Madeleine Poller Erlangen, den 26.05.2015 Erfahrungsbericht zum Aufenthalt in Japan (im Zuge der Recherche für die Master-Abschlussarbeit) Um an eine größere Fülle an Materialien und statistischen Informationen für die Erstellung meiner Masterarbeit zum Thema „Selbstständiges Unternehmertum von Frauen in Japan“ zu gelangen, einigte ich mich mit Prof. Dr. Schäfer, der meine Arbeit betreuen würde, darauf, dass ich eine Zeit lang in Japan verbringen sollte, um dort in verschiedenen Bibliotheken und Buchhandlungen Recherche zu betreiben und Interviews mit selbstständigen Frauen vor Ort zu führen. Schnell wurde sich darauf geeinigt, dass sich die Semesterferien im Winter 2015 am besten dafür eignen würden, damit später noch genug Zeit sein würde, die Materialien in Ruhe durchzuarbeiten. Bevor noch die Bewerbung an das PROMOS-Stipendium gestellt wurde, war der Flug und die Unterkunft schon gebucht worden, jedoch mit Voraussicht für 1,5 Monate, da bekanntlich die (Kurzzeit-)Förderung durch PROMOS erst ab einem Aufenthalt von einem Monat möglich ist, eine längere Zeit jedoch für eine reine Recherche als unangemessen schien. Die für die Bewerbung erforderlichen Unterlagen waren recht schnell zusammengetragen, wobei am meisten Zeit für Gutachten und Betreuungszusage des Professors eingeplant waren. Da ich die Unterlagen bei Fr. Maurer erst zwei Wochen vor Abflug abgeben konnte (aus Gründen der Thema- und Masterarbeitstitelfindung), wurde die Finanzierung zunächst über gesparte Rücklagen und (Inlands-)Bafög abgewickelt. Die Anreise erfolgte am 15. Februar mit Emirates von Frankfurt (über Dubai) nach Tokyo. Da die Unterkunft in Tokyo, ein Zimmer in einem sogenannten Share House (welches monatlich vermietet wird), erst einen Tag später bezogen werden konnte, verbrachte ich die erste Nacht in Tokyo in einem vorher gebuchten Hotel in der Nähe des Flughafens. Dadurch mein Aufenthalt kürzer als 90 Tage geplant war, war es weder nötig ein Visum noch andere Formalitäten vor Ort zu beantragen – als „Tourist“ genügte der Reisepass und eine Auslandskrankenversicherung. War das Share House auch eine etwas teurere Alternative zu Hostels, bot es sich doch für einen längeren Aufenthalt in einer Stadt am meisten an, da man sich (in Tokyo sehr preisintensives) Essengehen sparen konnte und in der Gemeinschaftsküche (mit den anderen 8 Bewohnern) selbst kochen konnte. Durch die monatliche Bezahlung der Miete über PayPal oder Kreditkarte war es außerdem sehr flexibel und auch ohne japanisches Bankkonto möglich und man hatte einen festen und komfortablen Wohnplatz, ohne dass man aus dem Koffer leben musste. Für die Literaturrecherche bot sich eine der größten öffentlichen Bibliotheken, die Tokyo National Diet Library, am meisten an, da sie neben einer Fülle an Monographien auch die gängigsten Zeitschriften, Zeitungen sowie Statistiken seit deren Gründungsjahren führte. Auch als reiner „Tourist“ ohne japanischen Pass oder festen Wohnsitz war es mir möglich, einen Benutzerausweis zu erstellen und die Bibliothek zu nutzen. Die Einsichtnahme der Quellen erfolgte über ein computerbasiertes Bestellsystem und wenige Minuten nach Bestellung war es bereits möglich, die Literatur etc. an einem Schalter in Empfang zu nehmen und in einem der zahlreichen Lesesäale auf drei Stockwerken einzusehen. Da die Ausleihe jeglichen Materials verboten war, existierte ein (professioneller) Kopierservice gegen eine (zugegebenermaßen recht hohe) Gebühr. Dadurch verbrachte ich viele Stunden und Tage direkt in der Bibliothek, welche auch Samstag bis spät abends geöffnet war und, für die Pausen eine große Kantine und einen kleinen Supermarkt umschloss, in dem man sich neben Büroartikeln auch mit Lunchboxen eindecken und die man im angrenzenden Park verspeisen konnte. Neben der Recherche in der Bibliothek machte ich mich auch öfters in die diversen großen Buchhandlungen auf, die größte, Kinokuniya, umfasste dabei 8 Stockwerke und führte hauptsächlich neuere Literatur. Ein weiterer wichtiger Punkt meiner Recherche waren die (insgesamt drei) Interviews mit selbstständigen Frauen, welche glücklicherweise alle in Tokyo ansässig machten und die Stadt zum logischen Aufenthaltsort für meine Recherche machte. Da ich bereits nach meinem 4. Fachsemester ein Jahr in Tokyo als Austauschstudentin verbracht hatte, war es auch diesmal kein Problem, selbstständiger zu agieren und sich zurechtzufinden. Ich hatte bewusst ein Share House im östlichen Teil Tokyos gewählt, sodass ich einen komplett anderen Eindruck (als den mir bekannten westlichen Teil) zu gewinnen. Die Fahrt mit der U-Bahn zur Bibliothek funktionierte auch diesmal einwandfrei mit der sogenannten SUICA, eine Art aufladbare Chipkarte, mit der man schnell durch die Bahnschranken kommt und sich die aufwendige Suche nach dem richtigen Ticket sparen kann. Auch wenn ich diesmal kein japanisches Konto zur Verfügung hatte (das erfordert eine japanische Adresse, sowie eine Aufenthaltsgenehmigung in Form eines Visums etc.), so war Geldabheben stets an einem der vielen Filialen der japanischen Postbank (JP Japanpost) mit einer deutschen Kreditkarte kostenlos möglich. Da Bezahlung mit Cash in Japan sehr viel üblicher ist als mit Karte, war dies ein sehr wichtiger Faktor. Ein weiterer Punkt, der mir zunächst Sorgen bereitet hatte, war das Mobiltelefon, da für solch einen kurzen Aufenthalt natürlich auch ein japanischer Mobilfunkvertrag nicht in Frage kam. Abhilfe fand ich jedoch mit einer Prepaid-(SIM-)Karte der Firma BIC Camera, die für ausländische Smartphones eine Datenflatrate von 2GB für maximal drei Monate für einen angemessenen Preis anbot. Da das Mobilfunknetz in Japan sehr viel schneller und größer ist als in Deutschland und viel wichtiger für die Kommunikation ist als Telefongespräche oder SMS, war ich darüber sehr begeistert und dankbar (denn ohne eine mobile U-Bahn-App ist das Bahnfahren in Tokyo eine reine Qual). Alles in allem war es ein sehr erfolgreicher Aufenthalt, bei dem ich einiges an wissenschaftlicher Literatur (vor allem ältere, welche von Deutschland aus nicht zu bekommen ist) sammeln, sowie ausführliche und eingehende Interviews führen (Skype wurde von den Interviewpartnern nicht gewünscht) konnte. Der einzige Minuspunkt war die hohe Kopiegebühr (und der fehlende Scanner) in der Bibliothek, sowie die für eine so große Einrichtung doch recht kurzen Öffnungszeiten, da es ja doch vonnöten war, den Großteil der Literatur vor Ort zu lesen(!). Da jedoch immer noch eine eingehende Literaturrecherche von älteren Quellen und alternativen Medien von Deutschland aus fast unmöglich ist, war es sehr hilfreich, dies vor Ort in Japan erledigen zu können. Links: Offizielle Homepage der Tokyo National Diet Library http://ndl.go.jp/ Homepage der Share House Agentur „Borderless House“ http://www.borderless-house.com/ Japan Travel SIM Card (mit Datenflatrate für ausländische Smartphones) https://t.iijmio.jp/en/
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