Emerging Markets Quarterly – 2016/1 Das erste Quartal 2016 war von starken Schwankungen des Risikoappetits geprägt. Zu Jahresbeginn widerspiegelten die Preise risikoreicher Anlagen die Panik der Investoren. Im März drehte die Zuversicht, da die Ängste bezüglich einer Rezession in den USA abnahmen, die Rohstoffpreise anstiegen und die Zentralbanken eine akkommodative Politik verfolgten. Für die Anlagen der Schwellenländer gab es in der zweiten Hälfte des ersten Quartals ein eindrückliches Rally. Das Umfeld der aufstrebenden Länder hat sich aufgrund der steigenden Rohstoffpreise und der vorsichtigen Haltung des Fed deutlich verbessert. Die fundamentale Verfassung hat sich hingegen nicht merklich verändert. Es gibt mehrere Auslöser, welche auf die Zuversicht drücken könnten. Die offensichtlichen sind ein erneuter Fall der Rohstoffpreise, die Geopolitik und eine Anpassung der Erwartungen bezüglich den Zinserhöhungen des Fed. Zudem könnten ökonomische sowie politische Probleme in China, Brasilien oder Südafrika erneut Bedenken über die Verfassung der Schwellenländer auslösen. Wachstum – Nur eine moderate Verbesserung im Jahr 2016 Wir gehen davon aus, dass der Tiefpunkt des Wachstums der Schwellenländer im ersten Halbjahr 2016 erreicht wird. Das Wachstum dürfte in diesem Jahr jedoch nur langsam anziehen. Wir erwarten keinen deutlichen Aufschwung, da die Rezession in Brasilien auch 2016 gravierend ist und die Rohstoffpreise tief bleiben dürften. Russland hat den Tiefpunkt der Rezession hinter sich gelassen. Die Jahreswachstumsrate des BIP und anderer Indikatoren wie beispielsweise der Industrieproduktion bleiben negativ, das Ausmass der Kontraktion dürfte jedoch abnehmen. Der Schock tieferer Rohstoffpreise und politischer Probleme lässt allmählich nach. Der Tiefpunkt des BIPNiveaus dürfte in Russland Mitte 2016 erreicht werden. Wir gehen von einer L-förmigen – und somit langwierigen – Konjunkturerholung aus, da der Ölpreis tief bleiben dürfte und das Land weiterhin mit politischen und strukturellen Hindernissen konfrontiert ist. China – Prioritäten der Regierung intensivieren Ungleichgewichte China steht an einem kritischen Scheideweg. Nach 20 Jahren aussergewöhnlichen Wachstums konnte die Regierung sogar während der grossen Rezession für hohe Wachstumsraten sorgen. Der rasche Aufschwung nach 2008 war jedoch nur mit umfangreichen Stützungsmassnahmen möglich. Heute sieht sich das Land einer hohen Verschuldung und Fehlallokationen gegenüber. Die notwendigen Reformpläne wurden entwickelt. In der kurzen Frist drücken das sogenannte Rebalancing – welches eine vermehrte Ausrichtung auf die Binnenwirtschaft beschreibt – und der Schuldenabbau jedoch auf das Wachstum. Der Nationale Volkskongress im März zeigte auf, dass das Wachstum Priorität hat. Das ambitiöse Ziel von 6.5%-7.0% © Swiss Life Asset Management AG Emerging Markets Quarterly für 2016 unterstreicht den Willen der Regierung, die Wirtschaft mit Fiskal- und Geldpolitik zu unterstützen. Die Implementierung von Reformen und der Abbau von Überkapazitäten stehen an zweiter Stelle. Die Verschuldung wird weiter zunehmen und das Rebalancing gebremst. Ausserdem kratzt die Vermischung von zentral gesteuerten und marktbasierten Preisen an der Glaubwürdigkeit der chinesischen Politikgestaltung. Obwohl der Abwertungsdruck für den Yuan nachgelassen hat, bleibt das fundamentale Problem bestehen: Das Ziel einer stabiler Währung kann bei einer teilweise marktbasierten Preisfindung nur schwer erreicht werden. Der rapide Fall der Devisenreserven zeigt auf, wie kostspielig es sein kann, starken Marktkräften entgegenzuwirken. Sollte der Abwertungsdruck stark und anhaltend sein, könnte die PBoC eine (gewisse) Abwertung kostspieligen Unterstützungsmassnahmen vorziehen. Sowohl Moody’s wie auch S&P haben ihren Ausblick für China aufgrund der strukturellen Probleme auf negativ gesenkt. Die fiskalische Situation verschlechtert sich, die politischen Prioritäten lassen eine weitere Verschuldung zu und könnten das Rebalancing verlangsamen. Zudem steigt die externe Verletzbarkeit an. Brasilien – Zu viel Euphorie um das Amtsenthebungsverfahren? Die Rezession in Brasilien ist gravierend. Das BIP schrumpfte um 7% seit dem Höchststand im ersten Quartal 2014. Die Investitionen kollabierten buchstäblich. Obwohl das BIP bis Jahresende fallen dürfte, sollte die jährliche Kontraktionsrate ab Mitte Jahr abnehmen. Wir gehen auch für Brasilien von einer L-förmigen Konjunkturerholung aus. An der politischen Front wird Dilma Rousseff immer isolierter. Sie verlor ihren wichtigsten Koalitionspartner, die grössten Proteste des Landes verlangten ihre Absetzung und der Korruptionsskandal rückt näher zu ihr, da ihre Verbündeten diesbezüglich untersucht werden. Eine Amtsenthebung ist nun sehr wahrscheinlich. Da das Land einen politischen Kurswechsel bitter nötig hat, erlebten brasilianische Vermögenstitel ein starkes Rally. Das Enttäuschungspotenzial einer neuen Regierung ist jedoch beträchtlich. Die Partei von Vizepräsident Temer ist ebenfalls in den Korruptionsskandal verwickelt. Zudem dürfte eine neue Regierung Schwierigkeiten haben im fragmentierten Kongress Reformen durchzubringen. Südafrika — Risiko einer Herabstufung auf „Ramsch“ im 2016 Die Ratingagenturen sorgen sich um die fiskalische Situation, das Wachstum und die externe Finanzierungssituation in Südafrika. Das Land muss in einem wirtschaftlich schwachen Umfeld die Fiskal- und Geldpolitik straffen. Die Konsensuserwartung für das BIP-Wachstum 2016 fiel in nur fünf Monaten von 2% auf 1%. Zudem häufen sich die politischen Probleme. Es gibt Anschuldigungen bezüglich Korruption und Mismanagement der Regierung. 31.03.2016 Seite 1/2 Russland – Der schlimmste Teil der Rezession ist überstanden, eine L-förmige Konjunkturerholung steht bevor Risikoprämien und Aktien – Ein eindrückliches Rally nach der Panik zu Jahresbeginn 350 135 100 130 375 90 Basispunkte 425 115 450 110 105 475 100 Index (31.12.2015=100) 120 500 Index, 2014/Q2 = 100 125 400 80 70 60 95 525 90 550 50 85 Apr Mai Jun Jul Aug 2015 Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mrz 2016 40 1996 Emerging Markets Bond index, Global Sovereign Spread, JP Morgan, linke Skala MSCI Emerging Markets Index, rechte Skala 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 Reales BIP, saisonal adjustiert Source: Source: China – Keine Anzeichen, dass der massive Anstieg der Verschuldung gestoppt wird China – Das Staatsdefizit stieg auf 3.5% des BIP an, ein weiterer Anstieg ist für 2016 nicht auszuschliessen 210 2 200 190 1 180 170 0 160 150 -1 140 130 -2 120 110 -3 100 90 80 -4 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 1994 Private Verschuldung in % des BIP 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 Haushaltssaldo in % des BIP; Summe der letzten 12 Monate Source: Source: Brasilien – Erlebt die schlimmste Rezession seit 1930 Südafrika – Deutliche Verlangsamung des Wachstums 110 7 6 100 5 Index (2014/Q1 = 100) 93 90 4 3 80 76 2 1 70 0 60 -1 -2 50 -3 40 1996 -4 1998 2000 2002 Reales BIP, saisonal adjustiert 2004 2006 2008 2010 2012 2014 Investitionen, real, saisonal adjustiert 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 Jahreswachstumsrate des realen BIP Source: Source: Erstellt und verabschiedet durch das Economics Department Swiss Life Asset Management AG Zürich Swiss Life Asset Managers hält fest, dass die oben stehend erläuterten Empfehlungen möglicherweise vor der Publikation dieses Dokuments durch Swiss Life Asset Managers umgesetzt worden sind. 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