-2.5
-5.0
-7.5
-5.0
-10.0
-7.5
-12.5
-15.0
in Prozentpunkten des BIP
0.0
2014
Asiatische Schwellenländer, jährliches Wachstum des Exportvolumens, 3mma
Jährliches Wachstum des weltweiten Handelsvolumens, 3mma
10.0
4
7.5
3
5.0
2
2.5
1
0.0
0
-2.5
-1
-5.0
-2
-7.5
-3
-10.0
TUR
ZAF
BRA
COL
IDN
IND
Veränderung des Zwillingsdefizits seit 2013/Q1, rhs Staatsdefizit 2015/Q2, lhs
Leistungsbilanzdefizit 2015/Q2, lhs
Source:
-10.0
-4
1998
2000
2002
2004
2006
2008
2010
2012
2014
Jahreswachstumsrate des BIP, lhs Quartalswachstumsrate des BIP, rhs
Source:
Erstellt und verabschiedet durch das Economics Department Swiss Life Asset Management AG Zürich
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© Swiss Life Asset Management AG
Emerging Markets Quarterly
09.12.2015
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