Abschlussbericht Yizheng Yuan (FU Berlin) Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 3 2 Formalitäten 3 3 About Brası́lia 3 4 Leben und Alltag in Brası́lia und Brasilien 4.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2 Sprache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3 Sicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.4 Inlandsflüge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 4 5 5 5 5 Mein Forschungsprojekt 5.1 Arbeitsbedingungen . . . . . . 5.2 Thema meines Projekts . . . . 5.3 Inhaltliche Zusammenfassung . 5.3.1 Problemstellung . . . . 5.3.2 Lösungsansatz . . . . . 5.3.3 Simulation und Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 6 7 8 8 8 9 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Schlussbemerkungen 9 7 Danksagung 9 2 Abschlussbericht Yizheng Yuan (FU Berlin) 1 Einleitung Sommer 2014: Während alle anderen Studenten ihre Ferien, Verzeihung, vorlesungsfreie Zeit genießen, sitze ich im Labor fest, um für ein Forschungsprojekt zu arbeiten ... Falsch! Während alle ihren Urlaub zu Hause, in Österreich, Kroatien oder anderswo in Europa verbringen, sitze ich gerade im Langstreckenflug ... nach Brasilien! Denn vom 04. August bis 10. Oktober 2014 habe ich an der Universidade de Brası́lia (UnB) an einem Forschungsprojekt am Department of Electrical Engineering gearbeitet. Dieser Aufenthalt wurde gestiftet vom Programm RISE weltweit des DAAD. 2 Formalitäten Wer als deutscher Staatsbürger maximal 90 Tage in Brasilien unterwegs ist, braucht kein Visum zu beantragen. Das gilt auch für Forschungs- und Studienaufenthalte, solange keine bezahlten Tätigkeiten in Anspruch genommen werden. Evtl. wird das International Office (INT) der UnB anderes behaupten, aber sie kennen sich nicht mit den Regelungen aller Länder aus. Ebenso braucht ihr euch dort nicht bei der Polizei anzumelden, wenn ihr ohne Visum ins Land reist. Um die Immatrikulation an der UnB abzuschließen, verlangen sie die Registrierung einer eigenen CPF (steuerliche Identifikationsnummer). Danach erhält man Rabatt an der Uni-Mensa (2,50 statt 10 Real) und kann die Bibliothek nutzen. Ob euch der Aufwand und die Kosten wert sind, müsst ihr für euch entscheiden; jedenfalls habe ich mich dagegen entschieden. (Das Essen in der Mensa schmeckt jedenfalls überhaupt nicht.) Um eine Unterkunft musste ich mir auch keine Gedanken machen, da mich mein Professor problemlos im Wohnheim Colina der UnB anmelden konnte. Die Kosten betragen 15 Real pro Tag, und das Geld könnt ihr vor dem Gehen bei der Banco do Brasil bezahlen. Holt euch dazu vorher bei den Verantwortlichen eine Rechnung ab und bringt nach dem Zahlen die Quittung zurück. Für die Einreise nach Brasilien sind auch keine Impfungen vorgeschrieben. Falls ihr jedoch vorhabt, viel durch das Land zu reisen, lohnt es sich, sich vorher nach Gelbfieber, Hepatitis A und Tollwut zu erkundigen. Achtet außerdem auf das Denguefieber- und Malariarisiko in einigen Gebieten. Innerhalb Brası́lias sind die meisten Krankheiten jedoch kein Thema. Achtet darauf, dass eure Netzstecker für Brasilien geeignet sind. Die kleinen deutschen Stecker (Typ C) passen in die brasilianischen Steckdosen, jedoch nicht die großen runden (Typ F). Beachtet außerdem, dass in Brasilien je nach Region eine Netzspannung von 110 V oder 220 V (Brası́lia: 220 V) und eine Netzfrequenz von 60 Hz vorliegt. 3 About Brası́lia Um jetzt nicht die Standardtexte aus Wikipedia und Reiseführern zu kopieren, beginne ich mit einigen Kommentaren von Brasilianern über Brası́lia (BSB): “Brası́lia is not Brazil”, “Brası́lia is like ‘How I met your mother’: Either you love or hate it”, “Brası́lia is a strange city”, “I like Brası́lia, but only for living” ... Wie ihr seht, kann man sich nur eine eigene Meinung von der Stadt bilden, wenn man sie selbst erlebt hat. Aber was macht sie überhaupt so speziell? Zunächst das Positive: BSB, genauer gesagt Plano Piloto, der zentrale Teil der Stadt, hat sich in den letzten 50 Jahren kaum verändert. Bis auf das neue Nationalstadion sieht er noch genauso aus wie damals nach der Gründung. Dies zeigt, dass der Plan für BSB im Gegensatz zu anderen geplanten Städten wie Belo Horizonte sehr gut konstruiert war. Ein Vorteil daraus, dass die 3 Abschlussbericht Yizheng Yuan (FU Berlin) Abbildung 1: Blick vom Fernsehturm Straßen und Wohnblöcke (Quadras) schematisch angeordnet und mit Nummern statt Namen benannt sind, ist, dass man sich nicht verirren kann, sobald man mit dem System vertraut ist. Nicht nur deshalb ist das Feeling innerhalb der Stadt wesentlich anders als in allen anderen Städten. Die Gebäude in BSB sind sehr dünn aufgestellt und es finden sich viele breite Straßen, die für andere Städte Brasiliens eher untypisch sind. Dies war bei der Planung der Stadt beabsichtigt und dient zur Abwehr von Protesten. Denn einerseits erschwert es den Demonstranten, die Straßen zu füllen, andererseits kann leichter eingegriffen werden. Außerdem ist anzumerken, dass kein Gebäude höher sein darf als der Nationalkongress. Wohnhäuser dürfen sogar nur sechs Stockweke hoch sein. Man füge noch den Fakt hinzu, dass alle Quadras fast identisch aussehen, und erhalte ein ungewöhnliches Bild einer ungewöhnlichen Stadt. 4 4.1 Leben und Alltag in Brası́lia und Brasilien Allgemeines Zunächst sei angemerkt, dass in Brasilien generell wenig nach Plan läuft. Bringe sehr viel Geduld mit und erlebe die berühmten brasilianischen Schlangen, an denen man manchmal Stunden ansteht. Bereits im Supermarkt sieht man, wie ineffizient das Kassenpersonal arbeitet. Auch generell sollte man sich nicht wundern, wenn sich niemand an die Zeit oder Absprachen hält und viele Aktivitäten spontan geplant oder Pläne spontan geändert werden. Zudem hat das Land Brasilien leider noch viel Nachholbedarf, was die Öffnung gegenüber Ausländern angeht. So wird z.B. für viele Vorgänge die Angabe einer eigenen CPF benötigt, selbst wenn sie im konkreten Fall keinen Zweck erfüllt. Oft ignorieren selbst die Bearbeiter bei Ausländern diese Angabe oder geben zufällige Ziffern ein. Für eine brasilianische SIM-Karte ist der Anbieter TIM zu empfehlen, den auch die meisten in BSB nutzen. Beachtet, dass vor Nutzung die Registrierung einer CPF notwendig ist, aber die meisten Brasilianer haben kein Problem damit, ihre CPF auf eurer SIM-Karte zu registrieren. Zum Aufladen von Guthaben könnt ihr zu jedem Kiosk oder jeder Supermarktkasse gehen, die mit “Recarga” beschildert ist. Dort gebt ihr euren Anbieter, eure Telefonnummer und den aufzuladenden Betrag an und die Verkäufer erledigen den Rest. Mit TIM könnt ihr SMS schreiben für 75 Centavos am Tag (wird bei der ersten SMS abgerechnet). Anrufen kostet unter TIM-Nutzern auch einen festen Betrag pro Tag. Beachtet aber die immensen Kosten, die für Anrufe zwischen 4 Abschlussbericht Yizheng Yuan (FU Berlin) unterschiedlichen Anbietern entstehen, vor allem bei Anrufen in andere Bundesstaaten. Vergesst außerdem nicht das etwas ungewöhnliche Vorwahlsystem für Ferngespräche: 0 + hVorwahl eures Anbieters (41 bei TIM)i + hVorwahl des Zielstaatesi + heigentliche Nummeri. Wie in den meisten Städten Brasiliens findet man nirgends Fahrplan und Abfahrtszeiten von Bussen, d.h. man sollte sich vorher erkundigen oder Anwohner fragen, wie man am besten zu seinem Ziel kommt. Habt Geduld, falls ihr länger auf euren Bus warten müsst; ihr seid schließlich in Brasilien. Wenn ein passender Bus kommt, hebt man die Hand, um ihn anzuhalten. Es ist ein fester Preis pro Fahrt zu zahlen, der auf dem Bus steht. Innerhalb BSB kosten die meisten Busse 2 Real. Achtet darauf, genug Kleingeld dabei zu haben, da die Kassierer manchmal bereits 20-Real-Scheine nicht mehr wechseln können. Zum Aussteigen zieht man kurz an einem Kabel, das an der Decke des Busses entlangläuft, und der Bus wird an der nächsten Station (oder besser gesagt: Haltemöglichkeit) anhalten. 4.2 Sprache Ich werde hier niemandem Illusionen machen: Ohne Portugiesischkenntnisse hat man es schwer, sehr schwer in Brasilien. Nicht einmal am Flughafen kann man sich darauf verlassen, mit dem Personal Englisch reden zu können; auch Ansagen sind meist nur auf Portugiesisch zu hören. In den ersten Wochen habt ihr also gar nichts anderes übrig, als euch von Brasilianern aushelfen zu lassen. Eines könnt ihr allerdings besser machen als ich: Macht euch keine Gedanken um eure Arbeitszeit und meldet euch frühzeitig über das INT für einen Portugiesischkurs an. Dadurch lernt ihr auch viele Austauschstudenten kennen. Zwei Monate klingen zwar nicht nach viel, aber wenn ihr in der Umgebung lebt, lernt ihr die Sprache unglaublich schnell. Ohne einen Kurs hat es bei mir einen Monat gedauert, bis ich angefangen habe, mit Leuten auf Portugiesisch zu reden. Danach lernte ich aber erstaunlich schnell. Gegen Ende konnte ich ohne größere Probleme die meisten Dinge im Alltag klären. Unterhalten war natürlich immer noch eine Nummer zu groß. Als Hilfe kann ich das Buch “Mit Brasilianisch unterwegs” vom Verlag Hueber empfehlen. Viele Formulierungen, die im Buch genannt werden, sind zwar eher formal, aber man bekommt dennoch einen ganz guten Einstieg in die Sprache und vor allem die Aussprache. (Vor allem beschäftigt sich das Buch mit brasilianischem Portugiesisch, das sich in vielen Punkten vom europäischen Portugiesisch unterscheidet.) 4.3 Sicherheit Hier möchte ich gar nicht so viele Worte verlieren, aber wer über Brasilien erzählt, kommt um das Thema Sicherheit nicht herum. Allgemein gilt Brasilien als gefährliches Land. Tragt also möglichst keine auffälligen wertvollen Gegenstände offen mit euch und meidet es, wie ein Tourist zu wirken. Der beste Tipp ist aber immer noch: Wachsam sein! BSB gilt zwar als eine der sichereren Städte, aber Vorsicht muss dennoch geboten sein. Achtet also immer darauf, wo ihr hingeht und welche Leute sich um euch herum befinden; passt außerdem auf Taschendiebe auf. Gerade in der Nacht solltet ihr leere Gassen meiden. Manche Leute sagen auch, bei Nacht gar nicht erst auf der Straße zu laufen, was ich aber für übertrieben halte. Oft wird empfohlen, etwas Bargeld bei sich zu tragen, um bei einem möglichen Überfall den Täter zu befriedigen. Ob das etwas bewirkt, musste ich zum Glück nicht austesten. 4.4 Inlandsflüge Für Reisen innerhalb Brasiliens ist Fliegen der komfortabelste und oft auch der kostengünstigste Weg. Denn einerseits erstreckt sich das Land über eine leicht zu unterschätzende große Fläche, 5 Abschlussbericht Yizheng Yuan (FU Berlin) sodass Fernbusse, deren Preise sich nach der Strecke richten, langsam und teuer sind, andererseits fällt bei Inlandsflügen wenig Geld auf Steuern und Gebühren. Zum Preisvergleich leistet http: //www.decolar.com/ gute Dienste. Buchen tut ihr am besten direkt über die Homepage der Anbieter. Achtet darauf, dass ihr über die deutschen oder amerikanischen Seiten bucht, damit die Zahlung problemlos funktioniert und ihr nicht nach einer CPF gefragt werdet. Ich habe gehört, dass man bei Avianca gar nicht ohne Angabe einer CPF buchen kann. Auf jeden Fall solltet ihr versuchen, die Firma Gol zu meiden. Sie ist absolut unzuverlässig und ich habe noch keinen einzigen positiven Kommentar über sie gehört. TAM und Azul sind definitiv eher zu empfehlen. 5 5.1 Mein Forschungsprojekt Arbeitsbedingungen Abbildung 2: Faculdade de Tecnologia Bereits Monate vor Beginn meines Praktikums hat mir mein betreuender Professor Literaturquellen zu verschiedenen Themenvorschlägen gesandt, unter denen ich einen für meine Arbeit aussuchen konnte. Allerdings waren diese Papers für mich, der nicht mit den Themen vertraut ist, fast unmöglich zu verstehen. Außerdem hatte ich durch mein Semester nur bedingt Zeit, mich mit ihnen zu beschäftigen. Letztendlich habe ich mich nach einem oberflächlichen Eindruck für eine Richtung entschieden, wobei es aber auch kein Problem gewesen wäre, sie später noch zu wechseln. In meiner ersten Woche konnte ich mich mit einem Studenten meines Professors treffen, der sich bereits mit dem entsprechenden Paper befasst hat und es mir ein wenig erklären konnte. Das hat mir sehr geholfen, mich in meine Arbeit hineinzufinden. Obwohl mein Professor immer wieder etwas Druck gemacht hat, ging es am Ende recht locker zu. Denn mir wurde ein kleines eigenständiges Projekt gegeben, wie auch alle seine Studenten eins bekommen. Er hatte auch keine konkrete Vorstellung, wie viel ich während meiner Zeit schaffen soll, sondern es war vielmehr Forschung, also nach dem Motto “Schauen wir, wie weit du kommst und welche Resultate du erhälst”. Ich habe ihm dann regelmäßig über meinen Zwischenstand berichtet und er hat mit mir meine nächsten Schritte diskutiert. Die Kommunikation wurde dadurch etwas erschwert, dass er manchmal auf Geschäftsreise war, aber am Ende hat es mit der Absprache funktioniert. Da natürlich während der Bearbeitung immer wieder neue Schwierigkeiten gefunden werden, wurde meine Arbeit etwas anders als am Anfang erwartet. 6 Abschlussbericht Yizheng Yuan (FU Berlin) Aber so läuft es eben in der Forschung. In der letzten Woche habe ich in einem Vortrag meine Ergebnisse, die ich während meines Aufenthalts geschafft habe, präsentiert. Anzumerken ist noch die Tatsache, dass ich bis auf die Meetings mit meinem Professor selbstständig für mich gearbeitet habe. Mein Projekt war nicht an bestimmtes Equipment im Labor gebunden, und auch sonst war es nicht von Bedeutung, wann und wo ich arbeitete. D.h. ich konnte mir meine Arbeitszeit frei einteilen. Dennoch war es für mich von Vorteil, möglichst während der “gewöhnlichen” Zeiten zu arbeiten, da ich im Labor bleiben durfte und es sich dort für mich meist besser arbeiten ließ als im Wohnheim. 5.2 Thema meines Projekts Abbildung 3: Blind Source Separation Man stelle sich mehrere Personen oder sonstige Geräuschquellen vor, die gleichzeitig reden. Diese Stimmen werden von der Umgebung reflektiert und von mehreren Mikrofonen aufgezeichnet. Nun möchte man anhand der Aufzeichnungen die Stimmen der verschiedenen Quellen wieder voneinander trennen. Dieser Vorgang wird Blind Source Separation genannt (“blind” deshalb, da man ohne Kenntnis über die Quellen diese wiederherzustellen versucht) und spielt z.B. für die automatische Stimmerkennung eine wichtige Rolle. In der Literatur existieren mehrere Verfahren, um dies zu bewerkstelligen, wie ICA, TRINICON etc. [2], die auch als Programmcode bereits implementiert sind. In meinem Fall hatte ich ein Paper [1] vorliegen, das eine weitere Methode vorschlägt, die auf PARAFAC-Zerlegung basiert, einer Zerlegung von mehrdimensional angeordneten Daten in mehrere Bestandteile. Um die Arbeit der Autoren nachzuvollziehen, sollte ich das Verfahren als MATLAB-Code implementieren und testen. Dabei konnte ich die einzelnen Schritte einzeln implementieren und testen. So stellte ich fest, dass ich viel auf Approximationsfehler aufpassen musste, die mir das Vorankommen sehr erschwert haben. Am Ende stellten sich diese aber beim Anhören realer Stimmen als viel weniger problematisch heraus als es auf dem Papier aussah. Dennoch bin ich nicht mehr dazu gekommen, die PARAFAC-Zerlegung in diesem Verfahren anzuwenden, sondern habe es stattdessen mit simultaner Diagonalisierung durchgeführt, welche in meinen Simulationen gut funktionierte. Schließlich habe ich mit einem PhD-Studenten meines Professors die verschiede- 7 Abschlussbericht Yizheng Yuan (FU Berlin) nen implementierten Verfahren an den gleichen Sound-Dateien und Szenarien getestet und die Resultate verglichen. Wir kamen zu dem Fazit, dass das Verfahren, das ich untersucht habe, gute Ergebnisse liefert und es sich definitiv lohnt, daran weiterzuarbeiten. 5.3 Inhaltliche Zusammenfassung 5.3.1 Problemstellung T Wir haben I Sprecher vorliegen, die die Signale s(t) = s1 (t) . . . sI (t) aussenden und J MiT krofone, die die Signale x(t) = x1 (t) . . . xJ (t) empfangen. Der Schall kann entweder direkt vom Sprecher zum Mikrofon gelangen oder auch erst in der Umgebung (z.B. in einem Raum) reflektiert und mit zeitlicher Verzögerung aufgenommen werden. Damit ergibt sich folgendes Modell einer linear convolutive speech mixture: x(t) = H ∗ s(t) = L−1 X H(l)s(t − l) (1) l=0 Ziel ist also, aus der Kenntnis von x den unbekannten mixing channel H, der durch die Umgebung bestimmt ist, zu schätzen und damit die Sprachquellen s zu rekonstruieren. 5.3.2 Lösungsansatz Der erste Schritt besteht darin, das vorliegende Problem durch Anwenden der Kurzzeit-FourierTransformation (STFT) im Frequenzspektrum zu untersuchen. Wegen der Faltungseigenschaft der diskreten Fourier-Transformation haben wir x(f, q) ≈ H(f )s(f, q) (2) wobei q den Index des STFT-Fensters darstellt. Beachte, dass die Identität nur approximativ gilt, da wir keine zyklische Faltung vorliegen haben, und die Approximation desto besser wird, je länger wir die STFT-Fenster im Vergleich zur Faltungslänge L wählen. Als nächstes werden wir unsere Daten in mehrere Zeitblöcke unterteilen. Dabei hat sich später beim Testen herausgestellt, dass sich die Blöcke nach dem Rekonstruieren der ursprünglichen Signale besser aneinanderfügen lassen, wenn wir sie um jeweils 10% überlappen. Wir werden nun davon ausgehen, dass die Sprechersignale durch eine zufällige Verteilung erzeugt werden, und betrachten für jeden der Zeitblöcke p die hypothetische Autokorrelationsmatrix Rx (f, p) := E x(f, p)x(f, p)H (3) H H ≈ H(f )Rs (f, p)H(f ) mit Rs (f, p) := E s(f, p)s(f, p) (4) (2) wobei H die adjungierte Matrix bezeichnet. Insgesamt erhalten wir also folgende Identitäten: R (f, 1) ≈ H(f )Rs (f, 1)H(f )H x .. (5) . R (f, P ) ≈ H(f )R (f, P )H(f )H x s Nehmen wir nun an, dass die Schallquellen zentrierte, untereinander unkorrelierte Signale erzeugen, sind die Autokorrelationsmatrizen Rs im Idealfall diagonal. Natürlich haben wir in der Realität keine zufällige Verteilung der Sprechersignale vorliegen, d.h. wir müssen die hypothetischen 8 Abschlussbericht Yizheng Yuan (FU Berlin) Autokorrelationsmatrizen schätzen. Dazu bezeichne x(·, kpm ) die diskrete Fouriertransformierte des m-ten STFT-Fensters des p-ten Zeitblocks und schätze Rx durch Bildung des folgenden Durchschnitts: R̂x (f, p) := M 1 X x(f, kpm )x(f, kpm )H M m=1 (6) Hierbei bekommen wir umso “diagonalere” Matrizen für R̂s , je kürzer wir die Länge der STFTFenster wählen. Wir müssen diese also geschickt wählen, um auftretende Approximationsfehler möglichst zu minimieren. Die Gleichungen (5) stellen ein Problem der simultanen Diagonalisierung dar. Um dieses zu lösen, habe ich den “AC-DC”-Algorithmus von Yeredor [3] verwendet. Dabei ist zu beachten, dass die Matrizen H(f ) nur bis auf die Anordnung und Skalierung ihrer Spalten geschätzt werden können. Als nächsten Schritt müssen diese Uneindeutigkeiten konsistent unter allen Frequenzindizes behoben werden, wozu ich jedoch während meines Aufenthaltes nicht mehr gekommen bin. Stattdessen habe ich zum Testen vorerst angenommen, wir können dieses Problem lösen, und die Uneindeutigkeiten durch Vergleich mit den echten Matrizen H(f ), die ich beim Testen vorliegen habe, behoben. Sobald die Schätzungen für H vorliegen, können wir schließlich anhand der Identität (2) die Signale der Schallquellen im Frequenzspektrum und durch Anwenden der inversen STFT auch im Zeitspektrum rekonstruieren. 5.3.3 Simulation und Ausblick Zum Testen des Algorithmus habe ich zunächst viel mit zufällig generierten Signalen gearbeitet, bei denen ich große Rekonstruktionsfehler feststellen musste. Zum Glück wirkten sich bei der Simulation mit realen Sound-Dateien diese Fehler wenig auf die Hörbarkeit des Tons aus. Die Resultate besaßen sogar bessere Qualität als die durch ICA und TRINICON erzielten, mit denen wir sie verglichen. Allerdings muss man auch bedenken, dass beim Versuch, die oben genannten Uneindeutigkeiten bei der simultanen Diagonalisierung zu beheben, mit einem Qualitätsverlust zu rechnen ist. Mein Professor war aber der Meinung, dass dieser nicht allzu groß ausfallen wird. An dieser Stelle wäre die Arbeit fortzusetzen. 6 Schlussbemerkungen Natürlich reichen diese wenigen Seiten bei weitem nicht aus, alle Eindrücke festzuhalten. Mir fallen sicherlich noch viele erwähnenswerte Dinge ein, z.B. habe ich noch nicht einmal über das lokale Essen erzählt. Ich werde es aber bei diesen Worten belassen. Bei Interesse bin ich gern für weitere Hinweise ansprechbar. Aber das meiste werdet ihr dann sowieso kennenlernen, wenn ihr vor Ort seid. In diesem Sinne: Relax! Um alles noch einmal zusammenzufassen: Macht nicht denselben Fehler wie ich und meldet euch für einen Portugiesischkurs an der UnB an! Und zu guter Letzt noch ein Hinweis: Probiert unbedingt einen unglaublich leckeren CupuaçuSaft! 7 Danksagung An dieser Stelle danke ich nochmals vielmals Prof. João Paulo C. Lustosa da Costa für die Organisation und Betreuung meines Forschungsaufenthaltes, seinem studentischem Team, das mich 9 Abschlussbericht Yizheng Yuan (FU Berlin) bei Möglichkeit unterstützt hat, Prof. Ehrhard Behrends für das Verfassen meines akademischen Gutachtens, natürlich dem DAAD für seine harte Arbeit und das Stipendium, dank welcher mir all diese Erfahrungen erst möglich waren, meinen Freunden aus Brası́lia, die meinen Aufenthalt zu dem gemacht haben, was er war, Michelle Bauer, mit der ich meine ersten harten Wochen in Brası́lia überstanden habe, Dani Krampe, mit der ich viele schöne Reiseerlebnisse in Brasilien teile, und ganz besonders dir für das Durchlesen dieses Berichts! 10 Abschlussbericht Yizheng Yuan (FU Berlin) Abbildungsverzeichnis Banner: https://www.daad.de/rise-weltweit/de/banner.jpg [2014-10-09] 1 Blick vom Fernsehturm. Photo by Y. Yuan . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Faculdade de Tecnologia. Photo by Y. Yuan . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Blind Source Separation. Figure by R. K. Miranda [2] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 4 6 7 Literatur [1] D. Nion, K. N. Mokios, N. D. Sidiropoulos, A. Potamianos: Batch and Adaptive PARAFACBased Blind Separation of Convolutive Speech Mixtures. In IEEE Transactions on Audio, Speech & Language Processing, vol. 18, no. 6, Aug. 2010, pp. 1193. [2] R. K. Miranda: Métodos para melhoria da qualidade de separação cega de fontes sonoras em ângulos oblı́quos de radiação. [3] A. Yeredor: Non-Orthogonal Joint Diagonalization in the Least-Squares Sense with Application in Blind Source Separation. In IEEE Transactions on Signal Processing, vol. 50, no. 7, July 2002, pp. 1545. Incl. MATLAB code on https://www.eng.tau.ac.il/~arie/Links.html [2014-09-02] 11
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