Zu frühes Melken schadet dem Euter

BLW 30 I 24.7.2015
RINDER I 39
Zu frühes Melken schadet dem Euter
Zwischenmelkzeit und Gemelksmenge beim Einst ellen des Roboters wichtig
W
eltweit melken
Beim Melken
mit dem
Melkrobote,
sollten die
Melkanrechte
für die Kühe im
Programm so
eingestellt sein,
dass sie nicht
zu früh mit
nur geringer
Euterfüllmenge
gemolken
werden.
inzwi-
schen über 20 000 Milchviehbetriebe mit einem
Automatischen Melksystem (AMS).
Bei den Neuinvestitionen in die
Melktechnik haben die Melkroboter in Deutschland, andere Melksysteme bereits deutlich hinter sich gelassen, dies gilt auch für Bayern.
Dabei bedeutet automatisches Melken in der Regel, dass die Kühe freiwillig die Melkbox aufsuchen. Tiere die nachgetrieben werden müssen
kosten Zeit und Geld. Diese Tiere stehen daher im Fokus der Betriebsleiter, der Wissenschaftler und der Firmen. Ihnen geht es um eine optimale
Einstellung des AMS wozu der Tierumtrieb und die Managementprogramme laufend weiterentwickelt
werden. Nur so erreicht man eine
möglichst effiziente Auslastung des
Roboters.
Der Überblick fehlt
Meist stellen Landwirte jedoch am
AMS eine kürzere Zwischenmelkzeit
ein, als eigentlich erzielt werden sollte. Für den Landwirt ist es nämlich
mit den derzeitigen Managementprogrammen nur schwer zu überblicken,
bei welchen Zwischenmelkzeiten und
mit welchen Gemelksmengen seine
Herde oder Einzeltiere über längere
Zeiträume tatsächlich gemolken wer~
den. Denn gerade Kühe, die regelmäßig zu früh und/oder mit geringen
GemeLksmengen gemolken werden,
tauchen in den Standardauswertungen nicht unbedingt auf
Ein zu frühes Melken bei eventuell zusätzlicher geringer Gemelks-
menge (relativ zur Kapazität des Euters) ist zudem aus physiologischer
Sicht unbedingt zu vermeiden. Denn
wenn wenig Milch im Euter ist (rela~
tive Füllung) gibt es keine oder nur
wenig Zisternenmilch, mit der die
Zeit bis zum Einschießen der Milch
überbrückt werden kann. Gleichzeitig dauert es aber besonders lang,
bis die Milch einschießt, im Extremfall bis zu drei Minuten. Bei geringer Euterfüllung führen demnach geringe Zisternenmilchmenge
und die besonders lange Reaktionszeit des Euters bis zum Einscruessen der Alveolarmilch zu einem ho~
hen Zeitbedarf für eine angemessene
Eutervorbereitung.
Wenn Kühe bei geringer Euterfüllung gemolken werden sollen. steht
deshalb der zeitliche Aufwand für
eine angepasste Eutervorbereitung
unter Umständen in einem ungünstigen Verhältnis zur eigentlichen Melkzeit, was einer effizienten Nutzung
des AMS widerspricht. Ein Melkbeginn an leeren Zitzen bei vollem Vakuum führt andererseits unmittelbar
zu schlechter Melkzeughafrung aufgrund des fehlenden Milchdrucks in
der Zitze. In der Folge kommt es zu
erhöhtem Vakuum im Zitzengummikopf und entsprechendem Klettern
des Melkzeugs und zu einer starken
Belastung des Zitzengewebes. Das
beeinträchtigt wiederum den weiteren Melkakt hinsichtlich Melkgeschwindigkeit und Ausmelkgrad.
Als weitere kritische Auswirkung
zu frühen bzw. zu häufigen Melkens
ist gebenenfalls ein erhöhter Gehalt
an freien Fettsäuren zu nennen, was
zu Geschmacksveränderungen und
Einschränkungen bei der Verarbeitung der Milch führen kann.
Ziel einer aktuellen Untersuchung
der LfL mit Unterstützung des LKV
war es daher eine Methode zu entwiekeln. um Zwischerunelkzeiten und
Gemelksmengen auszuwerten und
für den Landwirt sowie den Berater einfach verständlich zugänglich
zu machen. Ein Teilziel war es dabei
zu analysieren, wie häufig ungünstige Kombinationen beider Parameter auftreten.
Bis Dezember 2014 wurden 82 Betriebe im Rahmen von Arbeitskreisen diesbezüglich analysiert und
beraten. Auf diesen Betrieben lagen im Mittel 19,3 % der Zwischenmelkzeiten unter 7 Stunden (kurze
Zwischenmelkzeitl, wobei 7,3 % der
Gemelke auch geringe Gemelksmengen unter 8 kg aufwiesen. Im Betrieb
mit den höchsten Werten lagen diese '
Kennzahlen bei 39,4 % bzw. 21,6 %,
wobei der Betrieb eine durchschnittliche Tagesleistung von 26,4 kg hatte.
Melkzeiten anpassen
Gerade die Kombination aus kurzen Zwischenmelkzeiten und niedrigen Gemelksmengen war den Landwirten häufig nicht bewusst. Der
Ansatz ist es hier, als Beraterwerkzeug nicht nur diese Werte grafisch,
sondern auch deren Entwicklung
über die Zeit sowie auch fUr jedes
Tier aufzuzeigen. Nur so wird der
Landwirt in die Lage versetzt, auch
zielgerichtete Maßnahmen zu ergreifen. Durch das Anpassen der Einstellungen am AMS konnte das Auftreten
kurzer Zwischenmelkzeiten deutlich
reduziert werden. Wobei diese Melkungen nach der Anpassung fast ausschließlich Tieren mit hoher Leistung
zuzuordnen sind.
In den nächsten Schritten soll die
Methode nun durch das LKV Bayern übernommen werden, um somit auch auf die dort vorhandene
umfangreiche Datenbasis zugreifen
zu können. Auf diese Weise können
beispielsweise auch der Laktationstag oder die maximale Milchproduktion im Laufe der Laktation berücksichtigt werden. Außerdem will
man auch die Anwendbarkeit für
die Berater noch weiter verbessern.
Dr. Jan Harms
Prof. Rupert Bruckmaier
Lfl Tierha ltung, Grub
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